“Total natürlich!” – ein Instagram Make-up mit Sweet Stilleto (Charlotte Tilbury)

Seit ich einen Instagram Account habe und nutze, schwanke ich zwischen Kofpschütteln und Gelächter. Die Selbstinszenierung, die ich sorgfältig kopiere und ebenfalls betreibe, ist ein Mittelding zwischen sorgsam arrangierten Markenprodukten und dem Einsatz bester Technik: Licht, Bildbearbeitung, Filter. Die Bilder reichen von echten Schnappschüssen bis hin zu anspruchsvollen Photographien echter Profis.

Am krassesten sind aber die ganzen Beautyaccounts. Ich meine die populären Geschichten von den ganzen “girls next door” die zu YouTube und Instagram Stars geworden sind. Da wird erschreckend deutlich wie sehr wir uns an bestimmten Schönheitsidealen gewöhnt haben und wie unecht sie sind. So viele operierte Nasen und aufgespritzte Lippen wie es gibt – die von sehr viel Make-up Nutzung zeugende, propagierte Ästhetik ist definitiv in den Alltag rübergeschwappt.

Persönlich finde ich das ja “a mixed bag” – zum Teil wirklich hübsch, zum Teil erschreckend. Das geht natürlich nicht um Tragbarkeit, man zelebriert ein Hobby und das ist auch gut so. Sehr viel ist aber schlichtweg gelogen und es ist nicht immer leicht, dieses zu erkennen. So musste ich nahezu mal wieder so ein “Ganz natürliches Make-up!” Ding mal wieder machen, “ein bisschen Lipgloss und Wimperntusche und schon bist du ein strahlender Pfirsich!”

Was ist am schwierigsten zu schminken? Natürlichkeit.

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Nachhaltig im Haushalt – Beispiel aus meiner Praxis

Dass ich mal über Reinigungsmittel schreibe, hätte ich mir nicht träumen lassen. Aber es ist wichtig. Es ist wichtig, weil wir doch so sehr darauf achten, was uns ins Gesicht kommt. Und kaum darauf achten, was uns auf die Haut kommt, und die unserer Kinder. Und überhaupt, bla bla schlechtes Gewissen, kauf doch mal öko, putz doch mal, und so weiter und so fort.

So bitte auch nicht. Bei alldem Besser-Menschentum gibt es Vorteile, die auf der Hand liegen. Und ja, ich wasche mit dem Zeug bereits seit dem Studium, komme mir also keiner damit, es sei zu teuer*. (Okay, im Studium war ich unermesslich reich!)

Obwohl ich durchaus auch andere Marken ausprobiert habe, sind diese Produkte speziell übriggeblieben. Mit einem Kleinkind im Haus habe ich Ahnung von Wäsche und von Flecken – sämtliches Zeug wird mit (obacht!) Spüli von Sonett vorbehandelt, und das meiste geht auch raus.
Als Allergikerin weiß ich außerdem noch etwas zu schätzen: Das SODASAN Neutral Waschpulver ist nicht parfümiert. Mich kann man mit Persil umbringen, auch bei Wäsche, die bereits Wochen im Schrank lag. Übrigens macht die einen schönen kleinen Hautausschlag vom feinsten… Auch der Spüli ist unparfümiert.

Doch Vorsicht – öko heißt nicht, dass das Zeug nicht putzt! Handschuhe sind geboten! Weiterlesen…

Mütter reiten auf Einhörner durch’s Kita-Land – Erziehen ist Versagen

Teddy wird drei.

Ein Anlass zur Freude! Umso mehr, als das sturste Kind der Welt, in dessen Händen wir wachsweiche Knete sind, schon die Wahrheit dieser Welt in einem Satz zusammen gefasst hat:

Natürlich nicht! Er wird drei! Schwanzlängevergleiche überlasse ich anderen Eltern.

Solange hat man gewartet, dass er spricht und dann steht er morgens um sechs in der Küche und sagt: “Mann ey, scheiße!” und man ist schlagartig wach und fragt sich, woher er diese un-mö-glichen Worte hat. Von Mami. Womöglich.

Erziehung.
Während wir anfangs jeden Wunsch unseren kleinen Lieblings von den Lippen ablasen, sind wir abgeklärter. Nach einigen Wochen Terror, schlafloser Nächte, und “Nein, ich will nicht!” als Antwort auf eigentlich alles, zogen wir die Zügel an und zögerten nicht, dem Kind Grenzen aufzuzeigen. In allererster Linie: unsere.
Wer hält länger durch beim wegrennen? Wer muss jetzt doch noch was essen, um nicht ins Bett zu gehen? Wer schreit so lange bis die Decke, nun beide Decken!, das Kopfkissen und der Hasi in richtigem Winkel zueinander für seine Hoheit in seinem (erratum: unser! war es doch mal?!) Bett bereitliegen, damit er seinen Morgentrunk zu sich nehmen exen kann? Wer lässt sich mit der Androhung, Haare gewaschen zu bekommen, dazu bringen, sich doch noch die Zähne putzen zu lassen?

