BYREDO Mixed Emotions – eine gemischte Rezension

Dieser Byredo Duft ist wirklich programmatisch für den Namen. Und ehrlich, ich habe in letzter Zeit einiges unter der Nase gehabt, was gut war, hallo Tom Ford, aber wirklich herausragend und weird und auch im Gedächtnis verblieben ist tatsächlich Mixed Emotions!

Disclaimer vorweg: Ich könnte den Duft nicht tragen. Und ich halte Byredo für unsäglich überteuert und überbewertet, wobei ich zwei Düfte von denen besitze. Konsequenz kann ich! Gute Düfte hat Byredo durchaus auch, aber wie immer ist es eine Mischung, nicht alles ist überragend. So oft kann man das Rad nun mal nicht neu erfinden.

Mixed Emotions ist ein Duft aus Johannisbeere (stehe ich total drauf, aber eher als Marmelade) und grüne Dinge und ummm sorry to say – Reifen. Asphalt und Teer. Eventuell Leder und Rauch. Definitiv Krankenhaus und ein Hauch Menthol. Und die Veilchenblätter (laut Beschreibung) definitiv auch, jedoch moderat. Als abstraktes Gemälde würde ich es sofort kaufen, es wäre farblich sehr spannend, wenn auch düster.

Die offiziellen Noten sind:

Kopfnote Mate, Schwarze Johannisbeere
Herznote Schwarztee, Veilchenblätter
Basisnote Birke, Papyrus

Nun, vermutlich ist Johannisbeere der Catcher, während die Birke und Papyrus, also die trockenen und kratzigen Elemente darin, entgegensetzte Pole zum saftigen Duft der Früchte bilden. Der Clou an diesem Duft ist allerdings die wirklich gut gemachte Komposition: Es gibt keine Kopfnote und Baisisnote, weil die zwei Haupttöne immer wieder, wie in einem Tanz, hochkommen. Mixed Emotions ist ein Duft, den ich beim besten Willen nicht anders beschreiben kann als eine Mischung aus Himmel und Hölle, eine Art olfaktorisches Borderline. Disclaimer: Das ist eine schlimme Erkrankung, die schwer zu diagnostizieren ist und kein spaßiger Begriff, Betroffene leiden extrem darunter.
Einen Duft mit einer schweren Krankheit zu vergleichen ist im Zweifel geschmackslos, doch der Name trägt dazu bei. Wir kennen alle solche Extremen. Eine Wippe auf dem Spielplatz wäre sicher auch ein guter Vergleich.
Doch gemischte Gefühle, so wie wir sie alle kennen, ins Extreme überführt sind genau diese Krankheit, und ich bin der Meinung, psychische Krankheiten sollten enttabuisiert und entstigmatisiert werden. Warum also nicht den Vergleich ziehen.
Mixed Emotions als Duft ist eine zeitgemäße Sache: Die Gefühle in einer Pandemie; die Gefühle in der heutigen politischen Situation. Im positiven Sinne definitiv aber auch die zunehmende gesellschaftliche Akzeptanz psychischer Krankheiten, oder das aufkommende Bewusstsein über Neurodiversität als solches, alles gute Dinge für die Betroffenen.

Alles in allem kann Mixed Emotions so oder so gelesen werden. Der Duft wandelt sich permanent von köstlicher Johannisbeere in schrecklich-scheußlichem, rauhen, grauen hölzernen Tönen, in kratzigem Asphalt, verbrannten Reifen und wieder zurück.
Die Haltbarkeit ist hervorragend und der Duft sehr kräftig, weshalb ich ihn tatsächlich nicht tragen könnte oder würde. Bin mittlerweile zu empfindlich. Aber beeindruckt hat er mich, keine Frage!

Der Duft ist ausgewiesen als pansexuell LOL… kostet UVP 135 Euro für 50ml.

Fazit: Wirklich interessant und auch wirklich gut, sollte man mal gerochen haben.

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