Was kann Sport bewirken?

Ich hasse nicht körperliche Tätigkeit, sondern Vereine, Pflichten, Zwang. Wenn Spaß an der Bewegung zu einer Organisations- und Verwaltungstätigkeit wird. Es ist sinnvoll, es ist notwendig, aber es ist nicht meins.
Die Herausforderung, die richtige Sportart zu finden, ist groß. Den Zeitpunkt damit anzufangen, ebenfalls. Hätte ich bloß schon vor zehn Jahren… aber es braucht Argumente. Jenseits von Gesundheit und körperliches Wohlbefinden, wessen Schweinehund reagiert denn schon auf rationale Argumente. Hier sind daher meine Top 3 oder auch die Dinge, die man mir bitte vorher hätte sagen sollen, aber da spricht ja wieder keiner drüber.

SEX.
Okay, es mutet seltsam an in einem Raum voller Männer Beckenbodenübungen zu machen, aber wann und wo sonst. Ich finde, dass eine Steigerung von zwei Orgasmen auf sechs, also 200%, in Worten ausgeschrieben zwei – hundert – Prozent – schon ein Argument ist. (Machen Männer etwa deswegen Sport?! Länger, häufiger, besser?! Ich dachte, die machen Sport weil sie keinen Sex haben 😀 )

HAUT.
Die Haut wird besser. Das schafft keine Creme, keine Operation, kein Hyaluron, und ersetzt die ziemlich widerliche Eigenblutbehandlung. Bessere Durchblutung, besserer Teint durch das Schwitzen. Vor allem unreine Haut gewinnt auf ganzer Linie, da sie etwas ausgeglichener wird. Trockene Haut? Mit einer dicken Schicht Creme ins Studio, eine Maske zum laufen auftragen meinetwegen, warum denn nicht. Ist kein Schönheitswettbewerb.

STRAFFES GESICHT.
So habe ich auch geguckt. Wer schon zweimal 25 kg zu und abgenommen hat, weiß um das Bindegewebe, oh meine Freundinnen, das Bindegewebe! Das ist ohnehin eine genetische Veranlagung, viel ist nicht zu machen, aber zwischen viel und nichts liegen Welten. Während ich also meine Sparbüchse für die Gesichtsstraffung in zehn Jahren schon angelegt habe, sagt das Spiegelbild etwas ganz anderes. Tatsächlich ist Training für Rücken- und Brustmuskulatur auch im Gesicht zu sehen, und auch die Gesichtsmuskulatur kann man trainieren. Das ersetzt keine OP und tiefe Falten und Furchen, die man aufgrund von Rauchen und Sonne hat, werden nicht weggehen, aber sie werden besser. Besenreiser werden weniger (sichtbar), und natürlich ist Muskelaufbau ein Grund für die Haut, etwas weniger gedellt zu sein.

Wichtig ist: Finde das richtige für Dich. Kauf dir wirklich gute Sachen, ob es Laufschuhe sind oder eine gute Hose und bitte einen festen Sport-BH, selbst bei Größe 70A. Für mich waren die “richtigen” Klamotten ein echtes Aha-Erlebnis.

Noch wichtiger ist: Nach dem Duschen vögeln!

Leseempfehlung für Lottafrei.de über Sex(-toys), Swingerclub und offene Beziehungen.

Die Frau hat heute schlechte Laune

Edit: Alles Liebe zum GenderPayGap Tag! Bis heute haben Frauen praktisch ohne Gehalt gearbeitet. Meine Laune wird immer besser.
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Ich habe schlechte Laune. Das sollte man wissen, wenn man dies hier liest. Es gibt schlechte Laune, die mit einem Glas Wein und einer Tüte Chips besänftigt wird, und es gibt schlechte Laune, die man einem gar nicht ansieht. Das Schlachtmesser liegt griffbereit, der Flammenwerfer an der Hüfte, die Bazooka raucht noch. Natürlich symbolisch, ich bin Pazifistin.

Ja, ich habe auch gelacht… beim letzten Satz. Als mir dämmerte, dass ich die letzten Jahre angeblich in der “rushhour des Lebens” mich befand und ich jetzt “Gas geben” soll um XY zu erreichen, dachte ich, yes, packen wir es an – und dann fiel es mir wie vertrocknetes Gel von den Haaren: Du wirst verarscht. Halt. Ich verarsche mich gerade selbst!

