Born rich and famous, stayed rich and famous – wenn Role Models so gar nicht taugen

Interview Englisch mit folgendem text: gefragt nach dem Mythos um die alterslose Schönheit  der französischen Frau antwortet die Damen sie sei in Paris geborgen und das typische Pariser Mädchen. Ihr Geheimnis seien die drei C, zwar ohne Wein, aber die wären Coca-Cola, Kaffee und Zigaretten. Sie würde absolut keinen Sport treiben. Auf die Frage danach, was für sie eine Bedeutung hat, antwortet sie: Sie ist immer neugierig, was der nächste Tag bringt und betet dafür. Sie interessiere sich nicht für Ruhm, Geld, Erfolg oder Chefin zu sein. Sei ihr scheißegal. Ihre Familie war immer ihre Priorität.

EDIT: Der Knaller ist ja, dass es dazu dieses kurze Stück Interview gab, und ich übersetze es mal fix, denn ich habe mich unglaublich darüber aufgeregt. Also, gefragt nach dem Mythos um die alterslose Schönheit  der französischen Frau antwortet die Dame, sie sei in Paris geborgen und das typische Pariser Mädchen. Ihr Geheimnis seien die drei C, zwar ohne Wein, aber die wären Coca-Cola, Kaffee und Zigaretten. Sie würde absolut keinen Sport treiben. Auf die Frage danach, was für sie eine Bedeutung hat, antwortet sie… halt Dich fest. Sie ist immer neugierig, was der nächste Tag bringt und bittet darum. Sie interessiert sich nicht für Ruhm, Geld, Erfolg oder Chefin zu sein. Ist ihr scheißegal. Ihre Familie war immer ihre Priorität.
Ich sage es mal so: Das ist eine hochgradig unreflektierte und wahrscheinlich auch gelogene Antwort. Und so manche 15-jährige wird sich so einer Diät verschreiben, mit verheerenden Konsequenzen. Einfach daneben, Madame. Die Firma, die sowas dann noch an ihre Kundschaft kolportiert, da kann man sich auch nur an die Stirn fassen. Ethik solltet ihr eventuell mal online nachschlagen, liebe Alle.

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Gerade wurde mir eine Werbeeinblendung unter die Nase gehalten, bei der ich nicht wusste, ob ich lachen, oder weinen soll: Die “Muse”, eine charismatische Schauspielerin, Französin, immerhin 57 und nicht 27, natürlich(sic!) geliftet, geboren in sehr guten Verhältnissen in einer prominenten Familie und nun ja, immer noch in sehr guten Verhältnissen lebend und immer noch einen berühmten Namen tragend.
Ich will nicht gegen diese Frau bashen, das gibt es genug auf dieser Welt, und ich finde sie ja auch toll und weiß, dass nicht jede glänzende Lebensgeschichte tatsächlich immer nur glänzend war und ist.
Aber ich würde so, so gerne mal echte Menschen hören!

Es gibt sie, es gibt sogar ein Bildband darüber, Frauen, die sich selbstständig gemacht haben trotz widriger Umstände, die weder in der Glamour reinpassen würden noch die VOGUE zierten – Frauen mit echten Geschichten und ja, auch mit echten Gesichtern, abgearbeiteten Händen und ohne Luxus.

Role Models und Heldinnen obliegt aber auch immer eine echte Scheissaufgabe: Uns erzählen, dass jede:r es schaffen kann. Pustekuchen, werde ich nicht müde genug es zu sagen, Pustekuchen! Du kannst immer was aus Dir machen, aber die Story von Tellerwäscherin zur Millionärin ist nicht nur abgeschmackt, sondern auch sehr, sehr selten und dient nur dazu, bestehende Ungerechtigkeit zu zementieren. Statisiken zeigen, Akademikerkinder studieren, promovieren, und die, die sich erst auf diese Ebene kämpfen müssen, haben es nicht nur schwerer, sondern es gibt sie auch kaum.
Und das ist natürlich ungerecht. Und es gibt Role Models, die eh besser taugen – die alleinerziehende Mutter, die gegründet hat; die Bäckereiverkäuferin, die ihre Alkoholsucht in den Griff bekommen hat, die sehr junge Mutter, die nun einen guten Job hat, obwohl sie prädestiniert war, suchtkrank und depressiv in Armut zu sterben.

