Bilder lügen, Medien lügen – aber wollen wir überhaupt “Wahrheit”?
Natürlich kann ich hier nur einen ganz kleinen Bereich anschneiden, nämlich die Werbung im Bereich Kosmetik. Sie lügt und trügt, ob im Print oder im Fernsehen. Ganze Branchen bauen darauf auf, und es geht um mehr als Werbebranche und Zeitschriftenverlage oder PR-Agenturen, selbst Software und Computerunternehmen leben gut davon.
Macht nichts, denn wir wollen das ja auch. Die Frage ist nur, wieviel wir davon akzeptieren und wieviel wir davon durchschauen, um einigermaßen die Kontrolle über unseren Alltag und die uns umgebenden Halb-Wahrheiten zu haben.
Jedes Bild lügt. Stundenlange Maske, Beleuchtung, anschließend Photoshop.
Werbefilmchen? Da wird das Gesicht weichgezeichnet bis auf die Augenpartie, damit man keine Falte entdecken kann (aktuelles Beispiel: Julia Roberts Imagekampagne für die Lancôme Wimperntusche. Mal darauf achten wenn es ausgestrahlt wird, wie die Augenpartie scharf und der Rest unscharf ist.).
Alle Frauenzeitschriften und -portale sind auf Werbekunden angewiesen – natürlich werden die Produkte des jeweiligen Anzeigenkunden in vorderster Front gerückt. Eine Win-win Situation und soweit okay, aber mit Berichterstattung hat es natürlich nichts zu tun. Der neueste Lippenstift wird gehypt, der neueste Duft wird gehypt – warum auch nicht, vielleicht kennt man die PR Frau und schuldet ihr ein Gefallen, man geht ja gemeinsam golfen… Nicht wahr?
Jüngstes Beispiel – der seltsame Artikel in (ausgerechnet!) der ZEIT über den Versace VERSUS Duft, der als maskuliner Duft für die Frauen interpretiert wurde. Der Autor hat niemals, niemals! sage ich Euch seine Nase dran gehalten (der Duft ist null, zero maskulin), trotzdem handelt ein Drittel des Artikels über das Label und was es repräsentiert.
Pure Werbung, denn es ist das Image dass die Firma transportieren will und selbst beschreibt und keine recherchierte, überprüfte Aussage. Umformulierte Pressetexte sind es, um genau zu sein.
Nun, das kotzt mich an. Und dann lese ich, dass die Leute gar keine dicken Models oder echte Leute sehen wollen, sondern doch lieber “Träume” verkauft bekommen will. Mag so sein – ob es stimmt weiß letztendlich keiner, denn auch dieses kann im Sinne einer anderen Branche produziert worden sein (das Business um Models ist ebenfalls ein finanziell gewichtiger Markt).
Ich lese und lese und recherchiere und glaube nichts. Bin ich paranoid? Oder habe ich einfach nur zu tief in diese Branche reingeschnuppert?
Wie kann ich eigentlich ehrlich sein und bleiben, wie soll ich es mir leisten, und ich meine das durchaus auch im finanziellen Sinne? Ich tat es bislang, doch ein Blog in dieser Qualität zu erhalten kostet viel Zeit und Arbeit, mit der ich anderweitig erheblich mehr Geld verdienen würde. Doch würde ich woanders schreiben, müsste ich lügen, jeden Tag, weil ich dafür einen Haufen Kohle bekomme. Hm.
Keine Panik, ich habe keine Lebenskrise. Ich bin bloß so desillusioniert dass ich derzeit gar nicht weiß worüber ich schreiben soll.