Bundestagswahl 2021 – wenn Erben wählen

Da ich per Briefwahl gewählt habe, kam ich viel zu spät auf die Idee, Wahlwerbung zu machen. Aber eh preaching to the converted – kein:e Leser:in hier hätte noAFD gewählt, oder?

Zum Thema Briefwahl: Totale benutzungsunfreundliche Unterlagen. Zum Teil mit einem seltsam anmutenden 50er Jahre Deutsch. Barrierefreiheit oder zumindest -armut? Fehlanzeige. Von leichter Sprache hat beim Amt noch nie jemand gehört. Und ich bin versiert in Papierschlachten, dennoch brauchte ich bei der Kommunalwahl zumindest Hilfe.

Zum Thema BTW21 ist das Ergebnis das, was es ist: Wir haben die Wahl zwischen den Grünen und Sodom&Gomorrha gehabt und die meisten haben sich für business as usual, also Sodom ODER Gomorrha entschieden. Die Grünen sind mir nicht sonderlich sympathisch, doch hat ihr Programm zumindest die wichtigsten Themen im Blick gehabt. Aber es gibt nie eine Partei, wo alles hinhaut, es ist eben wie mit Partner:innen – man muss mit deren Macken eben auch auskommen, nicht nur mit den schönen Seiten.

Was unglaublich ist – die Partei der braunen Scheisse und der Nazis hat ziemlich viele Sitze bekommen (88, haha wie passend..), was für viel Satirepotential im Bundestag sorgen wird. Deren “kleine Anfragen” sind zum Teil so drastisch ignorant und zeitverschwendend, dass einem das Hirn blutet.

Und dann das.

Die FDP verzeichnet einen Wählergewinn bei… festhalten… den jungen Menschen Anfang 20! Die Boomer haben uns gefickt, Leute, aber deren Erben ficken uns noch härter. Denn die haben Angst vor Steuern, von Verlust ihres von Papa gekauften Sportwagens und dass sie nicht mehr nach Ibiza zum Feiern können, weil es so teuer wird. Japp. Und die ganzen BWL und VWL Studenten-Stupidos haben entsprechen ihr Kreuzchen gemacht.
Dabei ist die junge Generation viel stärker und häufiger aktivistisch, reflektiert und nicht ignorant, was nicht ohne einen entsprechend stark differenzierten Gegenpol geht.

Oh, und dann hätten wir den korrupten Olaf Scholz, der nur gewählt wurde weil er aussieht wie der Durchschnittsboomer, dazu Polizeigewalt zu verantworten hat und so viel Dreck am Stecken hat, dass man da nicht wirklich durchblickt. Korruption findet übrigens nicht ausschließlich durch Geld statt, es ist nicht immer ein Geldkoffer unterm Tisch, sondern durch Einflussnahme. Wer SPD gewählt hat, also ein teil der “Wir tun nix” Koalition der letzten anderthalb Jahrzehnte, kann sich sicher sein dass weiterhin nichts passiert, was nur ansatzweise das Wort “Sozial” verdient. Und wenn, ist es bread crumbing, also kleine kleine Dinge, die einem das Gefühl geben, es täte sich was.

Und ehrlich? Wäre ich eine autofahrende, erbende und “deutsche” Person gewesen, ich hätte nicht anders gewählt. Da sieht man eben aber auch, was die zehn Millionen Menschen, die hier leben und nciht wählen dürfen, auch hätten anrichten können: Mehr Gerechtigkeit, mehr sozialer Staat, mehr Konkurrenzfähigkeit für die Zukunft. Denn Migrant:innen sind häufig mit all diesen Themen betraut.

So. Meine Vorhersage übrigens lautet: In vier Jahren wird Habeck Kanzler. Nicht besser und nicht wirklich ökologischer, aber dafür in GRÜN. Annalena Baerbock hat mehr Format als alle Typen zusammen, aber auch hierzulande wählte man eher einen wieauchimmer Mann als eine Frau. Michelle Obama wäre nie Präsidentin geworden, Clinton wurde es nicht, etc.

Männer und Frauen altern unterschiedlich

Als unwahrscheinlich eitle Person fällt mir das eigene Altern aka der physische Verfall schon auf; ich dokumentiere es regelrecht im öffentlichen Raum. Bislang verweigere ich mich, den tatsächlichen Verfall auch zu zeigen: Die Pose ist stets gut gewählt und die Lichtverhältnisse dürfen auch gerne mehr als nur stimmen. Mittlerweile bin ich auch jemand, den im Internet besser aussieht als in Natura, fürchte ich. Zumindest bin ich aber nicht so krass geschminkt wie so manche “InfluencerInnen”. Ha!