Das will keiner hören, es ist ja nicht sexy, oder? Seit wann ist das Leben denn sexy?! Immerzu sexy vor allem LOL – und damit kann man keine Pullover verkaufen, die eine Marge von 500% haben. Ist das denn wirklich so? Vertrauen wir nicht eher der Empfehlung der Nachbarin nebenan, dem zufälligen Gespräch beim Bäcker, der Kollegin, Freundin?
Bei Role Models in der Werbung gibt es wenige Personen, die mir etwas verkaufen können und so schaue ich oft sehr genau hin, wie das Storytelling ist, wie das Unternehmen sich verkauft und was dahinter als Businessmodell steckt und vor allem, wie es hinter den Kulissen wohl zugeht.

Gewinnmaximierungsbestreben in allen Ehren:

Born rich and famous, stayed rich and famous seems too easy to me.

Schreiben, um zu schreiben, um zu schreiben, um zu

Ich habe neulich gelesen, dass das Mythos des Künstlers als leidgeplagtes Wesen nun, eben, ein Mythos sei. Es ließe sich viel besser und kreativer arbeiten, wenn mensch nicht in prekären Situationen steckte. Der Zeitungsartikel aus dem englischsprachigen Raum hatte sogleich ein paar berühmte Beispiel zur Hand, und ich las nicht weiter-ja, das waren Leute, die durchs Schreiben reich geworden waren, jedoch vorher schon nicht gerade von Brotkanten lebten. Wie es bereits die wenig bekannte Mathematikerin und Philosophin Emily du Châtelet in ihrem Buch Discours sur le bonheur (Friedenauer Presse) schrieb, ist Kunst und intellektuelle Beteiligung ein Privileg der wohlhabenden Schicht – diese Erkenntnis ist nahezu sensationell, wenn man bedenkt dass ihr OEuvre aus dem Jahre 1746/47 stammt und andere Menschen bis heute nicht in der Lage sind, ihre Privilegien anzuerkennen (daher auch “weißer, alter Mann” genannt).
Schreiben um zu schreiben ist und bleibt also ein Luxus, und es hat nicht jede:r was zu sagen. …Hab’ich?!

Unter den Schreibenden gibt es jedoch eine Schicht, die bestimmte Funktionen
erfüllt, und in die ich mich ungewollterweise einreihe: Der pathetische Alibi-Vorzeige-Ausländer. Am besten schon noch als DIE pathetische Vorzeige-Ausländerin, und dieses als selbsterfüllende Prophezeiung. Zumal wenn es sich dabei nicht um eine Selbstzuschreibung handelt, birgt es einige Fallen und einige Funktionen, die ich nachfolgend erläutern werde.
Fangen wir mit dem Ergebnis an: Es ist problematisch, weil es dazu dient, uns als Exoten und Zootiere der Gesellschaft nach vorne zu stellen und zu zeigen, dass man es schaffen kann (Meritokratieversprechen) und uns zwar eine Stimme gibt, die sich in der Regel für Marginalisierte einsetzt, aber damit auch gleichzeitig nur das. Es wird eine laute Stimme angehört und nicht weiter gehandelt, es wird bestätigt, was mensch schon wusste, nämlich wie schlimm alles sei, aber es wird nicht weiter agiert.
Und so schreibt man gegen das Achselzucken und Bedauern der Menschen an. Ich las einen kurzen Auszug aus einem Buch über Pathos von Khorsand Solmaz in Kremayr&Scheriau Verlag – wer es mir schicken möchte, Adresse ist im Impressum, danke! – und der Begriff löste einen kompletten Knäuel an Gedanken auf.
Meine Gedanken und Fragen: Bin ich mittlerweile auch so eine militante Tussi geworden, die im WWW rumschreit, zu ihrem eigenen Publikum, und dabei krude Thesen verbreitet? Eine Art Verschwörungstheoretikerin?
Bin ich jemand, die schreibt um des Schreibens willens, welchen Zweck hat das überhaupt, ich könnte genauso gut Werbetexterin sein…?
Ist Schreiben ein Selbstzweck, sowie Kunst es sein darf, und ist Schreiben Kunst, zumal ich zumindest es schon immer tue und tat; und ist Kunst als Oberbegriff erlaubt, auch wenn man in Anführungszeichen eine mittelmäßige Künstlerin ist? (LOL hierzu…das bedürfte einen eigenen Beitrag!)
Ist die Zunft des Schreibens nur ernstzunehmen ab einem gewissen, durch das Schreiben generierten Einkommens?
Am I preaching to the converted?
Wo verorte ich mich als Schreibende und wo ist mein sicherer Raum, wo gehöre ich hin, bin ich weder furchtbar marginalisiert, da weiß gelesen, noch bin ich Arbeiterkind zum Vorzeigen, noch bin ich jemand, den man exotisieren kann?
Brauchen Chamäleons eigentlich auch eine Plattform?
Darf Mittelmäßigkeit laut sein?

