Männer und Frauen altern unterschiedlich

Als unwahrscheinlich eitle Person fällt mir das eigene Altern aka der physische Verfall schon auf; ich dokumentiere es regelrecht im öffentlichen Raum. Bislang verweigere ich mich, den tatsächlichen Verfall auch zu zeigen: Die Pose ist stets gut gewählt und die Lichtverhältnisse dürfen auch gerne mehr als nur stimmen. Mittlerweile bin ich auch jemand, den im Internet besser aussieht als in Natura, fürchte ich. Zumindest bin ich aber nicht so krass geschminkt wie so manche “InfluencerInnen”. Ha!

Ich habe mit sehr unterschiedlichen Leuten zu tun, zwischen 4 und 88, und ich finde es sehr spannend die verschiedenen Charaktere zu beobachten, wie sie durch ihr Leben gehen und was sie für sich als erreichte Ziele nennen, was sie bedauern, wie sie die Zeit nutzen. Angefangen bei mir, habe ich alles erreicht, was so gängiger Wunsch ist, und habe damit den gesellschaftlichen Comme il faut gehorcht. Kinder und Karriere, check. Wieder andere sind stattdessen gereist und haben “richtige” Karrieren mit viel Geld, sind dafür alleine. Was jedoch Männer und Frauen in der zweiten Lebenshälfte unterscheidet, oder zumindest was mir gerade auffällt (und ich stelle es zur Diskussion, es ist eine Beobachtung in meinem Mikrokosmos…) ist, dass Frauen freier sind und Männer viel mehr Angst haben.

Frauen werden durch ihre Gebärfähigkeit definiert. Nicht schön, aber wahr; sich fortgepflanzt zu haben schafft einen gewissen Druck weg. Sich nicht mehr fortpflanzen zu können, wollen oder müssen schafft auch sehr viel Druck weg. Und schon ergeben sich daraus Freiräume und Freiheiten, die mit Genuß genutzt werden. Reisen? Karrieresprung? Alles hinschmeißen und neu anfangen? HELL YES.

Männer sind aufgrund ihrer Sozialisierung (toxisches Patriarchat ahoi) zum Ficken und Funktionieren verdammt. Ist die Karriere endlich eingetütet, sind die Kinder endlich da, die man aber nicht sieht und die auch kein Bock auf einen haben außer zum Bezahlen, ist das Loch ganz schön tief und die Ängste sehr konkret. Werde ich alleine sein? Die Frauen leben los, die Männer knicken ab oder verlängern ihre Midlife Krise ad infinitum.

Die Angst vor Einsamkeit trifft jedoch alle, denn noch sind wir im Übergang vom Konzept der Großfamilie zum Konzept der Wahlfamilie. Und dieser Übergang dauert. Wohnprogramme mit gemischten Altersgruppen, Kommunen, um das alte Wort zu bemühen, das sind alles Dinge, die zunächst einmal nur sehr gut verdienenden Menschen zur Verfügung stehen. Noch sind es Konzepte, die ausgestet werden, dabei gibt es gar keine Alternativen hierzu.

Die Grüppchen alter Damen und älteren Frauen sind jedoch häufig in der Überzahl. Männer, deren Sozialisierung auf Grunzen und Fußall basiert, laut Gerüchten zumindest, haben es da schwerer. Laufgruppe oder Bikertreff, na also, da finden wir dann doch die Kerle. Dass Männer auch ihre Klischees erfüllen müssen, das mit dem Ficken und Funktionieren, ist dabei leider eine unbequeme und unschöne Wahrheit, die stets dem Kapitalismus dient, wenn wir ehrlich sind. Und bevor es wieder heißt, ich übertreibe maßlos – ja, ich tue es, aber durch diese Bilder erkennt man(n) sehr viel deutlicher Dinge. Dass es Abweichungen/Derivationen hiervon gibt, ist ja wohl selbstsedend, es reicht aber nicht für Veränderung. Und das ist es eben: Veränderung und Anpassung “zur Mitte” wären wünschenswert. Keine Klischees mehr. Strickende Männer und Motorrad-fahrende Großmütter sollten in der Kommune ebenso da sein wie die hervorragend kochende Powerfrau und der Superduper-Handwerker.

