Was macht eigentlich ein Personal Private Stylist?

…was ist überhaupt ein Personal Private Stylist?!
Ich dachte, ich plaudere mal aus dem Nähkästchen, weil es für viele ein neuer Begriff ist. Und weil sowas in Deutschland nicht wirklich verbreitet ist, schon gar nicht mit einem Konzept. Ich mache nämlich keine Farbberatung oder gehe einfach nur mit jemanden einkaufen. Das gehört zwar mit dazu, aber das eigentlich Spannende und den Mehrwert für Kunden liegt darin, dass wir gemeinsam an etwas arbeiten. Sich besser darstellen-aber wie? Sich besser verkaufen-aber wem? …und sich besser fühlen.

Und natürlich Zeit sparen!

Als alte Häsin des Internets mache ich ohnehin am liebsten vieles digital. Allerdings ist das zum Teil einfach absoluter Schei** – ich habe einen Tag versucht, etwas bei einem High Street Shop zu bestellen, und zwar Etro. Ich habe es auf dem Handy versucht, es ging nicht. Ich habe mehrere Stunden versucht, eine neue Lieferadresse anzugeben, es ging nicht. Nach etlichen Anläufen, bei denen ich bereits die Zahlung eingegeben hatte, gab ich auf und holte mein Rechner hervor. Ich denke so im sechsten Anlauf hatte ich dann alles, die Bezahlung schön umständlich mit Klarna abgewickelt, ein laden von dem man die Finger lassen sollte, und habe dann drei Kreuze gemacht.

Wie ist die Shopping-Experience denn im Geschäft? Nun, ich kann mich in #Lüneburg nicht beklagen, es ist einfach phantastisch in der Regel, die Leute haben Ahnung und sind freundlich.
…und dann in Hamburg zum Vergleich, natürlich abhängig vom Stadtteil.

Unterwegs im Nobelviertel in Hamburg, für mich privat mit männlicher Begleitung. Gelangweilte Verkäuferin, kein Service, kein Angebot, mir das gewünschte Artikel zu bestellen. Einfach nur eine Fresse vor dem Herren, bis ich an der Kasse stand. Dazu in einem anderen Geschäft, so ich anfangs erst einmal nett geplaudert habe, sehr unverschämte, übergriffige Fragen und Kommentare gegenüber mir und meiner Begleitung. Wo? Beide Geschäfte waren CLOSED in Eppendorf/Winterhude, ein Unternehmen das in Hamburg ansässig ist und sehr viel Geld für Influencer ausgibt. So angepisst war ich schon lange nicht mehr, und ich ärgere mich sehr, dort doch spontan Geld gelassen zu haben. SCHULT EUER PERSONAL VERDAMMT NOCHMAL!
Ob ich den Laden noch mal betrete? Oder weiter empfehle? Wohl kaum, trotz der sehr guten Ware und dem Aspekt der #Nachhaltigkeit. Am Ende des Tages begleite ich Menschen, die einen richtig guten Tag haben wollen, geschweige dass ich selbst als Kundin, die shoppen für sich selbst hasst, nicht auf so etwas abfahre.
Wenn man jedoch trotzdem was shoppen muss dort: Die jungen Damen am Hamburger Jungfernsteig haben eine Engelsgeduld und ein gutes Auge. Es liegt also nicht unwahrscheinlich auch am Stadtviertel.

Die Haltung, dass nur wohlhabend aussehende Leute gut bedient werden, kenne ich zu genüge. Dabei gehe ich grundsätzlich deswegen los, weil ich Geld ausgeben will. Ich “shoppe” nicht, ich besorge Dinge. Die Geschäfte sind ausgesucht und ich weiß, was benötigt wird. In meinem Kopf wird gearbeitet, während ich lustig schnatternd Kleidungsstücke in die Umkleidekabine serviere. Und es ist toll, ich genieße es sehr wenn die Leute auf einmal strahlen, und feststellen, dass sie wirklich gut aussehen können. Alles nur eine Frage der richtigen Kleidung.

Und das ist der Job eines Personal Private Stylist: Blöde Läden kennen und meiden, eine professionelle und nicht wertende Haltung haben, kein Verkaufsdruck aufbauen und eine Dienstleistung im Sinne der individuellen Person erbringen. Und dann eben auch Hausschuhe besorgen oder eine Waschmaschine und Waschmittel empfehlen – Allergiker:innen wissen das zu schätzen.

