Haare sind politisch

Für alle, die immer sagen, wie können Dreadlocks kulturelle Aneignung sein, es seien doch nur Haare!
Es ist nur eine Frisur!

Dann guckt nocmal in den Nachrichten. Iran. Afghanistan.

Ich denke, es ist jetzt unmissverständlich, dass Haare ein Politikum sind. Selbst die Haarlänge war schon immer ein Politikum, auch in den sogenannten westlichen, entwickelten Ländern.

Die Frage, warum manche Dinge buchstäblich auf den Köpfen der Frauen ausgetragen werden lässt sich vermutlich sehr einfach beantworten: Weil Frauen Macherinnen sind. Wir sind die Revolution, schon immer gewesen.

Was tun bei einer Hitzewelle?

EDIT: Bitte achtet auf die Phototoxizität Eurer Medikamente.

Dieser Beitrag wird leider sehr aktuell bleiben, weil Menschen™ seit den 70er Jahren zwar im Bereich Nachhaltigkeit agitieren, es aber zur Farce verkommen ist, da man zur Konferenz nach XYZ fliegt. Auch die Riege der Boomer und alt 68er mit ihren Solaranlagen und Wärmepumpen machen Städtreisen in New York – weil sie es können.

Nun, ich bin leise, denn ich habe einen Stromfresser zum Kühlen und Luft reinigen hier stehen. Nicht gerade umweltfreundlich. Aber es geht auch ohne, und, was wesentlich wichtiger ist: Die Hitze ist gefährlich für Mensch UND Tier, deshalb habe ich mal einige Dinge zusammengesammelt, die ich dazu gelesen habe (australische Ärztin klang sehr glaubwürdig…).

– Genug trinken. Kein Alkohol, Koffein nur in kleinen Mengen, keine Milchprodukte. Wasser, Tee, Schorlen, alkoholfreies Bier, Leitungswasser…
– Mit einer Sprühflasche die Luft regelmäßig befeuchten. Auch mal die Haustiere ansprühen.
– Sonnenschutz verwenden und lange, weite Kleidung tragen. Lange weite Ärmel, lange weite Hosen mit Gummizug sind Trumpf.
– Eiswürfel für Haustiere bereit stellen, bzw in deren Wasser tun.
– Eine Schüssel Wasser bereit stellen, in dem man ein paar Tücher taucht, auswringt und aufhängt. Die Verdunstung kühlt die Luft etwas ab.
– Zum Kühlen kleine oder große Handtücher nass machen, in eine Plastiktüte tun, ins Gefrierfach legen und als Schlafunterlage benutzen, vor allem unter dem Kopf. Auch Haustiere freuen sich über eine kühle Unterlage!
– Genug trinken. Vor 12 Uhr am besten.
– Den Ventilator so hinstellen, dass er die warme Luft raus aus dem Raum pustet.
– Alle Jalousien und Gardinen schließen, und zwar den ganzen Tag. Wecker stellen zum lüften, so um 4 oder 5 morgens.
– besteht der Verdacht auf Hitzeschlag, Kühlpacks unter den Achseln. Füße in eiskaltes Wasser tauchen und kaltes Tuch auf dem Kopf. Krankenwagen rufen, besonders bei vulnerablen Menschen (chronisch krank, Kinder, Ältere).
– Genug trinken. Und das Patriarchat zersetzen.
– Kalte Tücher für die Waden und die Arme.
– Genug trinken! Ich trinke immer noch am liebsten Tee, Leitungswasser und Mineralwasser ungekühlt. Sportschorlen sind gut, wenn man viel schwitzt, und ansonsten auch mal ein bisschen Magnesium schmeißen (bitte nicht gleichzeitig mit Calciumeinnahme). Für unterwegs Wasser und Traubenzucker mitnehmen.
– Sport skippen oder runterfahren auf weniger Intensität.
– Wassereinlagerungen lassen sich nicht vermeiden, also: Mehr trinken, es wird dann besser, und ja, das sollte man tun schon bevor es heiß wird.

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Viraler Trend: Augenbrauenstift als Lipliner oder “die 90er sind wieder da”

Eine Ode an Augenbrauenstiften, for real, also in echt jetzt. Muss mir dieses Internet Denglsich abgewöhnen, denn Menschen hängen nicht wie ich den ganzen Tag im WWW. Ich BIn das Internet, also kann ich es auch gestalten. Apropos Gestaltung, die 90er Jahre inklusive tief sitzende Jeans und bauchfreie Tops sind nicht zu übersehen, sogar Britney Spears, dessen Kinder das vermutlich tragen und die selbst optisch in den 90ern stehen geblieben ist, ist wieder en vogue.