Das Schaffen von Inhalt ohne Ziel und Zweck kann nicht funktionieren. Selbst die Plattformen der Sozialen Medien haben eine längst internalisierte Bedeutung und die lautet: Verkaufen. Kauf meine guten Absichten, kauf meine Bilder, kauf meine Hautcreme mit 20% Rabatt. Und immer wenn so etwas passiert, gibt es eine Gegenbewegung, gibt es das Andere, was in diesem Falle eine schier unvorstellbare Menge an klugen Inhalten und Aktivismus ist. Ich schrieb bereits hier darüber, dass es sich um vorwiegend von Frauen erzeugten Content handelt, der bezahlt werden sollte.

PATHOS – das pathetische Schreiben ist ähnlich wie Marktschreierei – die Leute kommen wegen der Show, ja, aber sie kaufen auch immer etwas ein. Und selbst wenn nicht, ist der Marktschreier auch ein Werbeträger für den gesamten Markt, für das Symbol des Marktes und des Geschehens des Wochenmarktes unerläßlich. Er erfüllt demnach eine übergeordnete Funktion.
Als Marktschreierin des WWW sich selbst zu bezeichnen birgt einen subtilen Humor – oder ist ehrlich gesagt zynisch, denn es ist wahr.

Ist Schreiben also nur denjenigen erlaubt und möglich, die ein Papierbuch zustande bringen vermögen? Ist Kunst nur Malerei wäre die angeblich ketzerische Frage die jede Kulturwissenschaftlerin augenrollend, LOLend und schweigend nicht beantworten würde.
Für einen Buchvertrag ist es unerlässlich, die Meute auf Social Media bereits kanalisiert zu haben, das Publikum ist schon da und eingefangen und muss nicht mehr als mühsame Marketingsarbeit des Verlags zusammen getrommelt werden. Verständlich. Exposition ist mehr Wert als Inhalt. Die Publikationsliste meine Twitter-Timeline liest sich wie das Who is Who der deutschen Medienlandschaft und ehrlich, ich bin schon neidisch, doch was habe ich schon zu sagen, was nicht schon drölfzig Mal gesagt wurde. Was mir bleibt und bliebe, ist meine eigene Haut zu Markte zu tragen und eine Geschichte des Leids, des Ausgegrenzt-Seins und des steinigen Wegs zum Erfolg aufzuweisen. Damit erfüllte ich dann auch meine Funktion des Zooäffchens – oder aber ich schreibe andere kluge Dinge über die Dinge, die andere kluge Menschen bereits gesagt haben, was ich hier ja tue (kauft und lest das PATHOS Buch!).

Viel besser, interessanter und vor allem tatsächlich gerechter ggü Marginalsierten wäre es, wenn es gar nicht mehr das Thema wäre. Davon sind wir zugegebenermaßen sehr weit entfernt. Es ist und bleibt aber stets die Aufgabe einer Elite, voran zu gehen. Es geht also nicht um darum, dass eine Autorin Schwarz ist, sondern dass sie eine gute Autorin ist. Das kann noch 200 Jahre locker dauern, und das ist eine Entwicklung und ein Prozess, der sich auch daraus speist, dass die Erfahrungswerte aus Marginalisierung und Identitätskrise Content liefern, diese Dinge entstehen lassen und in Wort, Schrift und Bild fassen. Am Ende bleibt die Aufgabe des Schreibens als Dokumentation und Prozessfortschritt.
Dieses wird ja eher nicht von Marktschreiern wahrgenommen, die braucht es aber auch, um sich darüber zu erheben, es braucht ja auch die Bild-Zeitung um das Philosophie-Magazin zu haben. Wir könnten gar nicht nur von Trüffelpasta leben. Ja, selbst die Marginalisierten gibt es in verschiedenen Qualitätsstufen, und es kommt mir vor wie das vielbeschworene “der Lauf der Dinge”, das neulich meine Mutter sagte… WIRKLICH?? Das lasse ich mal zur Diskussion offen. Die Klassengesellschaft gibt es überall.

