Generational Gap – Digitalisierung und Mental Load

Nach einem längeren Gespräch mit einer Kundin kamen wir gemeinsam auf das Thema Nr. 1 für Frauen und insbesondere Mütter zu sprechen: Mental Load.

Davor hatten wir noch die Generation unserer Mütter am Wickel, die gar nicht verstehen können, warum wir so gestresst sind mit den ganzen Dingen, die heute viel bequemer geworden sind. Stimmt, die Waschmaschine muss nicht mehr von Hand das Wasser ausgewechselt bekommen und der Geschirrspüler ist auch eine geniale Frauenerfindung, aber: Wir haben einen ganz anderen Alltag, gerade durch die immensen technischen Fortschritte, jedoch dadurch wesentlich mehr Mental Load. Und was soll ich sagen, ich rede über Großmütter, die 60 und aufwärts sind, also noch relativ jung; die Generation der Boomer hat die Digitalisierung mitbekommen und sich mühsam damit zurecht gefunden, das will ich nicht leugnen. Doch das sind auch die, die diesen Teil häufig in geringerer Auslastung im Alltag erleben. Und eh schon im Rente ist.

Unsereiner bekommt mehr Informationen, muss mehr entscheiden, muss mehr Wissen ansammeln um dann erst entscheiden zu können. Wenige Menschen haben das Privileg zu sagen, ich löse dieses Problem in dem ich Geld drauf schmeiße. Wer hat nicht stundenlang Angebote fürs Handy verglichen? Wer führt den Terminkalender für mehrere Personen?
Es wird auch durch viele digitalisierte Dienste der Mental Load auf die Kund*innen übertragen. Deswegen sind viele Branchen hinterher, solche Prozesse einzuführen, weil sie Personal an der Dienstleistungsfront sparen. Leider sparen sie die schon im technischen Bereich, im Backend und in der Entwicklung, weshalb viele miese Dinge auf dem Markt sind, wo man dann doch genervt den Customer Service anrufen muss, um “mit einem Menschen zu sprechen”.

Mein digital durchgeführtes Styling wird mehr Arbeit für meine Kundin bedeuten. Das ist eigentlich nicht fair, denn sie kauft eine Dienstleistung ein, die ihr Sachen abnimmt, und zwar am besten sofort. ICH miste aus, ICH stecke ab, ICH sortiere – das muss sie nun selbst machen, statt aus dem Sessel mit einem Drink in der Hand mich bei der Arbeit zu entertainen.
Dafür habe ich natürlich einen Ausgleich für sie.

Hat das auch meine Bank? Mein Mobilfunkanbieter? Meine Krankenkasse? Letztere koppelt beide Dienstleistungen sehr gut, da kann ich mich nicht beschweren, in der Regel wird jedoch die Arbeit weg delegiert und der Mental Load, der ja unsichtbar ist, wächst. Bei Männern wie bei Frauen, nur dass Frauen seit jeher der Mental Load auch im Job, und nicht nur Zuhause in die Schuhe geschoben wird. Ja, es ist der härtere Job, Sekretärin zu sein, aber das wird weder bezahlt noch gewertschätzt.

Und woher kommt das eigentlich? Wieso sind keine Dinge erfunden worden, die Mental Load minimieren? Immerhin hat uns die industrielle Revolution Maschinen gebracht, die physische Arbeit abnehmen. Die digitale Revolution hingegen, die stattfindet, hat uns rein gar nicht eingebracht bislang, und ich meine, es ist zu offensichtlich warum. Höher, schneller, weiter – Mehr RAM, weniger Benutzungsfreundlichkeit. Vollpfosten wie Elon Musk beherrschen die Szene, während Timnit Gebru überhaupt erst intersektionales Denken zu den Technolog*innen bringen muss.

Wo sind die Dinge, die Mental Load minimieren? Wo sind Lösungen, die die angeblich allmächtige KI uns bringt? Es gibt sie, aber inwiefern haben sie außerhalb spezieller Felder einen Eingang in den Alltag gefunden, der uns HILFT? Wo sind die smarten Lösungen, die Mental Load antizipieren? Und wo sind die Menschen, und es müssen keine Frauen sein, die solche Konzepte überhaupt erdenken?

AQUA OCCULTA DMS Creme und Elixir – für sensible Haut

EDIT: Es wird ein neues Produkt geben, ich hoffe ja auch auf Retinol, der Wunderwaffe gegen alles, wo ich mich derzeit nicht heran traue. VERTRAUEN – das ist das Thema: Ich traue es diesen Firmengründern zu, ein Produkt zu schaffen, was ich mich traue, zu benutzen.

