Slugging als Trend und warum es Quatsch ist

Die Make-up Community ist tot, es lebe die Skincare Community! Diese produziert am liebsten Berge von Müll, hat auf der anderen Seite massiv bezüglich Lichtschutzfaktor aufgeklärt.
Die Make-up Community hat nix getan?! Doch, sich für Inklusion eingesetzt, und Produkte für Schwarze Haut verlangt. Und Sichtbarkeit für unterschiedliche Menschen.
Wir haben immer noch ein enormes Ageism Problem in der gesamten Schönheits- und Kosmetikindustrie. Insgesamt ist die Branche immer wieder aus Marketinggründen bei Dingen dabei, ob Gay Pride oder Black Lifes Matter, aber es bleibt Kommerz.

Anyway, ich habe ja viel in der Skincare Community rumgelesen und geschaut, um was zu lernen. Ein häufiger Begriff, ein Trend sozusagen, war dann Slugging und ich dachte, wow, was ist das, es hört sich so… anders, so cool an? War zwar schon letztes Jahr Trend, ja nun, es ist jetzt im Mainstream angekommen.

Man nimmt Vaseline und reibt sich am Ende der Abendroutine das Gesicht damit ein, um den Feuchtigkeitsverlust zu minimieren. Geht theoretisch auch mit anderen, fetten, schweren Cremes, die auf Paraffinölbasis sind. Also, um genauer zu sein, man macht eine Maske über Nacht. LOL! Früher Nivea Creme, der Liebling der Republik, zentimeterdick ins Gesicht geschmiert, heute eben Vaseline. Immer noch besser als Lauders La Mer, das der Nutzer*in einen dreistellingen Betrag aus der Tasche zieht.

Ja, also, rein technisch erscheint das sinnvoll, denn die Haut verliert Feuchtigkeit über die Oberfläche. Okay, dadurch soll die Pflege darunter besser wirken. Ungefähr hier kratze ich mir an den Kopf. Welche Pflege wirkt wo in welcher Hautschicht? Warum muss man das versiegeln? Und ist das nicht einfach nur ein TikTok Trend, der ein altes Hausmittelchen umbenannt hat? Fragen über Fragen. Und ist Vaseline nicht einfach das billigste, immerhin gereinigte Abfallprodukt der Erdölindustrie? Ein Schelm, der böses dabei denkt. Fünf Minuten googeln und man findet absolut jede Meinung dazu, von ist gut bis ist böse, immerhin sind sich alle einig, dass es bei fettiger/unreiner Haut nicht gut ist.

Die Haut ist ein Organ, das über Durchblutung funktioniert, mit Betonung auf Blut, und massiv vom Darm beeinflußt wird. Statt Vaseline zu schmieren, empfehle ich 30 Minuten Yoga/Stretch/Bewegung und 2 Liter lauwarmes Wasser am Morgen, kein Alkohol und andere Toxine, wenig Zucker und keine pralle Sonne. Klingt scheiße, oder? Da ist Vaseline doch besser!

tl;dr Slugging ist die altbewährte Crememaske, aber mit Vaseline und über Nacht. Besser: Etwas mit Glycerin/Hyaluron/Betaglucan und darüber eine Creme und dann noch ein Öl (Squalan, Nachtkerze). Oder einfach die Lieblingscreme etwas dicker über Nacht.

Auch Männer lassen sich liften

Auch Männer lassen sich liften bzw. unterziehen sich Schönheitseingriffen für beruflichen Erfolg, Christian Lindner ist ein ausführlich auseinander genommenes Beispiel (Danke Twitter und CommiMommy, hier alles lesen: https://twitter.com/thecommiemommy/status/1532669556262682624?s=20&t=RuWzlA-Pa3C3QAw6Ncjpyg).

Spätestens nachdem Sebastian Kurz, der schleimige Schwiegersöhnchen-Typ mit absolut null Hintegrund, Kanzler in Österreich wurde, wissen wir, dass das Äußere maßgeblich eine Rolle spielt, auch für Männer, die in der Öffentlichkeit stehen. Anders als Frauen wird ihnen allerdings ein attraktives Äußeres NICHT zum Verhängnis, ganz im Gegenteil. John Biden ist übrigens auch zu Tode geliftet. Stellt Euch vor, Angela Merkel hätte was machen lassen, sie wurde ja schon krass kommentiert, als sie ein Kleid mit Dekolleté trug.