Befreiend ist es zu wissen wer man als Schreibende ist, welche Funktion man dabei erfüllt, sei es denn auch nur als Abgrenzung für die richtig guten Schreibenden, und welches Ziel man verfolgt, was völlig und unabhängig der Output-Qualität sein darf. Eine Revolution anzetteln? Dafür braucht es keine Fremdwörter. Man muss sich aus Boxen und Schubläden befreien und meinetwegen pathetisch sein, und dafür bin ich der Technik dankbar. Es gibt keine demokratische Funktion der Digitalisierung an sich, dafür steht die Statistik des Digital Divide/der Digital Gap; sie ist lediglich ein als überkomplex und furchterregendes getarntes Werkzeug. Schreiben ist radikal, das WWW ist es nicht.

Pathetisch sein nutzt sich ab, schreibt Khorsand Solmaz, und es ist anstrengend, und es ist wenig ergiebig. Es stimmt. Es schmerzt auch, das zuzugeben. Polemik ist einfacher als Raffinesse, und letzteres behalte ich mir vor für die Teilnahme am Kapitalismus, ironischerweise. In diesem Spagat des “Schreibens um zu wirken” und des “Schreibens um zu leben”, eine von Châtelet als Illusion bezeichnete Apologie, kann man jedoch und laut ihr, Obacht, kann man nur damit glücklich werden.

Das Ende der 40h Woche

Ob ich demnächst eine Beratungsstelle für Kündigungen und Trennungen eröffne? Die Mutig-Mach-Agentur? Nachdem ich heute also schon psychologische Erste-Hilfe geleistet habe, und auch mit anderen sprach, hier mein höchstradikaler Input, der erstens weder radikal, noch neu ist:
Die 40h Woche ist vorbei.

Vollzeit. Vollzeit ist das Gehalt, die Arbeit ist in etwa die gleiche, die ich in einem 20h Job leiste. Bei einer Teilzeitbeschäftigung von 50% mit ein paar Stunden hier und da dazu, habe ich den gleichen Output wie jemand, der 40h arbeitet. Denn sind wir ehrlich, der Rest sind sinnlose Meetings oder Kaffeekränzchen. In meinem Homeoffice arbeite ich ca. 4 Stunden sehr konzentriert und bin danach völlig fertig, habe aber auch das Pensum von einem Tag durch. Etwas entzerrter, also mit kurzen Pausen, bin ich produktiver und entspannter, so daß ich den Rest des Tages auch noch leben kann. Homeoffice hat einige Nachteile, es überwiegen jedoch die Vorteile. Zudem entfallen die Wege, die mitunter drei Stunden am Tag kosten können.
Standard wären also 8h Arbeit, eine Stunde Mittagspause und 3h Pendeln, das macht stolze 12h am Tag. Dazu 8h Schlaf, bleiben noch 4h für Essen, Freizeit, Gesundheit und private Erledigungen wie Arzt, Einkaufen und Ablage.
Kann man machen.
Der Verzicht auf Schlaf, Essen, Arztbesuche ist dabei ein wesentlicher Faktor, der es einem ermöglicht, so einen Alltag durchzuziehen. So sind Übergewicht, Bluthochdruck und Schmerzkrankheiten durch Bewegungsmangel absoluter Standard in der Bevölkerung. Der Preis dafür: Früher oder später fällt jeder aus, Burnout, Krebs, Herzinfarkt, sucht Euch was aus.
Nur Homeoffice ist jedoch auch schwierig, weil wir den Platz unter Umständen nicht haben, wir die Infrastruktur nicht besitzen, und die soziale Komponente fehlt.
Dabei ist es relativ einfach: Meetings an einem festen Tag, alle im Büro an einem festen Tag, so daß man den Austausch hat, und den Tag für Kommunikation priorisieren und einplanen. Homeoffice ebenfalls fest, und dafür die technische Infrastruktur bereithalten. Natürlich bedarf es da einer vollständig digitalisierten Infrastruktur-neulich sollte ich was mit Unterschrift schicken, also ausdrucken, unterschreiben und wieder einscannen. Was der Fick soll??

