Auf einem Beautyblog über Nachhaltigkeit zu sprechen – naja. Was ist das überhaupt? Die Wissenschaftler sind sich einig: Erhaltung der Ressourcen für nachfolgende Generationen. Und dann kam Trump und kackte auf alles drauf… und keiner hat die Eier, ihm mal einen schicken Steuerhinterziehungsprozeß ans Bein zu pinkeln. Aber wir haben ja auch eigene Probleme.
Deutschland gehört zu den führenden Nationen im Umweltschutzbereich. Doch Nachhaltigkeit ist auch eine kulturelle Dimension. Kultur ist ungleich Konsum, aber seitdem ich mich ständig auf Instagram herum treibe, bin ich fest der Überzeugung, dass wir nichts mehr außer Konsum für die nachfolgenden Generationen bereit halten. Sustainable? SustainBLA!
– DuschSCHAUM in DOSEN. Alle Firmen, alle Blogger, die das beworben haben: SCHÄMT EUCH!
– Vegan. Schick, schicker, Smoothie – Avocados bis zum abwinken, die eine Ökobilanz zur Erschrecken haben. Ersatzprodukte mit nicht zertifiziertem Soja, die dank Landraub schön billig geworden ist. Kühlregale voll mit exotischen, kleinpürierten Obstsorten. Himbeeren und Erdbeeren für das schicke Photo mit der obligatorischen Hafergrütze-Schüssel.
– Bio-Baumwolle und Consciousness Kollektionen bei H&M. Made in Bangladesh unter unhaltbaren Bedingungen, trotzdem, und vor allem, wie kann ein Modehersteller, der Kollektionen kopiert und diese monatlich erneuert, sich überhaupt so erfolgreich greenwashen? Merkt da noch einer was?! Die Käuferinnen bestimmt nicht.
– Vegane Schuhe/Taschen – Geile Idee. Das Erdöl für den Kunstleder kommt ja konfliktfrei aus dem demokratischen, vorbildhaften Saudi Arabien zum Beispiel. Die vollstrecken zwar die Todesstrafe an Kindern, aber hey. Vegane Schuhe. Die Version mit Gummi und Stoff mal ausgenommen.
– Car-Sharing. Das vermaledeite Auto, liebstes Kind der deutschen Nation. Car-Sharing ist eine gute Idee und ein Schritt in die richtige Richtung, aber. ABER. Das ÖPNV auszubauen und meinetwegen staatlich zu fördern für Schülerinnen, für Studentinnen, für Pendler (nicht erst durch die mühsame Steuererklärung!) wäre eher mal was.
– Feministen. Da kommen doch Männer auch von selbst auf die Idee, sich als Feministen zu bezeichnen. Ist das etwa auch nicht richtig?! Kann mann den gar nichts richtig machen, heißt es da zurecht aus vielen Ecken. Kann man, indem man Feminismus versteht und einfach ausübt, statt sich die Flagge an die Tür zu hängen, um anschließend vermeintlich korrekt zu agieren. Denn wer sagt, er sei Feminist, würde aber nur den Besten einstellen – merkste selber, oder? Feminismus ist leider ein bitteres Thema und im Zuge der Möglichkeit einer Gleichberechtigung wäre es hilfreich, zu HELFEN: Das ist kein rhetorischer Gau, sondern eine einfache Forderung: Hilf den Frauen. Ohne rumzutönen. Lass sie zu Wort kommen, buttere sie nicht unter, und stell sie ein, auch wenn sie nicht besser sind.
Nun solle nicht mit Steinen werfen, wer im Glashaus sitzt. Meine eigene Nase fassend, weiß ich, dass Nachhaltigkeit oft nur ein erkauftes gutes Gewissen ist und diese leider ganz schnell dort aufhört, wo das Budget es schon getan hat. Und auch Bequemlichkeit oder der Wunsch nach Luxus stehen dem diametral entgegen, kann man anhand meiner Sammlung Schminksachen sehen. Mehr, mehr, neuer, schöner, größer, besser, das Streben an sich hat uns den Fortschritt gebracht und ist sehr menschlich.
Den Fortschritt sinnvoll und im guten Sinne zu nutzen ist allerdings der wahre Luxus, weil es so verdammt schwer ist. Auf einem MacBook tippend geschrieben ist die Forderung nach “sich einschränken” natürlich totaler Bullshit, und wird auch gerne von einer Elite so praktiziert. Ich gehöre zu dieser. Ich weiß es aber auch.
Also weniger sutainaBLA und mehr Überlegt-heit, mehr Über-den-eigenen-Tellerrand schauen, mehr fragen und hinterfragen, größer denken. Reflektiert sein können wir ohne Ende, die Bibis dieser Welt werden trotzdem den Teenagern Duschschaum verkaufen, und ich erwarte von den Teenies nicht, daß sie ihre Hormone beisammen nehmen und sagen: Pfui, Bibi, böse böse. Eigentlich erwarte ich es von niemanden, nicht einmal mehr von mir. Überhaupt komme ich mal wieder auf dieses Thema, weil ich einen Text aus den vierziger Jahren über Technikfortschritt gelesen habe. Wir haben seitdem nichts dazu gelernt und es ist traurig, dass die dritte industrielle Revolution, die eine informationstechnologische ist und damit auch ein Höhepunkt der menschlichen Evolution, keinen weiteren gesellschaftlichen Fortschritt gebracht hat.
Da helfen auch keine neuen (leeren) Worthülsen…
Packen wir es an. Wir sind zwar gerade dabei, alles an die Wand zu fahren (dabei mit dem besten Tom Ford Bronzer geschminkt, aber Wand bleibt Wand) dennoch stirbt zuletzt die Hoffnung. Packen wir es an. Ohne Duschschaum.