Hermès Hermessence Vanille Galante

Wenn absolute Konsum-Langeweile herrscht oder aber triefster Winter, packt mich regelmäßig die Sehnsucht nach einem neuen Duft. Neu im Sinne von “andere Duftrichtung” als das, was ich sonst gerne nutze und mag. Was natürlich Quatsch ist, weil ich ja nicht umsonst immer die gleiche Ecke bespiele: Das ist das, was mir immer gefällt.

Vanille toleriere ich nur als Beigabe in Grießbrei und Milchreis, aber ab und an packt mich der Wunsch nach süßen Duften. Dann sprühe ich einmal meinen Serge Lutens’ Duft Un Bois Vanillé durch die Luft und dann reicht es aber auch.

In diesem Fall aber handelt es sich weniger um Vanille als Um die kleinen schwarzen Vanillesamen und um Lilie. Cartier hat mitBaiser Volé und hundert Flankern dazu ein Maßstab gelegt. Die Lilie dort ist pudrig, süß und schwülstig, eine echte weiße, dramatsiche Blume.

Jean-Claude Ellena hingegen hat hier das Gefühl von kleinen, schwarzen Kügelchen und einen auf klarem, transparenten, zartgelben Seidenchiffon schwebenden Lilienduft gezaubert. Zwei so unterschiedlich taktile Gefühle, das eine gleichmäßig fein geperlt, das andere zart und kühl. Ganz anders und das Gegenteil der eigentlich morbiden Blüte einer Lilie.
Vanille ist dabei gar nicht gelb oder färbt nicht gelb; das ist eine Erfindung von Dr. Oetker und Konsorten. Dennoch ist die Assoziation, vielleicht auch dem Flakon geschuldet, da – ein zartes, transparentes Gelb.
Auf Kleidung gesprüht hält der feine Hermessence Duft eine ganze Weile, auf meiner Haut Gott sei Dank kaum, das wäre mir zu aufdringlich, ist es doch so ganz und gar nicht meine Duftecke.

Allerdings hebt sich Vanille Galante nicht besonders ab in der Sammlung der Hermessence Düfte und auch das ist vielleicht gut so oder zumindest beabsichtigt: Galanterie ist in der Regel diskret. Der Duft IST diskret und wirkt maskulin und feminin zeitgleich: Feminin durch die weiße Lilie, maskulin durch das stabil-bodenständige Konzept.

Währendessen muss ich immer wieder den Vergleich zu dem anderen Hermessence Duft ziehen, den ich noch rezensieren wollte, dem Maiglöckchen Duft, den ich in meinem olfaktorischen Gedächtnis gespeichert habe und überall und immer erkennen würde: Muguet Porcelaine. Der ist schräg!!

Vanille Galante ist definitiv etwas für Sammlerinnen der Hermessence Düfte und vervollständigt die Kollektion, aber für mich persönlich kein Favorit. Die Preise wurden zudem so stark angehoben, dass es auch kein Spaß mehr macht, bekommt man doch in der Liga einfach unglaubliche viele, richtig gute und vor allem ausgefallene Düfte. Neee, lass mal.

Preise: 100ml 239 Euro, 60ml 148Euro.

Ich verkaufe meinen angebrochenen Flakon, einfach anschreiben.

HERMÈS 24 Faubourg Eau de Toilette

Das Eau de Parfum beschert meiner empfindlichen Nase argen Juckreiz, also besorgte ich mir eine Flasche Eau de Toilette, obwohl das scheinbar nicht mehr produziert wird.
1995 von Maurice Roucel kreiert, entspricht es ziemlich der Mode der 90er Jahre, aber nicht die weiße Tennissocken-Nummer, sondern die Taftkleider, blaue Lidschatten und Puffärmel-Version. Man muß dazu sagen, dass Roucel auch nette Sachen gemacht hat, wie Musc Ravageur für Frederic Malle, oder L’Instant de Guerlain, beide pudrige und schwülstige Geschichten, die ich aber geil finde, obwohl ich wohl für den Rest des Lebens vernarrt in weiße Blüten bleiben werde.
Maurice Roucel hat allerdings auch Serge Lutens’ Iris Silver Mist verbrochen, oh weh!

