JONES ROAD BEAUTY – Brauche ich das?

Lange habe ich überlegt ob ich jemand bitte, mir eine Kiste Produkte aus England zu schicken. Aber was?
Nachdem ich mir unzählige Videos mit den Produkten angeschaut habe, bin ich ganz und gar nicht mehr überzeugt.

The Miracle Balm ist ein Bestseller, ein cremiges, recht festes Produkt, was für Glow sorgt, entweder als Rouge, All-over Produkt oder auf Augen und Lippen.
Hm… da gibt es was von Nars?? The Multiple? Im Stiftform, kann dieses Produkt, was übrigens Ewigkeiten hält, ein guter Ersatz sein. Und siehe da, ich habe es rein zufällig in meiner Schublade und nutze es als leichten Rouge und Lidschatten.
Ebenfalls ist Armanis Fluid Sheer ein guter Ersatz dafür, es kommt allerdings in flüssiger Form und braucht etwas Übung, ist dafür äußerst sparsam und wirklich schön in der Tagescreme oder mit Lidschatten gemischt.

WTF – die ebenfalls cremige Foundation im Tiegel ist pflegend und soll den Teint ebnen, ohne stark zu decken. Das gibt es momentan von so ziemlich jedem Hersteller und in einer hygienischeren Verpackung, nämlich in der Tube. Ob es IT Cosmetics ist, oder Fenty mit den tausend Farben. Wer trotzdem eine Foundation im Tiegel haben möchte: Sisley, Chanel und Konsorten bieten astronomische Teure, pflegende Produkte an. Joa.

Die Lidschatten sind in klassischen Tönen, damit kann man nichts falsch machen, insgesamt ist die Farbpalette eine Neuauflage der Kernkollektion von Bobbi Brown. Die kleine Auswahl und die frischen, aber nicht kreischigen Farben sind gut für Frauen, die sich nicht aufwendig schminken. Ich bin die Zielgruppe, ganz klar, immer geschminkt, aber darauf bedacht, gut anstatt geschminkt auszusehen.

Ist aber Deutschland eine Zielgruppe? Ich würde dem Brand abraten, nach DE zu expandieren, denn hier gibt es wenig Potential. Die meisten Frauen in der Altersgruppe schminken sich kaum, oder sie verwenden bereits viel, dann aber eher klassische Marken. Die immer neugierigen Kundinnen, die alles ausprobieren, werden schnell gelangweilt sein. Und obwohl die Sachen foolproof sind, weiß ich, dass gerade die Frauen, die jetzt ein wenig lernen sich zu schminken, es im Alltag schnell wieder aufgeben. Denn die wenigen Handgriffe kann man dann ja auch komplett weglassen. Und insgesamt ist die Jack Wolfskin Fraktion nicht vom Kajal am unteren Augenlid als einzige Schminke weg zu bekommen – tut mir leid, dieser kleine Seitenhieb muss sein.

Make-up ist keine Pflicht und gut aussehen auch nicht – wer dazu kein Bock hat, muss sich nicht rechtfertiegn. Eher ist es schwierig, dass Frauen sehr häufig sagen, “Ich würde gerne…” weil es einfach Spaß macht, aber die Skills dafür fehlen. Und dann wird niemand in der Preisklasse JONES ROAD BEAUTY initial shoppen, sondern sich eher als Naturkosmetik oder Drogerie Produkte halten.

Das Konzept von JONES ROAD BEAUTY bleibt aber toll, ich würde für eine minimalistische, kohärente Austattung dort durchaus zugreifen.

BYREDO Flüssiger Lippenstift Vinyl Fantôme – neue Sachen von Lucia Pica

Für ganze 45 Euro bekommt man einen transparenten Gloss. Kein Mensch würde…

Außer, es ist die geniale und kreative Lucia Pica, die eine Zeit lang bei Chanel war und dessen Make-up Kollektionen und Produkte immer sehr interessant und versatil waren. Leider steht sie auf warme Farben, das sollte man wissen, oder zumindest “natürliche” Farben, nicht nur aus der Landschaft Italiens, sondern eher eine von Renaissance-Gemälden inspirirte Natürlichkeit. Das Unternehmen BYREDO, das zuletzt eine kräftige Finanzspritze erhielt, hat sie als Kreative an Bord geholt und tja, nehmt mein Geld! Ihre Sachen hüte ich wie einen heiligen Gral, weil man damit unglaublich viel machen kann und weil die Farben immer besonders angenehm sind. Sie hat übrigens den “rote Augen aka rote Lidschatten” Trend lanciert, der zwar nicht meine Baustelle ist, aber seit jeher geblieben ist.