Bis dahin altern wir in der Tat unterschiedlich: Frauen bewahren ihre Schönheit, oder mühen sich ab, was viel darüber verrät wie unsere Wertigkeit in der Welt ist (bin ich als Frau nur Deko?!) und Männer..? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht wirklich. Da sind die selbst gefragt. Dank ihres Privilegs bewegen sie Hebel und ändern Dinge oder aber verstopfen Positionen, die das tun könnten. Letzteres am häufigsten… die Politik zeigt es eindrücklich.

Am Ende ist die persönliche Bilanz wesentlich und die ist immer neutral zu betrachten, denn man hat vieles erreicht, und vieles eben nicht. Wenn man sich rechtzeitig damit beschäftigt allerdings, und das sollte mensch tun, gibt es die Möglichkeit gewisse Dinge immer noch zu tun. Nicht alles ist im Alter möglich, oder gar sinnvoll, aber man sollte nicht aufhören, leben zu wollen. Auf der anderen Seite sollte mensch nicht ohne Rücksicht auf Verluste seinen Stiefel durchziehen, und die Klimakrise befördern (ich sage nur SUV und Kreuzfahrten). Balance ist das Zauberwort… und ich, ich hole das Reisen nach, aber natürlich mit dem Zug. Und ohne Luxushotels, dafür mit tollen Menschen.

Den Unterschied aufzulösen wäre dabei gar nicht schwer, würden sich Frauen dem Druck entziehen und Männer sozialer sein. Bei den Boomern ist Hopfen und Malz glaube ich verloren, dabei hätten die es sooo einfach, und könnten soo viel bewegen, mit ihrem Einfluß und Geld. Tunseabernich’.
Die Hoffnung liegt wie immer, und damit auch die Bürde und die Verantwortung, auf die jüngeren Leute. Und ich bin weiß Gott kein sonderlich optimistischer Mensch, aber da geht was.
Wir werden altern, aber nicht überleben müssen; kriegten wir jetzt endlich unseren Scheiß zusammen.

#FixMen – die Grundlagen der Hautpflege und elementare Produkte

Den Titel wird keiner so googeln, aber im Ernst: Alles über #Hautpflege, #Haarpflege, #Hände, und ey, basaler geht es nicht, putzt Euch vernünftig die Zähne. Zwei mal jeden Tag und hinterher noch ordentlich Zahnseide. Nein, der Zahnarzt und die Zahnreinigung werden es nicht richten. Rauchen und Kaffee sind mega eklig übrigens, am Besten ist die Kombi, fragt Euch mal, wie ihr das findet…

– Man sollte sich jeden Morgen das Gesicht eincremen, am besten etwas mit Lichtschutzfaktor. Es muss bei der Creme nicht explizit MANN drauf stehen. Am Abend mit einem milden Duschgel waschen, bei trockener Haut nochmal eincremen. Eine Augencreme ist gut, wenn die Gesichtshaut eher fettig ist und man eine Pflege explizit dafür benutzt, weil die Haut um die Augen herum trotzdem eher trocken ist. Da reicht sonst aber die normale Creme, wenn sie nicht zu stark parfümiert ist. Zwischen 5 Euro uns 250 Euro ist die Auswahl verwirrend, ich habe unten im Bild eine beliebte und nicht besonders teure Gesichtscreme ausgewählt.

