Das Patriarchat zerstören mit: Fett

Es wird Zeit für eine neue Kolumne, die da hieße “Das Patriarchat zerstören”!
Nachdem wir als Frauen gefordert haben, nicht mehr getötet zu werden (WOW!), ist es nur folgerichtig aktiv zu werden und dieser regelrecht faulenden Krankheit dem Kampf anzusagen.

Folge 1 und sicherlich dem Sommer geschuldet: Sei dick!

First of all gilt einfach sein Äußeres und das anderer Leute nach Möglichkeit nicht zu kommentieren, wenn es nicht gefragt wurde. Auch Bewunderung ist heikel, einfach schauen ob dahinter nicht doch eine kleine passiv-aggressive Ader steckt. Ich kann so ehrlich Komplimnete raushauen dass es schon weh tut, dann geht es, aber ansonsten wirklich lieber auf die Zunge beißen und FRESSE HALTEN. Beispiel: Das ist aber mutig BLABLABLAH.

Zum zweiten bemüht sich das Patriarchat unliebsame Menschen unsichtbar zu machen. Also sind alle nicht normschönen, normdünnen, jungen und weißen Menschen schon mal betroffen. Männer auch! Der Hintergrund ist einfach: Wer dick ist, nimmt Platz ein, ist sichtbar und stört-und wenn es eine Frau ist, erst recht, sie soll bitte unsichtbar im Hintergrund mitschwingen, Kaffee servieren und Fresse halten, sich zu Tode hungern und sich nach männlicher Aufmerksamkeit verzehren BLABLABLAH.

Und so beklagen sich Frauen, dass sie keine Radlerhosen tragen könnten, weil man dann sieht dass sie – was? EXISTIEREN?? Dass sie ihren Fitnesszustand anhand der sichtbaren Muskulatur messen lassen müssen? Also Muckis aber sonst nix, nur Haut. Geht biologisch nicht und ist auch nicht sinnvoll.

Daher – NEHMT PLATZ EIN. Breitet Euch aus. Im Bus, auf der Picknickdecke, auf dem Bürgersteig. Habt Breitseite. Weicht nicht aus. Seid PHAT!
Und das gilt auch für kleine Menschen. Geht in der Mitte des Bürgersteiges, geht aufrecht, und nehmt Euren Platz ein. Zeigt es Euren Kindern, besonders Euren Töchtern.

Mütter reiten auf Einhörner durch’s Kita-Land und #RegrettingMotherhood

Das sind sie, meine zwei am häufigsten gelesenen Beiträge persönlicher Art:
Mütter reiten auf Einhörner durch’s Kita-Land und #RegrettingMotherhood.

Sie unterscheiden sich nicht großartig. Während ich in “Mütter reiten auf Einhörner durch’s Kita-Land” schreibe, wie müde ich bin, sage ich kaum zwei Jahre später mit dem Hashtag #RegrettingMotherhood knallhart, dass ich meine Familie “verlassen” werde.

Das Einhorn ist tot. Das Einhorn taugt nicht mehr zum reiten. Wenn mich heute jemand fragen würde ob sie(sic) Kinder bekommen soll, was würde ich sagen? Die Frage beantwortet sich von selbst. Heiraten? Seid Ihr irre?
Mitten im Scheidungsverfahren, was sich schon so anhört wie ein Verbrechen, das ich begangen habe, mit Anwältin, die mich vertreten muss, werde ich immerhin mit Rentenpunkten meines Ex-Mannes abgespeist. Der wird mich wiederum nicht los, und muss auf immer und ewig für mich zahlen, wenn er nicht wieder heiratet, ob er oder ich wollen oder nicht. Heiraten ist einfach eine schlechte Idee, es sei denn, man will das Geld einer wesentlich reicheren Person ergattern, dann kann sich das wohl lohnen.

Wie haben meine Kinder die Trennung verkraftet? Wie Kinder es nun mal tun, sie passen sich an und versuchen das Beste heraus zu holen. Als bemitleidenswerte Wesen, die sie nun mal sind, bekommen sie überall eine Extra-Wurst. Und das ist gut so! Auch der alleinerziehende Vater ist sehr geachtet und bemitleidet, denn die schlimme Bitch (ich LOL) hat ihm übel mitgespielt. Auch wenn ich dabei nicht gut weg komme, kommt es doch den Kindern und auch ihm zu Gute.
Kinder alleinerziehender Mütter sind asozial, Kinder alleinerziehender Väter sind arme, arme Kinder mit überfordertem Vater. Die Symbolik ist klar. Und die klar frauenfeindliche Haltung dahinter auch.

