ETFs und Bikini Zone lasern – was Diana zur Loewen über ihre Generation aussagt

Diana zur Loewen fing standardmäßig mit inhaltlich unverfänglichen Themen an, Beauty und Mode. Sie ist jemand, an der nicht mal ich vorbei komme, da sie crossmedial präsent ist, und auch weil sie eine super Projektionsfläche ist für die Ambivalenz der Post-Hipster Generation und den sozialen Medien.

Mit knapp dreißig Jahren ist sie ein Idol für junge Frauen, die in ihrem “von Beruf Tochter” Leben von finanzieller Unabhängigkeit, Workations als Managerin, und mit Designer-Möbeln eingereichteten Altbau-Interieurs träumen. Inwiefern Männer darin eine Rolle spielen, kann ich nicht beurteilen. Sie schauen bei DvL auf zu einer Person, die Finanzthemen anspricht, schon mal CEO war (naja, eine GmbH gründen ist eine Frage von Geld, und nicht von Können…), und gleichzeitig ihren Lifestyle sehr ausgiebig dokumentiert, ob es ihre SPA Besuche oder eben der Besuch bei einer Kosmetikerin sind. Als angeblich politische Aktivistin und Aufklärerin ihrer Generation im Wikipedia-Eintrag (selbst?) ernannt, ist sie meiner Meinung nach komplett entrückt in die Influencer-Blase, in der für Content gelebt wird und in welchem der eigene Promistatus durch den Promistatus anderer halbseidener Prominenten aufrecht erhalten wird.

Während wir die Hipster Generation belächelt haben, durch ihre absolute Nicht-Aussage, ist diese Zwischengeneration jetzt, und ich habe nicht mal Lust das nachzuschauen wie die genau heißt, die Erbengeneration der Boomer-oder auch nicht! Hier entscheidet das Losverfahren Herkunft über deine Zukunft: Mit ETFs ins Leben gestartet, den Nosejob und die Eigentumswohnung zum Studium oder eben Bafög, miese Agenturjobs und der Versuch, nicht zu viel Geld für Fast fashion auszugeben (been there, done that). Die Hipster Generation hat nun Kinder, Eigentum und geht auf Fahrrad-Demos. Die DzL Generation kann und muss sich noch für eine Zukunft entscheiden, und die Aussichten sind nicht besonders geil: Klimakrise, Faschismus, wirtschaftlicher Kollaps, Krieg.

Der Elan fehlt.

Und so ist frau zwischen ETFs, Coachings, Yoga, gesunder Ernährung und neuerdings Kraftsport, und einem merkwürdigen, weil liberalen, weißen Feminismus, auf den auch ich reingefallen bin, who am I to judge..!, immer noch sehr darauf erpicht, zu gefallen. Und das ist erstaunlich, finde ich. Aus den Lippenstiften sind eben Hyaluron-Filler geworden, und statt Rasierschaum ist eben lasern angesagt. Beauty is now skin deep.

Als etwas jüngere Version der Hipster-Generation, ist man hedonistisch, jedoch trotzdem bemüht, dem Eskapismus irgendeinen Sinn zu geben. Man versucht Plastik zu sparen, fliegt aber nach Bali, kauft ethische hergestellte Handys, tradet aber, träumt von Karriere, fühlt sich aber gleichzeitig gezwungen den ästhetischen Ansprüchen der Porno-Industrie gerecht zu werden. Wenn ich das so schreibe, ist das vielleicht kein Zeitgeist Problem, sondern eine Sache des Alters und ja, auch der Wohlstandsverwahrlosung.

Was dabei natürlich auch gesagt werde sollte: Wir sprechen über wohlhabenden Menschen, immer wieder, während die größte Gruppe der jungen Menschen nicht wohlhabend ist und auch nicht sein wird. Somit ist die Lifestyle Ikone Diana als “perpetual machine” des Kapitalimus sehr ironisch, insinuiert sie das gute alte Lied des Kapitalismus “jedeR kann es schaffen”. Mit ETFs und haarfreier Bikinizone wird frau eine gute Partie, für den Arbeitgeber, für den sozial noch besser gestellten Partner. Oder?
Was ist mit der Realität? Was ist mit den anderen jungen Menschen? Nicht so wichtig.

Die Ambivalenz der Generation spiegelt sich wiederum im politischen Bild wieder, finden wir darin die rechten Wähler*innen, die sich eine starke Führung wünschen, eine harte Hand, whatever. Hier ist das Bewußtsein des ökonomisch abgehängt sein nochmal anders, bekommen sie auf Social Media alles an Content und Konsum, der nur als günstige Kopie erreicht werden kann, und auch das nur über waghalsige finanzielle Aktionen.
Doch genau diese Leute sind irrsinnigerweise, mit ihrer berechtigten Sorge um die Zukunft, diejenigen, die sich gleichzeitig die Zukunft selbst versauen. Und da inkludiere ich die Gen.Diana mit ein, auch wenn sie auf der anderen Seite des Feldes spielt, ist sie Teammitglied. Ist sie politisch? Nicht wirklich? Ist die Nähe zur mittlerweile offen rechtskonservativen CDU problematisch? Ja. Hier verbindet sich also die Post-Hipster Generation zu der Melange, die mir statt Hoffnung Angst macht: In einer Zeit, in der Demokratie droht abgeschafft zu werden, ist Hedonismus weg sehen. Das gilt natürlich für alle Generationen, für Boomer, für mich, wirklich übergreifend.