Ich habe mit sehr unterschiedlichen Leuten zu tun, zwischen 4 und 88, und ich finde es sehr spannend die verschiedenen Charaktere zu beobachten, wie sie durch ihr Leben gehen und was sie für sich als erreichte Ziele nennen, was sie bedauern, wie sie die Zeit nutzen. Angefangen bei mir, habe ich alles erreicht, was so gängiger Wunsch ist, und habe damit den gesellschaftlichen Comme il faut gehorcht. Kinder und Karriere, check. Wieder andere sind stattdessen gereist und haben “richtige” Karrieren mit viel Geld, sind dafür alleine. Was jedoch Männer und Frauen in der zweiten Lebenshälfte unterscheidet, oder zumindest was mir gerade auffällt (und ich stelle es zur Diskussion, es ist eine Beobachtung in meinem Mikrokosmos…) ist, dass Frauen freier sind und Männer viel mehr Angst haben.

Frauen werden durch ihre Gebärfähigkeit definiert. Nicht schön, aber wahr; sich fortgepflanzt zu haben schafft einen gewissen Druck weg. Sich nicht mehr fortpflanzen zu können, wollen oder müssen schafft auch sehr viel Druck weg. Und schon ergeben sich daraus Freiräume und Freiheiten, die mit Genuß genutzt werden. Reisen? Karrieresprung? Alles hinschmeißen und neu anfangen? HELL YES.

Männer sind aufgrund ihrer Sozialisierung (toxisches Patriarchat ahoi) zum Ficken und Funktionieren verdammt. Ist die Karriere endlich eingetütet, sind die Kinder endlich da, die man aber nicht sieht und die auch kein Bock auf einen haben außer zum Bezahlen, ist das Loch ganz schön tief und die Ängste sehr konkret. Werde ich alleine sein? Die Frauen leben los, die Männer knicken ab oder verlängern ihre Midlife Krise ad infinitum.

Die Angst vor Einsamkeit trifft jedoch alle, denn noch sind wir im Übergang vom Konzept der Großfamilie zum Konzept der Wahlfamilie. Und dieser Übergang dauert. Wohnprogramme mit gemischten Altersgruppen, Kommunen, um das alte Wort zu bemühen, das sind alles Dinge, die zunächst einmal nur sehr gut verdienenden Menschen zur Verfügung stehen. Noch sind es Konzepte, die ausgestet werden, dabei gibt es gar keine Alternativen hierzu.

Die Grüppchen alter Damen und älteren Frauen sind jedoch häufig in der Überzahl. Männer, deren Sozialisierung auf Grunzen und Fußall basiert, laut Gerüchten zumindest, haben es da schwerer. Laufgruppe oder Bikertreff, na also, da finden wir dann doch die Kerle. Dass Männer auch ihre Klischees erfüllen müssen, das mit dem Ficken und Funktionieren, ist dabei leider eine unbequeme und unschöne Wahrheit, die stets dem Kapitalismus dient, wenn wir ehrlich sind. Und bevor es wieder heißt, ich übertreibe maßlos – ja, ich tue es, aber durch diese Bilder erkennt man(n) sehr viel deutlicher Dinge. Dass es Abweichungen/Derivationen hiervon gibt, ist ja wohl selbstsedend, es reicht aber nicht für Veränderung. Und das ist es eben: Veränderung und Anpassung “zur Mitte” wären wünschenswert. Keine Klischees mehr. Strickende Männer und Motorrad-fahrende Großmütter sollten in der Kommune ebenso da sein wie die hervorragend kochende Powerfrau und der Superduper-Handwerker.

Bis dahin altern wir in der Tat unterschiedlich: Frauen bewahren ihre Schönheit, oder mühen sich ab, was viel darüber verrät wie unsere Wertigkeit in der Welt ist (bin ich als Frau nur Deko?!) und Männer..? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht wirklich. Da sind die selbst gefragt. Dank ihres Privilegs bewegen sie Hebel und ändern Dinge oder aber verstopfen Positionen, die das tun könnten. Letzteres am häufigsten… die Politik zeigt es eindrücklich.

Am Ende ist die persönliche Bilanz wesentlich und die ist immer neutral zu betrachten, denn man hat vieles erreicht, und vieles eben nicht. Wenn man sich rechtzeitig damit beschäftigt allerdings, und das sollte mensch tun, gibt es die Möglichkeit gewisse Dinge immer noch zu tun. Nicht alles ist im Alter möglich, oder gar sinnvoll, aber man sollte nicht aufhören, leben zu wollen. Auf der anderen Seite sollte mensch nicht ohne Rücksicht auf Verluste seinen Stiefel durchziehen, und die Klimakrise befördern (ich sage nur SUV und Kreuzfahrten). Balance ist das Zauberwort… und ich, ich hole das Reisen nach, aber natürlich mit dem Zug. Und ohne Luxushotels, dafür mit tollen Menschen.