Das zeigt wieder die offensichtliche Doppelmoral, dessen ich mich auch nicht wirklich frei machen kann. Sollen alle machen, was sie wollen, aber es nicht abstreiten? Ist es nicht privat? Was aber, wenn man in der Öffentlichkeit steht und ein Role Model ist?
Sollen alle bloß verstehen, dass es solche perfekten Menschen nun mal nicht gibt? Wenn, dann sind es eine Handvoll von Milliarden.
Sind wir wirklich glücklicher mit einem faltenfreien Gesicht? Oder rechtfertigt der berufliche Erfolg die Investition und das gesundheitliche Risiko? Ist es ein Distinktionsmerkmal *guck mal, ich habe Geld*?
Haben wir jetzt weniger Patriarchat, wenn auch Männer sich dem Diktat der Schönheit beugen-müssen? Finde, da ist nicht viel gewonnen, wenn ich ehrlich bin.

Interessanterweise hat Lindner die Eingriffe geleugnet, aber eine Haartransplantation zugegeben. Wohl zu offensichtlich. Der Rest ist manchen Kreisen und bei Frauen ohnehin relativ üblich, Lidstraffung, Kinn auffüllen, Botox, das Übliche, und ich finde, er könnte dazu stehen. Warum nicht. Er kann es sich leisten. Und er ist sowieso kein Sympathieträger, was hat er schon zu verlieren. Kompetenzen, die man ihm absprechen kann, sind mir nicht bekannt. Aber nice anzusehen ist er definitiv. Spannender ist es ja auch, was es über seine Wähler*innen aussagt. Und das ich recht habe, dass gut aussehende Menschen es im Leben leichter haben, zumindest solche, die dem Mainstream entsprechen, also männlich gelesen werden-kleiner Scherz natürlich; und einige männliche Politiker nur durch tadellose Kleidung auffielen, sonst nix (Scheuer?!).

Wir waren und sind dem Jugendwahn verfallen, ironischerweise wird es ausgerechnet jetzt, wo wir so lange leben, immer krasser. Sicherlich auch dank der Möglichkeit für den Mainstream, sich so etwas anzutun. Der Wunsch nach ästhetischer Optimierung ist einfach da. Rational, irrational, politisiert oder nicht.
Wichtig ist, das man sich damit nicht selbst schadet, dass man es reflektiert angeht, und dass man Spaß daran hat. Und im Zweifel gilt das auch für Politiker wie Lindner. Macht, Erfolg und das wesentlich bessere Gesicht in der Zeitung zu sehen war ihm scheinbar sehr wichtig, also hat er ebendiesen Weg beschritten. Why not. Auch [zensiert] sind Menschen und vice versa.

Rosa bis Rosenholz – Aktuelle Lippenstiftfarben

Nichts, nichts geht über einen neuen Lippenstift. Mag sein, dass es bessere und vor allem billigere Happymaker gibt, für mich bleiben kleine, luxuriöse Begleiter im Alltag Trumpf. Ob es eine Lippenpflege ist, die besonders schön verpackt ist UND gut pflegt, oder ein Hauch von Farbe, das mit einer kleinen Geste aufgetragen wird. Da hat Hermès echt einen guten Werbe Claim gemacht, bei denen heißt es nämlich: Die Hermès Geste (die da wäre einem sehr erfolgreich das Geld aus der Tasche ziehen, n’est-ce pas).

Und weil Rot bei mir gerade out ist, kommt sicherlich im Winter wieder… habe ich meine neutralen bis kühlen Lieblinge zusammen getragen.

Hermès ROSE NYMPHÉA ist göttlich. Unfassbar teuer, aber nachfüllbar, ein Hauch Rosapink, das sehr harmonisch und frisch ist und sich 1A als Cremerouge macht. Leider riecht er ganz schön eklig?! Nach Gummireifen? Und das erst nach ein paar male Benutzung. Schräg. Verfliegt zwar, aber trotzdem schräg.

– CHANEL Rouge Baume 912, Dreamy White, also ohne Farbe, aber mit Glitter und Pflege; eine gute Basis für matte Lippenstifte.