Ich habe meinen Test mit dem auf Instagram-gehypten Produkt, der Aqua Occulta DMS Creme, weiter geführt, weil das Produkt zwar nicht sexy, aber irgendwie… gut ist. Hatte nämlich eine Runde neue Produkte ins Gesicht geschmiert und den einen oder anderen Misserfolg verbucht. Dazu kam der Heuschnupfen, sehr viel Stress, und mein Gesicht explodierte, als ob es kein Morgen gäbe. Rettung stand ungeliebt im Bad: Die Aqua Occulta DMS Creme.
Es kommt jetzt eine persönliche Lobpreisung und >>Werbung<<.

Da der Zusammenhang zwischen Allergie-Stress-empfindliche Haut (regelrechte Dünnhäutigkeit) bekannt ist, blieb ich bei der Creme und benutzte sie auch tagsüber. Widerwillig, gebe ich zu, der Monk in mir greift immer zu den gleichen Sachen, es sei denn, ich habe einen vierteljährlich auftretenden Anfall von Probiereritis, die schon mal beim Arzt geendet ist. Aber sie stand im Bad, okay, was soll’s, fühlte sich zumindest gut an.

Und weil nix mehr ging, bis auf diese Creme, blieb ich dabei (seit zwei Monate jetzt) und oh Wunder, meine Haut beruhigte sich und ich habe seitdem nichts mehr getestet. Währenddessen…


Währenddessen brachte die kleine Firma noch ein Squalan mit Linolsäure raus, eine Fettsäure, die man in Leinöl findet. Leinöl schmeckt bekanntlich scheiße, aber wirkt innerlich Wunder. Äußerlich auch: Ich erinnerte mich, dass sich eine Naturkosmetikherstellerin darüber beklagte, wie gut Leinöl bei Neurodermitis wäre, aber wie unstabil es sei. Das Gespräch ist fast 20 Jahre her, und hallo, times are changing. Weiterlesen…

Wie eine Langhantel alle Deine Probleme löst

A – Arschlöcher haben Angst vor Dir
B – Beckenboden wird trainiert
C – Charakter wird gestärkt
D – Dicke Muckis
E – Einfache, tägliche Bewegungsmuster fürs Leben trainieren
F – Ficken macht mehr Spaß
G – Geilerer Hintern
H – Heilende Nebenwirkung bei ADHS, heile HWS
I – Idioten im Gym vermeiden, zuhause trainieren
J – Jungbrunnen für den ganzen Körper
K – Knieschmerzen ade
L – Latmuskulatur, die
M – Muskelatrophie im Alter vorbeugen
N – Nackenmuskulatur from hell
O – Orgasmen, bessere
P – Perimenopause-Symptomatik wird besser, PMS auch
Q – Qualität des Schlafs steigert sich
R – Rückenschmerzen wirst Du nie wieder haben
S – Schlafen wie ein Baby
T – Tust Du es nicht, tust Du es bereuen
U – Unterhaltsame Anleitungen finden sich im Netz
V – Volle Pulle Kraft im Alltag
W – Wasserkiste schleppen
X – X-Chromosomen Trägerinnen können es besser
Y – Yachteinladungen der Yakuzi
Z – Zähigkeitszugewinn, Zähneknirschen loswerden

Die neuen Klone – Insta Influencerinnen und ihre Schönheitseingriffe

Es ist zehn Uhr abends on the ‘gram, wie die Amerikaner:innen sagen, und die Fashion/Make-up/Berufshausfrau Community wird mir in die Timeline gespült. Alle Bilder, die ich ansehe, sind thematisch ähnlich, es sind Schmuck-Visuals oder aber Influencerinnen, die vom Laufsteg berichten.

Die meisten, selbst die bekannten Influencerinnen kenne ich nicht, ich sehe gefühlt immer wieder die gleichen Gesichter und scrolle gelangweilt weiter. Insbesondere in der 20-30 Riege ist es Gesetz, aufgspritzte Lippen, eine operierte Nase, Filler in den Wangen und Silikon-Brüste zu haben. Es ist ganz normal. Die perfekt tätowierten Augenbrauen und die perfekten künstlichen Wimpern, nicht zu viel, nicht zu wenig, sind selbst in der Provinz in der Altersriege 15-85 (meine Nachbarin!) normal. Die Gesichter unterscheiden sich immerhin noch.

Immer wieder denke ich, die kennst Du, aber eigentlich erkenne ich absolut niemanden wieder, alle Nationalitäten, alle Altersgruppen, sie scheinen alle den selben Chirurgen zu haben oder mit diesem einem Bild dahin zu gehen. Ich würde vermutlich mit einem Bild von Angelina Jolie oder Irina Shayk zur OP gehen – und doch sind diese unverkennbar. Die in verschiedenen Blondtönen und unterschiedlichen Stadien der Lippen-Aufgespritzheit erhältlichen Influencerinnen oder Models hingegen scheinen sich erratisch ins Endlose geklont zu haben. Ganz ersichtlich ist es nicht, was sie verkaufen, es scheint tatsächlich einfach ein Lifestyle zu sein.

