Beige ist keine Farbe, mehr ein Zustand. Davon nichts zu merken, nicht in diesem Duft – und ich rede hier natürlich von der neuen Version, das Eau de Parfum, das mitnichten die sanfte elegante zurückhaltende Anmutung des alten Duftes hat.
Ich rede davon, dass meine Kollegin sich über meine Wolke beschwert hat (drei Sprüher!!) und das leider auch noch zurecht, da das Büro wie eine Grabkammer voller weißer Blüten gerochen hat. Minus verwesende Leiche, immerhin. Ich wasche mich…
Beige ist Veilchen auf Testosteron und unheimlich provokativ – nicht elegant, nicht mal sexy, sondern mehr in your face. Ich erinnere den alten Duft als ein Synonym für Chanel, Zurückhaltung, Eleganz, je ne sais quoi, nur eben nicht diese Faust mit Blumen. Und trotzdem, Beige gefällt mir. GEFÄLLT!! Der Preis gefällt mir nicht, aber ich habe den Duft mit 20 Prozent Rabatt bei Douglas in Köln gekauft. Sollte sich eine Leserin bemüßigt fühlen, dort für mich zu shoppen, möge sie mir mailen, ich wünsche mir noch Gardenia…
Die Intensität ist das eine, der Akkord das andere – nachdem sich der Duft “beruhigt” hat, tauchen die weißen Blüten auf, grün und weiß und beileibe nicht mehr so harsch.
Um der Farbe Beige eine positive Seite abzugewinnen: Im besten Falle ein zartes, transparentes Nude, im schlechtesten ein dreckiges Weiss und – gewöhnlich.
Beige als elegante Ergänzung zu Schwarz ist allerdings eher die beabsichtigte Interpretation des Duftes.
Das Veilchen soll eine Freesie sein – wer Penhaligon’s Love Potion No 9 kennt, weiß um die kandierte Version des Veilchens – bettet sich vornehm in einem Nest aus Frangipani, sprich exotische Süße, und angeblich Honig. Ich verwehre mich dessen, den ich hasse Honignoten in Parfums. Die Süße ist eher eine Kombination aus Holz, ein Hauch Vanille und Moschus. Da Parfums grundsätzlich ein Chemiebaukasten sind, ist eher die Anmutung von Honig gemeint: Süße, Farbigkeit, Glanz und Licht des Honigs. Definitiv hat der Duft eine kräftige Note Jasmin, meine olfaktorische Achillesferse, und auch die Art von Aldehyde, die man in No 5 Eau Premiere finden kann.
Das alte Beige als Eau de Toilette hatte wesentlich mehr Aldehyde, es war raffinierter, ruhiger, und eleganter. Es war mehr wie La Chasse aux Papillons in der Eau de Toilette Version, eine sanfte und zärtliche, feminine Brise, bloß sehr viel eleganter.
Nun ist es eine Wildlederpeitsche, die mit winzig kleinen, weißen Edelsteinen bestückt ist. Was man damit so alles machte, überlasse ich Eurer Phantasie. Nein, ich hege da keine.
Der Flakon hat einen magnetischen Verschluß (yay) und könnte gerne zum Mitnehmen in einem Travelset etwas kleiner daher kommen. Nachlegen muss man bei dem Duft nicht, eigentlich riecht alles momentan nach Beige und das ist auch gut so. Alles andere ist Bolognese oder Risotto und immerhin ist Beige weitaus office-tauglicher als mein geliebter Fleur de Chine!
Tatsächlich ist der Parfumeur Jaques Polge, auch verantwortlich für Gabrielle, einen Duft den ich immer noch sehr gerne mag und auch aufgebraucht UND NACHGEKAUFT!!!! habe, ein potentieller Kandidat für den Lieblingsparfumeur meiner Majestät. Allerdings hat er (noch) keine Botschaft, scheint nicht besonders sympathisch zu sein, und muss noch ein paar mehr Dinge abliefern um sich zu qualifizieren. Da ich weiß dass Chanel hier mitliest – er kann hervorragend weiße Blüten, laute in erster Linie, es ist Zeit für ein Gabrielle Extrait oder, um den Fehdehandschuh hinzuwerfen: Einen weißen und fleischig-grünen Duft! Bringt mir frische Feigen! Gebt mir Jasmin! Aldehyde! Puder! Was ihr wollt…
Hier ist Beige mit seinen Geschwisterchen…