BYREDO Eyes Closed
Und wieder ein Volltreffer aus dem Hause BYREDO, diesmal sogar mit dem Namen des Parfumeurs, Jérôme Epinette. Der Hat den Duft von Daniela Katzenberger gemacht. LOL. Im Ernst, er ist ein Industrie-Parfumeur und dazu ein erfolgreicher, und zeichnet sich für ein paar andere kommerzielle Erfolge aus, wie Ariana Grande aber auch Byredos Bal d’Afrique. Er war auch bei Vilhem Parfumerie dran mit vielen Düften, falls jemand den sündteuren Kram kennt (gelbes Etikett??).
Eyes Closed wird wieder als romantischer Duft vermarktet, und ich frage mich langsam, ob Kokain zu billig ist oder was zur Hölle nehmen die Kreativen in solchen Texterbuden? Und sollte ich dort nicht auch arbeiten?! Ich kokse nicht, mit einer Flasche Cola laufe ich bereits zur Höchstleistung auf und wenn ich genug Zucker intus habe, halluziniere ich auch solche Textpassagen… bitte sehr:
Die Kopfnoten Zimt und Kardamom, zwei der ältesten Düfte der Menschheit, verströmen eine elementare Unmittelbarkeit, die Männern wie Frauen ein Gefühl der Geborgenheit und Wärme vermittelt. Karotte, Irisbutter und Ingwer ergänzen die Kopfnote in unaufdringlicher Frische – und stehen im Grunde für eine zeitgemäße Beziehung unter Gleichen. Eine mystische Kombination aus Papyrus und Patschuli bildet die Basis, die in ähnlicher Weise ursprünglich und doch unerwartet und modern in ihrer Komplexität ist. Verankert ist die Komposition mit einer Gemessenheit von fesselnder und umhüllender Wirkung.
Zeitgemäße Beziehung unter Gleichen, mystisch, fesselnd, modern – das ist die Streuobstwiese der Adjektive.
Anyway, der Duft öffnet mit einer stechenden Note nach Gewürzen und ist sofort wunderbar und anders, pfeffrig und zimtig, herb und süß, und zeitgleich ist der Duft eher kühl in der Wahrnehmung. Die Gewürze haben keinerlei Küchen-Note, es gibt keine Gourmet Komponente, und ich hätte den Duft fast sofort gekauft. Er ist herb, ohne männlich zu sein, und ledrig meines Erachtens. Der/die/das Patchouli ist dominant im Auftakt und dadurch schon recht speziell. Das organische des Papyrus kommt irgendwann auch durch und die Karotte/Iris Kombo ist für meine Nase eher süßlich butterig als Pferdestall, woran mich Irisdüfte immer erinnern. Stabilisiert werden die ja eh gerne mit Leder.
Toll!
But wait… in der langen Phase wird der Duft platt wie ein Kürbisschnitzel aus dem Backofen und duftet auch ungefähr so. Zum einen ist der Anfangs viel zu intensiv,und dann ist er viel zu sehr “Drogerie-Parfum” but make it zimtig-teuer.
Sarkastisch würde ich sagen: Kommt bestimmt gut in feuchter Hitze, genial in der Weihnachtssauna als Duftaufguß… obwohl die Patchouli Note schon arg an Batiktüchern erinnert.
Allerdings gebe ich sehr ungerne zu, dass der Duft bei mir irgendeinen Nerv trifft. Patchouli??
Die Beschreibung als Unisex Duft trifft auf alle Fälle zu und ich würde ihn tragen und teilen. Komischerweise sind solche Düfte für mich viel interessanter im Sommer, obwohl die Gewürzmelange jetzt gut unter dem Tannenbaum passt. Einfallsloser geht es kaum zu Weihnachten, würde ich aber definitiv als Geschenk nehmen… ich trage und liebe nach wie vor Black Saffron, der schon halb leer ist und tja – ich bekomme dafür übrigens keine Komplimente weil ich sehr wenigen Menschen so nah auf die Pelle rücke!! CORONA PANDEMIE!
Das wiederum hat den großen Vorteil, dass man herrlich viel ausprobieren kann, was sonst seinen Mitmenschen nicht zumutbar wäre, den kleinen Duftbanausen.
tl;dr Ein zum Ende etwas flacher und nerviger Duft, daher erstmal testen; für Liebhaber*innen von Unisexdüften, Gewürzkuchen und von Patcohuli.