– Zu viel Waschen tut nicht gut, es reicht das Shampoo beim Duschen, das übrigens Naturkosmetik sein sollte und kein Head&Shoulders, das extrem aggressiv ist. Und nein, SebaMed ist nicht die Lösung aller Dinge, weil es etwas teurer ist und “medizinische Pflege” drauf steht, denn das ist kein geschützter Begriff. Naturkosmetik wie Alnatura oder Alverde, I&M und Primavera, alles gute Dinge, die man besser stattdessen nehmen sollte… und ja, sie waschen genau so gut, auch wenn sie nicht so krass schäumen. Naturkosmetik-Duschgel ist übrigens auch toll zum Hände waschen! Einfach in den Seifenspender umfüllen und mit ca. 1/3 Wasser verdünnen.

– #Maniküre ist ein Muss, bitte keinen Knipser verwenden, sondern eine scharfe Nagelschere und eine Glaspfeile. Die gibt es in bester Qualität von Rubis, einmal anschaffen, für immer Frieden. Dazu das Nagelöl von Dr. Hauschka abends mal verwenden und danach mit der Bodylotion oder einer Handcreme eincremen. Pediküre ebneso, nicht zu kurz schneiden, sonst wachsen die Nägel schmerzhaft ein. Wer Zeit und Lust hat, kann sich gerne in professionellen Händen begeben, tut auch richtig gut.

– Der Körper braucht auch mal was, spätestens im Winter – eine Bodylotion, die leicht ist, schnell einzieht und nicht zu aufdringlich riecht gibt es von Hipp für Babys, ist auch sehr günstig, oder von Biotherm, etwas geiler und auch teurer, oder von Bioderma für Neurodermitiker. Die Füße bitte immer mit eincremen.

– Übrigens ist ein Öko-Deo gar nicht schlimm, wenn die Haut sich daran gewöhnt hat. Haare am Körper kürzen kann da übrigens auch nicht schaden, aber um Gottes willen keine aalglatten Geschichten, das reizt die Haut. Passable Wirkung gibt es von Speick Thermal, mein Fave von Dr. Hauschka ist so lala, bei mir funktioniert es, kostet aber viel und verbraucht sich elendig schnell. An harten Tagen auch mal eine Aluminium-Keule, es sollte aber die Ausnahme bleiben, so toll sind die nämlich nicht.

– Apropos Rasur, ich habe sämtliche Sachen ausprobiert und tatsächlich ist das Gel aus der Damenabteilung (Gillette Venus) am besten. Habe es natürlich von Männern(Plural!!) im Gesicht testen lassen, manN stimmt mir zu und kauft nichts anderes mehr. Wer bärtig ist, muss waschen, kämmen und vlt auch pflegen, dafür gibt es mittlerweile sehr viele Produkte, die es aber nicht wirklich braucht. Schließlich ist das, was man in die Haare oben tut, auch geeignet in die Haare weiter unten. Wer keine Haar hat, sollte erst recht den Punkt Gesicht beachten und sich eincremen.

– eine matte Lippenpflege, die wirkt, und uneingeschränkt empfehlenwert ist, der Weleda Everon Stift für knapp vier Euro.

– Extras: Serum sprich Feuchtigkeit, ob im Gesicht oder auf die Hände, ein ggf. günstiges Hyaluron-Serum unter jeder Creme zahlt sich aus.

Die meisten dieser Produkte hier im Bild sind etwas teurer, aber das sollte ein Mann investieren. Natürlich geht es teurer, da gibt es reichlich Brands, die auch dem Mann ein Waschgel für 80Euro verkaufen; wer es braucht, go for it. Eine Creme für 250 Euro tut nichts, was eine für 15-30 nicht auch tut.

Wichtig ist auf alle Fälle einen Sonnenschutz zu verwenden, und da ist man mit dem Eigenmarken aus der Drogeire aus der Kinderabteilung am besten bedient. Unparfümiert und mit Faktor 50, und das für 4-5 Euro, das sollte einem die Krebsvorsorge schon wert sein.

Eine etwas bessere und persönliche Beratung biete ich auch, wer über den Blog bucht auch günstiger <3 und natürlich weniger zeitintensiv-schließlich nehme ich Dir die ganze Arbeit dafür ab, nur cremen musst Du selbst.