Mein Lieblingstrend allerdings sind die übermalten Lippen – SCHLAUCHBOOT ALARM und das, obwohl die meisten Beauty-Influenzerinnen bereits schon aufgespritzte Lippen haben. Allerdings ist ein guter Augenbrauenstift schon eine ganze Make-up Tasche wert, also schauen wir und das mal an:

Ich trage den Augenbrauenstift natürlich als Balken-Erzeugungs-Instrument über den Augen, aber auch als Kajalstift. Der Auftrag ist technisch betrachtet smokey-eyes, in Wirklichkeit einfach verschmiert und fertig.
Die Lippen habe ich sehr zart umrandet und die Oberlippe mit Concealer bearbeitet, und zwar das sogenannte Lippenherz unter der Nase. Leicht verwischt und mit schön viel Lippenpflege optisch mehr Volumen erzeugt.

Wer die Ballerman Version möchte, muss den Stift deutlich stärker auftragen, mit einem nudefarbenen Lippenstift auffüllen und die Kontur etwas verblenden. Noch einen klaren oder farbigen Gloss, am besten ohne Schimmer, drüber, und fertig ist das Schlauchboot!

Es gibt natürlich einen besseren Trick: Erst hauchfein Gloss, dann erst die Lippenfarbe. Der Gloss dient als Grundierung, ein bisschen wie eine Wand mit Spachtelmasse behandeln bevor man streicht oder tapeziert. Ein bisschen Bauwesen, ein bisschen Chemie, wer sagt denn das Schminken eine hirnfreie Tätigkeit ist?! Wer das kann, kann alles.

Ich verwende als Augenbrauenstift Sensai Colors Styling Eyebrow – nachfüllbar!! – in der Farbe 01.

Auch Männer lassen sich liften

Auch Männer lassen sich liften bzw. unterziehen sich Schönheitseingriffen für beruflichen Erfolg, Christian Lindner ist ein ausführlich auseinander genommenes Beispiel (Danke Twitter und CommiMommy, hier alles lesen: https://twitter.com/thecommiemommy/status/1532669556262682624?s=20&t=RuWzlA-Pa3C3QAw6Ncjpyg).

Spätestens nachdem Sebastian Kurz, der schleimige Schwiegersöhnchen-Typ mit absolut null Hintegrund, Kanzler in Österreich wurde, wissen wir, dass das Äußere maßgeblich eine Rolle spielt, auch für Männer, die in der Öffentlichkeit stehen. Anders als Frauen wird ihnen allerdings ein attraktives Äußeres NICHT zum Verhängnis, ganz im Gegenteil. John Biden ist übrigens auch zu Tode geliftet. Stellt Euch vor, Angela Merkel hätte was machen lassen, sie wurde ja schon krass kommentiert, als sie ein Kleid mit Dekolleté trug.

Das zeigt wieder die offensichtliche Doppelmoral, dessen ich mich auch nicht wirklich frei machen kann. Sollen alle machen, was sie wollen, aber es nicht abstreiten? Ist es nicht privat? Was aber, wenn man in der Öffentlichkeit steht und ein Role Model ist?
Sollen alle bloß verstehen, dass es solche perfekten Menschen nun mal nicht gibt? Wenn, dann sind es eine Handvoll von Milliarden.
Sind wir wirklich glücklicher mit einem faltenfreien Gesicht? Oder rechtfertigt der berufliche Erfolg die Investition und das gesundheitliche Risiko? Ist es ein Distinktionsmerkmal *guck mal, ich habe Geld*?
Haben wir jetzt weniger Patriarchat, wenn auch Männer sich dem Diktat der Schönheit beugen-müssen? Finde, da ist nicht viel gewonnen, wenn ich ehrlich bin.

Interessanterweise hat Lindner die Eingriffe geleugnet, aber eine Haartransplantation zugegeben. Wohl zu offensichtlich. Der Rest ist manchen Kreisen und bei Frauen ohnehin relativ üblich, Lidstraffung, Kinn auffüllen, Botox, das Übliche, und ich finde, er könnte dazu stehen. Warum nicht. Er kann es sich leisten. Und er ist sowieso kein Sympathieträger, was hat er schon zu verlieren. Kompetenzen, die man ihm absprechen kann, sind mir nicht bekannt. Aber nice anzusehen ist er definitiv. Spannender ist es ja auch, was es über seine Wähler*innen aussagt. Und das ich recht habe, dass gut aussehende Menschen es im Leben leichter haben, zumindest solche, die dem Mainstream entsprechen, also männlich gelesen werden-kleiner Scherz natürlich; und einige männliche Politiker nur durch tadellose Kleidung auffielen, sonst nix (Scheuer?!).

Wir waren und sind dem Jugendwahn verfallen, ironischerweise wird es ausgerechnet jetzt, wo wir so lange leben, immer krasser. Sicherlich auch dank der Möglichkeit für den Mainstream, sich so etwas anzutun. Der Wunsch nach ästhetischer Optimierung ist einfach da. Rational, irrational, politisiert oder nicht.
Wichtig ist, das man sich damit nicht selbst schadet, dass man es reflektiert angeht, und dass man Spaß daran hat. Und im Zweifel gilt das auch für Politiker wie Lindner. Macht, Erfolg und das wesentlich bessere Gesicht in der Zeitung zu sehen war ihm scheinbar sehr wichtig, also hat er ebendiesen Weg beschritten. Why not. Auch [zensiert] sind Menschen und vice versa.

