Da man mir die Schwangerschaft nun endlich;-) ansieht, werde ich ständig darauf angesprochen. Wann sei es denn soweit (wenn es rauswill?!…) und wie lange ich denn zu Hause bleibe.
Ich wurde bislang noch von niemand gefragt, wie WIR das aufgeteilt hätten oder ob WIR Elternzeit nehmen. Die Frau nimmt natürlich Elternzeit und kehrt anschliessend in ihrer Teilzeitbeschäftigung zurück, über die sie sich froh schätzen kann (letzteres – okay, einen Job haben ist schonmal ein Anfang).
So obliegt es aktuell meiner Umwelt, mir das Gefühl zu geben, ich käme unter die Räder, so als “Mutti” – und meinem Partner, mir im wöchentlichen Takt zu erklären, dass WIR unsere Aufgabenverteilung haben werden und ich beileibe nicht zur Hausfrau verkomme. Sonst müsste ich ja mindestens einen Zumba-Kurs belegen, wie es sich für eine ordentliche Hausfrau gehört, und ihm abends Essen und Puschen hinstellen. Spätestens dann muss ich grinsen.
Während der Satz ironisch nachklingt, ist die mich umgebende Weltanschauung aber genau diese: Frau->Elternzeit->Hausfrau->->noch ein bisschen zu Hause bleiben->schwupps, zehn Jahre um, kann nicht zurück in den Beruf, kriegt keine Rente.
Die deutsche Frau wird als alleinerziehende Mutter gesehen und behandelt. Dass es eine/n Partner/in geben könnte, kommt niemanden in den Sinn. Dass es auch anders geht, höre ich selten. Aber ich höre es, so wie jüngst mir ein junger Mann erzählte, dass die Elternzeit mit einem halben Jahr zu kurz gewesen sei. Seine wohlgemerkt, und aus praktischen Gründen, nicht weil “es so schön ist”.
Ich möchte jetzt nicht hören: Hör nicht auf Deine Umgebung. Ich lebe in dieser, in höre hin, und es braucht ein dickes Fell so etwas abzutun.
Mich stört vielmehr die Tatsache, dass man dem sowenig entgegnen kann. Sage ich, dass ich unterstützt werde, lachen mich alle Frauen aus: Jaja, das hätten sie ja schon oft gehört, nachher lässt der Kerl sich erst blicken, wenn das Kind sauber und/oder im Bett ist. Natürlich nehmen junge Väter ihre Hobbies weiterhin wahr, denn sie benötigen ihren Ausgleich zur Arbeit – die Frau ist ja nun mit dem Kind heim, da ist es ja entspannt. Die Geburtspfunde kann sie sich dann im Haushalts runtertrainieren oder runterhungern (das schreib bereits eine Leserin, die das in ihrem Umfeld schon gehört hat). Sollte ich also glauben, dass mein Partner, der bislang auch alles macht, sich weiterhin den Arsch aufreisst, sei ich einfach nur naiv. So so.
Diese Rollenverteilung herrscht in allen Köpfen vor – auch die Männer (etwas ungerecht von mir hier als der geldverdienende Part, der nicht in Elternzeit ist hingestellt) denken, es müsse so sein. …oder??
…oder denken Männer vielleicht, dass wir so denken und dass es ergo so sein soll? Self-fulfilling prophecy?
…oder sind sie gar mit dieser Rollenverteilung unzufrieden, werden aber durch Arbeitgeber am Arbeitsplatz gehalten (die Elternzeit zu nehmen ist in den meisten Unternehmen verpönt – Gesetz hin oder her…).
Wann wird es nicht mehr um Frauen- und Männerrolle gehen? Eine Utopie, deren Umsetzung durch fehlende Kinderbtereuung, Gender Pay Gap und Steuerpolitik UND der unglaublichen Scheiße namens “deutsche Familienpolitik” behindert wird.
Wir werden also Eltern. Kurz vor dem potentiellen Hineinrutschen in der klassischen Rollenverteilung, werfe ich ein Blick um mich herum auf die Leute, die sich nicht vorstellen können dass es anders geht und fühle mich… motiviert.
Ist das nicht ein interessantes Experiment? Ihr könntet lesen, dass ich Angst hatte zu heiraten, Angst vor Familie, heute kommt unweigerlich die Angst hinzu, ins Hintertreffen zu geraten. Letztere bewältigt, die aktuelle ist in Arbeit.
Was denkt Ihr?