Fix men

Das ist alles. Nachdem wir Jahrzehnte Frauen als Problem definiert haben, ihre Körper, ihr Aussehen, ihre Gefühle, absolut alles ist eine gottverdammte Industrie! wird es langsam Zeit, die Männer wieder einzunorden, wie man es hier so schön im Norden sacht, nee…

Und warum? Es geht nicht um #HeForShe und Männer als Allys, also als Unterstützer, sondern tatsächlich um eine Aufklärungskampagnie, die dringend notwendig ist. In den ganzen Büchern und Medien werden Frauen adressiert und ehrlich, wir haben jedes Thema schon mitgemacht, wir müssen alle diese Dinge nicht mehr schriftlich bekommen, denn jedes Mal wenn wir in ein Auto steigen, abends rumlaufen, zum Arzt gehen, einfach nett lächeln oder NICHT lächeln, wird an uns herumkritisiert oder man versucht uns zu töten. Wenn wir also nicht in permanenter Verteidigungshaltung verharren wollen, und sogar Dinge wie Lust zurück erobern wollen, müssen wir den Fokus einfach mal auf den Teil der Gesellschaft richten, der da nicht gut Bescheid weiß.

Männliche Aufklärung erfolgt ja auch nur in einem toxisch-patriarchalen Szenario. Dass Jungs jetzt Nagellack tragen, aber auf keinen Fall einen Rock, oder Schmuck, aber dazu eine Lederjacke, sonst ist’s schwul, ist einfach keine neue Männlichkeit. Männer, die es jetzt raus haben und Oralsex feiern, wissen immer noch nicht, wo sie die Grenze ziehen müssen zwischen Kompliment und sexuelle Belästigung bzw. generell misogyne Sprüche im Alltag.

Es reicht eben nicht, im Bett zwei Minuten mit der Zunge rumzustochern, wir brauchen ganz andere Dinge im Alltag – und eigentlich ist es ja nicht schon wieder die Aufgabe der diskriminierten Gruppe, für Aufklärung zu sorgen. Eigentlich. Aber haben wir andere Möglichkeiten? Erziehen wir richtig? Und ich meine nicht nur die Kinder.

Solange auf TikTok Dinge populär sind wie Hausfrauen-Videos, die sich darüber beklagen, dass Männer ihre Socken neben der Wäschetonne werfen statt hinein, gilt Erziehung auch für Erwachsene. Warum man sich solche Typen ins Haus holt, ist mir eh schleierhaft…

Neulich in einer kleinen und harmlosen Diskussion verwickelt, fielen die Begriffe Pragmatismus und Wohlwollen. Damit würde man mehr erreichen als mit Polemik und Radikalität. Ich denke die Mischung macht es, und nicht jede hat noch Lust, einem erwachsenen Typen den Kopf zu tätscheln und zu sagen: Gut gemacht! wenn er es geschafft hat, selbstständig den Müll heraus zu tragen (ich weiß, ich weiß, ihr kennt solche Exemplare nicht und das freut mich!) wobei das wohl der ultimative Trick sein soll: Männer wie Hunde erziehen aka konditionieren.
Das sehe ich dann schon noch kritisch, schließlich sind Hunde nicht so ignorant und unempathisch. Oh, ich höre das Augenrollen der Leserschaft, der Tab wird geschlossen und ich werde verflucht!