Erledigen, abhacken, das Nächste: Keine Zeit zum Nachdenken. Gerade Frauen sind in der Kind-Kegel-Karriere in erster Linie: Beschäftigt. Wer beschäftigt ist, hat keine Zeit für Politik.

Was ist Politik? Politik ist das Denken anderer präsent haben, eine bestimmte Sache aus verschiedenen Gesichtspunkten betrachten; es ist weder Empathie noch die Übernahmen eines vermeintlich mehrheitlichen Konsens. Politik ist die Fähigkeit, einen anderen Standort einzunehmen, einen fremden Standort einzunehmen ohne die eigene Identität und Wahrheit abzulegen, und von dort aus sich eine neue Sicht der Dinge zu ermöglichen. So weit, so gut, und von Hannah Arendt auf S. 61 in ihrem Aufsatz Wahrheit und Politik, Pieper Verlag, paraphrasiert. Übrigens gut investierte 10 Euro oder für umme hier.

Was ist Zeit? Zeit ist Geld, umgekehrt gilt selbiges. Beruflich verkaufen wir unsere Zeit um anderweitig wieder Zeit einzukaufen. Kapitalismus für Anfänger, oder auch: Wie man eine Frau still stellt. Frauen werden für ihre Zeit schlechter bezahlt, können sich weniger Zeit kaufen, können weniger Politik machen, die kostet ja Zeit, etc.

Wut. Ja, Wut gibt es kostenlos an jedem Stammtisch, Wut ist Meinung und lässt sich kanalisieren und vor allem instrumentalisieren. Nun denn, überlassen wir das den Stammtischnazis. Dachte ich früher, und ich überließ es ihnen, bis sie im fucking Parteitag saßen und irrsinnige Summen kassierten und noch mehr bräsige Stammtischmenschen wütend machten.
Leider wurden diese gewählten Parteimitglieder ihrer Berufung als Politiker mehr als nur gerecht: Sie setzten sich über Tatsachen hinweg und produzierten Gesetze, die anderer Leute Standpunkt entsprachen. Leider waren diese “Leute” allesamt, oh Wunder, ältere Herren. Ehegattensplitting, Kinderbetreuung, Unterhalt der Familie, Behandlungsübernahme von Krankheitsbildern, die überwiegend Frauen betreffen, Abschaffung vom sicheren Gebären, Abschaffung von Persönlichkeitsrechten aka 219a, und viele andere Dinge, die still und leise im Hintergrund passieren.

Zeit, Geld und Karriere – das herrliche Dreieck unserer Zeit, in der Menschen noch Menschsein versuchen hinein zu pressen. Nicht alle versuchen das, gebe ich zu, und ich wünschte, ich hätte es nicht getan, sondern den Bundestag angezündet. Denn ich bin wütend genug, um in den Knast zu gehen. Keine Angst, ich hätte es vorher räumen lassen; oder aber den Flughafen BER genommen, das wäre nicht einmal ein Sachschaden. Darf man das schreiben?! Stellt bald das BND vor der Tür? Nein, ich habe schlechte Laune, dann schreibt man sowas. Natürlich wünsche ich mir keinen anderen Weg, als den, den ich eingeschlagen habe; aber ich habe schlechte Laune, ihr erinnert.