Denn: Wir haften alle.

Disclaimer: Es geht nicht speziell um Diana zur L als Mensch, sondern um sie als öffentliche Person.

CHANEL HYDRA BEAUTY Micro Sérum Lèvres – neues Lippenserum

“CHANEL präsentiert HYDRA BEAUTY Micro Sérum Lèvres, das neue mikrofluidische Lippenserum mit weißer Kamelie und Hyaluronsäure, das Wirksamkeit mit einem verwöhnenden Pflegeerlebnis verbindet – für einen sofortigen und anhaltenden feuchtigkeitsspendenden, aufpolsternden und beruhigenden Effekt.”
Text wie Homepage.

Was ist denn mikrofluidisch für ein Wort? LOL!

Es ist einfach eine glyzerinhaltige Lippenpflege, die als Serum vermarktet wird, die Lippen aufpolstert und mit Squalan und Shea Butter etwas pflegt. Dazu ein bisschen blauer Farbstoff, ein paar vorbeigeflogene Extrakte, fertig, für stolze 56 Euro auf 11ml. So wie man uns erfolgreich Augencremes verkauft – sie machen hier und da auch Sinn, aber müssen die so teuer sein? Nö – hat man jetzt die nächste Problemzone auserkoren: Lippen.

ICH BIN EINE PROBLEMZONE!!

Und natürlich bin ich genau das richtige Opfer dafür! Doch meine Tagescreme und Squalan-Öl sind so ziemlich das gleiche, sogar hochwertiger, wenn auch nicht so fancy verpackt. Trotzdem bin ich eigentlich bei solchen Produkten anfällig – hier gefällt mir das Packaging allerdings gar nicht, weshalb ich das nicht sofort geordert habe. Falls es mir aber über den Weg läuft und ins Körbchen fällt… macht das sonst in so einem kleinen Pumpspender mit Chaneldeckel und ihr habt mich!

Der “es war teuer” Effekt

Ich ziehe meinen Schanello aus der Tasche (ein überteuerter, transparenter Lippenstift mit einem Hauch Glitzer…) und ziehe gedankenverloren meine Lippen nach. Währenddessen klebt an meinem Lippen und Lippenstift aus sicherer Distanz der Blick einer Teenagerin und ich lächle.
Das bin ich, vor 30 Jahren.

Damals hätte ich alles für ein Chanel Puder gegeben, das war nicht so sehr ein Konsumtraum, sondern die feste Überzeugung, dass es gut sein muss, denn es war teuer und für mich gefühlt unerreichbar. Das Wort sparen existierte nicht in meiner Welt und meine Eltern hätten mir einen Vogel gezeigt. Diese schwarze, sexy kleine Packung würde mich ebenso schön machen wie die Frau mit dem perfekten Teint, die das hoch hielt, als ich eines Abends im Backstage-Bereich einer In-Disco einen Blick auf einen der Models erhaschte.
Mitnichten… aber dafür hätte ich ja auch wissen müssen, was Werbung ist, und das ist für jemand, der ohne Fernsehen im Sozialismus aufgewachsen ist, wirklich schwer zu verstehen, aber zu fühlen?! Marketing funktioniert ja auch nicht über Ratio, sondern über Gefühle. Und das traf auf meine jugendlichen Neuronen alles völlig unvorbereitet ein. Heute sprechen wir mit den Kindern und erklären ihnen Werbung und Konsum (um dann doch die Barbie zu kaufen…).

Und selbst mit noch so viel Reflexion: Schanello gab mir das Gefühl von Überlegenheit und das tut es vermutlich auch heute noch. Seien wir mal ehrlich!!

Und das beobachte ich in den sozialen Medien überall… und ja, ich falle immer noch selbst drauf rein. Viele Produkte, die wirklich gut sind, sind im höheren Preissegment, aber nicht jedes Produkt, das teuer ist, ist auch gut.
Beispiele sind La Mer und Hermès Make-up, die schöne Sachen habe, die aber bedingt die Qualität im Preis widerspiegeln. Da habe ich persönlich auch ein paar herbe Enttäuschungen erlebt.

ES WAR TEUER! Das ist ein Argument, das bei meiner Expertise einfach nicht mehr zieht. Zwischen den 3 Euro Mascara und der für 52(WTF) interessiert mich die Performance, und die verbessert sich durch den Placebo Effekt des Preises NICHT.