– CHANEL Rouge Coco Mademoiselle ist nicht umsonst ein Klassiker, der allerdings recht kühl ist. Im Sommer allerdings ist der Schimmer und der rosige Hauch ganz erfrischend. Nicht ohne Grund ein absoluter Klassiker.

Bobbi Brown Brownie ist ein Klassiker, der unglaublich frisch macht. Sieht unspektakulär aus in der Tube, riecht etwas zu mandelig für mein Geschmack, ist aber farblich göttlich genug, um das für 5 Minuten zu ertragen.

Tom Ford Lip Shine in L’Eclisse ist rosa, nix Rosenholz, mit einem Hauch Mauve, und ist als Cremerouge für trockene Haut eine Offenbarung, auf den Lippen sowieso. Mitnichten viel günstiger als Hermès, der sich sehr langsam verbraucht, dafür besser in der Pflegewirkung und im Duft.

– YSL Rouge Volupté Shine Oil in Stick – ALTER WAS SOLL DER Name!!! Ich habe hier leider keine Nummer oder Name mehr, guckt selber, die Textur ist göttlich. Und ich mag die Parfümierung. Leider hält er von 12 bis Mittag, aber es ist ein tolles Produkt, das häufig reduziert ist.

– Der Lip Perfector von Hermès ist defintiv überflüssig – und genauso geil. Eine matte Textur, die hauchfein ist, nicht nach Gummireifen duftet, und dazu sehr natürlich aussieht. Nachfüllbar, für immer noch satte 40 tacken. Immerhin hat man nicht die komplette Verpackung in den Müll tun müssen, das ist schon mal etwas.

TOM FORD Ultra Shine Lip Color in L’Eclisse 706

Liebe, Liebe, Liebe – eine eierlgende Wollmilchsau als Produkt, ist die Farbe nicht nur herrlich rosig, sondern macht sich als Cremerouge unfassbar gut.

Für mich ist das ein Produkt weniger, ein Stück in den Müll weniger, ein Handgriff beim Schminken weniger, absolut Win-win. Wenn da nicht der Preis wäre, mit Rabatt so viel wie die früher gekostet haben. Ist der Rabatt bereits eingepreist?! Eine Schelmin, die das Böses und so weiter…

Angenehm parfümiert, pflegende, recht schmierige Textur, was sich auf trockenen Lippen und Haut ausnehmend gut ausmacht, und auf den Wangen eine wirklich gute Haltbarkeit. Auf den Lippen natürlich weniger. Die Farbe allerdings ist auch wirklich der Clou, ein gedecktes Rosa mit einem Hauch Grau/Mauve, das eben nicht nach Barbie schreit. Elegant, und sehr frisch.
Allerdings eher im kühlen Spektrum – wenn man hier noch ein Hauch Geld reinmischte, wäre es perfekt und im neutralen Spektrum, wo ich farblich zumindest bin, als Mindset definitiv nicht.

Wie immer, habe ich es so oft und so viel benutzt, dass ich es vergessen habe zu zeigen. Das ist das lustige mit den guten Produkten: Sie sind ein wenig zu selbstverständlich geworden.
Und da muss ich definitiv noch ein paar Dinge zeigen, die gut UND nachfüllbar sind, mich also seit vielen Jahren begleiten.

Hier ein Tragebild und ich finde, das haut rein: Frisch, glowy, unangestrengt. Für mich ist das wesentlich schöner als fetter Eyeliner und Smokey-Eyes, die ich zwar besonders gut tragen kann, aber mich zu sehr in die Kategorie männerfressende Vamp verfrachten. Und ich bin das lieber inkognito. *devil’s grin*

#AndreeaTestUrteil: Sehr gut!