Aber wir bekommen es hin. Eine latente Schwerhörigkeit, bedingt durch die dauerlaufende Waschmaschine, Wasserkocher sowie Dunstabzughaube (Wie kann ein Kind nur so viel essen?!) haben sicherlich ihren Teil dazu beigetragen. Teddy bedankt sich fürs Essen kochen, sagt “Mami ist hübsch!” und “Papa, hab dich lieb!” – ohne Essensentzug. Umso mehr ist man wie vom Donner gerührt, wenn solche Perlen seinen Mund verlassen, während man vorher kurz überlegt hat eine Bank zu überfallen, nur um wegzukommen und vielleicht auch mal länger als bis sechs Uhr zu schlafen (Gefängnis=Schlaf).

Gelernt haben wir folgendes:
Lektion eins: Keine Erklärungen, Begründungen und Diskussionen.
Lektion zwei: Ein Eltern/paar, eine Meinung. Diskutiert wird, wenn das Kind komatös nebenan schnarcht.
Lektion drei: Mach deine Fehler nur einmal. Kinder sind verdammt schlau und nutzen alles aus.
Lektion vier: Es gibt Regeln. Solche benennen und sich auch selbst dran halten. (Das ist das schlimmste!)

Natürlich haben wir das alles auf die harte Tour gelernt. Alles andere wäre gelogen.
Und oh ja, man kann ein Kind zu sehr verwöhnen und nein, es gibt nicht immer einen echten Grund, warum es nachts aufwacht und rumschreit. Aber das muss jeder selbst durchmachen.

Die größte Herausforderung jedoch ist, jeden Tag ein Vorbild zu sein. Das schafft man nicht, nur in Ansätzen – natürlich sagt das Kind scheiße, aber dafür auch von alleine Bitte und Danke. Es will im Laden keine Süßigkeiten, sondern Saft oder Tomaten in der Dose für Sauce. Es räumt auf, es hilft im Alltag, und geht alleine aufs Klo. Es ist stolz drauf, selbstständig zu sein, was normal für das Alter ist, aber auch gefördert wurde. Alleine spielen oder ein Buch lesen, nickend die Info zur Kenntnis nehmen dass man jetzt dies&das täte oder hier&dort sei: Das sind die Momente, in denen man durchatmen kann. Und liebevoll das Monster aus sicherer Entfernung beobachten kann, vor Liebe und Stolz platzend (lass es Dir nicht anmerken! es will dann Kekse!)

Und jeden Tag, jeder Kampf, alles, ja alles wird gut wenn ein 3-jähriger sein Hasi auf dein Kopf legt und sagt: “Pssst, Mami schläft! Bis nachher! Guten Appetit!”
Glücklich zur Kita geht, in seinem aufregenden Alltag. Und man ihn dort abholt und er sagt: “Mami, geh wieder arbeiten, ich spiele.” Aber das ist eine andere Geschichte.

Was wir nicht tun dürfen

Schwierige Zeiten. Zumindest jetzt, wo es greifbar nahe an uns gerückt ist – nicht nur durch eine Flut von Menschen, die um ihr nacktes Leben fürchtend geflüchtet sind, sondern auch durch direkte Angriffe auf uns, in der nächsten Umgebung.

Ich habe sie auch – Angst. Mehr diese unbestimmte Form dessen, das einem die Handlungshoheit aus der Hand entgleitet. Angst vor der Angst – dass man nicht mehr rausgeht, dass man sich von Furcht und Mißtrauen nährt. Nachts träume ich von Konzentrationslagern und wache weinend auf.
Ich habe keine Angst vor Anschlägen, ich habe Angst vor denen, die Ängste schüren und nutzen. Angst vor meinem sonst sehr netten Nachbar, der auf einmal ein Pegida Anhänger werden könnte. Angst vor Leuten, die etwas auf Reinrassigkeit halten. Die andere Menschen pauschal als nicht lebenswert verurteilen.
Das alles passiert permanent die ganze Zeit um uns herum, in Indien, In West-Afrika, in Amerika – jetzt kommt es aber hier spürbar an.
Menschen, die in der Einkaufsschlange ihre Demeter-Milch an die Brust drücken und gegen Flüchlinge schimpfen. Menschen, die sagen, dass wir kein Platz haben und man uns was wegnimmt.
Wir haben alles schon durchexerziert in dieser Weltgeschichte: Kriege, in denen sich die Menschen unter Drogen andere und selbst getötet haben (Kreuzzüge). Genozide.

Eine kleine Menge von Angst, potentiert und angestachelt, kann wüten und sich entladen und alles zerstören, was sich in ihren Weg stellt. Mißtrauen und Geheimnistuerei, Schweigen, Isolation, das sind die Dinge, aus denen Angst entsteht. Zwist. Wenn Radikalisierung eine Waffe hat, dann diese – und deshalb dürfen wir das nicht tun.

Wir dürfen nicht schweigen, nicht wegsehen, nicht tuscheln. Nicht zu Hause bleiben. Nicht vorverurteilen. Nicht Angst um Dinge haben, die eigentlich uns besitzen.

Nicht schweigen, nicht wegsehen. Unsere Kultur ist nicht in Gefahr durch Terrorismus, sie ist stets in Gefahr durch uns selbst.

Business as usual? Ja, und das sehr bewusst.