Living in the public eye – Verlust und Scheitern in der Öffentlichkeit

TRIGGERWARNUNG KINDSTOD UND VERGEWALTIGUNG

Das Thema betrifft mich ein wenig auch, da ich mein Leben relativ frei auf meinem Blog ausgebreitet habe. Ich bin grandios gescheitert, in einigen Dingen, und wenn ich ehrlich bin (sobald ich das öffentlich machen kann) ist das ein riesiger Erfolg. Denn ich habe mit meinen Schwächen und Scheitern mehr erreicht als mit meinem objektiven Erfolgen. Heute geht es aber nicht um mich, sondern um Personen, die sehr krasse Dinge an eine sehr große Öffentlichkeit gebracht haben und damit ebenfalls Dinge bewegen.

Das Narrativ von Erfolg, Geld, Macht ist das eine, doch wieviel stärker sind Verlust und Scheitern? Leid bewegt Menschen, bewegt Systeme, bewirkt Revolutionen und bewirkt Evolution. Jede Frau, die in der Öffentlichkeit steht, ist dieser sowieso gnadenlos ausgeliefert, und sie bemächtigt sich ihrer selbst in de Augenblick, in welchem sie öffentlich schwach ist. Denn Schwäche zeigen ist die größte Stärke, auch wenn wir leider gesamtgesellschaftlich keine großartige Fehlerkultur und Kultur des Scheiterns haben. Es dient ja auch dem Märchen der Meritokratie, dass es jede schaffen kann, wenn sie sich genug anstrengt, das richtige kauft, usw.

Das Private ist politisch. Zwei Frauen, davon eine PoC, haben die Hosen komplett runtergelassen. Ja, es dient ihrer Reputation, ihrer Markenbildung, ihrem Business, mag man nun argwöhnen, aber bei aller Liebe, – NEIN.

Es hat mich krass bewegt. Und weil ich andere Frauen bewegt habe, mich andere Frauen bewegen, ist es mir wichtig, diese Geschichten im deutschen Raum zu verbreiten, weil sie wichtig sind und wie so viele Dinge, die Frauen betreffen, keine Beachtung finden.
Aufgrund der sehr heftigen Inhalte auf gesonderter Seite weiter: Weiterlesen…

Die Krise des Kapitalismus – wir können nichts mehr kaufen

Ich mache Instagram auf, und bekomme: Eine statistisch beeinflusste Wahrnehmung, bestenfalls eine anekdotische Evidenz meinerseits, doch am Ende des Tages soll ich nur eines, etwas KAUFEN.

Nachdem ich ein, zwei Sport-Geschichten mir angeschaut habe (sehr empfehlenswert an dieser Stelle: Work It Hamburg, sehr pragmatischer und wissenschaftlicher Ansatz zum Thema Bewegung und Haltung), wurde ich mit Werbung für Sport-Klamotten und Sport-Kursen bombardiert. Dann kamen noch die Selbstfindungs-Coachings oben drauf. Die Social-Media Experten. Weiterbildung. Zum Teil in einer unglaublich schlechten Qualität, aber hey, start before you are ready. Jeder hat etwas zu verkaufen, online natürlich, als Abo für schmales Geld. So weit, so gut.

Nur, geraten wir aus dem “ich kaufe mich glücklich” Hamsterrad in den “ich optimiere mich zu Tode” Hamsterrad? Noch ein Zertifikat, noch ein Training, noch eine Beckenbodenübung?
Die Rückbesinnung auf sich selbst erfolgte nun dank Pandemie zwangsweise, und ist im Zweifel richtig. Wir müssen alle unsere Werte überprüfen. Fleischkonsum, Medien-Konsum, Fast-Fashion-Konsum, Kosmetik-Konsum (ein krasser Markt, der nicht gerade nachhaltig ist, weshalb ich die “wenig, aber gut” Schiene propagiere) und den Umgang mit toxischen Menschen und toxischen Umfeldern.
Von den politischen Implikationen will ich gar nicht erst anfangen. Es finden in Deutschland rassistische Angriffe auf Kinder statt: Es werden Kinder ANGESCHOSSEN. Kinder! Nach Amerika zeigen brauchen wir wirklich nicht.

Im kollektiven Retreat merken wir auf einmal, was wir alles NICHT brauchen. Ich liebe Mode, aber wieviele Kleider/T-Shirts/Sportsachen kann ich tragen? Auf einmal werden Selbstverständlichkeiten zum Luxus, der Blumenstrauß, das Parfüm, die Bodylotion. Aufmerksamkeit von Menschen. Aufmerksamkeit von sich selbst.

Die Frage lautet: Radikalisiert uns diese Rückbesinnung? Und wovon wollen wir leben, wenn wir nichts mehr verkaufen wollen?