Ob ich so jemand anheuern würde? Ja. Ich habe gelernt, dass es einen guten Spiegel braucht, und dass man sich selbst am schlechtesten sieht. Schließlich vertraue ich auch meinem Friseur, und begebe mich grundsätzlich in die Hände von Profis und lasse sie machen, ohne Einschränkung.

Weg von Dingen, mehr zu Dienstleistung: So etwas verschiebt sich, wenn man die wirklich guten Dinge zu schätzen gelernt hat. Amen. LOL!

Dinge, die ich niemals anziehen würde

Das ist eine sehr subjektive Sachen und es heißt nicht, dass ich diese Dinge nicht sogar mag, sondern dass ich meine ästhetischen Grenzen kenne. Das ist ziemlich dolle auf Meta-Ebene formuliert, aber zu wissen was man NICHT mag/tut/will/trägt ist der erste Schritt zu dem, was man tatsächlich gut findet.
Außerdem sind Listen beliebt bei der Leserschaft und als neuroatypischer Mensch liebe ich es, Listen zu schreiben!

– Lederkleidung. Es gibt mittlerweile richtig fancy Styles aus Leder, die ich gar nicht hässlich finde, und Lederjacken werden als Basic jeder Garderobe gesehen. Ich? Niemals! Es steht mir einfach nicht. Und ich mag es auch nicht. In Modestrecken ist das zwar meistens sehr nett anzuschauen, aber in RL (Real Life) habe ich noch nie jemand gesehen, der so etwas tragen konnte mit einem ästhetischen Mehrwert, sagen wir es mal so.

– sog. veganes Leder – kein Widerspruch zum oberen Absatz übrigens. Schuhe, Taschen und Gürtel besitze ich aus Leder. Kunststoff hingegen brauche ich nicht noch mehr am Leib, als wir ohnehin schon haben.

– die Farbe Braun, außer bei Schuhen und Taschen, sprich braunes Leder. Braun ist einfach eine widerliche Farbe. Beige? Kein Problem, ich gehe von Kopf bis Fuß in dem sogenannten Rentnerbeige daher, aber wehe, mir gibt jemand einen braunen Pullover, eine braune Jacke oder gar braune Unterwäsche (war mal eine Zeit lang Mode). Nope. Nein. Njet. Nu. Non. Nem. Nej. Ochi.

– Spitze und Rüschen und Blumen. Ich liebe es, keine Frage, und ich reserviere es für Dessous, aber niemals werde ich eine gerüschte Spitzenbluse tragen. Drunter, drunter, drunter. Spitze ist tatsächlich eine absolute Schwäche, schöne Spitze zumal, die auch unbezahlbar ist, aber es bleibt eine der Dinge, die ich nicht mit mir assoziieren möchte.

– Oversized ist etwas, was ich auch nicht tragen kann und es auch nicht tue. Ausnahmen bestätigen die Regel, ich besitze zwei Oberteile, die nicht eng oder schmal geschnitten sind, aber auch die haben ihre Funktion: Der Fledermaus-Pullover geht super zur sehr engen Hose und die weite, gerade schwarze Bluse ersetzt im Sommer eine Jacke, ebenfalls über sehr enge Hosen.

– Pailetten und Glitzer. Diese Fehltritte habe ich natürlich im Schrank, so ist es nicht; ich würde eine dezente Geschichte in Schwarz sicherlich auch nehmen, aber alles andere ist den ewig jungen, hippen Vorstadt Frauen vorbehalten, die sich jährlich neu ankleiden und immer “trendy” sind. Und meiner Kindergarten-Tochter.

– Leopardenmuster. Zebra. Tierprint. Ich mag es sogar, besonders wenn es in anderen Farben daher kommt, aber es ist für mich einfach etwas, womit ich mich nicht verbinden kann. Es steht mir Bombe, genau wie die Farbe Braun, aber ich finde es an mir einfach scheußlich. Dafür habe ich ein Faible für große Blumenprints, die ich allerdings auch meide an mir selbst. Finde sie trotzdem sehr schön und edel.