Nun wurde der Duft reformuliert, und so ist er nicht mehr die große, weiße Bombe mit Chypre, Amber und Vanille im Abgang. Es ist schon noch eine ziemliche Bombe, selbst in der Eau de Toilette Version, aber auf alle Fälle entschärft. Die Kopfnoten sind Bergamotte, Hyazinthe, Orange, Pfirsich, Ylang-Ylang, dann in der Herznote Gardenie, Iris, Jasmin, Orangenblüte, schwarzer Holunder und das Ganze abgerundet mit Amber, Patchouli, Sandelholz, Vanille.

Auf meiner Haut ist es ein quietschendes Schwein.

Sorry!

Der Auftakt ist das typische Eau de Cologne Feeling, das man bei herben Herrendüften hat. Es ist eine unglaubliche Kopie von Sisleys Eau de Camapagnie, weshalb man schon merkt, dass bei der Reformulierung Jean-Claude Ellena die Finger im Spiel gehabt haben muss.

…in der zweiten Runde ist es definitiv immer noch verdammt grün, und es ist schon eine sehr herbe Bergamotte und eher bittere Hyazinthe, wenn überhaupt, denn Hyazinthe ist eigentlich schön, nur aus der Nähe ist sie wie ein quiekendes Schwein. Der sehr artifizielle Duft wird dann endlich ein wenig wärmer und weicher und driftet in Richtung weiße Blüten ab, die allerdings recht lange brauchen, und dann auch nur mollig-weich und pudrig erscheinen, weil sie sich mit dem Patchouli und Vanille-Beet anfreunden und gemeinsame Sache machen. Bis dahin ist der Duft trocken und würzig, regelrecht kratzig und trotzdem glatt, wie frischgeschnittenes Heu sich anfühlt, wenn man mit den Spitzen über seine Haut kratzt. Sonnig aber auch!

Generell kommen hier sehr viele Assoziationen zu ländlichen Gefilden, was sehr widersprüchlich klingt, ist der Duft eher eine Grande Dame und mehr elegante Robe als Latzhose und Bauernhof. Der Duft soll der Favorit von Prinzessin Diana gewesen sein, und es passt. Irgendwie burschikos, irgendwie hochgradig elegant und arrogant, irgendwie sehr sehr feminin. Sehr widersprüchlich!

Nach Stunden fast, gefühlt zumindest, wird der Duft weich, sanft, süßlich und weiß-fleischig. Orangenblüte, Pfirsich, Jasmin, undefinierbare Hölzer und Vanille umhüllt von Amber, eine helle und transparent-orangige Gelegenheit. Eau de Merveilles finde ich darin wieder, ich finde Caléche darin wieder, und der Grund warum ich den Duft dennoch liebe, ist der pudrige, transparente und helle Eindruck, den der Duft hinterlässt. Er wird wie das weiche, feine Kaschmir-Tuch, das ich eigentlich immer trage.

Die Haltbarkeit ist übrigens sehr gut, der Duft bleibt hautnah oder auf der Kleidung sehr lange, aber dezent erhalten. Definitiv etwas, womit man den Kleiderschrank einsprühen kann. Für ein Kopfkissen finde ich den Duft zu viel, die Duftnoten sind zu präsent, auf der anderen Seite gibt es wenige Düfte, die sich dafür eignen, bestenfalls mein heißgeliebter Rose Ikebana, der fein genug ist.

Der Flakon ist übrigens die helle Freude, in der Form eines wehenden Tuches, mit einer Blütengravur auf der Rückseite und roségoldenem Verschluß. Letzteres eher nicht mein Fall, ich bevorzuge mittlerweile kühle Metalltöne, aber es ist auf alle Fälle (wieder, immer noch?!) modern.

Man bekommt 50ml für 50 Euro, wenn man ein wenig online sucht und das finde ich einen fairen Preis.
Aus dem Hause Hermès stehen noch Caleché Soie de Parfum auf meiner Wunschliste, weniger zum sammeln als tatsächlich zum tragen, denn man sollte sich wundern, ich brauche Parfums auf!

CHANEL Chance Eau Tendre Eau de Parfum

Rosen! Apfel! Zitrönchen! (EDIT: Angeblich auch Jasmin. Hmpf.)

Harte Fakten: 92 Euro für 50ml als Strassenpreis. Ey, sorry, dafür kaufe ich mir doch direkt das Extrait?!

