Der feminine Duft – Was ist das?!

Als ich neulich einen ganzen, oder fast ganzen Samstag Gelegenheit hatte, die Innenstadt unseres Kuhkaffs unsicher zu machen (dabei sehr nett bei Tilda&Co beraten worden, und auch bei Lindo eine äußerst erfahrene, nette und geduldige Ladenbesitzerin an ihre Grenzen gebracht – bin ein netter, aber schwieriger Kunde, ich weiß!) landete ich unweigerlich auch beim türkisen Riesen.

Eigentlich wollte ich meinen Gutschein unter die Leute bringen und stand wie immer vor dem Hermès und Guerlain Regal, als ein junges Pärchen sich dazu gesellte. Oder ich sie störte, glaube eher so rum. Sie schnupperte hier und da, und ich sprach sie an. Weil ich ein Knall habe oder so, oder weil ich instinktiv merke wenn sich mir ein anderer Duftjunkie nähert?!

Sie wollte ab von Alien, sagte sie, das hätte nun jede, und sie suche etwas besonderes, etwas feminines, und preislich sei es ihr egal. Darüber sprachen wir noch – sie werde kaum bedient, dabei ist ihr Budget in der Hinsicht “Open end”, da sie aber so jung aussieht und keine Uschi-Lous-Vuitton Tasche trüge… (Tatsächlich standen zwei Teenies -13? 14?- mit ebensolchen Taschen ein Meter weiter neben uns und wurden bedient, kauften jedoch nix, denn sie “shoppten”, was offensichtlich war. Mir, nicht dem Verkaufspersonal.)

Ein femininer Duft. Hm.

Was sei denn feminin, fragte ich sie, ehrlich erstaunt und neugierig. Das ist nämlich eine Kategorie, die ich nie verwende, also nicht im Alltag, vielleicht noch am ehesten bei Düften. Übrigens, Alien ist für mich null feminin! Alle für die Frau vermarkteten Düfte von Thierry Mugler sind unisex.

Was ist feminin? Der rote Lippenstift? Ich trug einen solchen. Ja, sagte sie. Kleider. Blumiges. Okay…
Ich griff beherzt zu Le Jour d’Hermès Absolu und sagte, dass sie wohl ohnehin nichts mehr riecht, aber für den Start könne Frau ja gucken. Ihr Freund schnupperte ebenso an den Flakons, traute sich aber nicht so recht, und sprach sich für Shalimar aus.

Zum Ende gingen wir raus und ich empfahl ihr, sich mal Etro als nächste Stufe anzuschauen. Wir plauderten noch sehr nett und verabschiedeten uns, ich mit einer Leserin mehr, sie mit dem schweren Los, dass sie den Weg einer Parfüm-Süchtigen beschreiten wird, immer auf der Suche nach dem perfekten “juice”.

Sie wird mich lieben, ihr Konto wird mich hassen, aber ist es nicht schön, sich an etwas Schönem zu erfreuen?

Wer nun selbst vor diesem Problem steht und Inspiration sucht:

-Chanel Coco Mademoiselle als Parfum (Review folgt!)
-Maison Francis Kurkdjian Pluriel und Amyris
-Hermès 24 Faubourg Eau Delicate
-Etro Vicolo Fiori
-Serge Lutens Un Fille de Berlin
-Guerlain Nahema, L’Instant
-Van Cleef& Arpels California Reverie
L’Artisan Parfumeur Chasse aux Papillons EdT

…und jetzt Ihr!

BY KILIAN Voulez-Vous Coucher Avec Moi

Man mag von der Marke halten, was man will – die Düfte sind makellos und gut gemacht. Nicht meine Baustelle, ich mag keine Schlangen und dieses ganze Gimmick Gedöns dazu ebenfalls nicht – weder Schmuckdöschen, noch Handtaschen, noch noch noch und schon gar nicht die Preisstufe, in der das Zeug verkauft wird. Ich möchte einen tollen Duft, einen schönen und schlichten Flakon, fertig.
Wobei, ich muss gestehen, parfümierten Schmuck zu verkaufen ist kaufmännisch betrachtet sehr, sehr geschickt. Und ja, sowas kann auch sexy sein.

Der provokative Name ist völlig fehl am Platz – der Duft ist sinnlich, aber nicht provokativ, nicht verführerisch, sondern elegant und edel.