[EXKURS: Das ist mir persönlich sauer aufgestoßen: Ich will meine Beautycoachings nicht “verkaufen”. Die Leute kamen immer so auf mich zu, und gingen sehr glücklich. Das ist leider rein betriebswirtschaftlich ein beschissener Ansatz, aber es hat eine 100%ige Erfolgsquote. Wie funktioniert das “Auf sich selbst Schauen” ohne in die Selbstoptmierung abzugleiten? Ich weiß es mittlerweile,- been there, done that.]

Viele junge Start-Ups arbeiten mittlerweile mit Authentizität: Sie stellen sich ungeschminkt vor die Kamera, sie machen ihre Margen transparent, sie kommunizieren ehrlich, daß sie sowohl verkaufen, als auch nachhaltig agieren wollen. Wir brauchen Klamotten, wir brauchen Ästhetik in unserem Leben, von Parfüm bis zur Kunsthalle, wir brauchen geistige Entwicklung und Herausforderungen. Also warum nicht?!

Wir, ich, wir müssen zwei scheinbar sehr auseinanderstrebende Dinge vereinbaren, Gegensätze in Balance bringen, you name it:
Die Sinnlosigkeit des Kapitalismus, die Unmöglichkeit einer gerechten/ausbalancierten Welt UND … ja, da fehlt mir die andere Seite der Medaille.

Reflektierte Intellektuelle (Männer nicht mitgemeint!!) haben in der Pandemie ehrlich darüber gesprochen, dass sie in ihre sogenannten “White-Collar” Jobs völlig unwichtig sind. Ja, denn eine Ärztin mag dringender gebraucht worden sein, und dennoch: Ohne die geistige Elite dieses Landes, und sie ist so gut wie weiblich, können wir gar keine Veränderung bewirken. Trotzdem geht alles, was Frauen betrifft, medial kollektiv unter. Warum? Die Antwort ist einfach. Männer machen Medien. Es gibt für Frauen fünf Sekunden Aufmerksamkeit, damit sie sich zufrieden geben, dann ist wieder ein männlicher, alter Mann am “Reden”. Und da geht es stets um Nabelschau, während die klugen Frauen über den Tellerand und um die Ecke denken.

Wir können nichts mehr kaufen, was überflüssig ist, wir können nichts mehr leben, was sinnfrei ist, – wir tun es aber durchaus.
Sachzwänge, Miete, Korsett Kinder und Familie-beim letzteren wird auch sehr gut darauf geachtet, dass die Gruppe mit dem größten Radikalisierungspotential, die Mütter, schön nahe am Burnout gehalten werden, und die Partner dazu ebenfalls, die nicht aufmucken können weil sie auch so ihren Teil tragen müssen.

Wir können nichts mehr kaufen.
Was wir brauchen, ist so fundamental, dass kann Amazon uns nicht liefern. Aber Amazon würde, und genau das ist die Krux des Kapitalimus.

Dieser Text könnte hier zu Ende sein, denn der Abschluß ist cool – aber wie bei so vielen Texten, die ich im Netz lese, fehlt immer der zündende Gedanke, die Antwort, die Lösung, oder viel, viel mehr: Die Frage. Texte sollten kein Amuse-bouche sein, sondern stets eine ganze Mahlzeit, oder gar ein Menü!

Ich wiederhole daher die Frage: Radikalisiert uns diese Rückbesinnung?
Spontan würde ich sagen: Ja.
Und eingrenzend, stelle ich die weiteren Frage:
Was willst Du anzünden?
Was geht Dir so richtig gegen den Strich?
Und wie willst Du vorgehen?

Danke Pandemie

Ich meine das völlig ernst. Es ist mir ein Bedürfnis, inmitten dieser vollkommen surrealen Scheißzeit für sehr viele Dinge dankbar zu sein, und mit viel Erstaunen zu beobachten, was auf einmal alles geht.

Eine kleine Auflistung unterschiedlichster Dinge, die ich in letzter Zeit gesehen habe: Natürlich über das WWW, denn ich verlasse meine eigenen vier Wände nicht.
#SOCIALDISTANCING
Vorweg bin ich für eine Sache nicht dankbar: Mein Gehirn läuft auf Hochtouren, blendet jedoch vieles aus, und so muss ich ständig für mich selbstverständliche Fremdwörter nachschlagen, weil ich mir über deren Bedeutung nicht mehr sicher bin. Grammatik, Interpunktion und mein komplexes Sprachvokabular sind flöten, und das dürfte nicht nur bei mir der Fall sein. In diesen Zeiten (höhö Euphemismus) reduziert auch das Gehirn seinen Betrieb und geht auf Surviavalmodus, denn es befindet sich in einem permanenten Alarmzustand. Der Grund warum auch viele über extreme Müdigkeit klagen.