Ein Duftwässerchen, herrlich jung, frisch, spritzig und vielleicht auch etwas kanten- und aussagelos. Aber, gemach – es ist und bleibt ein Chanel und damit ist die Rose rein und umflirrt von blauem Himmel und Sonnenschein, der Apfel grün und saftig, ohne künstlich zu sein, und die Grundnoten von “sauber” sind nicht seifig, sondern hautfreundlich “Neutralwaschgel” und auch sonst generell eher Richtung sonnenbeschienene, zarte weiche Haut.
Man muss dazu sagen, dass Chanel selbst auf der Homepage keine Beschreibung hat – das sagt einiges… Jasmin und Rose. Schnarch!

Warum ich diesen Duft so exzessiv verbraucht habe? Er ist frisch, aufmunternd und völlig harmlos, gefällig und sportlich. Gerade die miese Haltbarkeit lässt den Duft transparent erscheinen und man kann ihn nicht überdosieren; wie ein Hauch Frische läßt er sich tagüber nochmal aufsprühen und macht gute Laune. Wie ein weißes T-Shirt irgendwie. Ein Office-Duft, möchte frau munkeln, wobei ich meine exzessive Office-Beduftung mit Chanel mittlerweile als Office-Policy ausgerufen habe. Es herrscht Chanel-Pflicht am Arbeitsplatz und meine Kollegin hält sich eisern dran, wobei sie den Lippenstift noch verweigert, aber wir arbeiten daran.

Es ist auch der Duft einer lieben Freundin, an die ich immer denken muss, die sehr viel jünger und in vielen Dingen sehr viel klüger ist als ich. *wink*

Der Duft ist also eine tolle Empfehlung für den Winter als Vorfreude auf den nächsten Sommer, als Geschenk für alle Teenager (im Herzen!!) und definitiv immer eine schöne Idee. Ich möchte gerne Chance als Extrait, da ich ja zarte Rosendüfte liebe.

CHANEL Gabrielle Essence

Was habe ich mich gefreut auf diesen Duft! Ich habe bereits die zweite Flasche Gabrielle angebrochen, weil der Duft voll meine Baustelle ist und dazu sehr office-friendly wie ich finde, und nichts hätte mich mehr entzückt als eine differenziertere Version mit mehr… Power, oomph oder raffiniertere Noten.

Bereits im Septmeber in der Chanel Boutique angetestet, wollte ich dem Duft eine zweite Chance geben. Und ich gab dem eine dritte. Ein neuer Chanel Duft wird eigentlich auch sofort und gerne gekauft, nur diesmal, auch im vierten Anlauf: NEIN.

Was bekommen wir da? Der gleiche Flakon, dunklere Flüssigkeit, und in der Tat ein wenig mehr Sillage. Leider auch weniger wahrnehmbare weiße Blüten, leider weniger Fruchtigkeit und Leichtigkeit, stattdessen das unverkennbar “parfümige”, das so manche Düfte begleiten. Zu viel von allem und zu hochgeputscht, kann ich trotz einer vorangegangenen Duftdiät kaum einzelne Noten erkennen.
Wie ein sehr schönes weißes Kleid, das man im Versuch ein wenig zu pimpen in einem albtraumhaften Tüll, Seidenblumen und Rüschenmonster verwandelt hat, das genauso gut aus einem preiwerten Polyestertaft hätte gefertigt werden können.

Mehr Tuberose verspricht der Duft, nicht mehr Jasmin, Ylang-Ylang oder Orangenblüte. Tuberose ist recht schwierig, weil schwer und heftig, und ich erinnere mich hier sehr stark an Mathilde Laurents Duft La Panthére , der bereits einige Jahre alt ist und mit Gardenie arbeitet, aber im Konzept sehr ähnlich ist. Auch Jour d’Hermès Absolu ging in eine ähnliche Richtung, und beide waren kommerziell erfolgreich.

Gabrielle Essence knüpft als Flanker an den Erfolg des Eau de Parfums an und kommt rechtzeitig vor Weihnachten raus, um auch den Verkauf der Chanel Klassiker zu befeuern, wie üblich. Wer Chanel kauft und verschenkt, wird mit einer Pulle No 5., Coco Mademoiselle oder eben Gabrielle herausgehen, je nach Zielperson.