Den Unterschied aufzulösen wäre dabei gar nicht schwer, würden sich Frauen dem Druck entziehen und Männer sozialer sein. Bei den Boomern ist Hopfen und Malz glaube ich verloren, dabei hätten die es sooo einfach, und könnten soo viel bewegen, mit ihrem Einfluß und Geld. Tunseabernich’.
Die Hoffnung liegt wie immer, und damit auch die Bürde und die Verantwortung, auf die jüngeren Leute. Und ich bin weiß Gott kein sonderlich optimistischer Mensch, aber da geht was.
Wir werden altern, aber nicht überleben müssen; kriegten wir jetzt endlich unseren Scheiß zusammen.

Bock auf

…neue Dinge! Ich möchte ein paar neue Highlights in meinem Kleiderschrank, stelle ich fest.
Auf der anderen Seite müsste ich mal wieder ausmisten, was natürlich erst dann der Fall sein wird, wenn ich sehr viel zu tun habe. Effizienz ist, wenn man A mit B prokrastiniert, oder wie war das (das Zitat ist übrigens von Luhmann).

Seit langer Zeit habe ich mal wieder Interesse an einem Hermés Tuch. Das Modell ist beidseitig in verschiedenen Farben bedruckt und wirklich toll gestaltet. Leider stolze 520€, wobei ich denke, dass man es als Sammlerstück später mit Gewinn loswerden kann. Hier gucken https://www.hermes.com/de/de/product/doubleface-seidentuch-90-hermes-dress-code-H903780Sv04/

Eine schwarze Messenger Tasche ist langweilig, aber “ich brauche die”, wie es immer so schön heißt. Das Modell Marcie von Chloé hat mir sehr lange gute Dienste geleistet, und wird wohl demnächst nochmal angeschafft. Der Versuch, mit einer preiswerten CLOSED Tasche glücklich zu werden, scheiterte an der Qualität. Und ich kaufe gerne “für’s Leben”, da kann ich nichts brauchen, was sich nach zwei Tagen anfängt aufzulösen.

Einen Mantel besitze ich tatsächlich nicht, dabei ist es ein ziemlich elementares Stück. Norddeutsche lachen allerdings über Dinge, die nicht regenfest sind, und so bleibt es erst einmal beim Gucken und Suchen. Wichtig ist die Stoffqualität und ein zeitloser Schnitt, mit wenig Nähten und auf gar keinen Fall mit aufgesetzten Taschen, zumindest was mich betrifft. Im Frühjahr werde ich mich dann auf die Suche machen, antizyklisch shoppen und so.

Schuhe sind und bleiben ein Drama: Schwarze Stiefel, die warm sind und Strumpfhosen nicht ruinieren und trotzdem elegant? Und keine fürchterliche grobe Sohle haben? Modern sind momentan immer noch Combat-Boots und ich bin sicher noch irgendwo welche zu haben, aber ich mag die einfach nicht.

Das schwarze, kurze Strickkkleid Ebony von Iris von Arnim aus dickem Kaschmir bleibt sicherlich auch erstmal im Laden, wobei ich es tatsächlich als sinnvollste Anschaffung sehe. Das ist warm und sehr versatil, und wird nie aus der Mode kommen. Leider ist so etwas permanent ausverkauft.

Die Weihnachtsfrau bin ich dieses Jahr selbst, ich fürchte ich werde mir selbst ein Bild malen und gut is’ LOL Kunst wäre auch auf der Wunschliste, aber ich fürchte die mögen es so gar nicht, wenn man sich aus dem Museum etwas mitnimmt.

Welche It Pieces sollte eine Frau besitzen?

Gnaha. Keins!!
Was sind It-Pieces? Irrsinnig teure Handtaschen? Die modischen Schuhe der nächsten Saison?
Muss da überall ein fettes Label drauf prangen eh?! Und wenn ja, warum und vor allem, welches?

Es ist ein schwieriges Thema, das dazu unscharf ist. Welches Alter, welches Einkommen, und welches Umfeld?

Da finde ich es einfacher, das IT weg zu lassen und den Vorschlag zu machen, welche Stücke frau als Klassikern besitzen könnte. Oder wofür sich eine höhere Ausgabe lohnt. Hint: Eine Chanel Handtasche kommt und käme nie vor.

– Schmuck, der entweder echt ist, oder echt sein gut imitiert. Ein besonderes Stück am Besten, ausgefallene Ohrringe oder ein Armband. “Günstige” Ringe lieber nicht, denen sieht man häufig den Preis anhand des Materials und Verarbeitung an. Vintage Schmuck ist übrigens eine Option, Ebay Kleinanzeigen ist eine echt gute Fundgrube.
– Gute Schuhe. Also heile und saubere Schuhe, nach Möglichkeit keine Turnschuhe, weil es nun mal keine richtigen Schuhe sind (and that’s the hill I will die on!) und wo sich ein Investment richtig lohnt: Winterstiefel und/oder Stiefeletten, die man viel tragen würde.
– Seide und Kaschmir, oder aber gute Wolle und gute Baumwolle. Gute Materialien machen aus dem langweiligsten Kleidungsstück einen Keeper. Fleckenlos und gegebenenfalls gebügelt.