Und jetzt bin ich die Mutter, die der Vater ist, oder wie soll ich das beschreiben? Ich bin der Bonus-Elternteil. Ich hetze mich nicht mehr zur Kita ab und was in der Schule abgeht, weiß ich nicht. Die Zeit mit meinem Kindern ist Quality-Time pur und ich teile mir die Termine nach meinem Gusto ein. Mental Load ist zwar immer noch ein Thema, aber auch da habe ich Abstand gewonnen: “Ist nicht mein Problem, wie der Vater der Kinder das mit den Kindern regelt.”
Es ist nämlich exakt das, was ich tagaus, tagein von der Gesellschaft zu hören bekommen habe: Es ist DEIN Problem! Dass es jetzt ausgerechnet ein einzelner, wirklich guter Mann ausbaden muss, ist schade, aber es ist für ihn viel leichter als es für mich wäre. Zu sagen, dass ich die Mutterschaft bereue, ist nicht zu sagen, dass ich meine Kinder nicht liebe oder sie mir egal sind. Sie sind Teil meines Lebens und sie können mir alles erzählen, und das tun sie auch. Und sie holen sich die Zeit, die sie mit mir brauchen-insgesamt eine viel bessere und innigere Beziehung als vorher. Dennoch wäre es für mich fatal gewesen, eine Trennung zu erwägen, bei denen ich die Kinder versorge und arbeite. Es gibt kein Bonus für alleinerziehende Mütter, nicht mal Mitleid. Es ist DEIN Problem, liebe Frau, Kinder zu haben, und wenn Du kein Problem damit hast, wird schon irgendjemand dafür sorgen, dass es zu Deinem Problem wird.

Das Einhorn der (Instagram-Glucken-)Mutterschaft, das noch so viel zelebriert wird, bleibt offensichtlich einem bestimmten Mindset und, seien wir ehrlich, einer bestimmten Einkommensgruppe überlassen.
Oh, und ich darf nicht vergessen: Die Power-Mütter. Die Gründerinnen und Start-Ups Bitches, die erfolgreichen Mütter und knallharten Frauen, die “es geschafft” haben. Wie? Nun, sie haben eine Haushälterin und eine Nanny oder Au-Pair und dazu einen Partner, der “zurück gesteckt” hat. Umgekehrt wird wiederum erwartet, dass Frauen sowohl Nanny, Haushälterin als auch Beruf SIND und der Mann bestenfalls seine Kinder babysittet. Das ist Deutschland 2021!
Jedes Paar gerät spätestens bei ungleichem Einkommen in diese Falle. Will der Vater endlich mal in Elternzeit, statt im dummen Bürojob zu versauern, wird ganz schnell Druck gemacht. Jetzt bekommen also auch Männer die kalte Hand des Patriarchats zu spüren. YAY!! Nicht.
Der Begriff wäre in #RegrettingParenthood umzuwandeln, wenn wir ehrlich sind.

Das hat auch die #Pandemie gezeigt, als die schlechtbezahlten Frauenjobs in der Altenpflege und im Krankenhaus auf einmal so krass zeitlich anzogen und Väter Zuhause alles stemmen mussten. Als viele Frauen nicht mehr arbeiten konnten und es vorzogen, zu kündigen. Als viele Frauen in hochqualifizierten Positionen die Tatsache, dass sie im Homeoffice arbeiten, zu ihren Ungunsten ausgelegt bekommen haben, während Männer als Helden gefeiert wurden, weil sie aus Kinderzimmern konferierten und ein Mittagessen bestellten.

Die Kita hat nun ein paar Wochen auf und demnächst ziemlich sicher dank Delta-Variante wieder zu. Man hat staatlich beschlossen, ein wenig Eugenik zu betreiben oder wie es euphemistisch genannt wird, Durchseuchung, und Kinder einem potentiell tödlichen Virus auszusetzen, weil man keine Lust hat, etwas am System zu ändern. Oder ein paar Luftfilter zu installieren. Private Kitas und Schulen haben sowas, staatliche Schulen nicht – wie polemisch das Wort Eugenik klingt, und wie unbequem und schrecklich. Wäre der Begriff völlig abwegig, wäre das unangenehme Gefühl beim Lesen nicht dabei.

Um #RegrettingMotherhood aufzuweichen, bräuchte es mehrere Veränderungen, die recht einfach und nachvollziehbar sind. Alles schon bekannt, sehr viel im Bildungsbereich und sehr wenig Dinge, die denen, die das Land in Wahrheit regieren (ABER DIE WIRTSCHAFT!), wirklich kratzen würden.

Die Klimakrise ist ganz klar da und ich weiß nicht, wie ich manchmal schlafen soll, wenn ich nicht weiß ob meine Kinder in 30 Jahren überhaupt überleben können. Was nach Katastrophenszenario klingt, ist längst wissenschaftlich erwiesen. Ich werde bis dahin ein ziemlich gutes Leben gehabt haben, aber meine Kinder? I doubt so.

