JONES ROAD BEAUTY – bald in Deutschland?

Bobbi Brown hat ihre Marke erfolgreich an Esteé Lauder verkauft und nun wieder was neues rausgehauen. Bereits 2020. Aber so richtig gesehen habe ich es nicht… und das neue dran: Es ist sehr minimalistisch und richtet sich eher an ältere Klientel, mit vielen cremigen Produkten und transparenten Texturen.

Derzeit nur in England erhältlich, arbeitet man daran es nach DE zu bringen, aber es ist Brexit sei Dank schwer.

Die Foundation soll gut sein, es gibt cremige Balms, die als Rouge und Lippenfarbe eingesetzt werden können, keine richtigen Lippenstifte (YAY!) und zum Abdecken gibt es nur ein Produkt, das als (finde ich extrem nervig!) Holzstift daher kommt und angespitzt werden muss.

Insgesamt finde ich das Konzept spannend und die Produktpräsentation ist auch sehr schön, interessanterweise in der selben Art wie vorher Bobbi Brown: Selbe Ästhetik.

Diversität hinsichtlich Alter sucht man allerdings auch hier vergeblich, und der Claim mit “clean beauty” ist auch wieder absolut daneben.

So richtig durchdachte Kampagnen sind kaum zu finden, es fehlt stets die Repräsentation mindestens einer Gruppe. Im Bereich Luxus für Frauen wird man eben nie eine nicht geliftete, nicht hellhäutige ältere Frau sehen. Puuuh! Ich habe bislang ein einziges Mal eine Kampagne (für Schmuck) gesehen mit einem älteren Ehepaar, sie Asiatin, er irgendwas, optischer Altersunterschied: 20 Jahre.

Und damit zurück zur Shitshow namens kapitalistisches Patriarchat.

Post Label Ära – was kommt nach den großen Marken?

Die Luxusbranche hat kein Problem, sie boomt. Theoretisch. Praktisch sieht es so aus, dass man angefangen hat, die Spitze der Kundschaft abzusahnen: Mit eigenen VIP-Stores und damit verbundenen “Experiences”, also Erlebnissen. Shows, Reisen, Geschenke, Exklusivität in jeglicher Form.

Die Konzentration der Luxusbranche auf eine kleinere, aber sehr starke Klientel lässt die Kraft der Marke nur durch eine Strategie bestehen: Exklusivität durch Preisanstieg. Inflation quasi. Interessanterweise tun es alle Branchengrößen bis auf Hermès, die sich auf eine andere Strategie eingelassen haben: Zugang für die breite Masse. Vormals eine der exklusivsten Marken (die auch in der Breite bekannt sind…), gehen sie offensiv mit einer Kosmetiklinie sowie andere, ergänzende Linien wie Sportkleidung, in den breiten Markt herein. Ein Lippenstift für 70 Euro ist zwar immer noch ganz schön teuer, aber man kauft sich damit ein Stück Marke. Nach unten zu wachsen ist nicht nur einfacher, sondern auch lohnenswerter, und Hermès bleibt stetig auf Wachstumskurs.

Obwohl ich definitiv ein Labelfetisch habe, sehe ich Shopping und Marken mittlerweile anders. Was ich noch an Labels habe und trage, ist meist dessen geschuldet, dass es passt und ich nur nachkaufen muss. Oder die Wirkung sehr stark ist – wer kann Aquazurra Schuhen widerstehen?! Ansonsten bin ich auf der Jagd nach Sachen ohne erkennbare Label, überlege wie ich Dinge customizen kann und möchte die nächste Handtasche anfertigen lassen.

Customizing Services sind also der nächste Peak des Konsums, und stehen unter Umständen sogar im Zeichen der Nachhaltigkeit. Regionale Produktion, faire Bezahlung, ressourcenschonend, und ästhetisch anspruchsvoller als die 100ste Louigi Futtong Tasche aus Plastik und Leder.

Bei Schuhen ist es schwer, da geht Einzelanfertigung bei zwei tausend Euro los. T-Shirts wiederum lassen sich bedrucken und beim Schneider anpassen. Klingt aufwendig, ist es auch, aber dafür ist hat man ein Einzelstück.
Für Labelfetischisten bleibt das Label aber als Kaufargument bestehen, kann man damit anzeigen, welcher Schicht man zugehört, ob Einkommen oder Bildung. Die regionalen Unterschiede zwischen Norden, Süden, Ost und West, und ich meine das durchaus globaler als München und Leipizig, sind Petitessen. Zeig mir Dein Kleiderschrank und ich sage Dir, wer Du bist!