– Blümchenmuster, klein. Was soll man dazu sagen? Das Thema ist durch, ich hatte mal ein Kleid, das super aussah, kleingeblümt, habe es gerne getragen und es auch gerne nie wieder getan. Ist 20 Jahre her.

– Große Logos. Ich würde niemals zu einer Chanel-Handtasche oder einer Hermés nein sagen, oder? Doch. Ich liebe sie, aber nein.

– zu viel Schmuck, und damit meine ich den Hang, den auch ich verspüre, sich mit glitzernden Dingen zu behängen. Ich liebe Schmuck, ich trage es auch gerne, aber nicht alles auf einmal. Nicht mehrere Armbänder übereinander, keine gelayerten Ketten in verschiedenen Längen, und absolut nicht Kette UND Armband UND Ohrringe. Das ist aber auch einfach, es erschlägt mich optisch. Dafür würde ich jederzeit Jeans, T-Shirt und High-Jewelry tragen, würde das T-Shirt allerdings dann bügeln und wirklich gute und neue Birkenstocks dazu anziehen.

– Turnschuhe bzw Sneakers. Ich habe ein paar Lederschuhe, die ein bisschen in die Richtung gehen, und da hört es schon auf. Ja, manchmal habe ich meine Sportschuhe an wenn ich einkaufen gehe, weil es die nächstgreifbaren Dinge im Schrank waren. Ich finde weiße Sneakers definitiv nice, aber ich fühle mich damit komplett verkleidet. Am besten noch zu formeller Kleidung oder einem Kleid? Würg. Diese Pseudo-Lässigkeit überlasse ich anderen Fashion-Victims.

– In der Accessoires Abteilung wird es auch sehr schnell sehr langweilig: Ich hasse Fransen. Ich hasse alles, was nicht Seide, Kaschmir oder zumindest Modal ist. Und ich hasse Nieten.

– Polyacryl.

– Brusttaschen. Meide ich wie die Pest. Gruselig, am besten nur auf einer Seite. Warum??

– Künstliche Wimpern und künstliche Nägel. It’s a NO.

Wahrheit ist keine Realität

Hier, ich. Ich habe sogar eine Kolumne, die “Wahrheit” heißt. Meistens sind das ungeliebte Dinge, Tabus, Wissen, dass wir lieber nicht hätten, (subjektive) Wahrheiten meines Lebens und die meiner Umgebung.

Realität ist hingegen, das was da ist. Der Unterschied? Wahrheit ist subjektiv; sie kann “verdreht” werden, sie ist Auslegungssache, zumindest vor dem Gesetz. Ist es Mord oder Totschlag? Die Realität ist: Es gibt eine Tote. Eine unverrückbare Tatsache.

Wenn ich also schreibe, dann ist es meine absolute Wahrheit, unzensiert und ungeschönt. Ist es auch die Realität? Ja-und nein. Je nach auf welcher Seite der Geschichte man steht, ist man in einem anderen Interpretationsraum. Doch spätestens rückwirkend haben wir immer eine Realität, Fakten, Dinge die wir schwarz auf weiß haben. Deswegen gibt es ja auch den Berufszweig der Historiker, die retrospektiv forschen. Sie sammeln Fakten und versuchen eine Realität zu rekonstruieren, die wahr sein könnte-aus ihrer subjektiven Perspektive. (Disclaimer: Ich weiß nicht ob das stimmt, ich weiß nicht wie Geschichtswissenschaft funktioniert, ich spekuliere.)

Ich weiß auch nicht, was ich hier gerade schreibe. Klingt seltsam, aber ich schreibe nie für meine Leserinnen, ich schreibe für mich, und ja, man hat mir gesagt, dass man mich gelegentlich nicht versteht. Vieles ist ja auch nur meine Wahrheit, und um die erfassen zu können, braucht man sehr viele Erfahrungen, die die meisten in dieser Zusammensetzung nicht gemacht haben. Wenn man mich fragen würde, was uns Menschen ausmacht, ich würde mittlerweile sagen: Traumata.
Somit hat jeder seine eigene Wahrheit, die er mit sich rumschleift, und kann nur mittels Empathie die Wahrheit anderer erfassen.