Alte Frauen dürfen nicht auf Covern

Eigentlich hatte ich einen anderen Beitrag für heute geplant, wachte jedoch nach einer schrecklichen Nacht auf und öffnete die Twitter-App um mich zu vergewissern, dass der größte Teil der Welt steht. Leider ja, und die Welt macht weiter wie sie es immer tat, Krieg, Misogynie, Kolonialismus und Diebstahl. Läuft ja Hand in Hand. Um es kurz zu fassen: I woke up and I chose violence. Na ja, ein bisschen Tee holte mich wieder runter…

Ich stolperte auf Twitter über das Cover eines Magazins, das unter viel Arbeit entstand und mit sicherlich guten, kritischen Inhalten aufwartet. Auf dem Cover prangt eine Zeichnung von der britischen Chef-Kolonialistin, der Queen. Jetzt stolze ü90, bezieht sich die Zeichnung auf ein Bild, als sie etwa 30 Jahre alt war. Nun ist es nicht die VOGUE, die so dermaßen frauenfeindlich ist, dass wir es nicht mehr sehen, sondern ein Intelektuellen-Blatt.
Ich habe also mal nachgefragt.

Wird beispielsweise Gerhard Schröder medial so abgebildet, wie er ist? Ja. Kein Bild, wo er 40 war. Arschloch damals und auch heute, ist er als alter, weißer Mann aber scheinbar als Bild tragbar. Queen Elisabeth, die den Spruch “You are not ugly, just poor” sinnbildlich darstellt, ist hingegen auf diesem einen Cover ca. 60 Jahre jünger. Und so geht es vielen Frauen, insbesondere den von Berufs wegen schönen Frauen.
Einzig intelektuelle Frauen dürfen im Ansatz über 40 sein – da fallen mir allerdings auch nur Hannah Arendt ein, und Jutta Allmedinger, die allerdings auch relativ jung aussieht.

Also, ich habe den Chef des Blattes wie gesagt, freundlich gefragt. Die Antwort kam von anderer Seite zwar, aber konnte das Bild als Juxtaposition zum Überbleibsel der Monarchie, also eine junge Frau und die Symbolik des Relikts Monarchie als Gegenspiel, erklären. Das Bild zeigt die junge Königin bei der Krönung, mitsamt ihren Reliquien. Okay, dingdong. Ich habe die Bildunterschrift gar nicht erst gelesen/gesehen, gebe ich zu, shame on me.

Diese Art des Sehens und der Bebilderung hat allerdings eine sehr lange Tradition, das ist etwas, was sich so hartnäckig hält, dass wir es weder bemerken noch hinterfragen. Aus meiner Warte als Kulturwissenschaftlerin denkend, sprechend und fragend, ist das bildhafte Denken, gerade in Bereich Medien, das spannendste Untersuchungsobjekt, das mir nicht nur über uns, unsere Zeit, sondern gelegentlich auch über mich selbst viel sagt. Wir können Erkenntnisse ja nicht losgelöst von der eigenen Subjektivität haben, lediglich diese hinterfragen und aus anderen Perspektiven betrachten und betrachten lassen. Ja, Wissenschaft ist nicht nur fallibel, sondern diskursiv, man kann nicht alleine Erkenntnisse haben, diese werden stets in einer Gemeinschaft evaluiert und überprüft. Deswegen war es wichtig zu fragen und eine andere Sichtweise zu bekommen – und diese nebeneinander gestellt sind beide valide. Vom Blatt-Chef kam zusätzlich die Antwort, dass sie die alte Queen schon mal auf dem Cover hatten, und jetzt halt ein anderes Bild genommen haben. Easy. Nach meiner Frage wette ich, dass er das nächste Mal diese Frage im Hinterkopf hat. Solche Leute kritisieren ist immer einfach und das habe ich lange getan, aber es ist viel cooler, wenn sie stattdessen eine neue Facette in ihrem Denken aufnehmen. Weil sie es können und weil sie an den richtigen Hebeln sitzen, und wir eh alle davon profitieren würden.

Anyway, ich habe medial nicht mehr all zu lange zu leben, denn ich bin demnächst Mitte 40, dann 50, und dann muss ich mir eine Tüte über’m Kopf ziehen und den Platz freimachen. Einzige Ausnahme: Ich bin schlank, operiert und medial als Gegenbeispiel erfolgreich (da fallen mir grad’ nur kinderlose Frauen ein, komisch). Da beißt mir meine eigene, internalisierte Frauen- und Altersfeindlichkeit, die dazu einen besonders starken rumänischen Hintergrund hat, in den Hintern. Ist übrigens ein rumänischer Spruch, das mit dem in den Hintern beißen, ja.