Drei kleinere Labels, die man kennen sollte – natürlich nachhaltig

Wenn ich für die Zeit auf Instagram bezahlt werden würde, wäre ich schon Multi-Millio… Spaß beiseite, ich gucke natürlich auch bei anderen Leuten aus der Branche für Tipps und bei Content Creator, die abseits von Luigi Futtong und Schanello einkaufen.

…und Italien hat ja sehr viele tolle Hersteller zu bieten, leider sind die meisten nicht besonders günstig, aber – buy less, buy better! Ob Schuhe oder Hemden, hier findet auch das Herren-Herz richtig tolle Sachen, denn sind wir ehrlich, gerade im Bereich Herrenmode ist Deutschland irgendwo im tiefen Tal der Tränen, denn man hat die Wahl zwischen Marine, Khaki und Bayge/Beige oder ab und an ein cheeky rosa Polohemd. Miese Muster auf Hemden sind auch gerne gesehen und damit hört das auch schon auf mit Extravaganza. Nicht jeder Mann kann sich bei Etro und Kiton kleiden… für das Geld ist es zumal keine Herausforderung.

OPERA CAMPI ist ein italienischer Hersteller aus Parma, der mit Hanf arbeitet. Vernünftig verarbeitet ist Hanf vom Gefühl her wie Leinen. Der Vorteil von Hanf: Es ist quasi nicht zerstörbar! Sie bieten T-Shirts an, die natürlich unisex sind, klassische Pullover zu einem guten Preis (ca. 150Euro) bis hin zu kostbaren Jacken aus antikem Hanf, die einzeln angefertigt werden können (ca. 1300Euro) – die Stoffe stammen aus Reserven der Firma, datiert zwischen 1750-1900.

Ein anderer Hersteller, diesmal aus Paris, ist De Champs. Hier sind wir in etwas anderen preislichen Sphären, aber immer noch okay, verglichen mit… ihr wißt schon. Hier gibt es eine fantastische Handtasche namens The Bow Bag (um die 800Euro), sehr schlicht, sehr hochwertig, wird man nicht an jeder Ecke sehen, und einige ausgewählte Bekleidungsstücke. Designs lehnen gerne an Fechtkleidung an, die Tasche an Bogenschießen, insgesamt ein Hauch von aristokratischen Sport-Bekleidungsstücken. Wirkt sehr exklusiv und ist einfach mal etwas anderes.

Finally die Niederländerin Petra Stapper, die mit ihrem Brand knit-ted, das übrigens in Hamburg bei Frau Holling in der Holling Boutique geführt wird, sehr schlichte und reduzierte Basics macht, die sich gut für große Frauen eignen. Ich habe zwei Sachen ergattert und liebe die abgöttisch, und man bewegt sich preislich im okayen Bereich – wobei die Sachen schnell ausverkauft sind und frau nicht auf Sale zählen kann. Zu den Highlights zählt das Design, das in unterschiedlichen saisonalen Farben recht stabil bleibt und so über die Jahre komplett miteinander kombiniert werden kann. Capsule Wardrobe at its best. Besonders ist das Angebot an Kunstleder für alle, die so etwas tragen und mögen, das unter dem Label replika läuft. T-Shirt ab 80 Euro (das beste, was ich besitze!) und Kleider um die 200 Euro.
Hier trage ich eine Hose des Labels…

Wann wird Self Care eigentlich zur Verarschung?

Instagram ist mittlerweile eine Art LinkedIn für Coaching. Es sind viele tolle Sachen dabei und viele Aktivist*innen, die großartige Inhalte teilen und beispielsweise über Fatphobia, Diskriminierung von dicken Menschen, aufklären.

Ein Angebot stieß mir sauer auf: Work-Life-Balance, an Angebot, das sich, nun ratet!

…an Mütter natürlich richtet. Hat jemand mal versucht, den Männern was zum ausbalancieren zu geben? Zum Beispiel den Haushalt, wenn Frauen schon die Care Arbeit übernehmen? Ich glaube nicht.
Es ist gut gemeint, das ja, und sicher hier oder da eine Hilfe, wenn man nicht die Möglichkeit hat eine Therapie zu machen.