In dem Dreieck Zeit-Geld-Karriere (Karriere als Synonym für Beruf, der zufrieden stellt und genug Schotter einbringt im Verhältnis zur Ausbildung und Leistung) gibt es für Menschen, die sich fortpflanzen, eine krass beschissen Unbekannte namens Kinder[…] – Kinderbetreuung, Kindergeld, Kinderrechte, … Ich fange etwas weiter vorne an: Kinder sind das Problem der Mutter (ist ein kulturelles Problem in DE und stellt damit bes. Alleinerziehende sehr schlecht auf, auch männliche!!), Kinder sind ein Luxus (ich rolle mit den Augen), Kinderbetreuung ist schlecht für die Kinder, wenn sie nicht in der Blutsfamilie stattfindet oder zumindest SEHR teuer ist (Au Pair, private Kita, Kindermädchen), Kinder haben keine Rechte und sind damit Spielball des Gesetzgebers, das darüber Macht auf mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausüben kann (Frauen) und natürlich auch auf den etwas kleineren Anteil männlicher Eltern, die im Dreieck Zeit-Geld-Karriere zwar langfristig ein Auskommen haben, aber darüber das Menschsein aufgeben müssen.
Nebenbemerkung: Mensch sein wird korrekterweise in zwei Worten geschrieben, Jungsein jedoch nicht, weshalb ich mir erlaubt habe, einen subversiven Neologismus zu kreieren, ätschbätsch. Sollte dieser bereits philosophisch belegt sein, und das ist sicher der Fall, bitte ich um Er/Be/Zu/Leuchtung.

Einen Standort im Dreieck Zeit-Geld-Karriere einzunehmen, ohne sein Menschsein aufzugeben, bedeutet recht einfach die intellektuelle Möglichkeit zu haben, innerhalb oder außerhalb diesen Standortes zu denken. Es braucht nicht die Erfahrung oder die Empathie – ich kann es nicht nachvollziehen, wie es ist alleinerziehend zu sein. Um die schlechte Laune loszuwerden, gibt es jedoch eine ganz wunderbare Option: Aus dem Dreieck auszusteigen. Entsagt warmen Wasser, Lebensmitteln und Strom oder zieht nach China, um dem kapitalistischen System Lebewohl zu sagen. Ich beliebe zu scherzen.
Um die schlechte Laune loszuwerden gibt es natürlich noch mehr Optionen – in diesem Dreieck die Sprengkraft zu entfalten, die man für oben aufgezählte kriminelle Tätigkeiten bereit hielte.
Wäre dieses Dreieck gesprengt, würde sich automatisch eine neue Konstellation ergeben, in welcher eventuell das Menschsein eine vordringende Rolle übernimmt und auch als solches überhaupt benannt wird und nicht immer nur mitschwingt oder, wie es uns Frauen so häufig ergeht, mitgemeint ist.
Das ist relativ einfach zu gestalten, es gibt dafür vielfältige Lösungsansätze und Modelle, die überall in Europa seit Jahrzehnten erprobt sind, nur in Deutschland und den anderen Naziländern (oops!) wie Österreich und der Schweiz nicht eingeführt wurden. Man munkelt, dass Gender Paygap und das Angebot von Kinderbetreuung eng miteinander zusammen hängen, und das sind gleich zwei billige Stellschrauben! Was passiert dann? Es bleibt Karriere übrig, und Karriere bedeutet: Steuern. €€€.
Dieses Dreieck wäre also nicht nur ein Instrument um Menschsein zu fördern und zu ermöglichen, sondern auch um mehr Steuerzahler zu produzieren, um mehr Wert ins System zu bringen, mehr Geld im System zu bewegen, und und und.

Wir sind uns also alle im klaren über die Vorteile oder sagen wir Auswirkungen, doch Hannah Arendt schreibt leider auch, ebenfalls auf S. 61, jedoch noch vor dem obigen Zitat:

Denn vom Standpunkt der Politik gesehen ist Wahrheit despotisch; und dies ist der Grund, warum Tyrannen sie hassen und die Konkurrenz mit ihr fürchten und warum andererseits konstitutionelle Regierungsformen, die den nackten Zwang nicht ertragen, mit ihr auch nicht auf bestem Fuße stehen. Tatsachen stehen außerhalb aller Übereinkunft und aller freiwilligen Zustimmung; alles Reden über sie, jeder auf korrekter Information beruhende Meinungsaustausch wird zu ihrer Etablierung nicht das Geringste beitragen. Mit unwillkommenen Meinungen kann man sich auseinandersetzen, man kann sie verwerfen oder Kompromisse mit ihnen schließen; unwillkommene Tatbestände sind von einer unbeweglichen Hartnäckigkeit, die durch nichts außer der glatten Lüge erschüttert werden kann.