Der Output ist ja die Sorge der Arbeitgeber, die natürlich davon zehren, dass wir mehr Output leisten, als wir kosten. Der Output ist größer, denn jeder hat schon mal im Homeoffice gearbeitet um etwas Dringendes und Wichtiges fertig zu stellen, wozu man sonst keine Ruhe hatte. Warum sollte es also nicht jede Woche funktionieren? Weil die Waschmaschine läuft? Weil ich in meiner Pause spazieren gehe? Weil ich statt im Zug zu sitzen, ausgeschlafen bin? Wohl kaum.

Doch hat sich eines durchgesetzt: Die Präsenzkultur, denn das ist ein wichtiger Punkt der männlichen Riege. Sie sind präsent und sichtbar, und sie brauchen Publikum, um zu rechtfertigen, dass sie SIND. Das erklärt die vielen Meetings, die keinerlei Output haben, die vielen Konsens-Entscheidungen, die zur Blockade werden, und schafft in vielen Bullshit-Positionen viele weitere Zeitrunden, für die man ja bezahlt werden muss.

In letzter Zeit habe ich mehrfach gehört, dass Leute eine Gehaltserhöhung ausgeschlagen haben und lieber weniger arbeiten wollen (keine Angst, es waren nur Männer LOL). Völliger Quatsch! Das Problem ist ja, sie werden genau so viel arbeiten wie vorher, eben mit mehr Druck, aber weniger Geld verdienen. Die vermeintliche Teilzeit ist eine Falle, denn die Aufgaben bleiben immer gleich, es werden sogar mehr, weil man dann mehr Kleinkram bekommt, der “eben mal schnell gemacht werden kann”. Eine Angleichung der Arbeitszeit für alle ist die einzige Lösung. Und wenn ich Chefin anderer Leute wäre, würde ich ziemlich knallhart durchgreifen und sowohl Essen als auch Sport in die To-Dos einführen. Was zunächst ziemlich nach China, Kommunismus und strukturelle Gewalt klingt, hat einen hoffentlich verständlichen Hintergrund: Es wird der Arbeitszeit zugerechnet, das bedeutet, es ist eine präventive Maßnahme, die man mitnehmen wird, weil es eh bezahlt ist. Privat Sport machen? Eher nicht, aber wenn das Teil meines Jobs ist, was soll’s. Wie man das kontrollieren und nachvollziehen soll? Gar nicht. Man schafft einfach entsprechende Angebote und lässt es laufen. Man kann den Leuten Equipment spendieren, und digitale Kurse anbieten, natürlich an den Homeoffice Tagen. Die Mittagspause ist gesetzlich mit 30 Minuten vorgeschrieben, funktioniert aber so nicht, außer das Essen wird einem fertig vor die Nase gestellt, ohne Anstehen, ohne Kochen, ohne Tischgespräch. Das geht mal, das ist auch sehr individuell, aber so funktionieren informelle Gespräche wieder nicht, die sehr wichtig sind hinsichtlich einer nachhaltigen Kommunikation (there, I said it! Das ist mein Thema!) also muss man auch da ein Angebot schaffen oder die Zeit dafür bereit stellen.

Auch wenn man vieles nicht komplett planen kann: Man muss dafür Räume schaffen.
Und dazu gehören eben Dinge wie der Verzicht auf die 40h Woche mit Pendelzeit. Die Effekte hätten eine Konsequenz auch eine Trillion andere Dinge: Büroflächen und Energiekosten dafür; CO2 Ausstoß durch Pendelverkehr plus Feinstaubbelastung; mehr externe Dienstleister und dadurch mehr Flexibilität für alle; Kostensenkung im Personal bei zufriedeneren Mitarbeitern und mehr Output. Da es darüber bereits Studien gibt, muss man das nicht mehr besonders breit treten.
Und dafür ist die Pandemie natürlich gut gewesen: Vieles läuft auch anders als man es kannte. Natürlich nicht, wenn man Zuhause noch drei Kinder hat, doch das ist in der Regel nicht der Fall-ganz im Gegenteil, die Zeit kommt der Familie zu Gute und auch das trägt zu einem guten Output bei. Ob die Waschmaschine und der Trockner nebenher laufen, ist egal. Und wenn die Sportstunde zum Putzen verwendet wird: BRAVO!
Was nach exotischen Märchenland klingt, ist der Alltag vieler Selbstständigen, und da der Klein- und Mittelstand in DE sehr stark ist, kann es soo schlecht nicht sein. Es erfordert natürlich Struktur und auch Koordination von außen, weil es viele selbstständig nicht auf die Reihe bekommen-können und wollen. Auch das ist kein Problem, dafür kann man sorgen. Die Vorgesetzten sind genau dafür da. Die Fuhrüngskräfte natürlich nicht, die machen andere Dinge.