Deswegen bleibt es im kleinsten Kosmos wie das der Familie und im großen Kosmos wie das der Lebenswelt alles wie immer: Das Private ist politisch.

Die Anzahl der Femizide steigt

Das ist ein sehr heikles und schwieriges Thema, und was schreibt man an einem Montagmorgen, wenn am Wochenende wieder ein paar tote Frauen in die Statistik aufgenommen wurden? Meist kennen wir nicht mal ihre Namen, es wird sich ausgiebig mit dem Täter befasst. Dann wird das Ganze häufig “Beziehungstat” genannt, nicht selten werden auch Kinder getötet, und das “Beziehungsdrama” wird in Schlagzeilen gegossen wie “Frau wollte Mann verlassen, da drehte er durch”.

Ein Femizid ist Mord an einer Frau. Jeden dritten Tag wird eine Frau ermordet. Die Anzahl der nicht obduzierten und als Mord erkannten toten Frauen, diejenigen die Selbstmord begehen mittelfristig, ist in dieser Zahl nicht erfasst.
Statistiken und Zahlen habe ich hier nicht, das findet ihr woanders. Und ich will nicht all zu sehr erläutern, worum es da geht, um Machtverhältnisse, darum dass Männer denken Frauen schulden dem Mann XY Dinge wie Sex, Beziehung, Liebe, Gehorsam und so weiter. Dass es mittlerweile(schon lange?!) über Facebook organisierte Gruppen gibt, um Frauen gezielt zu vergewaltigen.

Was tun? Aufmerksam sein. Die kleinen häuslichen Streitereien in der Nachbarschaft, die mit einer Ohrfeige oder einer Faust enden, nicht ignorieren. Das ist das nächste potentielle Opfer. Werden Menschen gewürgt, kann der Tod erst nach mehreren Tagen eintreten; in diesem Fall gibt es nicht mal einen Rückschluss auf die Tat.
Sensibilisiert die Männer in Eurem Umfeld. Ist kein Thema für eine Gartenparty? Nein. Sterben ist aber scheiße, und das betrifft alle Altersgruppen, alle Frauen sind gefährdet. Erzieht Eure Söhen und erzieht Eure Töchter.

Jede(sic) Frau gerät an so einem Mann, früher oder später. Gewalt kann sehr subtil ausgeübt werden, auch in Nicht-Beziehungsverhältnissen: im Job, im Freundeskreis, im Alltag. Es geht um Machtstrukturen, um Hierarchie, es geht häufig darum, dass sich winzige Egos aufwerten müssen, indem sie es “der anderen” Person, eine Frau, so richtig geben. Verbal, durch indirekte Taten bis hin zu direkten Gewalt und Tötung. Solche Taten werden selten bis nie von Fremden ausgeübt, sondern im engen Umfeld.
Wer darüber nachdenkt, wie sie sich wehren kann, hat schon die halbe Miete. Ich erinnere ein seltsames Gespräch mit einer anderen Mutter dreier Töchter, in dem es um das Thema Selbstverteidigung ging. Ich fragte sie, was sie täte im Falle eines physischen Angriffs. Ja, nun, hm, soweit hatte sie das gar nicht bedacht.
Meine Antwort: Du musst die Person töten. Vielleicht wird er Dich nur vergewaltigen, aber vielleicht tötet er dich und Deine Töchter. Das ist das, was man im Selbstverteidigungskurs eigentlich lernt.
Sie guckte betroffen, ich blieb emotionslos, und wir wußten beide, ich habe Recht. Ihr Mann hatte das Gespräch mit angehört, und auch er schwieg. Randnotiz: Es war mal Rettungssanitäter, ich will nicht wissen was er schon alles gesehen hat.
Das ist die Quintessenz meines Selbstverteidigungskurses, das mir ziemlich dolle in Erinnerung geblieben ist: Du musst den Angreifer töten. Neben den üblichen Techniken wurde mir eingetrichtert: Liegst Du am Boden, war es das. Und Du weißt nicht, was dann passiert. Es geht um Leben und Tod. Du kannst sterben, Du wirst drauf gehen, es geht um Dein Leben. Diese Sätze fielen immer wieder. Natürlich hat mich der Kurs ziemlich traumatisiert, aber es hat auch mein Mindset gehörig verändert. So etwas zu thematisieren ist super heftig, aber wir müssen es tun. Natürlich ist der Rückgriff auf persönliche Geschichten und Erfahrungen wie meiner hoffentlich nicht allen möglich, doch zeigt es sich, dass viele Gewalterfahrungen gar nicht als solche (an)erkannt werden und somit die Fundierung dafür fehlt, damit umzugehen und sich rechtzeitig abzugrenzen und dagegen zu agieren.