Die Realität ist nichtsdestotrotz da – und manifestiert sich in bestimmten Art und Weisen, weil wir uns Wahrheiten aussuchen. Okay, jetzt kann man erahnen, wohin die Reise geht, ich zumindest. Konstruktivismus ist es wohl nicht, nicht meine Baustelle. Ich bin ja eher Abteilung Gesellschaftskritik.

Wenn wir also schreiben, reden, etwas entwerfen, gehen wir mit einem vorgefertigten Blick auf die Dinge los, deren wir uns nicht erwehren können, die aber da sind. Ein 38-jähriger Mann in Deutschland wird sehr wahrscheinlich erzählen, dass es keine Diskriminierung gibt, dass Frauen bevorzugt eingestellt werden zB, und dass er ökologisch-nachhaltig lebt. Die Realität ist bekannt: Punkt 1 bis 3 sind falsch. Daten sprechen zwar auch keine eindeutige Sprache, aber sie sind meist zuverlässige Indikatoren.

Wir können uns dieser subjetkiven Dinge also bewusst sein und diese in unseren Überlegungen und Handlungen implementieren; wir können also soweit Situationen und Gespräche dekonstruieren, bis sie mehr Realität als Wahrheit sind. (Derrida wäre jetzt stolz auf mich, ich habe ihn nie verstanden, aber immer gefühlt.) Das klingt furchtbar kompliziert und anstrengend, erfordert aber eigentlich nur ein wenig Meta-Ebene und “sich in die andere/n Positionen versetzen”, also die Situation erfassen, runterbrechen, seine persönliche Optik herausnehmen, und ohne Bewertung erstmal ein paar Fakten aufnehmen.

Ich finde, die Pandemie ist eine lehrreiche Situation. Wir haben Aussagen wie “ich kann mit Maske nicht atmen”-das trifft für diese Person zu. Es ist belegt, dass es kaum eine Beeinträchtigung gibt, aber: Die Person kann unter Umständen die maske mit der Situation gleichsetzen und so eine Pandemie raubt einem schon den Atem. Zack – Realität und Wahrheit.

Wir haben eine Pandemie, ein korruptes Wirtschaftssystem und eine gesellschaftliche Spaltung sondergleichen. Realität oder Wahrheit?

Jetzt ist es ja so, dass wir die Realität nicht anpassen können. Sobald also etwas in dem System anfängt zu wackeln, werden neue Wahrheiten geschaffen – ich glaube das ist das, was man mit dem unsäglichen Wort post-faktisch so meint, also mit dem Wort Lüge. Auf einmal ist man also dabei, die Wahrheit mittels einer Lüge zu konstruieren. Geschieht das bewußt?
Nun, wenn man die vielen Menschen sich anschaut, die an wirklich unglaublichen Dingen glauben und es für die Wahrheit halten, ob es Adam und Eva ist oder aber Künstliche Intelligenz, dann weiß man auch, dass deren Wahrheiten keiner Realität entsprechen, und diese trotzdem irgendwie existiert, als deren subjektive Wahrnehmung. So kann man jemanden gegenüber sitzen und sagen: Ja, mir ist dies&das passiert, und die andere Person leugnet das, auch wenn man beispielsweise konkrete Beweise/Daten dafür aufbringt.
So werden also aus Lügen durch den Brustton der Überzeugung auf einmal Wahrheiten, und diese werden, je nach in welchem System das stattfindet, in Realität transformiert. Behauptet nämlich eine Person gegenüber einem Höherstehenden/Mächtigeren, dies und das wäre passiert, liegt die Deutungshoheit in der Regel beim letzteren.
Wenn ich also vorschriftsmäßig 50km/h fahre und die Polizei mich anhält, und denen gefällt meine Nase nicht, bekomme ich ein Strafzettel. Dagegen kann ich nichts tun. Und schon bin ich jemand, der eine Ordnungswidrigkeit (oder wie das heißt begangen) hat. Aus der Lüge wurde Wahrheit wurde Realität.

Immer noch nicht abgesprungen? Sehr tapfer, ich weiß nämlich immer noch nicht genau, worauf ich hinauswill. In solechen Fällen hilft es aber immer, zu fragen:
Schafft man sich aus seiner Wahrheit auch eine Realität? Rein nach dem Motto: Fake it ’till you make it?