Und so muss man sich gar nicht fragen, ob der Hermès Lippenbalsam, der mir schön auf Instagram präsentiert wurde, seine 70 Euro wert ist, um einen Hauch Fettglanz und Rosa auf meinen Lippen zu haben. Verführerisch ist die Verpackung definitiv und auch die Marke bleibt es, aber sind wir ehrlich: Ist es das wert? Diese Frage wurde mir von meinem Mann gestellt, der mir sofort das sehr teure Parfüm gekauft hätte, als ich davon schwärmte, natürlich ein Hermessence von Hermès. Ich war ehrlich: NEIN!

Funktioniert der Effekt? Ja. Sollte man deswegen zweimal hinschauen? Jajaja!

Große Proben bewegen zum Produktktauf

Wenn ich eine große Probe bekomme, zum Besipiel eine Bodylotion, oder einen Tiegel Augencreme, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich das Produkt kaufe, bei 100%, außer es ist absoluter Mist, und das würde ich ja eh nicht testen.

Kennt Ihr die kleinen Tester mit 0,5ml? Sie sind eine aboslute Umweltsauerei und können absolut nix.

Gib mir eine volle, kleine Tube Deiner Creme, Deiner Bodylotion, und meinetwegen ein Sachet von Deinem Shampoo, das genug für mehrere Haarwäschen enthält, and I’m hooked. Gefällt es mir nämlich, möchte ich es natürlich nicht mehr vermissen und renne sofort los, um es zu kaufen. Das gilt auch für großzügige Prafümproben.

Jetzt ist natürlich die Frage, liegt es daran, dass ich neurodivers bin oder ist das schlichtweg ein gutes Marketinginstrument?

Der Online Kundenservice großer Firmen – Katastrophe, aber auch orthographisch falsch

Im nächsten Leben möchte ich die Webseiten großer Unternehmen debuggen. Obwohl, debuggen ist das eine, wie wäre es erstmal mit…

Rechtschreibung? Groß- und Kleinschreibung? Mein werter Mentor Mihai Nadin schrieb bereits vor einer Milliarde Jahren in seinem Buch The Civilization of Illiteracy, dass es zu einer Generation von Analphabeten käme; ich würde sagen, wir sind mittendrin. Heutige Scheußlichkeit: Ich habe ein Feld Namens Fräulein gefunden. Ich meine, wer verwendet noch diese antiquierte Anrede, ausser Franzosen? OUI.

Der Chanel Kundenservice leitete mich weiter auf eine blanke Seite, ob ich das Formular abgeschickt habe, weiß nur Dieu(Gott) alleine. Normalerweise bekommt man eine Kopie der Anfrage bzw. des Formulars an die angegebene E-Mail Adresse gesendet.

Auch andere Firmen bekleckern sich nicht mit Ruhm – es braucht schon harte Nerven, eine Korrespondenz auf Italienisch zu bekommen im Nachgang einer Bestellung. Aber es klappt alles, denn schließlich kann ich auch auch italienisch. Also. Naja.

Unsichtbare Bestellungen, ghostender Kundenservice, wir reden hier stets von großen, etablierten Marken/Konzernen, wo das Geld für sowas definitiv anders ist. Die sogenannten “kleinen Klitschen” haben da definitiv die Nase vorn – keine bombastische Webseite, aber alles funktioniert, und schlimme Orthographie gibt es da auch nicht.

Wie das passiert? Nun, große Läden haben eine Webseite, die sie dann an die jeweiligen Länder anpassen, zum Teil mit maschineller Übersetzung. Künstliche Intelligenz für den Arsch; zudem werden kulturelle Unterschiede einfach ignoriert. Es liegt auf alle Fälle am Management, berichtete mir jemand aus der Branche, denn dort sitzen unheimlich konservative und ignorante Entscheider(sic!) und die treffen mitunter nicht nur unsinnige, sondern auch teure Entscheidungen. Eh komplett egal, denn am Ende zahlen es die kleinen Verbraucherinnen. Nehmen wir Chanel, deren Gewinn im “ähhhh wieviele Stellen hat eine Milliarde”-Bereich liegt und komplett in privater Hand ist: Sie verkaufen natürlich irre viel Handtaschen und auch ein paar Fummel, wer sich das aber alles nicht leisten kann, wird zu einem Lippenstift oder Duft greifen. Die Haute Couture Show dient dem Erhalt der Marke, der Umsatz wird woanders generiert.
Und das ist den Leuten vermutlich völlig egal, ob eine Firmen Webseite vor Fehlern strotzt.

Leider bin ich auch ein Konsumopfer und ziemlicher Fan der Produkte und so werde ich wohl oder übel den Kontakt für meine Retoure telefonisch wagen müssen… oder per Rauchzeichen?!


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Hier ist die Lippenstiftkasse:
P A Y P A L ❤️ M E