Hot or not – bleibt der Quiet Luxury Trend im Faschismus?

Nachdem die Welt voller Entsetzen der Krönung Musks und Trump zugeschaut hat, widmen wir uns ein paar nicht so trivialen Fragen wie dem Outfit Melanias und ihrer Stieftochter Ivanka, sowie dem mittlerweile volljährigen Sohn Barron, der bereits als Thronfolger Trumps gefeiert wird.

Fangen wir an mit Ivankas Kleid, das ein Design kopierte, das bereits Audrey Hepburn trug. Das Oscar de la Renta Team war sich nicht zu fein, hat aber, und das ist vielleicht auch ein bisschen beabsichtigt, das opulente Muster des Kleides in eine Shein-Version verwandelt. Passend zu Ivanka Trump, die wirklich den Inbegriff von “Geld kauft einem keinen Stil” und erschreckenderweise auch keinen Fit, war das dunkelgrüne Dior-Kleid auch irgendwie murks. Ivanka, die als Person nicht das personifizierte Böse verkörpert, sondern – und ich muss mich beherrschen das Wort dumm nicht zu verwenden – sondern die personifizierte Ignoranz und das Epitom des dümmlichen Lächelns. Mist, jetzt habe ich es doch gesagt. Das Böse kann aber auch blendend schön aussehen, mindestens so blendend wie ihre zu weißen Zähne.

Weiter zu Melania, wo die Meinungen schwanken – sie wird bemitleidet ob des Mannes, und abgrundtief gehasst sowie rassistisch und misogyn beleidigt. Sie kann darüber stehen, und zwar in allen fünf oder sechs Sprachen, die sie spricht; ihre Karriere ist beeindruckend, und dafür reicht ein hübsches Gesicht und viel Silikon nicht. Damit ist es eher wahrscheinlich, und das zeigt sie immer wieder bildhaft mit ihren Outfits, dass sie eher das personifizierte Böse ist. Wird der Weg zur Macht und Reichtum sie dazu gemacht haben? Oder war sie vorher schon besessen? We will never know. Fakt ist, Geld korrumpiert – und bringt offensichtlich nicht das Beste in Menschen hervor. Die Wahl des Schwarz-Weißen Outfits mag ihrer Trauer geschuldet sei, die Nazi-Ästhetik but make it french bleibt bestehen. Ihr zugegebenermaßen tadelloser Geschmack und auch ihr Aussehen unterstreichen diese Ästhetik. Der Hut mit der Krempe, die ihre Augen verdeckte, war dystopisch und eine absolute Fuck you-Geste gegenüber der Öffentlichkeit. Diese Frau kreiert ihr eigenes Imperium – was sie nicht haben kann, soll ihr Sohn bekommen.

Und damit wären wir beim eigentlichen Bösen: Der hübsche, große, tadellos gekleidete und unglaublich zur Clique unpassende Sohn Barron. Es ist der Inbegriff des Privilegs, von Scheitel bis zur Sohle, von der Privatschule bis hin zum photographisch wunderbar einzufangenden geschickten Zupfen seiner Manschetten, die in perfekter Länge aus seinem maßgeschneiderten Sakko herausragen. Da hat Melania ganze Arbeit geleistet. Wie er sich höflich zum Small Talk zu Joe Biden hinüber beugt, mit neutralem Pokerface seinem Vater gratuliert: Er ist aaalglatt. Der Versuch, ihn im Sommer im Wahlkampf einzubinden, hat Melania klugerweise unterbunden. So wird er zur Projektionsfläche für wen auch immer, ausgestattet mit einem der besten Netzwerke der Welt, und wir wissen, wo ein hübsches Gesicht einem überall hinbringen kann, siehe Kennedy Familie oder Sebastian Kurz (sorry, der ist das beste Beispiel für pretty privilege in einer männlichen Version).
Barrons Stil ist Reichtum, nicht Wohlstand, man kann die Erlesenheit seines Outfits nicht übersehen, genau so wenig wie der Kontrast zu seinem komplett ungehobelten Vater, bei dem man sich wundert, ob er nicht gerade ins Mikro gerülpst hat.