Schlussfolgernd: Ich habe schlechte Laune, weil ich belogen werde. Ein System lügt nicht, Menschen lügen. Politiker lügen, Denkende nicht, so Arendt – es lässt sich auflösen, in dem die Wahrheit als Übereinkunft (common sense) in die Politik eingeht und so aus verschiedenen Gesichtspunkten verhandelt wird, wie man diese Übereinkunft im Alltag umsetzt (und somit auch diesen verschissenen Kulturwandel bewirkt, bestes Beispiel: Erst Quote, dann Kulturwandel, alles schon in anderen Ländern “nachgewiesen! aber Wahrheit und so).

Ich werde diesen Beitrag nicht Korrektur gelesen haben, wenn ich Dir das zum Ende beichten mag. Ich suche meinen Flammenwerfer, er muss in den Bundestag. Ich meine natürlich nur symbolisch. Hahaha, natürlich nur symbolisch*.

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*Hier kein Gelächter einfügen.

Wie geht es Dir?

Was möchtest Du?

…wann wurdest Du das zuletzt gefragt? Aufrichtig und interessiert (und nicht im Café von der Bedienung..)?

Eine interessante These, und diese ist nicht von mir, lautet, dass es uns ZU gut geht. Wir haben keine Ziele, wir müssen nicht überleben, wir müssen uns ja nicht einmal wirklich anstrengen.

Ich höre in der Tat hier und da von Singles auf Partnersuche, dabei mit total abwegigen Vorstellungen ihres Traumpartners, die zum Teil sehr detailliert sind, und bin verwundert. Wünschen kann man sich vieles, aber wer an einem Idealbild fest hält, wird blind für die Tatsachen um einen herum. Anstrengen tun sich diese Leute wiederum nicht, um ihrerseits einem Idealbild zu genügen.

Ja, unser Leben ist nicht anstrengend. Der Alltag killt uns, ja, aber wir müssen nicht hungern, nicht frieren, zumindest der größte Teil von uns und in unserem Breitengraden, die sich bemüßigt fühlen einen Blog auf ihren Bildschirm (Hallo Strom, hallo Internet, hallo elektronisches Device) zu lesen.

Mir fehlt – ich vermisse das aufrichtige Interesse an und von Mitmenschen. Jeder ist so wahnsinning mit sich selbst beschäftigt, dabei scheint es mir, dass die Scheuklappen für die Menschen um einen herum sehr fest aufgesetzt wurden. Wer will wen oder was nicht sehen? Was macht Dir Angst, wenn Du Dich umguckst?
Ist das Fatale die Sinnlosigkeit des Alltags, aufgeteilt in Arbeit, Konsum und Schlaf? Vielleicht gelegentlich mal Bei|schlaf…

Meiner Ansicht nach kann ich gar nicht die ganz Zeit mit mir beschäftigt sein, ohne mit meinen Mitmenschen beschäftigt zu sein – ich lebe nicht in einem leeren Raum, ich bin, wir sind soziale Wesen. Die Mitmenschen formen und fordern uns. Oberflächliche Freundschaften, Bekanntschaften, schön und gut, die brauchen wir in unserem sozialen Gefüge, aber die Leute, deren Leben man ändert, die muss man sehen.
Was will ich eigentlich mit diesem Gelabber, wenn ich es bloß klarer fassen könnte… Ich will Menschen die fragen, ich will Empathie so wie ich sie gebe, ich will nicht wollen, sondern Geben und Nehmen als Selbstverständnis, und überhaupt: wann ist es so schwer geworden, Freundschaften zu schließen.

Empathie, wagt mehr Empathie.

Die Freiheit, frei zu sein

Ich lese gerade Hannah Arendt “Die Freiheit, frei zu sein” und ich gestehe, ich bin in politischer Philosophie und Geschichte nicht wahnsinnig bewandert. Dafür fing ich erst an mich zu interessieren, als mir klar wurde, dass mein Forschungsthema Social Media zwar sehr viel mit Kommunikation und Empowerment zu tun hat, aber auf der Kehrseite sehr viel mit technisch möglicher und bedingter Manipulation und einer Deutungshoheit weniger, eine mit Macht einhergehende Möglichkeit der breiten Volksverarschung (dafür gibt es einen besserern Ausdruck, aber die Alliterationsliebe war stärker).