Wert und Werte

Ein Beautyblog, der 15 Jahre alt wird. Älter als Temptalia, älter als so manche Leserin mittlerweile.

Dass sich Dinge entwickeln müssen, liget an der Natur der Sache. Angefangen habe ich recht naiv, was auch auf mich zutraf, und in anderthalb Dezenien habe ich viele Dinge gelernt, viele Haltungen kennen gelernt und neu entwickelt.

Was als unendliche Suche nach dem normativen Schönheitsbild begann, wurde irgendwann aus zwei Gründen regelrecht lächerlich.
Der erste ist die technologische Entwicklung, die aus jedem Bild mittlerweile ohne Expertenwissen ein “Bild” macht, also keine Abbildung mehr, sondern ein “gemachtes” Bild. Wir sind alle gemachte Bilder, und Schminke trägt dazu, kann man zurecht kritisieren. Nicht retuschierte Bilder, der perfekte Winkel und die beste Ausleuchtung – ohne diese geht es einfach nicht mehr. Ein gewisser Grad dient der Ästhetik, soll mir recht sein, ein hoher Grad technischen Eingriffs dient allerdings… nix. Wir sollten keine unerreichbaren Ziele verkaufen.
Der zweite Grund ist natürlich die Lebenserfahrung, gezwungenermaßen durch viele negative Erlebnisse angesammelt, als auch das Wissen, was ich mir angeeignet habe: Lesen, zuhören, beobachten, lesen. Meine Haltung zum “normativen Schönheitsbild” besagt mittlerweile, dass “Beauty” keine Selbstoptimierung sein soll, sondern gepflegte und gesunde Haut, Spaß an sich selbst und sein Äußeres, wie auch der persönliche Ausdruck sich gestaltet. Zwischen fast nix und knallbunt ist jede Frau, Mann und dazwischen, schön!

Was ist ein guter Beautyblog wert? Was kann man verkaufen? Das ist der Knackpunkt: Ich muss und musste nie etwas verkaufen, was aber so nicht funktioniert, denn es ist keine ehrenamtliche Arbeit. Doch dafür gibt es die Werbung, die Ihr gerne ignorieren könnt, oder aber als Bezahlung anklickt; viele Medienmacherinnen bieten Abomodelle an oder die Möglichkeit, einem einen Kaffee auszugeben. Ich biete Unterhaltung und Anregung, Kaffee trinke ich nicht mehr, wer stattdessen einen ausgeben will, Paypal ist immer an.
Es geht auf alle Fälle irgendwie weiter, ehrlicherweise etwas kritischer und auch ruhiger. Wieviele Sachen braucht der Mensch? Wieviele Lippenstifte, Hobby hin oder her? Was ist der eigene Wert, und kann der anhand von Quantität bemessen werden? Natürlich nicht, also suchen wir doch nach nachhaltigen Dingen. Der eine, passende Lippenstift für eine längere Zeit, es dürfen definitiv auch drei sein sein, die gute Augencreme, die nicht eine halbe Niere kostet, und die Düfte, die Geist und Seele reisen lassen.

Natürlich müssen die Inhalte gespickt sein mit den Werten, die ich neu lerne und lernen muss, die ich in erster Linie von Obacht, “älteren” Frauen lerne, und noch viel, viel mehr von jüngeren Frauen:
Frauen, die müde sind in den Hamsterrad einzusteigen, die weißen Kaffeehaus-Feminimsus peinlich und verlogen finden, die Mental Health (geistige Gesundheit) thematisieren oder Menstruation und Sexualität. Das ist natürlich ein wahnsinniger Fortschritt in sehr kurzer Zeit, historisch betrachtet, der ähnlich wie die Suffragetten es getan haben, aber auch endlich mal auf die Straße muss. Nur wie?
Neulich stolperte ich über folgenden Spruch: Seid froh, dass wir nur Gleichberechtigung wollen, und keine Rache. Das gilt für viele Dinge: Lass uns Dinge gut machen, aber nicht, indem wir nach unten treten. Nicht falsch verstehen: Frauen müssen viel mehr treten, aber nicht nach anderen Frauen, sondern nach falschen Rollenbildern und Lügner*innen. Mehr machen, als in der Zeitung rumjammern. Rausgehen und was “anzünden”, natürlich bildlich gemeint, denn von medialem Aktionismus, denn es heute so viel gibt, ändert sich leider nichts.