Fazit: Quiet Luxury war und bleibt genau aus diesem Grund der/das Synonym für die herrschende Klasse, wodurch es auf einen Seite als anzustrebendes Ideal gilt, auf der anderen Seite mehr Subkulturen fördern sollte, die dem widersprechen. Ja, auch “nur” ästhetisch. Und damit meine ich nicht große Logos, sondern eher so etwas wie Punk.

Und was ist mit… Eleganz? Gebe ich als elegante Person jetzt auch ein politisches Statement ab, ungewollt?
Ja. Nein. Wie setzt man ästhetisch ein politisches Statement, ohne seinen Stil und Eleganz zu korrumpieren?
Weiß ich gerade auch nicht, weiß ich aber doch! Ästhetik ist auch ein moralischer Impetus – also durch das Tun, und durch Farben, wie es Jill Biden und Michelle Obama es sehr gut vorgemacht haben.

Quiet Luxury ist tot, es lebe die Farbe!

Weg mit Pantone Mocha und Nazibraun und Nazi-Reinweiß, es leben alle Violett- und Rottöne! Blau wie die Demokratie, grün wie der Umweltschutz, gelb wie die Gift und Galle, die Broligarchen spucken werden, wenn der Faschismus auch ihnen an die Taschen und den Kopf und Kragen geht.

Geschenkeguide 2024 Fashionista- und Beauty-Edition

Schenkt Zeit!

War ein Witz – mein jährlicher Aufruf zum Nicht-Konsum wird gerade sabotiert von allen Rabattaktionen der Welt, ich googele Schnellkochtöpfe und habe sogar Klamotten gekauft, was ich mittlerweile sehr selten mache. Nicht weil ich zu viel habe HUST HUST KEINE FRAU JEMALS, sondern weil mir so wenig gefällt. Und weil ich für mich shoppen eh hasse, weil ich da sehr rational vorgehe und dann bleibt das Dopamin aus.

Apropos Dopamin – schenkt Dopamin! Das ist das Glückshormon und nein, nix mit “shop Dich glücklich”, das nutzt sich ab und daraus wird bestenfalls eine Kaufsucht. Shoppt Dopamin im Sinne von: Überlegt genau, was die Person richtig von den Socken hauen würde und unterschätzt nicht, dass es weniger die Sache ist, als der Gedanke der rein geflossen ist und die Aufmerksamkeit. Okay, vierstellige Geschenke gehen ansonsten immer, sind wir ehrlich, ob es die Nebenkostenabrechnung ist LOL oder eine Rolex.

Fashionistas! Schuhe darf man nicht schenken, alter Aberglaube, aber wie sieht es aus mit einer Handtasche?
Ja, zu teuer. Wie suchen wir also aus?

  • Worüber ist die Person komplett obsessed? Seide, Kaschmir, eine bestimmte Marke?
  • Welche kleine, aber extravagante Sache fehlt in der Kollektion?
  • Gibt es dazu ein Buch oder ein Event, das man gemeinsam besuchen kann?

Random Vorschläge: Kaschmirsocken, Ohrstecker von Eurer Goldschmiedin, Seidensocken, T-Shirt der Manufaktur Merz b. Schwanen, Seidentwilly von Etro (tragbar als Kette), kleine Clutch Pasticcino von WEEKEND Max Mara, Daunen-Kapuzenschal, Visitenkartenetui, Caran d’Ache limitierte Edition Stifte, Wolford Body oder Strümpfe, Seidenbademantel, Pareo für den nächsten Urlaub, natürlich feine Wäsche wie von Zimmerli, Buch über Cartier, ich könnte stundenlang weiter machen…

Bei den Fans von Make-up und Parfüm ist es wesentlich einfacher, es gibt immer eine limitierte Farbe oder ein neues Parfüm, das man besorgen kann. Allerdings ist es gerade bei Sammler*innen nicht einfach, etwas auszusuchen, weil sie es schon haben, oder weil der Geschmack zu speziell ist. Wie suchen wir aus?

  • Welche Items werden bevorzugt und womit kann man das ergänzen, z.B. Nagellack zum Lippenstift?
  • Gibt es das geliebte Parfüm in einer Reisegröße oder die Bodylotion in einem extra großen Nachfüllpack?
  • And again – Gibt es thematisch passend ein Buch oder ein Event, das man gemeinsam besuchen kann?