Fürs Customizing sollte man allerdings seinem Stil und Geschmack vertrauen. Ich bin dort zumindest im Bereich Schmuck sehr gut, bei Kleidung auch, was allerdings die superduper Handtasche betrifft, ist es immer noch schwer. Und frau muss zugeben, die Handtasche als Statussymbol ist nicht von der Hand zu weisen.

Höchster Status allerdings ist und bleibt, keine Handtasche mit sich tragen zu müssen. (Also… Mann sein?!)

PAULA’S CHOICE Defense Gel to Cream Cleanser

Der große Hype um Paula’s Choice ist vorbei, die Marke ist etabliert und ich habe mich auch über die Jahre durch das Sortiment getestet. So richtig warm geworden bin ich mit dem Kram nicht, das einzige was ich nachkaufe ist Gesichtswasser, AHA-Peeling und die starke Retinol Formulierung, die ich für meine Hände nutze. Die Preise wurden massiv angehoben und so macht es auch gar keinen Spaß mehr, selbst wenn man die regelmäßigen und damit schon eingepreisten 20% Rabattaktionen nutzt.

Allerdings habe ich auch sehr viele Kleingrößen rumfliegen und die Reise, für die ich eine Reisegröße bräuchte, findet einfach nicht statt, oh Wunder. Der Kram muss aber trotzdem weg, gel.

Dieses Zeug hat ein ziemliches Manko: Es ist absolut beschissen verpackt. Man kriegt es nicht aus der Tube und man kann es nicht mit Wasser strecken, um es aus der harten Standtube zu bekommen. Aufschrauben, viel zu viel entnehmen, ärgern, wieder zufummeln: Absolut nervig.
Es handelt sich nämlich dabei um ein dickflüssiges Gel, das bei Kontakt mit Wasser etwas aufschäumt und sehr gut reinigt, ohne auszutrocknen. Die Anwendung ist relativ tricky und ich mache es anders als empfohlen. Hände anfeuchten und eine wirklich kleine Menge in die Handflächen verreiben, auf das trockene Gesicht verteilen und sehr sorgfältig abspülen. Bis auf hartnäckige Wimperntusche bekommt man damit wirklich alles runter und die Haut ist nicht ausgetrocknet. Meine Variante ist im Zweifel etwas sparsamer…

Wir kenne ja alle die Balms von Clinique und Elemis und wie sie alle heißen, und genau das ist das Prinzip dahinter. Ist es ein überflüssiges Produkt? JA! Ist es ein bequemes Produkt? Auch ja. Ist es sparsam? Ja, aber es kostet trotzdem viel. Reinigung tut nicht viel und muss nicht viel kosten, das sollte man lieber in einer Gesichtsmassage investieren. Werde ich es trotzdem bei der nächsten Bestellung mitkaufen? Ja.

tl;dr Ein guter, effektiver und milder Reiniger.

Habitus und kulturelles Kapital – was das ist und was es kostet

Interessanterweise wird bei Habitus Frauen Dankbarkeit angeraten (siehe Spiegel Artikel von Karriereberaterinnen, einfach googeln) und Männern Golf spielen. Damit werden selbstverständlich die alten Rollen fortgesetzt, auf der anderen Seite kommt man nur ins Spiel, wenn man das Spiel spielt oder zumindest für eine Weile dazu bereit ist. Das Ziel muss lauten: Make the rules, break the rules.

Was ist Habitus? Das ist die Zugehörigkeit zur einer bestimmten Gesellschaftsschicht und damit ist häufog auch eine Schicht gemeint, die weiter oben ist, über die Mittelschicht. Es spricht keiner über den habitus der Arbeiterklasse, oder?
Was sind Kennzeichen für einen bestimmten Habitus? Zum einen gibt es die unsichtbaren Dinge wie Tischmanieren und Sprache oder Sprachkenntnisse sowie die sichtbaren Dinge wie Kleidung, Hobbies und Titel.

Habitus erreicht man also, in dem man sowohl in kulturelles Kapital investiert als auch schlicht und einfach Kohle hat (das würde man natürlich nie so ausdrücken, sondern man würde sagen: “indem man finanzielle Stabilität und Wachstum anstrebt”).

Habitus wird umgangssprachlich auch als Stallgeruch bezeichnet. Der Unterschied zwischen Menschen MIT und Menschen OHNE ist in der Regel lediglich, dass man Habitus von Kindesbeinen erlernt hat und dieses sich nicht erst im laufe des Lebens aneignen muss.

Nichtsdestotrotz ist das möglich, in dem man mit Geld auf etwas schmeißt, was vielen Aufsteiger*innen nicht in den Sinn kommt: Statt Prada Schuhe kaufen in kulturelles Kapital investieren.