Das Ganze hat natürlich erst einmal Geltung für die Bullshit-Jobs, und sind wir mal ehrlich, es sitzen verdammt viele in solchen Bullshit-Jobs. Doch das kann auch die Infrastruktur in Schichtarbeit ändern, in Krankenhäusern und Fabriken, wo alle kürzere Zeiten arbeiten. Ja, dann muss man mehr Leute einstellen, und ja, das ist Koordination und das sind hohe Personalkosten. Ein zweischneidiges Schwert: Es gibt Infrastruktur wie Gesundheit und Bildung, die nicht auf Gewinn ausgelegt sein darf. EASY. Eine Fabrik hingegen, die will Gewinne fahren, und da sind Lohnkosten natürlich ein Faktor. LOL NEIN! Das stimmt schlichtweg nicht, es ist aber ein beliebtes Totschlagargument. Man muss natürlich dann mehr qualifizierte Arbeiter:innen haben, die man gut bezahlt, was leider Dinge wie Aktienmarkt und Spekulationen entwerten würde. Das ist ja Sozialismus! Nein, ist es nicht, es ist immer noch Kapitalismus und meine Argumentation reiht sich bittererweise erst einmal darin ein; but we have to deal with facts and reality, right.

Erfreulicherweise sehen jüngere Unternehmer:innen ein, dass sich was ändern muss, und kurzfristige Gewinnen leider zu teuer erkauft werden und nicht nachhaltig sind. Und dass man irgendwie auch leben will. Auch wenn es nur eine einzige positive Nachricht ist, die mich diesbezüglich erreicht hat, – ich bin optimistisch. Nach wie vor glaube ich an technische Infrastruktur, an Kommunikation und an den Menschen. Das alles geht aber nur mit einer grundsätzlichen Änderung der Einstellung und Werte. Und es passiert!!

Das Patriarchat zerstören mit: Fett

Es wird Zeit für eine neue Kolumne, die da hieße “Das Patriarchat zerstören”!
Nachdem wir als Frauen gefordert haben, nicht mehr getötet zu werden (WOW!), ist es nur folgerichtig aktiv zu werden und dieser regelrecht faulenden Krankheit dem Kampf anzusagen.

Folge 1 und sicherlich dem Sommer geschuldet: Sei dick!

First of all gilt einfach sein Äußeres und das anderer Leute nach Möglichkeit nicht zu kommentieren, wenn es nicht gefragt wurde. Auch Bewunderung ist heikel, einfach schauen ob dahinter nicht doch eine kleine passiv-aggressive Ader steckt. Ich kann so ehrlich Komplimnete raushauen dass es schon weh tut, dann geht es, aber ansonsten wirklich lieber auf die Zunge beißen und FRESSE HALTEN. Beispiel: Das ist aber mutig BLABLABLAH.

Zum zweiten bemüht sich das Patriarchat unliebsame Menschen unsichtbar zu machen. Also sind alle nicht normschönen, normdünnen, jungen und weißen Menschen schon mal betroffen. Männer auch! Der Hintergrund ist einfach: Wer dick ist, nimmt Platz ein, ist sichtbar und stört-und wenn es eine Frau ist, erst recht, sie soll bitte unsichtbar im Hintergrund mitschwingen, Kaffee servieren und Fresse halten, sich zu Tode hungern und sich nach männlicher Aufmerksamkeit verzehren BLABLABLAH.

Und so beklagen sich Frauen, dass sie keine Radlerhosen tragen könnten, weil man dann sieht dass sie – was? EXISTIEREN?? Dass sie ihren Fitnesszustand anhand der sichtbaren Muskulatur messen lassen müssen? Also Muckis aber sonst nix, nur Haut. Geht biologisch nicht und ist auch nicht sinnvoll.

Daher – NEHMT PLATZ EIN. Breitet Euch aus. Im Bus, auf der Picknickdecke, auf dem Bürgersteig. Habt Breitseite. Weicht nicht aus. Seid PHAT!
Und das gilt auch für kleine Menschen. Geht in der Mitte des Bürgersteiges, geht aufrecht, und nehmt Euren Platz ein. Zeigt es Euren Kindern, besonders Euren Töchtern.