Das erste mal: Alleine in der Oper

Ich möchte mich darüber auslassen, dass das Humboldtsche Bildungsideal davon sprach, Kultur im Original “allen” zugänglich zu machen, denn der Eindruck und das Gefühl seien maßgebend dabei – okay, das weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr, ob das in seinem Pamphlet drin stand, es ist unter Umständen von mir hinzugedichtet worden.
Die guten Tickets im Parkett kosten zwischen 60 und 200 Euro und das ist harsch – sagen wir es mal so.
Schwieriges Thema.

Anyway, so kam es, dass ich meinen billigen Platz im Parkett zwischen lauter älteren Herrschaften einnahm, sowie einer handvoll Studentinnen und kulturell interessierte in jeglichem Alter. Ich bin ja nicht jung, aber ich sehe jung aus – sind es die Klamotten? Ja. Wenn ich ältere Herrschaften sage, meine ich durchaus über 70.

Nun möchte ich die Perspektive aus der Fun-Seite beschreiben, denn ich bin natürlich, komplett medioker angezogen weil super spontan, trotzdem sehr interessiert an den Outfits der anderen Herrschaften gewesen. Stellte sich heraus, das Outfit, mit dem ich sonst einkaufen und arbeiten gehe, taugt auch für die Hamburger Oper in der Woche, ich fiel gar nicht auf. Aufgrund der Kälte trug ich zwei Kilogramm Kaschmir: Der etwas zerfledderte Pullover hatte den Tag schon seinen Kücheneinsatz hinter sich, ein Stück, das ich so nicht anziehen würde. Eine billige Hose von Hasi und Mausi, die aufgrund ihres Stretchanteils den Weg in meinem Kleiderschrank fand, sowie ungeputzte dicke Stiefel. Alles schwarz. Darunter mehrere Schichten Wolle/Seide. Als Accessoire hatte ich lackierte Fingernägel, ein buntes Hermès-Tuch, einen bunten Hermès Armreif, und meine Clutch, das einzige was tatsächlich in die Oper gehört.
Was ich lieber getragen hätte: Ordentliche Schuhe, und etwas mehr Glanz und Gloria aka Farbe und mehr Schmuck, am liebsten etwas für die Haare oder grundsätzlich etwas mit mehr Glitzer um den Hals, zum Beispiel einen Schal oder Tuch mit feinen Pailletten (Brunello Cuccinelli Style).

Und weil frau alleine war, hielt ich mich an meiner Clutch fest – denn das ist auch Sinn und Zweck der Übung mit der Clutch, die übrigens eigentlich auch zur Kontaktaufnahme dient, da sie sehr “interessant” ist, spazierte umher und schaute mir, freundlich lächelnd, die Menschen an. Zwei Damen, ebenfalls in Schwarz und mit schönem Schmuck, ein Pärchen mit Anzug, Abendkleid, und eine weitere Dame, hell gekleidet (ich lieb’s, weiß man ja!) mit moderaten High-Heels, einem Hauch Pelz, damit schon eindeutig keine Hamburgerin, und einer Arbeitstasche, also eine Opernkennerin, die sich solche Veranstaltungen statt Netflix gönnt. Da strebe ich auch hin, habe eh kein Netflix. Einem Herren, der ebenfalls alleine war und irgendwann in meine Richtung navigierte, konnte ich gerade noch so entkommen. Eine Brezel, ein Wasser und eine Spende für einen Obdachlosen später gab es eine zweite Pause, wo ich mich mit der hell angezogenen Dame unterhielt – und zu einem wesentlich besseren Platz manövriert wurde. Umsetzen ist kein Thema in der Oper, kräht kein Hand nach – und wer wie ich große Menschenansammlungen eher nicht goutiert, freut sich über eine leere Reihe. Die Unternehmerin hatte einige lustige Dinge zu erzählen und bewegte sich sehr selbstsicher über das Parkett, ich finde mich dabei immer wieder etwas linkisch; muss ich mehr üben. Netzwerken ist natürlich für uns Unternehmerinnen das A und O und ja, das tun wir nur mit sympathischen Leuten.

Damit war mein Abend gerettet.

Tatsächlich gibt es zum Thema Bekleidung in diesem Bereich auch noch eine andere Perspektive: Kultur zu solchen Preisen ist klassistisch (Klassismus: Diskrimierung durch soziale und wirtschaftliche Klasse) und schließt finanziell schwache bzw.arme Menschen aus. Wiederum gibt es vergünstigte Ticktes und durch die mangelnde, auch nur inoffizielle, Kleiderordnung, wird der Zugang vereinfacht. Hat auch etwas Gutes!
Für mich persönlich kann es gar nicht genug Gelegenheiten geben mich aufzubrezeln, Aldi, Edeka, Oper, I do not care: Ich bin lieber overdressed und werde angestarrt – werde ich sowieso, aber ich verstehe mich als Künstlerin und Kunstwerk, da kann ich eben auch inszenieren, denn das tun wir im Alltag eh permanent.

Also, sobald das Wetter über zehn Grad sein wird, werde ich versuchen, over dressed (also auf Hamburgsich!) in die Oper zu gehen. Ich habe von Oper ohnehin keine Ahnung, aber immerhin ausreichend musikalische Bildung um zu merken wenn der Dirigent zu schnell ist; ich genieße die Bühnenbilder und hebe oft genug eine Augenbraue über die Symbole, die man da nutzt. Der intellektuelle Zugang ist jedenfalls niedrigschwellig, und das ist auch gut so. Die Übersetzungen bzw. eingeblendeten Texte zum Stück sind grauenhaft, wenn man etwas verstehen möchte, ist man gut beraten sich ein Libretto zu besorgen (danke Internet!). Ich verstehe leider auch gerade genug Italienisch und Französisch, um die Übersetzung zu bemängeln, aber eigentlich soll sich einem das Ganze auch so erschließen. Mit ein bisschen Glück gibt es noch eine russische Oper, wo ich absolut gar nix checke, da ich exakt zwei Wörter Russisch kann; das wird dann die Gegenprobe.

Also: Nicht in schwarz gekleidet gehen (okay, wir Künstler*innen blabla), gerne mehr Frabe und mehr Glitzer, gerne schöne Schuhe statt Sneaker, und bitte keine hellbraunen Schuhe zum hellgrauen Anzug, die Herren, und wenn dann Oxfords, Wildleder in Dunkelbraun für Loafer als Ersatz für Opera-Pumps würde ich auch noch nehmen, ist ja schließlich nicht die Scala. Die Herren waren durchweg eine Katastrophe, bis auf zwei Männer, der eine in korrekter Abendgarderobe und der andere in der Uniform der Intellektuellen, Rolli, Jackett, alles schwarz und gut sitzend und sichtlich teuer. Und ich rede gar nicht von zur Oper passender Kleidung, sondern einfach passende Kleidung, rein nach dem Motto: Gab es das auch in Ihrer Größe??
…doch müsste ich mich da heuer mit einreihen, mit meinen ungeputzten derben Stiefeln. Unten pfui, oben hui, das Make-up hat es wieder gerettet, danke Chanel.
Übrigens trug die Dame neben mir Chanel No 5. – ich nicht, ich trug Paris Paris, passend zum Sück.

Review: Das COS Oversized T-Shirt aus Bio-Baumwolle

Ja Mensch, wenn man Düfte rezensiert, warum eigentlich nicht auch Klamotten? Zumindest so Basics, denn damit habe ich Alltag der Kundinnen schließlich die meiste Arbeit: Die richtig guten Basics finden, die einen erträglichen Preis-Leistungs-Verhältnis haben, gut aussehen, und nach Möglichkeit lange halten. Ewig bitte! Ich habe keine zeitlichen Ressourcen, ständig zu shoppen!
Ich will im Kleiderschrank Entscheidungsschwierigkeiten haben weil alles so geil ist! (Dafür bitte mich buchen.)

Und weil T-Shirts für 80 Euro keine echten Basics sind, und weil das T-Shirt rosa war, durfte dieses sehr schöne Exemplar in meinen Schrank wandern. Dicke Bio-Baumwolle, Pluspunkt, wenn der Hersteller auch Hase und Mausi Deluxe ist. COS stand für Collection of Style und wurde rebranded, wird übrigens NICHT wie die Insel Kos ausgesprochen und hat sehr gute Designs meiner Meinung nach, wobei die Qualität immer schlechter wird und die Preise auch höher. SHRINKFLATION!

Apropos shrinking – ich wusch das T-Shirt und tat es gnadenlos zum Antrocknen in den Trockner. Ist schließlich reine Baumwolle. Ja, ist es, und jetzt ist es eine Handbreit kürzer. Für mich mit 1.65 ist das T-Shirt in Größe XS eh ein Zelt, das eigentlich gekürzt werden müsste; nun hat es der Trockner erledigt, hurra. Die Ärmel krempele ich vermutlich, je nach Unterteil, hoch, denn die sind lang und weit. Ein XL würde es bei mir ein passables Nachthemd abgeben. Das Shirt fällt also wirklich groß aus, XS entspricht einer kleinen 38.
Aber:
Die vierzig Euro Unterschied zum geilen Luxus-Shirt machten sich beim zusammenlegen bemerkbar: Die Naht am Kragen ist schief, das Ganze wirkt nach der Wäsche etwas derangiert. Ist okay, würde ich das Shirt zum Sport tragen wollen, aber ich habe es als Kontrast zu einem edlen Rock gekauft, um damit ein Statement-Look mit Stilbruch zu bauen, bei dem man einen Gala-Rock und edle Schuhe mit einem sportlichen, matten, T-Shirt kombiniert. Trotzdem fancy Perlen und Clutch dazu.

Und: Das Luxus-T-Shirt für 80 Euro war auch aus Versehen im Trockner und sieht immer noch aus wie 80 Euro – ich hoffe dieses Jahr ergattere ich ein weiteres, die sind leider immer fix ausverkauft. In rosa bitte!

Fazit: Ich kann das COS Shirt empfehlen wegen de Stoff und dem Preis, aber bitte nicht allzuviel erwarten!

P.S. Ich habe übrigens ein Unterhemd der Schweizer Firma Hanro, das so zart ist, als ob es jeden Augenblick auseinanderfiele, aber es hält ungelogen seit mehr als zehn Jahren. Vielleicht muss man wirklich so tief in die Tasche greifen, und ja, die haben auch T-Shirts. Aber in dem Preisbereich gibt es viel Ware, der Clou ist ja, etwas zu finden, was weniger kostet und trotzdem lange hält und schön bleibt, denn teuer kann ja jede*r.

Trendfarbe 2025: Party Pink statt Kackbraun, verzeihung: Mocha

Es gibt nichts zu feiern, aber es gibt doch was zu feiern: Wir sind! Manchmal muss die bloße Existenz als Anlass genügen, gut gelaunt zu sein. Die Nachrichten jedenfalls tun nichts dafür. Und vielleicht ist exakt aus diesem Grund eine Sache wieder in:

Rosa.

Also so Barbie Rosa aber grell – ich habe es Party Pink genannt, heller als ein echtes Pink, luftiger, und doch immer noch grell. Eine Farbe für Blondinnen, möchte man meinen; tatsächlich ein Revival der 90er Jahre und in gemäßigten Dosen für jedermensch geeignet.

Gesehen habe ich folgende Items in dieser Farbe:

Kaschmirpullover von COS, 250 Euro und oversized T-Shirt, 40€

Taftrock und Shirts bei Max Mara Weekend, ab 90 Euro

CHANEL Rouge Coco Baume in 758 Blushing Pink, um die 45 Euro

Sisley L’Orchidée Rose Highlighter Blush, derzeit günstig im Netz zu ergattern ab 60€, hält ewig

Man kann diese Farbe mit so ziemlich allem kombinieren, sogar mit urgs Braun, geht aber mit Weiß und Navy auf Nummer Sicher. Als Akzent zu Naturtönen ist das auf alle Fälle auch noch mal ein Hingucker. Hat diese Farbe Bestand? Girl! War nie weg und wird immer wieder kommen – davon abgesehen, es gibt nur eine Farbe, die Bestand hat: Die, die DIR steht. Amen.

Und jetzt fällt es mir siedend heiß wieder ein: Die Farbe heißt eigentlich Bubblegum Pink. Neologismen sind aber für mich als Kulturwissenschaftlerin das A und O, mein täglich Brot, das Salz in der Suppe, die Kirsche auf der Sahnehaube… ist ja schon gut.

Party Pink it is.

Das erste Mal: Shopping bei CHANEL

Habt Ihr schon mal zugesehen, wie man einen fünfstelligen Betrag in anderthalb Stunden für Accessoires ausgibt? Ich schon – life is cheap, it’s the accessoires that kill you.

Also, Termin ausmachen am besten, oder spontan vorbei gehen – solche Luxusläden leben von Dir als Kudnen, also keine Scheu. Kaffee, Wasser und Konsorten sind ohnehi im Preis inbegriffen, die Frage ist ob man sich gleich zu Anfang betrinkt, um die Preisschilder ignorieren zu können. Apropos Preise, die sollte man nicht fotografieren, ich habe ohnehin nichts fotografiert, weil ich cool bin (Achtung Sarkasmus).
Die vorbestellten Taschen lagen bereit, um ausgewählt und adoptiert zu werden. Als die Verkäuferin über das Lammleder-Exemplar sagte, das müsse man sehr vorsichtig behandeln, in einer Menschenmenge lieber nicht damit durchgehen, und aufpassen mit Schlüssel sollte und eigentlich allem, rollte ich innerlich mit den Augen.
Fun fact, wer sich sowas kauft, hat das Geld auf für die anderen Taschen, die dann folgen, liegen die Dinger preislich im fünfstelligen Bereich, was auf entsprechenden kaufkräftigen Background schließen lassen kann.
Der Hype um Chanel Taschen ist allerdings abgeebt und man kann sich derzeit unkomplizierte seinen Handtaschentraum erfüllen, es gibt genug auf Lager! Liegt allerdings auch an den saftigen Preiserhöhungen der letzten Jahre, wobei die Zielgruppe sich davon nicht gestört fühlt.

Nach der Wahl der typischen Tasche in Caviar-Leder ging es um die Auswahl weiterer Accessoires – oder sollte ich eskalieren sagen? Kette, Ohrringe, Brosche, Armband und ein Seidentuch komplettierten perfekt die Tasche. Ein Träumchen. Jeans und Shirt dazu, Kostüm, Abendkleid – alles würde dazu gehen und gut aussehen.

Man sollte dazu wissen, für nicht Eingeweihte, dass Chanel Modeschmuck verkauft, und da ist außer dem Label nichts “preziöses” dran. Es gibt natürlich auch eine “fine jewelry” Linie, die man aber vermutlich nur unter dem Ladentisch oder auf Anfrage bekommt. Im Preisbereich von 500 Euro also keine Vergoldung und nur Strassteine – dafür entzückende Designs. Und wie gesagt: I don’t judge. Mensch muss eben Hardcore Fan von etwas sein, um das nachvollziehen zu können.

…und das Gefühl, mit der monströsen und schweren Tüte aus dem Laden zu stolzieren: Unbezahlbar.

Und so öffneten sich sämtliche Türen der Luxusboutiquen zügig und die Verkäufer*innen hatten alle feuchte Augen.
Dabei muss man wiederholt sagen, dass man den Leuten in den Luxusboutiquen nicht unbedingt das Geld ansieht – Hamburg eben. Wir lieben Understatement. Es ist eher das Selbstverständnis, mit dem frau ein paar Schuhe für tausend Euro anprobiert und sich sehr höflich und nett bei der Verkäuferin bedankt.

Übrigens geht es danach zum Bezahlen in einem Séparée – I kid you not, denn schließlich muss ja nicht jeder um einen herum mitbekommen, wieviel Geld mensch ausgegeben hat. Und man kann sitzen, was wohl ganz gut ist.

Nach der Rundtour ging es dann in eine Seitenstraße, wo das kostbare Gut für weiteren Transport in eine riesige Aldi – Tüte verstaut wurde. Japp.

Meine Lektion aus dieser Erfahrung:
– Die Sachen sind qualitativ das Geld nicht wert. Der Dopamin-Kick hingegen ist monströs.
– Wir sind alle Konsum-Opfer, ich nehme mich da nicht aus, egal wie sehr ich versuche das zu rationalisieren. Ich hätte im Zweifel das Geld genommen, aber die Tasche hat mir trotzdem gefallen, und die andere auch.

Für alle, die mich gerne als Beraterin bzw. Personal Shopper buchen wollen: Nein, Chanel und Hermès sind nicht meine reguläre Shopping-Wiese, das ist zu einfach, wobei ich da meine Fashion-Kompetenz auf internationalem Niveau ausleben kann – was trägt man in Mailand, was trägt man in Dubai, was trägt man in Houston?
Dennoch, ich finde nach wie vor: Die Mischung macht es. Ordentliche Qualität, nicht unbedingt Labels, und hier und da eine wohldosierte Prise Luxus *sprinkle sprinkle* – ich kann halt auch C&A, nicht nur Chanel.

Hot or not – bleibt der Quiet Luxury Trend im Faschismus?

Nachdem die Welt voller Entsetzen der Krönung Musks und Trump zugeschaut hat, widmen wir uns ein paar nicht so trivialen Fragen wie dem Outfit Melanias und ihrer Stieftochter Ivanka, sowie dem mittlerweile volljährigen Sohn Barron, der bereits als Thronfolger Trumps gefeiert wird.

Fangen wir an mit Ivankas Kleid, das ein Design kopierte, das bereits Audrey Hepburn trug. Das Oscar de la Renta Team war sich nicht zu fein, hat aber, und das ist vielleicht auch ein bisschen beabsichtigt, das opulente Muster des Kleides in eine Shein-Version verwandelt. Passend zu Ivanka Trump, die wirklich den Inbegriff von “Geld kauft einem keinen Stil” und erschreckenderweise auch keinen Fit, war das dunkelgrüne Dior-Kleid auch irgendwie murks. Ivanka, die als Person nicht das personifizierte Böse verkörpert, sondern – und ich muss mich beherrschen das Wort dumm nicht zu verwenden – sondern die personifizierte Ignoranz und das Epitom des dümmlichen Lächelns. Mist, jetzt habe ich es doch gesagt. Das Böse kann aber auch blendend schön aussehen, mindestens so blendend wie ihre zu weißen Zähne.

Weiter zu Melania, wo die Meinungen schwanken – sie wird bemitleidet ob des Mannes, und abgrundtief gehasst sowie rassistisch und misogyn beleidigt. Sie kann darüber stehen, und zwar in allen fünf oder sechs Sprachen, die sie spricht; ihre Karriere ist beeindruckend, und dafür reicht ein hübsches Gesicht und viel Silikon nicht. Damit ist es eher wahrscheinlich, und das zeigt sie immer wieder bildhaft mit ihren Outfits, dass sie eher das personifizierte Böse ist. Wird der Weg zur Macht und Reichtum sie dazu gemacht haben? Oder war sie vorher schon besessen? We will never know. Fakt ist, Geld korrumpiert – und bringt offensichtlich nicht das Beste in Menschen hervor. Die Wahl des Schwarz-Weißen Outfits mag ihrer Trauer geschuldet sei, die Nazi-Ästhetik but make it french bleibt bestehen. Ihr zugegebenermaßen tadelloser Geschmack und auch ihr Aussehen unterstreichen diese Ästhetik. Der Hut mit der Krempe, die ihre Augen verdeckte, war dystopisch und eine absolute Fuck you-Geste gegenüber der Öffentlichkeit. Diese Frau kreiert ihr eigenes Imperium – was sie nicht haben kann, soll ihr Sohn bekommen.

Und damit wären wir beim eigentlichen Bösen: Der hübsche, große, tadellos gekleidete und unglaublich zur Clique unpassende Sohn Barron. Es ist der Inbegriff des Privilegs, von Scheitel bis zur Sohle, von der Privatschule bis hin zum photographisch wunderbar einzufangenden geschickten Zupfen seiner Manschetten, die in perfekter Länge aus seinem maßgeschneiderten Sakko herausragen. Da hat Melania ganze Arbeit geleistet. Wie er sich höflich zum Small Talk zu Joe Biden hinüber beugt, mit neutralem Pokerface seinem Vater gratuliert: Er ist aaalglatt. Der Versuch, ihn im Sommer im Wahlkampf einzubinden, hat Melania klugerweise unterbunden. So wird er zur Projektionsfläche für wen auch immer, ausgestattet mit einem der besten Netzwerke der Welt, und wir wissen, wo ein hübsches Gesicht einem überall hinbringen kann, siehe Kennedy Familie oder Sebastian Kurz (sorry, der ist das beste Beispiel für pretty privilege in einer männlichen Version).
Barrons Stil ist Reichtum, nicht Wohlstand, man kann die Erlesenheit seines Outfits nicht übersehen, genau so wenig wie der Kontrast zu seinem komplett ungehobelten Vater, bei dem man sich wundert, ob er nicht gerade ins Mikro gerülpst hat.

Fazit: Quiet Luxury war und bleibt genau aus diesem Grund der/das Synonym für die herrschende Klasse, wodurch es auf einen Seite als anzustrebendes Ideal gilt, auf der anderen Seite mehr Subkulturen fördern sollte, die dem widersprechen. Ja, auch “nur” ästhetisch. Und damit meine ich nicht große Logos, sondern eher so etwas wie Punk.

Und was ist mit… Eleganz? Gebe ich als elegante Person jetzt auch ein politisches Statement ab, ungewollt?
Ja. Nein. Wie setzt man ästhetisch ein politisches Statement, ohne seinen Stil und Eleganz zu korrumpieren?
Weiß ich gerade auch nicht, weiß ich aber doch! Ästhetik ist auch ein moralischer Impetus – also durch das Tun, und durch Farben, wie es Jill Biden und Michelle Obama es sehr gut vorgemacht haben.

Quiet Luxury ist tot, es lebe die Farbe!

Weg mit Pantone Mocha und Nazibraun und Nazi-Reinweiß, es leben alle Violett- und Rottöne! Blau wie die Demokratie, grün wie der Umweltschutz, gelb wie die Gift und Galle, die Broligarchen spucken werden, wenn der Faschismus auch ihnen an die Taschen und den Kopf und Kragen geht.