Random Vorschläge: Limitierten Chanel Lippenstift, Chanel Highlighter, Travel-Size von einem Duft, Jo Malone Bodycream, Nachfüllpackung Bodylotion Kiehl’s, Gutschein für Kosmetikerinnenbesuch, PRADA Lippenpflege, Shiseido Handcreme, koreanischen Sonnenschutz, Tom Ford Bronzing Pinsel, Jahresvorrat Kerastase Shampoo und Haarkur, LED-Licht-Maske, Prija Pflegeset, Paula’s Choice Säurepeeling und Retinol, und jetzt fällt mir tatsächich mal nicht noch mehr ein.

Ein Gutschein für eine Stilberatung ginge natürlich auch. Just sayin’…

YEMA Uhren versus Rolex Prolex und andere Luxusmarken

Rolex lebt von seiner künstlichen Verknappung als Marketingstrategie und seinem Ruf als bekannteste Uhrenmarke der Welt, rein nach dem Motto “mit Dingen Leute beeindrucken, die man eh nicht mag”. Bis ich meine Rolexe bekomme, für die ich auf Warteliste bin, habe ich vermutlich schon einen besseren Ersatz.

…sagte sie, und schielte zur geliebten Cartier Tank. Aber: Ab dreieinhalb tausend Euro aufwärts gibt es das Design, und mehr nicht. Liebhaberinnen technischer Raffinessen gucken in die Röhre, es gibt ein Quartz-Uhrwerk und this is it. Erst ab 6k gibt es eine etwas groß geratene Uhr (die Tank) und ein Automatikwerk mit künstlichem Saphirglas (pah!) und das nächste passable Modell ist eine Ballon Bleue, die bereits 6,5k kostet.

YEMA wiederum ist eine französische Uhrenmanufaktur im unteren mittelpreisigen Segment, dazu mit regelmäßigen Rabattaktionen (okay, einmal im Jahr). Für einen Bruchteil der Prolex- und Cartier-Fraktion bekommen wir eine ästhetische Uhr mit einem Automatikwerk, echtem Saphirglas und prämierten Designs – gut, es sind Franzosen, die eine französische Firma prämieren, wir wissen ja wie das läuft; sie sind auch Lieferant des französischen Militärs (ist das gut oder schlecht?) dennoch ja, hier man bekommt für das Geld wirklich viel Uhr! Dazu auch Designs, die ein wenig aus dem Mainstream rausragen – looking at you, Tudor.

Nachdem ich in Kundinnenauftrag mir alles angeschaut habe, inklusive Weißgolduhren für ein Jahresbruttogehalt(sic!), muss ich sagen, das YEMA mich positiv überrascht hat. Es fehlt sicherlich an der Rafinesse und Perfektion einer Luxusuhr, aber da reden hier ohnehin von Preisen, die sich außerhalb von Gut und Böse bewegen. Vorweg: YEMA sind Franzosen… eine Kontaktaufnahme war nicht möglich, keine Reaktion auf Mails oder Nachrichten auf Instagram. Trotzdem – Lieferung, Verpackung, Garantiekarte, alles tippitoppi, wenn auch spät.

Die wirklich schönen Uhren sind auch hier nicht soo günstig mit 2,5k – dafür gibt es hier viel Uhr für das Geld.

Ich trage hier das Modell Superman Mysterious Blue (nicht meine!):

Es ist kalt, ich muss schick aussehen – das Dilemma

Jeden Winter, jedes Jahr – ich habe gerade gesehen, wie eine Frau, jede Frau oder?! – sich zwischen drei paar Schuhen entscheiden musste. Zum schicken Kleid, aber bei der Kälte!
Die Wahl dabei bestand zwischen warm, geht so, und schön. “Nimm doch alle!” Umm, wisst Ihr was ein paar schöne Stiefel kosten? Wir sind da schnell bei 600 Euro – im Durchschnitt.