Wozu braucht jemand einen transparenten Gloss? Der Effekt ist es, und was man auf den Lippen haben kann, ist auf den Augen wesentlich besser: Glanz. Glanz statt Farbe, denn die Farbe sollte nicht immer im Mittelpunkt stehen. Hinzugefügte Farbe kann künstlich wirken, kann ja auch beabsichtigt sein, sei ein KunstSUBJEKT. Der Auftrag auf den Augenlidern in Kombination mit schwarz wird das nächste große Ding beziehungsweise war nie aus der Mode. Messy, sexy.

Jenseits von Editorial Looks jedoch ist diese Art von Glanz, also kein Glow, kein Schimmer, keine Partikel, trotzdem sehr interessant, weil es “feucht” wirkt. Also ein bisschen wie frisch geduscht, wie Schweiß nach dem Sport oder noch besser, nach dem Sex, überhaupt wie nach basaler Sünde. Ich erinnere an den Glanz von getrocknetem Sperma. Jaja, ich weiß, wer will das schon. But you know: SEX SELLS!!

Kostenpunkt: 45 Euro.

VAN CLEEF & ARPELS California Rêverie Eau de Parfum

Von Kalifornien habe ich nie geträumt, aber von Sonne träume ich derzeit sehr viel. Auf der Suche nach zumindest einer olfaktorischen Entsprechung gibt es viele Möglichkeiten, von “cheap thrills” wie ein Duschgel über ein Guerlain Aqua D’Allegoria wie Mandarin Basilic bis hin zu den durchdachten Kompositionen von Cartiers Eau der Cartier Zeste de Soleil oder diesem hier.

Ich liebe diesen Duft! Weiterlesen…

MAC Prep+Prime Fix Pinklite – Setting Spray, das als Solist was hermacht

Late to the party? Das Spray gibt es seit Äonen, und man kann sich grundsätzlich über den Sinn oder Unsinn von Primern und Settingssprays streiten. Wessen Make-up 16h in der Sauna angeklatscht sitzen muss, wird alles benutzen, und sich dann wundern, warum nach dem Abschminken die Haut so schlecht ist.
Allerdings gibt es durchaus Anlässe, wo man so etwas braucht, Hochzeiten zum Beispiel.

Meine Erwartung an Make-up Produkten ist immer gewesen, dass sie ohne solche Zusätze auskommen. Das war allerdings naiv von mir, denn “at a certain age” hilft kein Silikon der Welt mehr und kein Concealer für 80 Euro, da muss frau tricksen oder es lassen. Zumindest gilt hier definitiv “weniger ist mehr”.

Wozu braucht nun ausgerechnet jemand wie ich, die keine Foundation verwendet, ein Produkt zum fixieren von…?? Ich fixiere damit gar nichts, sondern nutze es tatsächlich als Abschluß über das Gesicht, weil dieser wundervolle pinke Schimmer einen fantastischen Glow verleiht, ohne das man speckig wird. In Kombination mit einer speckigen Pflege wirkt das Ganze sogar noch besser, es mattiert leicht und der Teint wirkt noch weniger stumpf. Es gibt zwar ohne Ende schimmernde Puder, der Effekt hier auf der nackten Haut ist jedoch tausendfach besser, zumal sich das Zeug sehr schön über Haare und Dekolleté verteilen lässt.

Nun kommen wir zum großen Problem dieses Produkts: Die Verpackung ist absolute Katastrophe und sparsamer Auftrag ist mir bislang noch nicht gelungen. Denn auf die Haare sollte das sparsam verteilt werden, sonst wird es fettig; aufs Gesicht ebenfalls, sonst ist man eine Diskokugel, wenn auch nur aus den Nähe; und der Boden um einen herum ist auch immer pink. Der Flakon muss lange und kräftig geschüttelt werden, damit sich die feinen Schimmerpartikel gut verteilen.
Allerdings habe ich den Verdacht, dass mir die Inhaltsstoffe des Sprays auch leicht unreine Haut bescheren, aber da ich es nicht täglich verwende, sehe ich nicht aus wie rosa glitzernder Streuselkuchen. Obwohl, doch, und ehrlich? ES GLITZERT ROSA! GEIL!

Trotzdem, ich bin von diesem Effekt massiv überzeugt und habe tatsächlich eine Flasche gekauft, die vermutlich vererbt wird.