Es verdeckt jedoch einen wichtigen Punkt: Die Notwendigkeit solcher Dinge ist strukturell und bei der Aufteilung zwischen Arbeit und Mutterschaft gibt es in Deutschland speziell eine loose-loose Situation, der nicht Mal ein Drittel der Frauen entkommen. Laut Statistik sind mehr als zwei Drittel der Mütter von Altersarmut betroffen-es sei denn, sie bringen rechtzeitig ihre Ehemänner um und kassieren Witwenrente, aber da muss man schon den Zeitpunkt abpassen 🤡
Verpackt unter dem schönen Begriff der Selbstfürsorge oder im schicken Denglisch “Self Care” werden nicht nur Badesalze an die Frau gebracht, sondern auch die Veränderung des Mindsets. Richtig, die Situation ist scheiße, es wird daher helfen, sich das schön zu reden und es weg zu atmen. Man kann ja doch nichts tun.

Und immer wieder, immer wieder wie eine kaputte Schalplatte: DOCH, WIR KÖNNEN WAS TUN!

Streik der Frauen in Island sage ich nur.

Und ja, die unermüdliche Arbeit am Selbst ist letzten Endes eine Ablenkung vom strukturellen Problem, das “historisch gewachsen” ist, aka “es war schon immer so”. Es ist gelinde gesagt in diesem Ausmaße einfach nur Verarschung, weil es Dich Geld kostet, gegen die Ungerechtigkeit dieser Welt NICHT anzukämpfen, sondern es zu akzeptieren. Also delegieren ist Selbstfürsorge, klar, ein Badezusatz meinetwegen auch, aber wer lässt sich darin schulen, mehr besser zu ertragen?

Mütter. Deutsche Mütter, die dem Mythos der eben, deutschen Mutter, nicht widerstehen können. Und sollen. Sei für Dein Kind da, geh arbeiten, sei was auch immer was bequem ist für… für wen eigentlich? Oft wird die “herrschende Klasse” gesagt aber sind wir ehrlich, es handelt sich dabei sehr oft auch schon um die andere Person im Haushalt, die ihre Privilegien genauso ungerne aufgibt. “Hier Schatz, ein Gutschein für ein Selfcare Kurs, wie Du besser Arbeit und Familie managen kannst.” Da würde ich doch glatt die Scheidungsanwältin anrufen.

Self Care kann leider auch zur Beschäftigungstherapie verkommen und dann ist es, pardon my french, Verarsche. Mir fiel tatsächlich kein schöneres und elegnateres Wort ein, weil man eben nicht alle beschönigen kann.

Streiken wir doch alle mal. Das ist doch mal echte Self Care!

Der Bauch

“Das kaschiert schön den Bauch” und “Hmmm, da sieht man meinen Bauch so dolle” sind sicherlich die häufigsten Sätze in Umkleiden.

In Umkleiden von Frauen eh.

Der Bauch! Das buchstäbliche Kriegsfeld der Macht und Bestimmung über die Frau. Der Ort, wo unsere Organe sind, wo wir komplette neue Menschen entstehen lassen, wo sich unser Survival-Kit befindet (Fett für schlechte Zeiten) und, je nach Kultur, eigentlich ein Schönheitsideal.

Wenn ich zu einem Mann sagte “Zieh den Bauch ein”, würde der mich maximal irritiert angucken und antworten: “Ein Scheiß mache ich” während Frauen in Smalltalk gestehen, dass sie permanent den Bauch einziehen. Das ist nicht schlecht wenn man es als Training sieht, weil die Körpermitte und der Rücken wichtig sind, aber hier geht es nicht um Haltung, sondern um – HALTUNG.

