Neulich in der Kleinstadt. Ich hatte noch 20 Minuten bevor ich aus dem Haus musste. Etwas stimmte nicht – ich nahm also den einzigen Spiegel ab, der mich in etwa in Körpergrösse abbildet, und hängte ihn ab. Kritisch musternd musste ich feststellen, dass mein einziges Kostüm, das auch noch teuer war, zu groß geworden war. Ich schwamm in einem schwarzen Meer aus Wollstoff, die überlangen Ärmel verdeckten meine Hände und ein zierlicher, blasser Hals mit Kopf obendrauf guckte mir zudem verschreckt entgegen.
Das war ich – und ich wollte das Haus rocken?! In dem Kostüm meine nicht vorhandenen, großen Schwester?!
Schwamm drunter, dachte ich, das entspricht dem formellen Anlass und ich bin eh zu kritisch. Um die kreidebleiche Visage etwas freundlicher erscheinen zu lassen, band ich mir noch einen Schal um. Freundlich gesinnt war ich nicht – ich ging dahin, um zu gewinnen. Veni, vidi, – Weiterlesen…