Nevertheless:

– Ich habe ein Bild gesehen, auf welchem Aldi und oder Edeka per digitalisierter Fußmatte die Zahl der Einkäuferinnen festhält und so den Zugang zum Laden limitieren kann, ohne zusätzliches Personal. Ja, es entfällt jemand vor dem Laden, der eh im Mindestlohnbereich arbeitete, dafür gibt es ein paar Leute mehr, die sich um diese digitale Fußmatte kümmern müssen-es ist eben ein anderer Job, der mehr Anspruch hat, und das sollte in einem der führenden Industrieländer (höhö das war mal höhö) doch möglich sein, diese Menschen entsprechend auszubilden (HÖHÖ HÖHÖ was ein beispielloses Scheitern, wie unser Bildungssystem gerade zeigt!! aber es kann noch was werden)

– Sehr dankbar bin ich für Social Distancing. Misanthropin und Soziophobin die ich auch bin, mag ich die physischen Räume, die auf einmal vorhanden und vor allem möglich sind. Natürlich sind die Schwanzträger immer noch rücksichtslos unterwegs, aber derer wird frau auch noch Herrin.

– Zeit. Und ich meine nicht dass wir Zeit haben, sondern dass wir Zeit viel bewusster wahrnehmen, weil sie zum Teil so monoton abläuft: Welcher Wochentag? Welche Uhrzeit? Alles ist durchgetaktet und ich fühle mich häufig gestresst, zeitgleich weiß ich, dass es kein “danach” oder “wenn wieder alles normal ist” gibt. Die Zeit, in der ich jetzt bin (oh ist das deep!) ist das eigentliche Leben, und Zeit einfach nur eine pragmatische Aufteilung und bestenfalls ein kapitalistisches Konstrukt (ES WIRD IMMER DEEPER IHR MERKT ES)

– Digitalisierung. Mein feuchter Traum wird allmählich wahr, und es wird noch sehr, sehr viel zu tun geben! Endlich gehen digitale Lösungen, wenn Homeoffice bzw. WFH work form home auch suckt ohne Ende, aber es passiert was. Es wird in Zukunft notwendig sein, Kommunikation nicht für uns als Menschen anders zu gestalten, aber anders zu strukturieren, und die unglaubliche Problematik die damit auf uns zukommt, die Nachhaltigkeit der Digitalisierung mit GreenIT, die Nachhaltigkeit der digitalen Kommunikation mit Intersektionalität, Datenschutz und Transparenz, kommt uns entgegengeschleudert. Das ist für mich gerade als würde ich den Traum leben! Ich muss mich dahingehend noch ein wenig sortieren, aber eigentlich ist schon alles da.

– Selbstbeobachtung. Da mir Menschen zum Studium zumindest so gut wie nur digital begegnen, hallo Tinder, hallo Zoom, hallo BigBluebutton, habe ich die unglaublich kostbare Gelegenheit mich mit mir zu beschäftigen. Zwangsweise, wobei ich durch eine Verkettung glücklicher Zufälle, Riesling, Zigaretten und einem 5er BMW, mein Alter Ego getroffen habe und da im “geistigen Sparring” bin. Zwangsweise ist es eigentlich gar nicht. Es war vermutlich an der Zeit, nachdem ich erfolgreich mein Leben gegen die Wand gefahren habe, zwar gemäßigt und im E-Type, um festzustellen, dass es nichts geileres als Unfälle gibt.

– Drogenentzug in jeglicher Hinsicht: Reduktion auf das Wesentliche, geshoppt wird für die Kinder, Make-up hat sich erledigt – SCHERZ!!!!!!!!!!!!! und überhaupt, so viel “I have zero fucks to give”. Mir ist so vieles egal geworden, ich laufe zum Teil völlig verlottert herum und weiß, ich bin geil, noch geiler weil ich mich selbst nicht mehr auf das Äußere reduziere, was für eine sehr eitle Person quasi die Steigerung ist. BEYOND CAMP!!

Zwei Sachen, an welchen ich allerdings extrem leide, ist dass ich kein Sport machen kann.
Und Interpunktion.

Save the planet – unsubscribe

…macht Ihr Euch gedanken wegen der Klimakrise? Ich hätte da ein Tipp für Euch, der ein paar Minuten Zeit kostet und gaaanz viel spart: Strom, Strom, Strom und materielle Ressourcen wie Edelmetalle und Plaste, und klimatisierte Schränke und ach…

Unsubscribe.

Jede versendete E-Mail verbraucht Ressourcen. Jeder Newsletter, jede Spammail, jeder Bit der über die Leitungen geht. Und jede Menge Zeit und Aufmerksamkeit, die Euch verloren geht beim aussortieren.
Dank dem nun streng durchgesetzten Datenschutzgesetz haben nun alle seriösen Anbieter einen meist am Ende der Mail versteckten Link um den Newsletter zu kündigen. Es istr echt nervig, aber es lohnt sich. Mein Posteingang ist so gut wie leer, wer was von mir will schickt ohnehin eine Brieftaube oder gar eine persönliche Nachricht bei Twitter.

Unsubscribe shopping, unsubscribe übermässigen Fleischkonsum, unsubscribe permanente technische Neukäufe.
Ja, doch, es ist zynisch auf einen Beautyblog, aber es zählt wirklich alles.