Und dann klingelt es bei mir, spät immerhin, aber es klingelt. Die amerikanische Karriere ist die einer sog. “trophy wife”, und das Bild der Haufrau, die zuhause belibt, und shoppt und den Nachwuchs aufzieht, wird endlos auf Instagram perpetuiert. Die Männer existieren nicht, dafür Chanel-Handtaschen, große Häuser und Autos, und manchmal auch niedliche kleine Kinder, die auch schon vor die Kamera gezerrt werden. Schwierig.

Ein Investment ins Äußere für den Heiratsmarkt ist immer noch üblich, und der Prototyp wurde auf Instagram auserkoren – eine modische Erscheinung, die schmerzhaft und teuer ist, aber zum guten Ton dazu gehört. In Amerika wird auch früh geheiratet – und früh operiert.

Die Gegenbewegung feiert sich als stay-at-home Vater und als Single-“Bitch”, die einen Mann gar nicht braucht. Immerhin. Darunter finden sich viele Schwarze Frauen, die aus diesem Rollenmodell scheinbar erfolgreicher ausbrechen. Doch auch da gibt es die Vorlage für den Chirurgen: Schmale Nase, hohe Wangen, aufgespritzte Oberlippe. Und dazu stets ein aufhellendes Make-up.

Es ist schon eine schräge Branche. Je länger ich schaue, desto weniger fühle ich mich darin “passend”, und während ich meiner fast 80jährigen Mutter erläutere, was ich tue, und was Influencerinnen sind und das ich auch eine bin (ja, nun) – überlege ich parallel, ob ich nicht, um das Cliché zu erfüllen, so etwas machen müsste. Also nicht zur Pediküre, sondern zum “Bla Irgendwas Laser Dingsi Botox Hmpf” gehen.

Die wenig witzigen Kommentare von Tüppen, ich solle mir doch XXYY machen lassen, zeugen von einer gesellschaftlichen Körper-Dysmorphie. Die gab es schon immer, sind Porträts bereits gefälscht worden im Sinne von “verschönt” – doch jetzt nimmt es absurde Ausmaße an. Und dieses kann ich statistisch belegen, sind die Beiträge auf meinem Blog zu Schönheitseingriffen doppelt so beliebt wie alles andere. Weil ich es in Frage stelle? Weil es so viele beschäftigt? Weil wir verwirrt sind, was wir für “ein Bild” abgeben wollen? Immerhin sind weiße Haare jetzt nicht mehr revolutionär, und mindestens zwei weibliche Hollywood-Stars haben jüngere Partner.

Die Klon-Industrie ist aber eine erfolgreiche: Wie ein zoologischer Garten, in dem unterschiedliche Exponate unterschiedliche Dinge tun. Mir ist nicht ganz klar, warum sich Menschen für so etwas interessieren – ich tue es auch, ich lese Klatsch-Zeitschriften und bin selbst ein Subjekt in einer winzigen Sphäre. Obwohl ich mir so durchschnittlich wie nix vorkomme, breche ich immer wieder aus der Norm raus, was viele faszinierend finden. Das wiederum widerspricht den endlos geklonten Influencerinnen, einer immer gleichen Ästhetik und gleichen Handlung. Wobei, das gibt uns ja auch Sicherheit, und selbst Filme und Bücher gehen nach dem gleichen Plot vor, immer wieder.

Doch, wenn wir bei der Soziologie bleibe, brauchen wir die Klone genauso wie die Rebellen gegen die Normen, sie bestätigen ja einander. Doch wann kommt Bewegung rein? Durch die Zuschauer:innen und Leser:innen, die mit der Message der Influencer:innen, auch wenn es keine gibt, im Alltag umgehen. Ob sie Produkte kaufen, nicht kaufen, und was ich konsterniert feststelle: Ob sie unterm Messer landen oder nicht.

Die Klone treffen auf die Hyper-Individualisierung. Was bleibt?

Die Erkenntnis, dass alle zu einer amorphen Masse werden, weil sie anfangen, sich zu ähneln. Wirklich heraus stechen tun “Störfaktoren” – also gilt es zu erkennen, dass die schiefe Nase, die Narbe, die sichtbare oder unsichtbare Behinderung keine Schwäche sind, sondern einzigartige Dinge, die Komplexität erzeugen und die Klon-Armee hinter sich lassen.

Übrigens gibt es Menschen, die nicht erkennen, das dieses Bild absolut ironisch gemeint ist: