Der Unterschied zwischen einem Mann und einem Bären: selbstgewählte Ignoranz und Inkompetenz

Männern liegt das gesamte Wissen der Welt vor, dank dem World Wide Web. Sie haben alle Privilegien. Ich meine, sie haben alle einen Internetanschluß (gibt es häufiger als fließendes Wasser oder Toiletten, statistisch gesehen) und trotzdem… sind sie ignorant und tun so, als ob sie das “eh nicht können” – Stichwort weaponized incompetence, also strategische Inkompetenz.

Der Bär ist es nicht. Der ist Bär.
Oh, okay, gewalttätig sind beide, wobei der Bär dafür gereizt und hungrig sein muss.

Alle Menschen brauchen Bestätigung, aber Männer, ihr macht es einem nicht einfach. Und #notallmen, ja nicht alle Männer, aber es ist immer ein Mann, der sich nicht informiert hat, und stattdessen die Arbeit einer Frau einfordert. Ihre “Meinung”, ihr “Wissen”, ihre emotionale Arbeit, zuhören, trösten, oder was auch immer. Und das ist völlig okay, wenn es einen Austausch gibt, wenn Männer also auch etwas tun, um das auszugleichen. Die gute alte Methode, da mit Geld drauf zu schmeißen, ist für viele sicher immer noch willkommen, aber angesichts der Anzahl an Frauen, die tatsächlich feministisch sind, selbstbestimmt leben und keinen “Ernährer” suchen und brauchen, wird es dann doch… anstrengend. Und was erwarten Frauen eigentlich schlimmes??
Auf einmal muss ein Mann wissen, wie man(n) eine Frau nicht nur sexuell befriedigt. Wie man sie hofiert, ohne sie für unfähig zu erklären. Wie er emotionale Arbeit leistet, ohne zu manipulieren, Beziehungen führt, mental load übernimmt; ohne sich Listen und Anweisungen geben zu lassen, weil das der größte Teil des Mental Loads ist.

ES STEHT DOCH ALLES IM INTERNET. Hübsch und lustig und leicht verdaulich verpackt, in kurzen Clips, in Form von Sketchen, sogar von einem Mann dar gebracht, denn wir wissen ja, dass Männer nicht auf Frauen hören, auch nicht auf Mutti, oder auf Daten, oder auf Statistiken.

Ja, und wer guckt das? Meine im Bereich Medien arbeitende Freundin sagte es mir: Frauen. Frauen gucken das. Men would never.

Wer hat denn gesagt, dass ihr nicht fragen dürft? Oder euch etwas erklären lassen könntet? Aber Herrgott, man kann vorher sich einlesen und danach offene Punkte klären. Man kann jenseits der 7. Klasse von Tüppen allmählich etwas erwarten, was sich “literacy” nennt, und obschon die Übersetzung sich sehr explizit aufs Lesen bezieht, bedeutet es auch die allgemeine Fähigkeit, sich Dinge anzueignen. Selber denken und so.

Wieviel Privileg muss mann denn noch haben? Hier, am Schreibtisch mit dem Bären, der gerade alles futtert und recht gechillt ist, und dem Tüppen mit seiner Internet-Datenflatrate, würden die meisten Frauen zuerst den Tüppen, und dann erst den Bären rausschmeißen. Letzteren auch nur, weil der vorm Vorratsschrank randaliert, aber er würde wenigstens den Klodeckel nicht offen lassen.

Sarkasmus beiseite:

Ignoranz ist eine Wahl.

Frauen ignorieren auch vieles, sonst würden sie mordend durch die Gegend auf Bazookas reiten. Aber eine bessere Gesellschaft, bessere zwischenmenschliche Beziehungen, besseres zusammen arbeiten, mehr Bestätigung, mehr Freude im Alltag, mehr mehr, wie klingt das? Wie eine Wahl, die man(n) treffen kann! Und ja, viel Mist ist strukturell, aber diese Strukturen sind ja nicht abstrakt, sie sind erschaffen und können durch Kleinigkeiten im Alltag zunichte gemacht werden, ein Stück nach dem anderen, auf dem Weg zu einer besseren gemeinsamen Gesellschaft.

Oida, bin ich idealistisch. LOL.

Aber hey, ich weiß, dass sich Männer auf meine Webseite verirren, also, ganz so schlimm kann es nicht sein. Weil ja, Männer können den Unterschied machen. Männer können Bestätigung genau für diesen Unterschied bekommen (und mehr und besseren Sex, das motiviert immer). Also, Männer – #notallmen nicht alle Männer, aber immer ein Mann! Macht, dass es was positives bedeutet!!

ETFs und Bikini Zone lasern – was Diana zur Loewen über ihre Generation aussagt

Diana zur Loewen fing standardmäßig mit inhaltlich unverfänglichen Themen an, Beauty und Mode. Sie ist jemand, an der nicht mal ich vorbei komme, da sie crossmedial präsent ist, und auch weil sie eine super Projektionsfläche ist für die Ambivalenz der Post-Hipster Generation und den sozialen Medien.

Mit knapp dreißig Jahren ist sie ein Idol für junge Frauen, die in ihrem “von Beruf Tochter” Leben von finanzieller Unabhängigkeit, Workations als Managerin, und mit Designer-Möbeln eingereichteten Altbau-Interieurs träumen. Inwiefern Männer darin eine Rolle spielen, kann ich nicht beurteilen. Sie schauen bei DvL auf zu einer Person, die Finanzthemen anspricht, schon mal CEO war (naja, eine GmbH gründen ist eine Frage von Geld, und nicht von Können…), und gleichzeitig ihren Lifestyle sehr ausgiebig dokumentiert, ob es ihre SPA Besuche oder eben der Besuch bei einer Kosmetikerin sind. Als angeblich politische Aktivistin und Aufklärerin ihrer Generation im Wikipedia-Eintrag (selbst?) ernannt, ist sie meiner Meinung nach komplett entrückt in die Influencer-Blase, in der für Content gelebt wird und in welchem der eigene Promistatus durch den Promistatus anderer halbseidener Prominenten aufrecht erhalten wird.

Während wir die Hipster Generation belächelt haben, durch ihre absolute Nicht-Aussage, ist diese Zwischengeneration jetzt, und ich habe nicht mal Lust das nachzuschauen wie die genau heißt, die Erbengeneration der Boomer-oder auch nicht! Hier entscheidet das Losverfahren Herkunft über deine Zukunft: Mit ETFs ins Leben gestartet, den Nosejob und die Eigentumswohnung zum Studium oder eben Bafög, miese Agenturjobs und der Versuch, nicht zu viel Geld für Fast fashion auszugeben (been there, done that). Die Hipster Generation hat nun Kinder, Eigentum und geht auf Fahrrad-Demos. Die DzL Generation kann und muss sich noch für eine Zukunft entscheiden, und die Aussichten sind nicht besonders geil: Klimakrise, Faschismus, wirtschaftlicher Kollaps, Krieg.

Der Elan fehlt.

Und so ist frau zwischen ETFs, Coachings, Yoga, gesunder Ernährung und neuerdings Kraftsport, und einem merkwürdigen, weil liberalen, weißen Feminismus, auf den auch ich reingefallen bin, who am I to judge..!, immer noch sehr darauf erpicht, zu gefallen. Und das ist erstaunlich, finde ich. Aus den Lippenstiften sind eben Hyaluron-Filler geworden, und statt Rasierschaum ist eben lasern angesagt. Beauty is now skin deep.

Als etwas jüngere Version der Hipster-Generation, ist man hedonistisch, jedoch trotzdem bemüht, dem Eskapismus irgendeinen Sinn zu geben. Man versucht Plastik zu sparen, fliegt aber nach Bali, kauft ethische hergestellte Handys, tradet aber, träumt von Karriere, fühlt sich aber gleichzeitig gezwungen den ästhetischen Ansprüchen der Porno-Industrie gerecht zu werden. Wenn ich das so schreibe, ist das vielleicht kein Zeitgeist Problem, sondern eine Sache des Alters und ja, auch der Wohlstandsverwahrlosung.

Was dabei natürlich auch gesagt werde sollte: Wir sprechen über wohlhabenden Menschen, immer wieder, während die größte Gruppe der jungen Menschen nicht wohlhabend ist und auch nicht sein wird. Somit ist die Lifestyle Ikone Diana als “perpetual machine” des Kapitalimus sehr ironisch, insinuiert sie das gute alte Lied des Kapitalismus “jedeR kann es schaffen”. Mit ETFs und haarfreier Bikinizone wird frau eine gute Partie, für den Arbeitgeber, für den sozial noch besser gestellten Partner. Oder?
Was ist mit der Realität? Was ist mit den anderen jungen Menschen? Nicht so wichtig.

Die Ambivalenz der Generation spiegelt sich wiederum im politischen Bild wieder, finden wir darin die rechten Wähler*innen, die sich eine starke Führung wünschen, eine harte Hand, whatever. Hier ist das Bewußtsein des ökonomisch abgehängt sein nochmal anders, bekommen sie auf Social Media alles an Content und Konsum, der nur als günstige Kopie erreicht werden kann, und auch das nur über waghalsige finanzielle Aktionen.
Doch genau diese Leute sind irrsinnigerweise, mit ihrer berechtigten Sorge um die Zukunft, diejenigen, die sich gleichzeitig die Zukunft selbst versauen. Und da inkludiere ich die Gen.Diana mit ein, auch wenn sie auf der anderen Seite des Feldes spielt, ist sie Teammitglied. Ist sie politisch? Nicht wirklich? Ist die Nähe zur mittlerweile offen rechtskonservativen CDU problematisch? Ja. Hier verbindet sich also die Post-Hipster Generation zu der Melange, die mir statt Hoffnung Angst macht: In einer Zeit, in der Demokratie droht abgeschafft zu werden, ist Hedonismus weg sehen. Das gilt natürlich für alle Generationen, für Boomer, für mich, wirklich übergreifend.

Denn: Wir haften alle.

Disclaimer: Es geht nicht speziell um Diana zur L als Mensch, sondern um sie als öffentliche Person.

Kann ich Söhne feministisch erziehen?

Klönschnack in der ehemaligen Nachbarschaft in Spießerhausen:
“Und da fand ich, jetzt wo der 18 wird, kann er ja auch mal lernen die Waschmaschine zu bedienen!”

Natürlich bin ich viel zu höflich und schauspielerisch viel zu begabt, um mir etwas anmerken zu lassen, als ich sanft erwidere: “Ja, wow, das wird in der Tat Zeit.” Der selbe Junge, der mit 12 keinen eigenen Schlüssel hatte, kann mit 18 keine Wäsche waschen. Surprise surprise.

Als ich meinem Sohn das erzählte, sagte er leicht abwehrend: “Ich kann das aber auch nur mit Anleitung.” Stolz ergänzte er: “Aber wenn ich mit meiner Schwester eine Woche alleine bleiben müsste, das würden wir hinkriegen. Wirklich.” Er ist elf!! Und ja, würden sie. Weil ich/wir sie so erzogen haben. Die können sogar Wäsche zusammen legen, das Klo putzen und natürlich im Internet eine Anleitung raussuchen. Boys will be boys? Nix da!

Vielleicht bin ich etwas härter zu meinem Sohn als zu meiner Tochter, aber ich bin der Meinung, dass Söhne aka nicht toxische, zukünftige Männer eine Sache von Erziehung sind. Wir kenne alle Leute, die sehr offensichtlich Dinge nicht gelernt haben, weil bestimmte Tätigkeiten weiblich (oder aber auch männlich!) konnotiert sind. Darf ich hier zugeben, dass auch ich Dinge nicht kann, die männlich konnotiert sind? Ich finde nämlich jedesmal jemand, der(sic!) das für mich erledigt. Nur dass frau äußerst selten mal einen Bohrer in die Hand nehmen muss, relevante Alltagsskills hingegen sehr gerne “weiblich” sind, wie Einkaufen, Wäsche waschen, Termine organisieren, an alles denken – nur Kochen, da schwingen sich Männer ab und an auch gerne vors Herd, allerdings in der Regel ohne hinterher zu putzen. Und reden wir gar nicht erst von emotionaler Fürsorge!!
Seien wir an dieser Stelle aber alle ehrlich:
Menschen sind faul, und das Patriarchat hat es lediglich sehr früh verstanden, Scheissaufgaben des Alltags, die absolut unrühmlich sind, den Frauen in die Schuhe zu schieben. Das ist eigentlich alles.

Feministische Erziehung ist meines Erachtens gar nicht schwer: Grundlegende Fähigkeiten vermitteln, denn grundlegenden Fähigkeiten haben kein Geschlecht.
Schwimmen können ist auch kein Skill, der nach Geschlecht getrennt wird, oder? Warum sind es dann Tätigkeiten wie kochen, waschen, bügeln?
Und jetzt kommt eine berechtigte Frage: Warum obliegt das Lehren dessen wieder uns Frauen/Müttern? Tut es nicht, aber da wir die Generation sind, in der viele Männer die vermeintlich weiblichen Tätigkeiten ebenfalls nicht gelernt haben, müssen wir leider doch ran. Jeder Vater™ kann seinen Kindern wichtige Skills beibringen, jede Mutter™ auch – aber wir tun es tatsächlich unbewusst mit dem inhärenten Vorurteil, dass Frauen XY besser können und Männer YZ. Sozialisation, meine Damen und Herren und Nonbinäre, dem entkommen wir nicht so einfach. Alle müssen ein Loch in die Wand bohren können und ein Hemd bügeln sowie Knöpfe annähen. Und eine Lasagne kochen.

Ich kann Söhne feministisch erziehen, indem ich das Wort Feminismus weglasse und mit einer Selbstverständlichkeit agiere, die jenseits des Genders ist. Alle Dinge können gilt für alle.

Bei spezifischen Dingen wie Periodenprodukte oder Kondomen kann man ebenfalls relativ einfach kommentieren: Du brauchst das persönlich nicht, aber vielleicht jemand anderes gerade. Wie ein Taschentuch, das mensch oft dabei hat, ohne Schnupfen zu haben.

Was ich allerdings am wichtigsten erachte, ist dem männlichen Geschlecht den Begriff des Privilegs erklären. Zur Empathie erziehen. Zur Offenheit und Neugierde. Natürlich kann Mann keinen Periodenschmerz nachvollziehen, aber Mann kann damit umgehen und es nicht nur zur Kenntnis nehmen. Ein Junge kann weinen und darf sich emotional abgrenzen, genauso wie Mädchen sich prügeln und wütend sein dürfen. Und laut. “Sei nicht so eine Meme, stell Dich nicht so an” gehören als toxische Aussagen allen gegenüber einfach nicht mehr gesagt. Was dich nicht tötet macht dich nicht nur nicht härter, es hinterlässt auch Wunden, also was soll der Scheiß.

Also, alle Eltern und alle Verantwortlichen können feministisch oder sagen wir es anders, genderneutral erziehen, dafür müssen sie allerdings auch einen Blick in den Spiegel erbringen. Und ich fürchte, da liegt eher das Problem, weshalb es natürlich wieder von denjenigen aufgefangen werden kann, wird und muss, die bereits so weit sind: Den feministischen Eltern und damit in der Mehrheit, den feministischen Müttern*.

*Kleiner Hinweis am Rande: Damit ist keineswegs eine männerhassende Feministin gemeint, genauso wenig allerdings eine liberale Luxus-Feministin/Pick-me-Frau.

Lupus est homo homini quom qualis sit non novit – Frauenversion

Das ist von Plautus (nicht: Platon): Ein Wolf ist der Mensch dem Menschen, dessen Eigenschaften/Art/Qualität er nicht weiß. Mehr zu diesem Zitat hier https://www.staatsgalerie.de/de/sammlung-digital/mensch-des-menschen-feind-homo-homini-lupus-blatt-37-miserere.

Ich will das etwas veranschaulichen und dahin bringen, dass Frauen aufgrund von Sozialisation der Moment entgeht, wo sie Macht bündeln könnten. Einfacher gesagt, da Frauen sich nicht solidarisieren und helfen, sondern sich permanent vergleichen und niedermachen, dürfen sie weiterhin nicht den Kurs mitbestimmen, denn sie sind permanent damit beschäftigt, gegeneinander zu sein als sich gegenseitig zu helfen. Wenn man jemanden feindlich gegenüber treten würde, ist Wissen gefragt, also Wissen und Kontext über diese Person, um zu wissen ob “Feindschaft” überhaupt angesagt ist, so sagt bereits das obige Zitat. Eine Frau sollte für eine andere Frau kein Wolf sein.

Und wenn doch? Kann frau einschätzen woher und warum eine unsolidarische Interaktion kommt, ist es einfacher sich abzugrenzen und zu verstehen, dass es nichts mit einem selbst zu tun hat.
Und dann? Dann könnte man im weiteren Verlauf der Geschichte einfach selbiges nicht machen, sondern Hilfe anbieten. Sich anders und besser verhalten, ja, sich weniger kompetitiv oder gemein verhalten. Send the elevator back down hat nicht nur was mit Aufstieg zu tun, sondern schlichtweg auch mit einer konkreten Hilfe, denn ein Fahrstuhl ist genau das: Eine konkrete Sache, die einen weitere bringt. Es ist also nicht nur eine vertikale Hilfe LOL sondern auch eine horizontale/prozessuale Kiste.

Beispiel aus meinem gloriosen Leben: Ich bekam eine Anfrage für einen Job über eine Freundin. Ganz klar war die Aufgabe nicht, aber ich sollte bitte dies und das vorab liefern. Das gewünschte Etwas hatte ich nicht. Also fragte ich jemand aus meinem Freundeskreis um Rat. Zugegebenermaßen erhoffte ich mir nicht viel, da es bisher keine Interaktion gab auf der Business-Ebene. Überraschenderweise hatte die Person Zeit und antwortete, mit weiteren Hinweisen, was mir alles sonst noch fehlte. Leider tappte ich in die Falle mich zu rechtfertigen und irgendwann kam der böse Hinweis, ich wolle das ja auch nicht. Und ich suche nur noch Ausreden, andere Frauen seien auch Mütter(sic!) und würden das hinbekommen. Da war ich schon ein bisschen irritiert, es kamen dann noch Profile von Frauen, um das zu belegen. So hoch waren meine Augenbrauen selten, ich musste ein bisschen in eine imaginäre Tüte atmen, aber okay.

Ich überlegte, ob ich denn jetzt auf die Schnelle die erforderlichen Dinge liefern könne und konnte es nicht bejahen, also meldete ich das zurück, um genau das selbe zu hören, diesmal von der anderen Frau: “Du willst das ja auch gar nicht”, ein typischer Satz, mit dem man aus Leuten Leistung rauspresst.
Konkrete Hilfe in Form von: Hier hast Du das Ding, oder ich mache das für Dich, dann kannst Du es einfach selbst erweitern. Nope. Stattdessen wurde ich regelrecht beschuldigt, ich könne/wolle nicht, es wurde ein komplett sinnloser Vergleich gezogen, und ich wurde emotional verletzt – was ich halbwegs abwehren konnte, aber natürlich nicht vollständig.

Seufzend setzte ich also meine Psychologinnen-Kappe auf und übersetzte beide Reaktionen:
Projektion, Victim Blaming, und Wut, weil ich nicht helfen konnte, die ihnen gestellte Aufgabe zu erfüllen. Und das von Frauen, die ich als Freundin bezeichnen würde. WTF.

Was wäre mein Verhalten früher gewesen?
Absolut stinkend wütend, verletzt, beleidigt, aber trotzdem im Funktionsmodus: Ich hätte die geforderte Sache JETZT sofort umgesetzt. Dir zeige ich es! Hätte alles und jeden wild gemacht, meine Umwelt terrorisiert mit meiner schlechten Laune (habe ich ein bisschen auch, ich bin ja nicht aus Stein…) und dann geliefert.
Stattdessen überlegte ich mir, in welcher Situation diese Personen gerade sind, war empathisch, und grenzte mich gleichzeitig ab. Und schlief eine Nacht darüber um zu dem Fazit zu kommen, dass ich das nicht will – den Mangel beheben und die Tipps entgegen nehmen ja, aber diesen Umgang mit mir nicht.
Als nächster Schritt wären da ein paar echt saure Sätze und ein bisschen Kopfwaschen konsequent gewesen, oder? Nein, denn ich hätte letzten Endes das gleiche gemacht wie die anderen Frauen:
Ich wäre ihnen ein Wolf gewesen, einfach weil ich es kann.

Solidarität geht genau dieser Kette nach, dem Menschen kein Wolf zu sein und dafür den Menschen zu er-kennen. Eine Millisekunde Empathie und auch ein bisschen Abgrenzung zu sich selbst, denn so oft sagt man Dinge über sich selbst, statt zu dem anderen. Es ist nicht ganz einfach und erfordert Übung. Es erfordert auch ein positives Menschenbild (das ich hier an dieser Stelle allen Nazis und Faschos absprechen möchte). Warum klappt es zwischen uns Frauen nur so schlecht?

Weil wir Frauen andere Frauen als Konkurrenz ansehen, und unsere systemischen Probleme immer individualisieren.

Also ist die Frau selbst schuld – und wir kommen da nicht raus, es ist ein Teufelskreis…!
BULLSHIT.
Ist das System schuld, kann frau nichts verändern, was zu 80% auch der Fall ist, muss sich aber dafür anhören dass sie es nicht gewollt/versucht hat, überhaupt faul sei; ist die Frau schuld, hat sie wieder die Arbeit und soll vermeintlich etwas verändern, was so groß wie ein System ist, wieder ein Ding der Unmöglichkeit.
Aber genau hier liegt ja auch die Lösung: Jede Veränderung IM System ändert auch das System, denn das System ist nichts abstraktes, sondern besteht aus Menschen und Systeme scheinen abgeschlossen und fix, sind aber genau das nicht (ich hoffe Luhmann rotiert im Grabe).
Sich zu solidarisieren und gemeinsam dem Teufelskreis entkommen scheint Frauen nicht gegeben zu sein. Mitnichten!!
Das ist kein Naturgesetz, und wir machen alle persönliche Entwicklungen durch, brechen Tabus und schreiten fort, langsam, sehr langsam, aber stetig. Wir müssen nur wissen, dass Kapitalismus/Patriarchat (es ist immer beides) einfach NICHT mit den eigenen Waffen wie Gewalt, Niedertracht und Ungerechtigkeit abgeschafft werden kann, was aber nicht heißt, sich immer alles gefallen zu lassen: Manchmal muss frau was anzünden. Sinnbildlich.

Oh und die Erforderlichkeit, dem Menschen kein Wolf zu sein und insbesondere der Frau kein Wolf zu sein, wäre naiv, wenn es nicht den Zusatz des obigen Satzes hätte, dass es schon darauf ankommt, mit wem frau es zu tun hat. Genau hinschauen also, denn auch hier gilt Poppers Paradoxon der Toleranz.

Das Private bleibt politisch! Seid nett zueinander. Es ist auch so alles beschissen genug.

Alles Gute zum Weltfrauentag – die restlichen 364 ist wieder Männertag.

Dürfen Frauen andere Frauen kritisieren?

Darf ich Alice Schwarzer kritisieren oder gar scheiße finden, da sie offen transfeindlich ist?

Fangen wir mal so an:
-> Feminismus bedeutet Wahlfreiheit für Frauen und Männer und Theys natürlich auch
-> Wahlfreiheit ist im kapitalistischen System nur gegeben, wenn genug ökonomische Ressourcen zur Verfügung stehen
-> Feminismus kann nur funktionieren, wenn Rassismus, Klasse/Armut und Gesundheit ergänzend betrachtet werden (z.B: Nicht behindert sein ist eine Ressource)

Kritisiert wird selten die Frau an sich, sondern das, was sie symbolisiert, was sie dann aber auch personifiziert – ist die Kritik dann berechtigt?
Ja, denn die Teilnahme an einem System, dass sie zumindest vorübergehend zur Profiteurin macht, ist falsch und bedeutet, dass sie mehr Privilegien erwirbt, wie zum Beispiel Status und Geld. Diese sind jedoch nicht für sie dauerhaft vorgesehen. Diese Frau fliegt also raus und wird durch eine andere ersetzt, die sich diese Privilegien von neuem wieder “erarbeiten” muss. Klassisches Beispiel: Die wohlhabende Hausfrau wird durch die jüngere Frau ersetzt und verliert in der Regel ihr ökonomisches Privileg und ihren sozialen Status. Die jüngere Frau nimmt das gleiche Schicksal in Kauf für die ökonomische Ressource. Und so weiter…
Nein, diese Frauen zu kritisieren hat Geschmäckle, weil sie eigentlich nur in einem System mitmachen, das recht brutal ist. Sieht man genauer hin, entdeckt man ihre Privilegien und dann ist die Kritik doch berechtigt. Sie hätten durchaus die Wahl gehabt, anders ihr Leben zu gestalten. Oder aber sie hatten gar keine andere Wahl, denn sie sind Migrantinnen, die gar keinen Job bekommen. Sie sind vielleicht chronisch krank, und können nicht im Angestelltenverhältnis arbeiten.

Ich habe nun keine eindeutige Antwort geliefert und genau das ist meine Absicht gewesen. Ja, ich kann eine andere Frau aus einer Vielzahl von Gründen kritisieren, aber nicht, wenn ich privilegierter bin. Die Privilegien sind schwer in ihrer Reihenfolge zu ordnen, will mensch meinen, ist schließlich nicht Gesundheit und Geist das wichtigste was man hat und unbezahlbar? Nein, ich fürchte nicht, denn auch Gesundheit hat was mit Zugang und Geld zu tun. Also, ist jemand ökonomisch privilegiert und alles andere auch noch, muss sie erstmal ganz lange die Luft anhalten, bevor sie eine andere Frau kritisiert. Aber dann, dann darf sie Frauen, die in Wirklichkeit alte weiße Männer sind, sehr gerne kritisieren.