Alte Frauen dürfen nicht auf Covern

Eigentlich hatte ich einen anderen Beitrag für heute geplant, wachte jedoch nach einer schrecklichen Nacht auf und öffnete die Twitter-App um mich zu vergewissern, dass der größte Teil der Welt steht. Leider ja, und die Welt macht weiter wie sie es immer tat, Krieg, Misogynie, Kolonialismus und Diebstahl. Läuft ja Hand in Hand. Um es kurz zu fassen: I woke up and I chose violence. Na ja, ein bisschen Tee holte mich wieder runter…

Ich stolperte auf Twitter über das Cover eines Magazins, das unter viel Arbeit entstand und mit sicherlich guten, kritischen Inhalten aufwartet. Auf dem Cover prangt eine Zeichnung von der britischen Chef-Kolonialistin, der Queen. Jetzt stolze ü90, bezieht sich die Zeichnung auf ein Bild, als sie etwa 30 Jahre alt war. Nun ist es nicht die VOGUE, die so dermaßen frauenfeindlich ist, dass wir es nicht mehr sehen, sondern ein Intelektuellen-Blatt.
Ich habe also mal nachgefragt.

Wird beispielsweise Gerhard Schröder medial so abgebildet, wie er ist? Ja. Kein Bild, wo er 40 war. Arschloch damals und auch heute, ist er als alter, weißer Mann aber scheinbar als Bild tragbar. Queen Elisabeth, die den Spruch “You are not ugly, just poor” sinnbildlich darstellt, ist hingegen auf diesem einen Cover ca. 60 Jahre jünger. Und so geht es vielen Frauen, insbesondere den von Berufs wegen schönen Frauen.
Einzig intelektuelle Frauen dürfen im Ansatz über 40 sein – da fallen mir allerdings auch nur Hannah Arendt ein, und Jutta Allmedinger, die allerdings auch relativ jung aussieht.

Also, ich habe den Chef des Blattes wie gesagt, freundlich gefragt. Die Antwort kam von anderer Seite zwar, aber konnte das Bild als Juxtaposition zum Überbleibsel der Monarchie, also eine junge Frau und die Symbolik des Relikts Monarchie als Gegenspiel, erklären. Das Bild zeigt die junge Königin bei der Krönung, mitsamt ihren Reliquien. Okay, dingdong. Ich habe die Bildunterschrift gar nicht erst gelesen/gesehen, gebe ich zu, shame on me.

Diese Art des Sehens und der Bebilderung hat allerdings eine sehr lange Tradition, das ist etwas, was sich so hartnäckig hält, dass wir es weder bemerken noch hinterfragen. Aus meiner Warte als Kulturwissenschaftlerin denkend, sprechend und fragend, ist das bildhafte Denken, gerade in Bereich Medien, das spannendste Untersuchungsobjekt, das mir nicht nur über uns, unsere Zeit, sondern gelegentlich auch über mich selbst viel sagt. Wir können Erkenntnisse ja nicht losgelöst von der eigenen Subjektivität haben, lediglich diese hinterfragen und aus anderen Perspektiven betrachten und betrachten lassen. Ja, Wissenschaft ist nicht nur fallibel, sondern diskursiv, man kann nicht alleine Erkenntnisse haben, diese werden stets in einer Gemeinschaft evaluiert und überprüft. Deswegen war es wichtig zu fragen und eine andere Sichtweise zu bekommen – und diese nebeneinander gestellt sind beide valide. Vom Blatt-Chef kam zusätzlich die Antwort, dass sie die alte Queen schon mal auf dem Cover hatten, und jetzt halt ein anderes Bild genommen haben. Easy. Nach meiner Frage wette ich, dass er das nächste Mal diese Frage im Hinterkopf hat. Solche Leute kritisieren ist immer einfach und das habe ich lange getan, aber es ist viel cooler, wenn sie stattdessen eine neue Facette in ihrem Denken aufnehmen. Weil sie es können und weil sie an den richtigen Hebeln sitzen, und wir eh alle davon profitieren würden.

Anyway, ich habe medial nicht mehr all zu lange zu leben, denn ich bin demnächst Mitte 40, dann 50, und dann muss ich mir eine Tüte über’m Kopf ziehen und den Platz freimachen. Einzige Ausnahme: Ich bin schlank, operiert und medial als Gegenbeispiel erfolgreich (da fallen mir grad’ nur kinderlose Frauen ein, komisch). Da beißt mir meine eigene, internalisierte Frauen- und Altersfeindlichkeit, die dazu einen besonders starken rumänischen Hintergrund hat, in den Hintern. Ist übrigens ein rumänischer Spruch, das mit dem in den Hintern beißen, ja.