Welche Werte kann ein Beautyblog vermitteln? Lieb dich selbst? Bullshit, ich tue es ja auch nicht, zumindest nicht die ganze Zeit. Der Fokus hat sich aber geändert, auf gut statt perfekt. Interessanterweise ist gut viel entspannter und besser. Keine Hipster-Mami, keine sexy MILF, keine super eiskalte, seriöse Business-Bitch: Ich habe alle diesen Dingen ihre zehn Minuten gegeben – und gut is’!
Aber GUT sein, das ist ziemlich krass! Auf einmal geht es nicht mehr um “etwas” sein, nicht mehr um Objekt/Subjekt, sondern um Qualität. Gut wie geil gut, gut genug, gut und gütig.

Frei sein

Frei sein heißt Angst haben. Frei sein heißt mutig sein. Frei sein heißt Einsamkeit genießen oder ertragen. Frei sein ist die logische Konsequenz des Erwachsenwerdens, wenn man gut und erfolgreich erwachsen wird.

Bis dahin allerdings…

…läuft frau ein wenig im Kreis, und das habe ich nun ziemlich arg getan. Abgelenkt vom eigentlichen Ziel, frei zu werden und frei zu sein, habe ich das getan, was man in der kapitalistischen Konsumgesellschaft halt so macht: geweint, gesoffen, geshoppt. Nicht so häufig, dafür ordentlich.
Das Resümee ist leidlich: nichts davon hat funktioniert, und der Spaßfaktor war begrenzt, denn es gibt nach dem Hoch auch immer einen Tag danach. Und noch einen und noch einen und noch einen. Dicke Augen, dicker Kater und Kontoauszüge, die ernüchtern. Es ist ein Luxus, das überhaupt tun zu können, und ich bin mir dessen gewahr und will diese Erfahrung genau aus dem Grund nicht missen: Ich konnte es! Frau hat es sich erarbeitet, diese Dinge tun zu können.

So gehört das zum Prozess dazu, wenn man sich ein neues Leben aufbaut – man muss einmal gegen die Wand fahren. Einmal Totalschaden zum mitnehmen, bitte!
So lautete mein Motto des Jahres 2019 und dabei bin ich irgendwie autolos geblieben.
Das Schlechte dran: Kein Auto. Das Gute dran: ich bin eh viel besser zu Fuß, flexibler, schneller, und glücklicher.

Frei sein bedeutet also ziemlich viel Verzicht und ziemlich viel priorisieren lernen, ohne dabei den Fehler zu machen sich in Ersatzhandlungen zu stürzen. Dass man das macht, ist allerdings verzeihlich und gehört dazu. Frei sein heißt Konflikte lösen oder aber diese hinter sich lassen wenn sie nicht lösbar sind, und es heißt in erster Linie Entscheidungen treffen. Während ich von einer Speisekarte durchaus herausgefordert werde, fällt mir entscheiden sonst nicht schwer.
Der Schlüssel zur richtigen Entscheidung ist bei großer Komplexität mit sehr viel Geduld verbunden, denn die Entscheidung ist eine Hypothese, wie der Weg nun sein wird, und diese Hypothese kann und wird häufig im Laufe des weiteren Prozesses angepasst. Was sich nach Management Blablubb anhört ist tatsächlich Wissenschaftstheorie und beweist dass ich doch noch was in der Uni gelernt habe!

Frei sein bedeutet auch Konflikte zu lösen, und sagen wir mal so – ich wollte, ergänzend zum Thema Führung, etwas dazu schreiben, bin allerdings selbst nicht erfolgreich darin, Konflikte zu lösen. Das eine die Theorie, das andere die Praxis, und auch hier probiere ich viel rum, ohne viel Erfolg zu haben.Der Lerneffekt ist immens, die Konflikte sind jedoch auch immer Prozesse, die Zeit und Begleitung erfordern.

Und konkret bedeutet frei sein einfach mal zu sagen: Nö. Nein. No, nope, nada, niente, non, nu.

Nein sagen wäre dann die nächste Lektion 🙂