Wir haben den Bauch als Kriegszone. Er darf sein als Schwangerschaft, aber sonst nicht. Eine gefährliche, schmerzhafte entzündliche Krankheit wie Endometriosis, im Bauchraum angesiedelt, das ist bitte abzustellen. Es gibt kaum Forschung dazu, die Frauen verbluten halt monatlich und leiden unterm Eisenmnagel und Schmerzen. Wie der Körper da aussieht, ist da echt mal Nebensache. Bluten, so unästhetisch! Und der geschwollene Bauch! Also ne, damit wollen wir uns nicht befassen, und dann ist es eh zu kompliziert und komplex und schon gewusst, die Zeichnungen zum Uterus und den Eierstöcken und alles drumherum (buchtsäblich!!) die wir sehen und lernen sind FALSCH?? Sie sind buchstäblich falsch?! Die Hälfte der Weltbevölkerung wurde ignoriert, während wir zum Mond fliegen und Roboter bauen (LOL) aber ja, wir leben medizinisch immer noch im MittelalterSteinzeitalter in bestimmten Segmenten. Zum Beispiel der Körper der Frau. Der Bauch! Natürlich nur der weibliche…

Der Bauch (und damit wird bezeichnenderweise die dazugehörige Person einfach ignoriert) ist eine Kriegszone für uns Frauen, weil dort unbeschreibliche Dinge stattfinden. Gewalt, Entmündigung, Demütigung. Abtreibungsverbote, erzwungene Sterilisation, keine Sterilisation, und blanke Diskriminierung.
UNSERE Bäuche tragen quasi die Welt in sich. Und wer das versteht, versteht auch, warum dieser Teil unseres Körpers so politisch ist. Wir Frauen haben die Macht über die Welt – durch uns selbst! Krass, oder? Die permanent sich verändernde Körpermitte, weich, hart, schmerzend, gestreift, weiß, gerissen – dein Bauch ist eine Insignie der Macht. Und aus dieser Perspektive machen die Dialoge in der Umkleide irgendwie keinen Sinn. Und nein, es geht nicht um die Frau als Gefäß fürs Kinderkiegen – wer auf diese Idee kommt, sollte seine widerlichen Fascho-Fanatasien bitte woanders abladen, am besten auf die Müllhade.

Ein Perspektivwechsel! Dein Bauch ist eine Insignie der Macht.

Seersucker – Bettwäsche oder Fashion-Item?

Also sind wir mal ehrlich… Seersucker!!

Ja, Seersucker ist eine sehr alte Webart, ursprünglich Baumwolle mit Seide, shirushakar auf Persisch, was Milch und Zucker bedeutet und sich auf die Struktur bezieht.
In der Regel ist das auch ein gestreifter Stoff, blau-weiß oder aber hellbraun-natur – je nach. Es kam bereits 1600 nach Europa und wurde aufgrund der Durabilität (Seide halt) und der kühlenden Wirkung geschätzt. Im Bereich Damenkleidung, im Bereich Anzüge und Hemden ca. 1800, aber alles eher Strand und leger.

Mittlerweile ist Seersucker wieder als Sommerhemd oder Sommeranzug präsent. Leider in eher geringwertiger Qualität auch als Bluse und Kleid, und auch eher mit Kunstfaser vermischt statt mit Seide.

Und es tut mir leid, wenn die Qualität nicht stimmt, dann ist es leider ganz schnell ein Lappen. Seersucker wird nämlich für Bettwäsche verwendet und es ist untrennbar in meinem Kopf mit… Haushaltstextilien verbunden.

Gibt es geniale Anzüge aus dem Stoff? Ja. Und Mann sieht darin aufgrund unglaublich lässig aus.
Die Hemden? Bitte nicht, es sei denn, Du ziehst es nachher aus, und Dein Sixpack erheitert mich, während Du mit Deinem Hemd die Gläser abtrocknest.

Auf der anderen Seite müssen wir uns auf neue klimatische Verhältnisse einstellen, und wenn Anzüge getragen werden müssen, wird Seersucker nicht mehr wegzudenken sein, und ja, es sieht besser aus als Leinen.

Jetzt will ich noch über Mousselin ablästern und dann kann der Sommer endlich (zurück) kommen…

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Ansonsten: Viel Freude auf meinem Blog ❤️ seit 2005 über Beauty & Stil, Gesellschaft und mein Leben als Frau, Mutter, und neurodiverse Unternehmerin.