Das hier ist übrigens keine Aufforderung zu Gewalt. Es ist aber auch keine lustige Anekdote,
ich habe Überlebende solcher Gewalttaten kennengelernt.
Immer noch keine Aufforderung zu Gewalt-sondern die verbitterte Erkenntnis, dass wir als Frauen dieses Mindset mit uns herumtragen müssen, um zu überleben. Und dass es sehr viel darum geht, so etwas zu sehen und einzugreifen: Hinsehen, Zeug:in sein.
Solange Zeitungen immer noch Schlagzeilen bringen wie die oben genannte, so lange die Verurteilungsrate für Vergewaltigung bei 1% liegt, solange Frauen Videobeweise für eine Vergewaltigung liefern und dennoch selbst als Schuldige da stehen, solange Abtreibungen faktisch verboten sind, solange immer noch Männer über Frauenkörper bestimmen, solange ist der Status Quo leider:

Ja, da steht nichts.

Ausnahmsweise ein Appell an Männern: Das ist keine Pauschalverurteilung und Beurteilung. Die paar Idioten unter uns sind aber mehr, als Mann es wahr haben will. Ohne Männer, die eingreifen, auch wenn Frauen nicht dabei sind, kann sich der Staus Quo nicht verändern. Sei kein Arschloch, aber schweig auch nicht. Du bist kein Täter, sei kein Mittäter.

Aufklärungsarbeit auf Social Media – ist Danke eigentlich genug?

Danke für die Blumen!! Schön, dass meine Inhalte Dich etwas unterhalten haben, angeregt haben, Dir einen Arschtritt verpasst haben, Dich inspiriert oder bestätigt haben, zum Lachen gebracht haben oder aufgeregt haben. Dich informiert haben.
Sehr viele Frauen schreiben kluge Dinge im Internet. Einige davon haben sich entschieden, davon zu leben, und stellen sorgfältig kuratierte Inhalte ins Internet, schreiben Bücher, erstellen Podcasts. Wir zehren von unserer Berühmtheit und unserer Sichtbarkeit, von Followerzahlen, und dem einen oder anderen kleinen Werbedeal. Ich bin eine davon, die es schon lange tut, sehr lange thematisch mit Kosmetik und Parfums, und immer mehr mit kulturwissenschaftlichen Content, denn frau ist nun mal, was frau ist. Ich gehe selten in die Tiefe, dafür in die Breite, und zeige verschiedene oder neue Zugänge zu Themen. Feminismus halte ich mittlerweile für überholt als Konzept; zu elitär und zu weiß. Viele Begriffe, die durch Marketingsäue durchs Dorf getrieben werden, sind zu hinterfragen, viel Kommunikation muss entschlüsselt werden, viele Informationen müssen in einem großen(!) Kontext gebracht werden.
Wir sind eben im Wandel und dieser braucht neue Begriffe (Neologismen), neue Praktiken und neue Konzepte der Wertschätzung. Da Geld nun mal das neutrale Konzept der Wertschätzung ist, müssen wir in diesem Konstrukt kommunizieren, dass wir Geld benötigen, um diese Arbeit zu machen.
Die Quersubventionierung durch andere Tätigkeiten ist das eine – der tatsächliche Geldeingang auf dem Konto ist das andere.
Habt Ihr ein Budget für Kosmetik? Für Bücher? Für Hobbys? Dann nehmt man daraus jeweils 5 Euro und packt es in das Budget für das, was Euch ermöglicht, diese Unterhaltung/Information/Inspiration zu bekommen. In guter Qualität.
Nehmt das Geld, und streut es, dafür haben wir unsere PayPal Buttons eingerichtet. Und wenn es nur einmal im Monat ist. Es ist kein Zwang, kein Muß, sichert aber etwas, was Medien Euch nicht geben, denn deutsche Medien sind hochgradig problematisch und das Sinnbild des “weißen, alten Mannes”. Inhalte, die wir als Frauen erstellen, sind schon alleine durch unsere Erfahrungen differenzierter. Und ich traue es jede:r Leser:in zu, zu wissen, wo die Infos valide sind und wo Unsinn reproduziert wird.

Wir sind auch diejenigen, die in Kontakt zu Euch stehen, die kommunizieren, die Euch wertschätzen in dieser Kommunikation, und für die wir schreiben. Ein Kommentar, ein Like, alles ist gut, ich sehe dass Ihr hier wart, ich lese die Mails, DMs und ich lebe dafür, diese Gemeinschaft zu haben und uns zu vernetzen.

Zwei Euro klingen lächerlich? Nein. Schon alleine die Tatsache, dass es jemand tut, ist Wertschätzung. Ich schreibe aus Wertschätzung. Du zahlst aus Wertschätzung. Läuft!