Langweilig?

Wer IT Piece sagt, sagt eben auch etwas über Mode aus; wer Basic sagt, sagt etwas über Stil aus.

Happy Birthday-16 Jahre Blog


Die längste Beziehung führe ich bis dato also mit einem Server/Webspace/Domain oder schlichtweg mit dem World Wide Web. Danach kommt mein Friseur LOL und der Vater meiner Kinder, bei dem ich mich frage wie er mich so lange ertragen hat. It’s a miracle.
Was mich ebenfalls lange und noch länger begleitet, ist meine Neurodiversität, die ich als solche erst jetzt bewusst wahrnehme. Das ist eine große Erleichterung und ein Zugewinn, denn wenn man um diese speziellen Fähigkeiten weiß, kann man damit seinen Lebensweg ganz anders ausgestalten als von der Gesellschaft vorgesehen. Birgt natürlich auch seine Tücken-was gibt man im Feld “Tätigkeit” in Formularen ein?
Mittlerweile komme ich an-Stylistin ist ein freier Beruf und genau so blöd zu erklären wie Kulturwissenschaftlerin, das bin ich also gewöhnt; die On-Off Beziehung mit Peirce über mehr als anderthalb Jahrzehnte ist genau das, was On-Off-Beziehungen sind-führe ich jetzt mal lieber nicht näher aus.
An jedem fremden Tisch an dem ich sitze, in jeder fremden Umgebung, beobachte ich die Leute und beobachte auch mich, wie ich mich anpasse oder auffalle. Diese seltsame Gabe, in Erinnerung zu bleiben, ist recht einfach: man muss kommunizieren und man muss etwas sagen, was die Leute bewegt/berührt. Es nennt sich meines Erachtens einfach: Nett sein. Dann braucht es die Kleidung nicht mehr, die sonst ein einfaches Mittel der Wahl sein kann um aufzufallen.

Aber zurück zum Blog, dem jetzt eine andere Gewichtung zukommen sollte: Blogs wurden totgesagt, es kam Instagram und damit die Influencer:innen und Bilder wurden das Maßstab der Dinge. Durch Bilder zu lügen ist allerdings noch viel einfacher als durch Worte und zum Teil technisch kaum nachvollziehbar. Das Mißtrauen gegenüber dem Allzeit zum Verkauf bereiten Influencertum ist proportional zu deren Erfolg angestiegen, und damit auch eine gewisse Müdigkeit eingetreten. Was noch schockt sind sicherlich die reisenden Influencer:innen, was allerdings in Zeiten einer Pandemie auch müde macht (WTF ey!) oder sehr spezielle Themen, denn Nischen findet ja immer Liebhaber:innen; ich sage nur Schmuck!

Ich kann als Stylistin nicht zur Fashionista werden, ich predige kein Wasser und trinke Wein! Was ich anpreise, lebe ich selbst: Weniger ist mehr, dafür bessere Dinge anschaffen, dabei bleiben, und immer wieder neu imaginieren oder eben abändern und weiter nutzen. Ich mit meinem 10 schwarzen Oberteilen und drei Hosen werde ich kein Fashion-Blog machen können. Und Kunden wollen sich eher nicht im Internet sehen (oder bitte dann anonym).
Quo vadis?
Bilder haben wir nicht, aber wir haben Text. Text ist viel besser zugänglich. Geringere Bandbreite notwendig, für Behinderte besser zugänglich, allerdings auch weniger einfach und schnell zu konsumieren als ein zu Tode bearbeitetes Bild. Kann man über Kleidung schreiben, statt Bilder zu servieren? Kann ich über Armani sinnieren, oder muss ich Armani zeigen? Wer will eigentlich noch Armani? Braucht es Armani?
Nun, wie heißt es so schön, haben ist besser als brauchen und so können wir Armani, denn wir tragen ja eh Klamotten, und man kann die Ästhetik dann auch nutzen, und sich als Konzept begreifen und entpsrechend auch äußerlich umsetzen. Zeitlosigkeit als Stilmittel ist vielleicht langweilig, aber effizient am Ende des Tages.
Und wie werde ich ohne Bilder über Stil schreiben? Kann man das? Keine Ahnung. Beauty ist ja mehr als Augencreme.
Probieren wir uns aus. Die deutsche VOGUE, meine schärfste Konkurrenz LOL wurde quasi eingestellt, – lest stattdessen dann hier.