Es ist eine Robe, ein Traum aus Seide und Organza, mit kleinen verspielten Diamanten aufgestickt. Ein Hauch Glitzer umschwebt den Gurt der Trägerin, der schwarze Stoff wird mit samtenen Ärmeln akzentuiert. Am Körper entlang fließend, wirkt alles einheitlich, selbst die helle, weiche Haut als Kontrapunkt zum Schwarz – alles passt zusammen. So auch der Duft, der fein schimmert, und sehr in sich abgeschlossen ist. Keine überraschende Entwicklung, kein Härsche, keine Frechheiten, keine Obszönität, kein 70er-Schlager Revival.

Kein Sex.

Die Komposition an sich erinnert an Tom Fords Black Orchid, allerdings das Verhältnis einer custom-made Designer Robe von Armani Privée zu einem schicken, aber Poly-Ester-Schwester-Fummel eines hippen Alexander Wang. Geschliffen, gediegen: Rose, Vanille, Ylang-Ylang, Zedernholz, Tuberose (Parfumeur ist Alberto Morillas, der ein beeindruckendes OEUvre sein eigen nennt).

Der wunderbare Duft hat allerding ein Manko – er ist sehr linear, es gibt kaum eine Entwicklung. What you see is what you get: Abends aufgetragen, ist der Duft am morgen im Kopfkissen derselbe.
Wenn auch coucher etwas anderes meint, es ist ein guter Kopfkissenduft, und sehr gemütlich-einhüllend.

Fazit: Gefällt mir, gefällt mir sehr gut, aber mir zu langweilig.

ETRO – IO Myself Eau de Parfum

Für alle, die jetzt sofort an Io denken, die von Zeus verführt wurde: Nicht ganz. Io heißt auf italienisch “ich” und für die ganz dummbratzigen Kosmopoliten hat man noch ein wenig Englisch hinzugefügt, rein nach dem Motto “Me, myself & I”.

Ein Duft, der “ich” sein soll, ist eine ganz schön gewagte Aussage. Umso mehr, als ich mich sofort davon angesprochen fühlte. Alles, was ich an einem Duft liebe, findet sich hier wieder: Licht, Herbe, Stärke, Wärme und etwas irritierendes, aber angenehmes, das einem nicht mehr aus dem Kopf geht. Erschreckend? Der Duft ist als Herrenduft ausgelobt, möchte ich aber an einen einzigen Mann schnuppern, der da wäre: Io.

Verwirrende Info.

Der Duft startet mit warmer, weicher Orange – wer die Verpackungen von Etro kennt… und nimmt dann eine schräge Richtung an. Kurz davor in einem typischen Herrenduft abzudriften, nimmt der Duft die Abzweigung an der Pfeffer und Styrax-Kreuzung und schaut kurz vorbei bei Serge Lutens, wo er sich mit einem Hauch Amber und Weihrauch beschenken lässt.

Der gesamte Eindruck ist warm, männlich, trocken und bitter. Er ist die Juxtaposition von Etra, und vom Namen her sehr passend und kohärent in der Linie der Etro Düfte.

Angeblich kann man ja die Etro Düfte immer und grundsätzlich layern (was?! unglaublich.nicht), was aber mit diesem eher schwierig wird. Vielleicht mit Lemon Sorbet.

Der Duft hat eine sehr gute Haltbarkeit und kräftige Sillage.
Für Fans von Lutens auf alle Fälle ein heißer Typ. Für Frauen auf alle Fälle ein Winterduft. Sehr Business und sehr “get the fuck off my way”.

MONTBLANC Emblem EdT – ein Herrenduft…

Eigentlich sollte dies so ein “Zum Vatertag” Dingsi werden, aber ehrlich – ich habe den blöden Vatertag auch vergessen. Warum gibt es denn überhaupt? Was haben die meisten Väter denn schon getan, um einen Feiertag zu bekommen? Sich vor Elternzeit gedrückt? Ihre Hobbies nicht sausen lassen? Jeden Besprechungstermin angenommen? Die Wäsche nicht zusammengelegt? Auf den Spielplatz/Kindergeburtstag/Arzt- und Impftermin nicht erschienen?
Nicht witzig – solche Typen gibt es viele. Die haben so eine Flasche höchstens über den Kopf gezogen verdient, und den Frauen, die da mitspielen, kann man nur gratulieren (Ironie! Vorsicht!)

Ähm – zurück zum Thema.

Der Duft ist eine gute und recht getreue Kopie von Chanel Egoiste Platinum. Etwas süßer, etwas dunkler und herber, ansonsten die gleiche Autobahn.

Jedoch besticht der dunkle Flakon durch wunderbare schwere, schöne Proportionen sowie das weitbekannte Emblem des Hauses. Sonst nichts. Stylish!