Noch da? Nun, es ist einfach Fakt, dass wir Frauen als absolut geheime Wesen erachtet werden und sehr viele einfach unsicher sind, wie sich verhalten sollen. Nehmen wir dazu die Zuschreibung, dass Frauen “anders” sind, was Bullshit ist, und absolute Unkenntnis über den schier unglaublichen Alltag einer Frau, und schon haben wir den Salat.
Nun könnten Männer ja endlich die ganzen Bücher lesen, die eh schon auf den Markt sind, aber ganz ehrlich, es ist peinlich. Klar, anonym bestellen geht immer. Wo landen denn Männer, die Tipps suchen? Bei Men’s Health, der Goldstandard für männliche Probleme wie Sixpack und Dating. Wer sich die Seite anschaut, stirbt tausend Tode: Es hagelt von sexy weiblichen Models und perfekten Männerbodys, inhaltlich… ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.
Was den Frauen als Problemzone eingeredet wurde, nämlich ALLES, ist beim Mann ganz offensichtlich sein Penis und seine Fertigkeit als Liebhaber. Und natürlich brauchen Männer eigenen Sonnenschutz, oh und immerhin, nach drölfzig Grilltipps, auch ein Beitrag zum Thema Attachment Parenting. Es lebe das Internet!

Fix men aber bitte nicht so, wie man uns Frauen seit Jahrhunderten fixen tut. Gut, immerhin werden Frauen nicht mehr verbrannt, zum Teil halt noch gesteinigt, okay, kommt vor, aber wir können ja mal nicht Arschloch sein, einfach weil wir es können. Die Bude anzünden ist einfach wenig produktiv, und hinterher muss man den Scheiß ja doch wieder aufräumen. Also – fix men, aber wohlwollend und zielgerichtet.
Ade toxische Männlichkeit, Penisfixierung und Essstörung als Veganismus oder FLEISCHISTMEINGEMÜSE verkappt, ade Sixpack und Körperfixierung, willkommen innere Werte und so. Kein Arschloch sein ist eine verdammte niedrige Schwelle, da geht noch was! Und es ist eine Win-Win Situation.

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Disclaimer: Ich weiß, dass ich in dieser Mann/Frau Debatte den queeren Teil der Menschen ausschließe. Die Debatte schließt allerdings ein, dass besagte cis Personenkreise lernen, Queerness zu kennen und anzuerkennen.

Die Anzahl der Femizide steigt

Das ist ein sehr heikles und schwieriges Thema, und was schreibt man an einem Montagmorgen, wenn am Wochenende wieder ein paar tote Frauen in die Statistik aufgenommen wurden? Meist kennen wir nicht mal ihre Namen, es wird sich ausgiebig mit dem Täter befasst. Dann wird das Ganze häufig “Beziehungstat” genannt, nicht selten werden auch Kinder getötet, und das “Beziehungsdrama” wird in Schlagzeilen gegossen wie “Frau wollte Mann verlassen, da drehte er durch”.

Ein Femizid ist Mord an einer Frau. Jeden dritten Tag wird eine Frau ermordet. Die Anzahl der nicht obduzierten und als Mord erkannten toten Frauen, diejenigen die Selbstmord begehen mittelfristig, ist in dieser Zahl nicht erfasst.
Statistiken und Zahlen habe ich hier nicht, das findet ihr woanders. Und ich will nicht all zu sehr erläutern, worum es da geht, um Machtverhältnisse, darum dass Männer denken Frauen schulden dem Mann XY Dinge wie Sex, Beziehung, Liebe, Gehorsam und so weiter. Dass es mittlerweile(schon lange?!) über Facebook organisierte Gruppen gibt, um Frauen gezielt zu vergewaltigen.

Was tun? Aufmerksam sein. Die kleinen häuslichen Streitereien in der Nachbarschaft, die mit einer Ohrfeige oder einer Faust enden, nicht ignorieren. Das ist das nächste potentielle Opfer. Werden Menschen gewürgt, kann der Tod erst nach mehreren Tagen eintreten; in diesem Fall gibt es nicht mal einen Rückschluss auf die Tat.
Sensibilisiert die Männer in Eurem Umfeld. Ist kein Thema für eine Gartenparty? Nein. Sterben ist aber scheiße, und das betrifft alle Altersgruppen, alle Frauen sind gefährdet. Erzieht Eure Söhen und erzieht Eure Töchter.