Was ist kulturelles Kapital? Ich gebe mal ein einfaches Beispiel: Lobster essen gehen und das entsprechende Besteck. Es gibt Zangen und Gabeln und Schüsseln mit Zitrone UFF! – der Tisch sieht aus wie mit OP-Besteck bestückt. Kulturelles Kapital ist nicht nur der Umgang damit, sondern zu wissen, dass man den Hummer bereits ausgelöst bestellt und sich die erniedrigende Schlacht am Tisch erspart.
Kulturelles Kapital ist also alles, was “gehobene” Kultur ausmacht: Manieren und Förmlichkeiten kennen, also kulturelle Codes kennen; Fremdprachen, Instrumente, Theater, Oper, Kunst; zur jeweiligen Schicht zugehörige Hobbies wie Jagd, Reiten, Fliegen, Ballett, Reisen; auch karitativer Einsatz kann dazu gehören.

Die Kosten sind ganz klar nicht nur monetär, sondern auch zeitlich, weshalb es durchaus sinnvoll ist, das von Kindesbeinen an zu ermöglichen. Allerdings wird Habitus auch und primär durch finanzielle Wirksamkeit erreicht, die nicht nur Geld an sich bedeutet, sondern auch Netzwerke, die im Zweifel ohne monetäre Gegenleistung agieren. Es wird nicht angestrebt, diese exklusive Position anderen zu ermöglichen, sondern ganz im Gegenteil, durch Ausschluss zu behalten und ggf.selbst weiter hoch aufzusteigen.

In Groß-Britanien gibt es einen Aufstieg des Kapitals in den sog. Adelsstand, zumindest gibt es den Anschein eines Durchlasses, wie es prominenterweise die Ehefrau des Thronfolgers, Catherine Middleton erreicht hat. Dort stehen entsprechend Angebote über Etikette und alles drumherum im hohen Kurs.

tl;dr: Habitus ist Selbstbewußtsein und Souveranität. In kulturelles Kapital investieren kann helfen, einen bestimmten Habitus (im Sinne eines gehobenen Milieus) zu erlernen.

JO MALONE Pomegranate Noir Bodylotion

Tatsächlich habe ich diese Bodylotion im Bereich Duft aufgenommen, weil sie unheimlich stark parfümiert ist. Das ist aber auch Sinn der Sache in diesem Falle, denn einmal Eincremen ersetzt einige Sprüher Duft.

Mit Pumpspender in großzügigem Format (250ml), schniecke eingepackt in einem schwarz-weißen Karton, ist das ein perfektes Gastgeschenk für jemand, die alles hat. Straßenpreis 51 Euro.

Der Duft ist relativ herb und auch ein wenig süß, mit Beeren und roten Früchten, und ich finde es passt sehr gut zum BYREDO Duft Black Saffron, für den es keine Bodylotion gibt. Eher unisex als weiblich, empfinde ich den Duft als deutlich maskulin durch die Hölzer und den Patchouli.

Aber: Der Duft ist extrem heftig. Ich hatte den bei einer Freundin ausprobiert, die die Flasche im Bad sicherlich seit drölfzig Jahren stehen hatte, und sehr gemocht. Meine frische Bodylotion ist allerdings dermaßen stark beduftet, dass ich sie an den Händen nicht ertragen kann!
Die Lotion ist dabei recht reichhaltig, wird aber genau aufgrund des Duftes ihren Dienst nicht tun. So viel Parfüm kann nämlich zu einer Photosensibilisierung beitragen und das ist gerade für Hände, die so viel UV-Einstrahlung bekommen, absolut tödlich. Ja, so viel zum Thema was fancy auf dem Schreibtisch haben, um sich zwischendurch die Hände einzucremen und ein Hauch von Luxus zu bekommen! Nope.

Trotzdem habe ich einen soft spot für dieses Produkt, da der Duft wirklich schön ist, entspannend und wohlig. Ich trage ihn stattdessen auf den Armen ein und auch über den bereits eingecremten Bereich, und bilde mir ein, dass es dann “nicht so schlimm” ist. Fruchtig und rauchig ist gerade total meine Baustelle! Der Duft dazu kostet freche 60 Euro in der 30ml Version, und ehrlicherweise finde ich Jo Malone überbewertet, obwohl es hier und da sehr schöne Sachen gibt. Die Düfte haben eine miese Haltbarkeit und erinnern viel zu häufig an eine zugegebenermaßen Edelversion von Duschgelmarken wie Fa und Konsorten (ich gebe zu, ich habe in der Drogerie seit Jahrzehnten keine konventionellen Duschgels oder Shampoos gekauft und weiß gar nicht, was es da alles gibt).

Es ist natürlich auch ein Produkt zum angeben, wenn es da dekorativ und offensichtlich teuer im Badezimmer rumsteht und who am I to judge: Ich habe es exakt aus diesem Grund gekauft LOL!