Okay – und was tun, wenn die Wahl auf die schönen Stiefel fällt? Vor dieser Wahl gestellt, habe ich mich für warm entschieden. Hätte ich mich für schick entschieden, dann mit folgenden Tricks:

– Stiefel eine halbe Größe größer kaufen. Sie sind dann nicht länger, sondern nur etwas breiter. Das ist super, denn man kann die mit einer dünnen, schönen Strumpfhose tragen und mit einem paar wärmenden Socken. Kaschmir oder feine Wolle oder aber tatsächlich meine erste Wahl: Unsexy Laufsocken. Und zwar als erste Lage, und darbüer die Strumpfhose.

– Ebenfalls aus der Sommersaison sind kurze Radler angesagt, oder generell eine etwas bedeckendere, nahtlose Unterwäsche. Bodys anyone? Je nach Kleid habe ich für darunter einen Body aus Wolle-Seide.

– Die dicke Strickjacke ist so eine Sache: Zumindest sollte man eine haben, ob man sie anzieht, hängt vom Eitelkeitsgrad ab. Da hilft natürlich ein guter Schnitt und edles Material. Kaschmir, Mohair, Samt, you name it.

Persönlich habe ich mich für die unsexy und warm entschieden und auch wenn mir das Stilberaterinnen Herz bricht – wer schön sein will, darf nicht leiden, das ist Bullshit, und da gehe ich als gutes Beispiel voran. Lammfellstiefel zum schicken Etro-Kleid, 16fädige Kaschmir-Strickjacke: Frieren ist keine Option!

Die helle Chino – der Unsichtbarkeitsmantel der Männer

Dieses Thema kommt von einem Freund und ich muss sagen, da ist was dran:

Männer in hellen Chinohosen werden von Frauen als harmlos und unsichtbar gelesen.

Wer trägt helle Chinos? Mein Cliché springt mich quasi an: Der Ami, mit Bart und Bierbauch, einen breiten auffälligen Ehering, dazu kariertes Hemd und bequeme Schuhe. Die Outdoorjacke geht vermutlich nicht mehr ganz zu. Der Mann ist lustig, freundlich und harmlos und erzählt von seinen fünf Kindern und seiner wunderschönen Ehefrau, und dem neuem Camper – So weit, so vorurteilsunbefreit.

Nun ist mein Freund das Gegenteil davon, gutaussehend, schlank, groß und Single, der durchaus Frauen abcheckt. Höflich und ungefährlich versteht sich, diese Leute soll es ja auch geben. Bei seinen Spaziergängen habe er beobachtet, dass wenn er, ansonsten eher dunkel gekleidet, stattdessen seine helle Hose anzieht, eher ignoriert wird.

Ist er in seiner üblichen Kluft unterwegs, die auch exakt die gleiche Hose beinhaltet, aber in Dunkelblau oder Anthrazit, bleiben die Frauen eher stehen und lassen ihn vorbei gehen, und tun so als ob sie telefonieren. Oder wechseln die Straßenseite. Er kann seine Harmlosigkeit natürlich nicht kundtun und achtet schon darauf, nicht bedrohlich zu erscheinen, was aufgrund seiner Größe durchaus problematisch sein kann. Er wechselt eben auch mal die Straßenseite.

Aber – die helle Hose? Er sei quasi unsichtbar! Es gäbe keine Ausweichmanöver und keine verunsicherten Blicke.
Eine helle Hose sei quasi der Unsichtbarkeitsmantel für ihn als Mann. LOL.

So, und jetzt soll mir mal jemand sagen, dass Kleidung keine Leute macht. Natürlich ist es Unsinn, eine helle Hose als “harmlos” zu interpretieren, genauso wie ich als in der Regel komplette schwarz gekleidete Person als […hier alle Vorurteile einfügen: Depressiv, Goth, bösartig…] gelten sollte. Aber wir lesen Dinge nunmal entsprechend unserer Kultur und Sozialisation. Hell ist harmlos, edel, währenddessen dunkel als streng und gefährlich gelesen wird.

So, und jetzt komme ich mit meiner schwarzen Kluft und sage, wie es ist: Viel weniger Wäsche, alles passt zusammen, ich habe mehr Kapazitäten für Farbe im Alltag, den ich liebe Farbe. Also, es gibt gar keine Deutung!
Denkte: Es ist auch die Kluft der kreativen und der kulturschaffenden Personen, und dazu zähle ich auch.
Also – doch: Kleider machen Leute.