Doofie ich postete das Bild auf Instagram, weil ich fand die acht Euro kann man ruhig mal investieren: Das Buch ist verständlich geschrieben und erklärt die historische Genese einiger politischer Begriffe. Das Bild versah ich mit dem Kommentar: Wir müssen auf die Straße.
Kommentar einer anderen Wissenschaftlerin: Zu spät.

BAMM.

Wie eine Ohrfeige… Weiterlesen…

Edition F – Frauen ficken finanziell Frauen mit Feminismus

EDIT: Der Titel ist clickbait, ist klar…

Ich breche die erste Lanze nicht für, sondern gegen ein Magazin von Frauen für Frauen.
Anfangs, als Edition F auf dem Markt kam, dachte ich: Geil. Auch: Schon wieder hat es jemand geschafft, meine total geniale Idee [hier geniale Idee für eine Veröffentlichung einsetzen] vor mir auf den Markt zu bringen. Na gut, Kohle habe ich nicht, das verdammte Geld verdienen muss ich selber, Mama und Papa lassen ewig nix springen und so kann man eben nicht mal was auf die Beine stellen.

Ich war neidisch, und ich fand es geil. Anfangs, und der Anfang ist nicht lang her.

Dann kam, nachdem man dort als Frau für lau schreiben durfte, für andere Frauen versteht sich, die Anzeigen nach nicht bezahlten Praktikanten, die Werbeschaltungen* (YAY) für Nestlé (NEIN?!!) und als ich dann schon etwas die Augenbrauen runzelte: Die Akademie! Irgendwie sowas – ich weiß gar nicht mehr wie es sich nannte, ist auch unwichtig.
…irgendeine Veranstaltung, wo man hinkommt, netzwerkt und ein paar Euronen zahlt (250 waren es) und sich ein paar Vorträge anhört, namentlich von den natürlich nicht ehrenamtlich dort tätigen Frauen, die erstens noch nie einem richtigen Arbeitsverhältnis nachgegangen sind noch einem erfolgreichen Arbeitsverhältnis nachgegangen sind. Meistens. Coaching nennt sich das, und ich fände es wunderbar, wenn es nicht ähnlich wie diese hyyge Geschichte reine Augenwischerei und reine Geldmacherei wäre. Es zielt auf Frauen, von Frauen, und es bringt genau betrachtet nichts. Mentoring Programme: Nichts. Vorträge: Nichts.

Alle guten Artikel, aller guten Texte, die man bei Edition F findet, zum Trotz: Wenn Frauen aus der Not der Frauen ein Geschäft machen, das ihnen NICHT hilft, sondern sich nur in der Reihe der kapitalistischen Maschinerie einreiht, dann ist das kein Feminismus.
Wir können es alle: Das Richtige sagen. Im Fernsehen auftreten und das Richtige sagen. Aber etwas TUN, das bleibt den Frauen überlassen, und damit werden sie wieder ver-lassen, bis zum nächsten Event, bis zur nächsten Abbuchung auf der Kreditkarte.

Nein, im Ernst: Feminismus hat ein Problem. Das Problem heißt: privilegierte Feministinnen. Feminismus kann nicht gedacht werden ohne die $$$ Komponente, ohne Kapitalismus, und wer könnte da besser ins Feld geführt werden als die gute Alice Schwarzer, die früher BHs verbrannte und heute nur noch Yohji Yamamoto trägt, Designerkleidung im vierstelligen Bereich… gut so, Geld ist wichtig, aber mehr für mich, weniger für die (nicht den) anderen ist halt, nach wie vor, nicht besonders emanzipiert.
Privilegierte Feministinnen setzen sich ein für: Ihre Rechte. Niemand setzt sich für die untere Einkommensschicht ein, immerhin sind die Alleinerziehenden nicht mehr unsichtbar dank der Arbeit von unter anderem Christine Finke, die ihr Privileg genutzt hat und etwas macht, was andere nicht machen: Sie ist in die Politik gegangen. Aktive Teilnahme mit all ihren Tücken, Zeitaufwand, Langeweile, Formalitäten, Papierkrieg…