Von mir gibt es hier daher ein undifferenziertes Schulterzucken und ein Gähnen. Ich habe den Duft bereits nach dem ersten Tragen wieder vergessen… und trage zum Herbst die steroidgeputschte Rose auf Wedges: das zuletzt erschienene Chance als Eau de Parfum, das ich sofort gekauft habe und recht zügig verbrauche.

CHANEL Les Exclusifs de Chanel No 22

Bei Chanel online kann man mittlerweile einen Dufttest machen. Ich habe den vier oder fünf Male wiederholt, und jedesmal spuckte das System die No 22 aus.

Meine erste Begegnung mit No 22 war interessant. Der erste Eindruck ließ meine Geruchsnerven begeistert flattern, eine Symphonie von Künstlichkeit, ein Odeur, ein Eindruck, ein Gefühl. Begeistert schnüffelte ich weiter an meiner Haut um Sekunden später den Obergau zu erleben – muffige Katzenpisse, die sonderbar von meiner Haut abstand. Ich rannte zur Verkäuferin und ließ mir den Duft mit Make-up Entferner von der Haut abnehmen und übersprühte die Katastrophe mit (Deauville – das leichtere Eau de Toilette konnte es nicht überdecken, schaffte es aber später in meiner Sammlung).

Eine äußerst schwierige Geschichte, denn es waren 39 Grad an jenem Tag und die Hitze tat dem Duft nicht gut. In diesem nicht kalten, nicht warmen Winter ist der Duft allerdings eine ganz andere Nummer. Eine warme, transparente Kaschmirhülle voller Hölzer, Vetiver in seiner weichen abgerundeten Version, Vanille und tatsächlich Lippenstift-Rose, so wie sie in Lipstick Rose bei Frederic Malle daher kommt. Eine süße Rose, eine schwulstige Rose, eine dunkelrote, orientalische Rose, die man hinter der Vanille erst erkennen muss. Die weißen Blüten in der Kopfnote und die Aldehyde sind nicht der Rede wert, zumindest mit meiner Körperchemie. Sie verpuffen quasi sofort.

Wenn ich ehrlich bin, stelle ich mir Chanel No 5 als “Mythos” genau so vor. Weich, abgerundet, sehr feminin ohne wirklich süß zu sein, durchaus herzlich und liebevoll, aber autark. Das wäre der Duft, den Marilyn Monroe tatsächlich getragen hat, obwohl ich mir den schwer auf einer Blondine vorstellen kann. Chanel No 5 ist schärfer, pfeffriger und wesentlich aldehydelastiger. Die Eau de Parfum Von Chanel No 5 raubt mir den Atem, bzw die Allergie dagegen tut es, trotzdem mag ich den Duft. Chanel No 22 hingegen ist weder seifig, noch scharf, noch spritzig. Den Ylang-Ylang rieche ich erst aus der Nähe heraus, ich denke er hüllt sich zu sehr in der Rose und Tuberose Kombination um solo wahrgenommen zu werden.

Die offiziellen Noten: Maiglöckchen, Neroli, Aldehyde, Jasmin, Rose, Ylang-Ylang, Tuberose, Vetiver und Vanille.

Schwierig diesen Duft zu beschreiben – der weltallerbeste Ehemann runzelte die Stirn und fragte: Hast Du nicht schon sowas?! und auch ich runzele die Nase und versuche mich zu erinnern, woher diese Anmutung mir bekannt vorkommt. Da ich keine süßen Düfte besitze bis auf Chanel No 5 und ETROs Vicolo Fiori, der an mir auch eher süß wird, entfallen andere Kandidaten. Vielleicht ist es aber nicht der Duft, sondern die Anmutung von Wärme und Weichheit, was dieses Parfum so attraktiv macht. Er ist perfekt abgerundet und abgestimmt. In der Nase einer Kennerin, meine Damen.
Ich bin mir sicher, dass die Angel- und Paco Rabanne One Million -Generation hier abkotzen würden.

Weitere Kommentare dazu: Smells like old lady.

Pah!!

EDIT: Es ist mir eingefallen: Tom Ford’s Fleur de Chine ist eine sagen wir mal, eindeutige Hommage!

Wer hat den, wer kennt den, wer nutzt den?!