Jede(sic) Frau gerät an so einem Mann, früher oder später. Gewalt kann sehr subtil ausgeübt werden, auch in Nicht-Beziehungsverhältnissen: im Job, im Freundeskreis, im Alltag. Es geht um Machtstrukturen, um Hierarchie, es geht häufig darum, dass sich winzige Egos aufwerten müssen, indem sie es “der anderen” Person, eine Frau, so richtig geben. Verbal, durch indirekte Taten bis hin zu direkten Gewalt und Tötung. Solche Taten werden selten bis nie von Fremden ausgeübt, sondern im engen Umfeld.
Wer darüber nachdenkt, wie sie sich wehren kann, hat schon die halbe Miete. Ich erinnere ein seltsames Gespräch mit einer anderen Mutter dreier Töchter, in dem es um das Thema Selbstverteidigung ging. Ich fragte sie, was sie täte im Falle eines physischen Angriffs. Ja, nun, hm, soweit hatte sie das gar nicht bedacht.
Meine Antwort: Du musst die Person töten. Vielleicht wird er Dich nur vergewaltigen, aber vielleicht tötet er dich und Deine Töchter. Das ist das, was man im Selbstverteidigungskurs eigentlich lernt.
Sie guckte betroffen, ich blieb emotionslos, und wir wußten beide, ich habe Recht. Ihr Mann hatte das Gespräch mit angehört, und auch er schwieg. Randnotiz: Es war mal Rettungssanitäter, ich will nicht wissen was er schon alles gesehen hat.
Das ist die Quintessenz meines Selbstverteidigungskurses, das mir ziemlich dolle in Erinnerung geblieben ist: Du musst den Angreifer töten. Neben den üblichen Techniken wurde mir eingetrichtert: Liegst Du am Boden, war es das. Und Du weißt nicht, was dann passiert. Es geht um Leben und Tod. Du kannst sterben, Du wirst drauf gehen, es geht um Dein Leben. Diese Sätze fielen immer wieder. Natürlich hat mich der Kurs ziemlich traumatisiert, aber es hat auch mein Mindset gehörig verändert. So etwas zu thematisieren ist super heftig, aber wir müssen es tun. Natürlich ist der Rückgriff auf persönliche Geschichten und Erfahrungen wie meiner hoffentlich nicht allen möglich, doch zeigt es sich, dass viele Gewalterfahrungen gar nicht als solche (an)erkannt werden und somit die Fundierung dafür fehlt, damit umzugehen und sich rechtzeitig abzugrenzen und dagegen zu agieren.

Das hier ist übrigens keine Aufforderung zu Gewalt. Es ist aber auch keine lustige Anekdote,
ich habe Überlebende solcher Gewalttaten kennengelernt.
Immer noch keine Aufforderung zu Gewalt-sondern die verbitterte Erkenntnis, dass wir als Frauen dieses Mindset mit uns herumtragen müssen, um zu überleben. Und dass es sehr viel darum geht, so etwas zu sehen und einzugreifen: Hinsehen, Zeug:in sein.
Solange Zeitungen immer noch Schlagzeilen bringen wie die oben genannte, so lange die Verurteilungsrate für Vergewaltigung bei 1% liegt, solange Frauen Videobeweise für eine Vergewaltigung liefern und dennoch selbst als Schuldige da stehen, solange Abtreibungen faktisch verboten sind, solange immer noch Männer über Frauenkörper bestimmen, solange ist der Status Quo leider:

Ja, da steht nichts.

Ausnahmsweise ein Appell an Männern: Das ist keine Pauschalverurteilung und Beurteilung. Die paar Idioten unter uns sind aber mehr, als Mann es wahr haben will. Ohne Männer, die eingreifen, auch wenn Frauen nicht dabei sind, kann sich der Staus Quo nicht verändern. Sei kein Arschloch, aber schweig auch nicht. Du bist kein Täter, sei kein Mittäter.