Edition F hat die Kurve nicht gekriegt, ist den Weg gegangen den man halt geht, und sich den zweiten Porsche zu finanzieren, und das ist auch okay. Irgendwo und irgendwie schon, und wer sagt schon nein zu Schotter, fällt ja nicht vom Himmel und mehr ist mehr. Gier steht Frauen genauso gut oder schlecht wie Männern. Aaaber: Wenn 200 Frauen für 250 Euro oder mehr den Raum füllen, die Rednerinnen ein paar Tausender absahnen, die Getränke und der Raum abgezogen werden und es bleibt am Ende ein Gewinn und ganz viele begeisterte Frauen, ganz viel heiße Luft die sie eingeatmet haben, die sie vielleicht auch
belebt, für ein paar Tage bis sie sehen dass eine Selbständigkeit doch nicht mal eben gewuppt werden kann wenn Rechnungen bezahlt werden müssen und Kinder neue Schuhe brauchen, also dieser Gewinn – cui bono?

Ähnlich wie die Plattform utopia.de, die den LOHAS Trend aufgriff und den finanzstarken Luxusökos eine Plattform bot, ist das Ganze eine, sagen wir mal, sloppery slope. Du kannst nicht mit dem Kapitalismus ficken und dann rausgehen uns sagen: Fickt den Kapitalismus. Also, man kann schon, ist halt…
…kein Feminismus**. Es ist auch nicht nachhaltig.

Fun fact zusätzlich ist, dass das Team von Edition F aus rein weißen Frauen mit langen Haaren (das fiel mir sofort auf!) zwischen 20-40 besteht. Ich wette nun, dass mindestens 50% von den Damen zusätzlich von Mama und Papa finanziert werden (alternativ Partner/Erbe/…). Alles Spekulation natürlich. Angeheizt von meiner Erfahrung mit gut versorgten, gut betuchten AkademikerInnenkinder, die bis Mitte 30 promovieren und sich mit einem Gehalt von 1300 netto Kleidung von Burberry kaufen können und privat versichert sind. Ihr versteht.

*Wer TSCHAKKA hören möchte, kann mich gerne anrufen, ich bin ein Tasendsassa und kann motivieren; zusätzlich zeige ich Euch wie ihr unter zehn Minuten ein super tolles ICH mit ein bisschen Farbe zaubert, das Euch einfach motiviert so GEIL ZU SEIN WIE IHR GEIL SEID. Nebenbei singe ich ein Lied für OB Tampons (das Geld muss rein), sage aber vorher Bescheid damit ihr den Ton ausstellen könnt. Ich habe nämlich nichts gegen Werbung.

**Boah, und ich kotze, weil ich wünschte dieses Wort wäre nicht überall, wäre nicht nötig, wäre nicht noch eine Hürde die wir nehmen müssen. Frauenrechte wurden die letzten Jahrzehnte regelrecht abgebaut, und keiner hat genau hingeguckt. Wir haben Nazis in der Politik – in ganze Europa! – und in der Reihe Menschen zweiter Klasse stehen wir Frauen ganz vorne an. Erinnert Euch dran, wenn es uns an den Kragen geht.

UND JETZT KÖNNEN MICH ALLE STEINIGEN! Noch lieber: Diskussion 🙂

EDIT DREI:
Die Akademie heißt Future Female Force. Ihr könnt ein T-Shirt davon kaufen!
Ich finde, dass es angebracht ist die andere Seite der Medaille zu zeigen, denn mich erinnern solche Dinge an eine riesige Merchandising-Maschinerie, mit der man T-Shirts, Bücher, Videos und wer weiß, irgendwann eine eigene Kosmetiklinie verkauft (das hier ist durchaus selbstironisch). Es zeigt sich, dass solche Veranstaltungen wirkungslos bleiben, sie werden als allgemeine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme einerseits gehandelt, als ablenkende Beschäftigung andererseits.
Meine Intention ist die andere Seite der Medaille zu zeigen. Was frau damit macht, bleibt ihr selbst überlassen. Persönlich finde ich das nicht schlecht, eine tolle Sache, aber eben mit schalem Beigeschmack, wenn ich meine privilegierte Sicht, in der ich heute bin, verlasse.