Retinol und Säurepeelings – Glow oder Pergament
OMG ein Beautybeitrag auf einem Beautyblog, der seit einem Jahr nicht mehr über Beauty handelt!
Der heutige Anblick meiner Haut macht es notwendig, sei es denn nur dafür, dass ich.mir.das.hinter.den.Ohren.schreibe.
Ich habe eine Retinolcreme mit 1% Retinol drin, was schon steil ist, die höchstzulässige Menge n einem Kosmetikprodukt. Paula’s Choice, gibt es aber auch von anderen Herstellern. Völlig überteuert übrigens, aber ich bestelle dort auch andere Dinge und es gibt viele Goodies, gleicht sich also aus.
Retinol soll das Ding gegen fahle Haut, Aknenarben und Falten sein, quasi eine eierlegenden Wollmilchsau. Genauso wirken die Säurepeelings, die einfach eine gewisse Hautschicht wegätzen und mit denen man auch sehr vorsichtig agieren sollte. Man kann sich in hoher Konzentration so richtig übel die Haut mit versauen. Solche Dinge zu testen ist eigentlich typisch für mich, denn obwohl ich in der Auswahl der Gesichtspflege sehr vorsichtig und konservativ bin, hege ich immer wieder Selbstzerstörungsgelüste und probiere Dinge aus, die extrem sind.
Retinol zählt eindeutig dazu.
Was machen Retinol und Konsorten? Sie peelen chemisch, sprich es ist eine Mikroverbrennung der Haut. Eine gute Reaktion der Haut ist: Keine. Ein wenig aufgehellt und glatter, ansonsten sollte nichts sein. Wird die Haut jedoch rot und spannt, dann hat man eindeutig zu viel Säure erwischt und kann es entweder sofort abwaschen und versuchen mit einem neutralen Serum/Gel/Aloe Vera schnell zu verarzten oder aber lässt die Haut erst einmal in Ruhe und schaut ein paar Stunden später.
Ich ging indes mit rosigen Wangen schlafen und wachte heute morgen mit der besten Haut meines Lebens auf. Glatt, strahlend, fleckenfrei – und das Ganze hörte exakt unterhalb der Augen auf, wo scheinbar sämtliche Schönheit heraus extrahiert wurde. Grauenvoll trocken, unglaublich faltig und regelrecht mumienartig schaute mir meine Augenpartie entgegen. Als Allergikerin bin ich ja einiges gewohnt, gerade die Augen sehen am frühen morgen schlimm aus, egal wieviel ich trinke und wie gesund ich mich ernähre, zumal in der Zeit der Frühblüher, wo sie gerne rot, juckend und eitrig sämtliche Symptome auffahren. Aber das?! ALTER SCHWEDE!!
Die rosigen Wangen sind über Nacht schlichtweg der angesprochenen leichten Verbrennung gewichen und haben die zarte Haut um die Augenpartie herum in Mitleidenschaft gezogen. Dazu spannt die Haut um meinen Mund auch ordentlich. Meine Oberlippe sieht aus wie frisch aufgespritzt, dezent zwar, aber definitiv zu glatt. Es fühlt sich sehr unangenehm an, nicht schmerzhaft, aber unangenehm.
Während manche auf eine Pflege mit Retinol schwören, oder aber den täglichen Einsatz von Säurepeelings propagieren, überlege ich die ganze Zeit was es bedeutet, diesen Mikrosonnenbrand jeden Tag in der Fresse zu haben. Wir die Haut dadurch nicht dünner? Tut sie sich nicht eh von selbst schuppen und so? Soll man die zerstörerischen Strahlen der Sonne nicht genau deswegen vermeiden?
Der regelmäßige Einsatz von Retinol macht die Haut sehr dünn und pergamentartig, was natürlich langfristig nicht so geil ist. Abhängig von Konzentration und Dauer der Anwendung sollte man also sehr vorsichtig damit umgehen, um die Haut nicht zu sehr zu reizen. Kleine Mengen, kleine Konzentration und vielleicht keine tägliche Nutzung, auch nicht wenn die Haut es vermeintlich abkann.
Periorale Dermatitis ist nicht schön und zwar auch streßbedingt, wie so vieles, aber ein Vorgeschmack durch solche Produkte habe ich schon bekommen und kann nur sagen: Äußerst unangenehm, und hässlich ist nur noch das Sahnehäubchen auf ein dauerschmerzendes Gesicht, da periorale Dermatitis mit Flecken und Entzündungen daher kommt.
Warum das Zeug dennoch propagiert wird? Die Anwendung von Säure bringt die Notwendigkeit mindestens dreier, weiterer Produkte nach sich: Seren, Toner, mindestens eine Creme und Lichtschutzfaktor, den man übrigens nicht immer anwenden muss. Während der Pandemie zuhause im Winter, in Norde-Deutschland? Da bin ich froh wenn ich die 20 Minuten Tageslicht abbekomme.
WEIL: Da klingelt die Kasse bei jedem Hersteller! Toner und Serum sind ohnehin Cash Cows, da kostet die Verpackung immer mehr als der Inhalt.
Eine Indikation kann es bei diesem Teufelszeug allerdings geben, und zwar eine bestimmte Form von Akne, die mit Verhornungsstörungen der Haut einhergeht, wobei auch da nur eine leichte Akne therapiert werden kann und auch da vorsichtig die Menge und Häufigkeit des Mittels der Wahl herausgefunden werden muss. Bei mir persönlich hat die empfohlene Salicylsäure katastrophal gewirkt und meine Haut vollständig ruiniert, während 10% AHA Säure sehr gut tun.
Ein guter und aktueller Beitrag zu Akne https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2016/daz-32-2016/wieder-aufgeblueht
Fazit meines Exkurses in die Säure-Welt ist mal wieder: Das Maß der Dinge ist das Maß der Dinge. Man kann alles mal verwenden und ausprobieren, sollte aber vorsichtig damit sein und immer die langfristige Wirkung mitbedenken. Eine Haut mit Glow ist zwar heute schön, wird aber in 20 Jahren einfach nur furchtbar dünn und trocken sein, und das ist in der auch sehr schwer in den Griff zu bekommen.
Derweil werde ich jetzt meiner Alove Vera Pflanze zu Leibe rücken und meine Mikro-Verbrennung mit frischer Aloe therapieren. Zumindest habe ich mal eine unerwünschte Vorschau auf die Faltenbildung später bekommen, die übrigens interessant ist, sehr ungleichmäsig, was mich ein wenig belustigt, weil die Vorstellung von meinen Falten bei mir ganz anders ist, sie sind in meinem Kopf sexy und symmetrisch und irgendwie schön. Sind da etwa die konsumierten Medien schuld?! Würde ich nicht sagen… *IRONIE*
Und weil die Sonne heuer scheint, werde ich mutig meinen Balkon betreten, die Abgase einatmen und die verfickten Pollen und mir mal 10 Minuten UV gönnen! Pandemie, Du kannst mir nix!