Die helle Chino – der Unsichtbarkeitsmantel der Männer
Dieses Thema kommt von einem Freund und ich muss sagen, da ist was dran:
Männer in hellen Chinohosen werden von Frauen als harmlos und unsichtbar gelesen.
Wer trägt helle Chinos? Mein Cliché springt mich quasi an: Der Ami, mit Bart und Bierbauch, einen breiten auffälligen Ehering, dazu kariertes Hemd und bequeme Schuhe. Die Outdoorjacke geht vermutlich nicht mehr ganz zu. Der Mann ist lustig, freundlich und harmlos und erzählt von seinen fünf Kindern und seiner wunderschönen Ehefrau, und dem neuem Camper – So weit, so vorurteilsunbefreit.
Nun ist mein Freund das Gegenteil davon, gutaussehend, schlank, groß und Single, der durchaus Frauen abcheckt. Höflich und ungefährlich versteht sich, diese Leute soll es ja auch geben. Bei seinen Spaziergängen habe er beobachtet, dass wenn er, ansonsten eher dunkel gekleidet, stattdessen seine helle Hose anzieht, eher ignoriert wird.
Ist er in seiner üblichen Kluft unterwegs, die auch exakt die gleiche Hose beinhaltet, aber in Dunkelblau oder Anthrazit, bleiben die Frauen eher stehen und lassen ihn vorbei gehen, und tun so als ob sie telefonieren. Oder wechseln die Straßenseite. Er kann seine Harmlosigkeit natürlich nicht kundtun und achtet schon darauf, nicht bedrohlich zu erscheinen, was aufgrund seiner Größe durchaus problematisch sein kann. Er wechselt eben auch mal die Straßenseite.
Aber – die helle Hose? Er sei quasi unsichtbar! Es gäbe keine Ausweichmanöver und keine verunsicherten Blicke.
Eine helle Hose sei quasi der Unsichtbarkeitsmantel für ihn als Mann. LOL.
So, und jetzt soll mir mal jemand sagen, dass Kleidung keine Leute macht. Natürlich ist es Unsinn, eine helle Hose als “harmlos” zu interpretieren, genauso wie ich als in der Regel komplette schwarz gekleidete Person als […hier alle Vorurteile einfügen: Depressiv, Goth, bösartig…] gelten sollte. Aber wir lesen Dinge nunmal entsprechend unserer Kultur und Sozialisation. Hell ist harmlos, edel, währenddessen dunkel als streng und gefährlich gelesen wird.
So, und jetzt komme ich mit meiner schwarzen Kluft und sage, wie es ist: Viel weniger Wäsche, alles passt zusammen, ich habe mehr Kapazitäten für Farbe im Alltag, den ich liebe Farbe. Also, es gibt gar keine Deutung!
Denkte: Es ist auch die Kluft der kreativen und der kulturschaffenden Personen, und dazu zähle ich auch.
Also – doch: Kleider machen Leute.