Für warme Hauttypen gibt es das Ganze auch mit Goldschimmer und für alle anderen komplett ohne. Als “Pflege für zwischendurch” würde ich es allerdings nicht deklarieren.

Was passiert, wenn jemand stirbt, die man nur virtuell kannte?

Diesen Beitrag habe ich im Kopf vorhin schon begonnen zu schreiben, da stand ich noch im Bad beim Zähne putzen. Es fröstelt mich, trotz zweier Pullis, dicken Socken und Tee. Ja, ich bin furchtbar lange krank gewesen, und ich wünschte ich wäre mehr Hypochonder, und würde mich besser kümmern, und wüsste warum ich so krank bin und immer wieder so schüttelfröstelig friere – oder ich bin vielleicht einfach nur sehr müde und deswegen ist mir schlicht und einfach kalt. Oder vielleicht einfach auch, weil ich gerade erfahren habe, dass jemand einfach so gestorben ist. Zack bumm. Und dass ist jemand, die man quasi kennt, dessen klug Gedanken man lange gelesen hat, und mit der man sich getroffen hätte, irgendwann demnächst hier vor Ort, auf ein Kaffee und ein Besuch bei der Goldschmiedin.

Jemand, die viele kannten und schätzen, wenn auch nicht persönlich, nicht vollständig, und nicht “in echt”. Und genau das ist das, was so viele Leute nicht verstehen: Soziale Medien sind nicht virtuell. Die Technologie ist nicht mal virtuell, der Begriff ist wissenschaftlich eigentlich definiert und ich erinnere mich vage, es extra nochmal nachgelesen zu haben, weil ich mich daran störte, um dann noch verwirrter zu sein. Die technischen Plattformen sind Services, Dienstleister unserer Kommunikation, kleine Bits und viele kleine, geleitete Stromimpulse. Lauter Dinge, die man anfassen kann und sehen kann, wenn auch nicht mit bloßem Auge.

Sind die Menschen virtuell? Sie sind qua ihres Contents, ihres Outputs, und ob ihrer Möglichkeit als Repeater, also wiederholend, zu fungieren. Sie sind aber einfach auch jemand, dem man schnell geschrieben hat, statt “rüber zu gehen” – weil diese Person gar nicht in einem Raum nebenan sitzt. Physisch vielleicht nicht, aber sitzt sie doch hier vor mir, und man drückt auf die “Neu laden” Symbole des jeweiligen Dienstes und liest weiter, was diese Person schreibt und sagt.

Und dann stirbt sie.

Zack bumm.

Man kann sein digitales Erbe der Welt hinterlassen oder andere Menschen damit beschweren, schöne neue Welt. Man hat ein Leben nach dem Ableben, und das ist ironisch, wo wir uns versuchen als Geist auf Festplatten uns der Ewigkeit zu bemächtigen, und das nicht nur in Science-Fiction-Filmen. Seltsam, weil wir alle ableben “Wir werden alle sterben!” und trotzdem mit diesen Gedanken, mit unseren Ideen und Nachrichten noch da sind. Und nein, es ist ein Unterschied zwischen dem und so etwas wie künstlerisches Werk, was von einer Künstlerin verbleibt. Ist es das? Mumifizierte Wesen auf unzähligen Backup Festplatten, die irgendwann überspielt und gelöscht werden – sollten. Der Umwelt zuliebe. So wie man verbrannt werden sollte. Nicht nur der Umwelt zu liebe. Asche zu Asche, Staub zu Staub.

Und was passiert dann? Die Welle des Entsetzens ist tiefgreifend und ebenso: Kurz. Das Social Media Monster, also das Medium, es wird getragen und belebt von all denen, die diese Nachricht nicht vernommen haben und wesentlich mehr noch von denen, die es nicht interessiert. Ja, sogar von den Leute die fragen, ob das jemand schon mal wissenschaftlich aufbereitet hat, so einen Sterbefall, der digital und virtuell (nicht!) ist.

Naja, wir sind ja noch da, wir empören uns und frieren weiter, schlagen mit den Fingerspritzen auf unsere Tastatur und belasten die Umwelt und sind gleichzeitig sehr stolz drauf. Hey Siri, stell den Wecker auf acht Uhr, morgen ist die Person vergessen und wir haben uns heute immerhin kurz daran erinnert, wie fragil das Konstrukt Namens Leben ist. Es bleiben viele kluge Gedanken irgendwo gespeichert, sehr bald schon vergessen, überschrieben von ebenso klugen Gedanken, nur etwas anders, das ist der Lauf der Dinge.