HERMÈS Entry Level – Bastia Portemonnaie und Make-up

Hermès setzt ausgerechnet in der Pandemie weiterhin auf Wachstumskurs. Das ist eine interessante Strategie und ich stelle mir die Frage, ob es die Marke nicht verwässert – am Ende des Tages sind die Gewinne vermutlich so hoch, dass sich das trotzdem lohnen wird.

Ich habe mir mal angeschaut, was es so im günstigen Bereich gibt. Nagellack für 45 Euro – das hat auch Tom Ford, also ist das nicht völlig abwegig. Die Lippenstifte und Lippenpflege (hier mehr…) sind ganz okay, und dann gibt es Rouge. Macht auch Sinn, das ist ein Produkt, das alle tragen können. Leider sind die Verpackungen zwar nachfüllbar, aber dennoch recht klapprig für die Preisklasse.
Alle drei Produkte sind für jedermensch tragbar, und das ist eine schlaue Entscheidung. Eine Erweiterung der Produktpalette, ja, aber nicht anfangen, zu viel zu wollen. Eine Hermès Wimperntusche macht keinen Sinn, die individuellen Präferenzen sind zu unterschiedlich und der Markt ist heiß umkämpft.

Wer trotzdem was Kleines und Feines haben möchte: Es gibt personalisierbare winzige Portemonnaies, in denen man, soweit ich mich erinnere, eine Post-It Packung aufbewahren kann, 8x8cm. Auf der Website sind übrigens keine Abmessungen angegeben, ich denke die Überraschung kann da schnell kippen. Dafür muss man 184 Euro hinblättern.
Da sollte die Marge immens sein und man bekommt so einfach auch neue Kund:innen. Das ist ein genialer Schachzug!

Hermès Lippenstifte

Schlappe 62€ und in der letzten Show schon auf den Laufsteg, sehr speziell vor allem das Orange.

Allerdings scheinen die nicht so dolle in der Textur zu sein, zumindest die matten, bei 24 Farben wird es jedoch sicher was feines geben. Ausverkauft sind bereits einzelne Töne, und ich bin gespannt ob da noch eine Erweiterung der Produktpalette kommt.

An derer Stelle würde ich es bei Lippenstiften belassen.

Das Konzept der “Geste” ist allerdings bei Serge Lutens geklaut, honni soit qui mal y pense.

CHANEL bringt jetzt Jeans raus

Im Ernst – nach 30 Jahren, nach gottverdammten 30 Jahren hat endlich eine Frau, die keiner kennt, endlich die kreative Leitung von CHANEL übernommen.
Wie fühlt es sich an, 30 jahre lang einem sogenannten Genie zuzuarbeiten, und dann erst nach seinem Tod endlich offiziell Anerkennung zu finden?
Ein bisschen ist es wie an den Unis, wo erst einer sterben muss, damit der Lehrstuhl frei wird, wobei Deutschland da etwas kulanter ist, da reicht die Pensionierung.

Virginie Viard ist ein Arbeitstier, die mit 20% Prozent Input von Karl Lagerfeld de facto seit 30 Jahren Chanels Ruhm als Modehaus aufrecht erhält. Ihren ersten Solo-Auftritt bestritt sie in Jeans, sehr ungewohnt, und wir können davon ausgehen, dass das ihre Signatur bleibt.
Jeans, als Arbeitskleidung entworfen, versatil, zeitlos und rebellisch als auch angepaßt, ist ein Widerspruch zum Modeimperium Chanels, das unzählige Stunden Handarbeit in die Haut-Couture Kreationen steckt. Auf der anderen Seite ist ihre Jeans aber genau das: Eine kleine Erinnerung daran, dass diese Dinge erst durch den Menschen einen Wert gewinnen.

Madame Viard, it’s your turn.

Le roi est mort, vive la reine.

ESTÉE LAUDER DayWear Eye – die frische Augencreme

Was ich nicht an Pflege testen oder verwenden kann wegen meiner empfindlichen Haut, kann ich dafür an Augencremes – mein Steckenpferd seit ungelogen zwanzig Jahren. Es hat sich übrigens gelohnt, denn ich habe erst jetzt feine Linien um die Augen bekommen und das ist ganz klar der zusätzlichen Pflege zu verdanken. Keine Augencreme habe ich ausgelassen, La Prairie ebenso wie Alverde, von 4 Euro bis über zwei Hundert (Tester! Mehr Tester!) und irgendwo dazwischen liegen auch die Testsieger.

Vorweg: Eine Augencreme jenseits von sechzig Euro würde ich nicht kaufen. Wenn schon Geld ausgeben, dann Laser, Botox, Skalpell, das hat wenigstens eine echte Wirkung. Mit der Neurodermitis Bodylotion vom Baby kann ich mir auch die Haut um die Augen pflegen, es muss also schlichtweg nicht teuer sein.

Da ich aber die DayWear Creme schon in den 20ern kannte und jetzt wieder nutze, habe ich die Augencreme dazu sofort gekauft und zum Ende des Tiegels gebe ich erfreut bekannt, dass sie sehr wohl nachgekauft wird. Aber. Weiterlesen…

CHANEL Boy de Chanel

Lange gerätselt was die neue Boy Geschichte sein könnte und tadaa, via Vogue und Konsorten die Bestätigung:
Es ist eine Herrenlinie mit, taddaa, SCHMINKE FÜR MÄNNER!

Einen matten Balm – alternativ Weleda Everon, der ist auch matt
Augenbrauenstifte – alternativ Augenbrauen trimmen?!
Getöntes Fluid – alternativ gute Pflege mit Lichtschutzfaktor und einem Concealer

Es fehlt: Ein Abdeckstift.

Die Linie läuft in Asien an und wird Ende des Jahres auch hier erhältlich sein.
Ungefähr da verläuft wohl auch das Problem von Chanel, wie ich neulich las: Der Markt und der Hype um die Marke läßt nach, Lagerfeld ist nun ja, sehr alt, und man hat ein wenig Nachwuchsprobleme. Ein bisschen bröckelt es da wohl. Aber: Lucia Pica (okay, ich war anfangs skeptisch!) ins Boot zu holen war schlichtweg genial, es gibt dazu noch ein paar andere MakeupArtists wie Martin Schmidt, der hier in DE ist, von dem ich schon einige tolle Sachen gesehen habe, dennoch happert es an der Spitze und an der Gallionsfigur.

Da muss eine Frau ran, wehrte Wertheimers. Gebt Chanel ihre Gabrielle wieder.