Ach, die vielbeschworenen raoring 20es! Die Parties, der Schmuck – die Cartier-Ära schlechthin, die Freiheit, die kurzen Haare, die kurzen Röcke, die Unsittlichkeit, die Drogen, die Prohibition, ach – ein Zeitalter für sich.
Die romantisierte Vorstellung, served by icons wie Marlene Dietrich, immerhin ein Weltstar, trifft auch zu: Für eine winzige Elite. Wir dürfen nicht vergessen, dass es die Zeit war, in dem die ersten Industrie-Magnaten und sog. Socialités berühmt wurden. Eine feine und kleine Gesellschaft, die eine Menge Clacqueure mitfinanzierte, ein geschlossener Kreis, der alles tun konnte, alles haben konnte, und es ausschweifend und medial gefeiert genoss.
Es war auch die Zeit in der Kunst und Kultur an sich selbst berauschten, eine Tätigkeit die nach wie vor einer Elite vorbehalten blieb und die Frauen zwar nicht ausschloß, dafür ordentlich beklaute. Hat sich bis heute zwar nicht geändert, aber dank der Möglichkeit, an der medialen Öffentlichkeit als Autor:in teilzuhaben, kann sowas heute durchaus an die Öffentlichkeit gelangen.
Was wenig von den goldenen 20er bekannt ist, sind sicherlich diejenigen, auf dessen Rücken, Hände und Knie der Aufschwung stattfand. Darüber findet man hier einen etwas längeren Beitrag https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-republik/alltagsleben.html und sonst wenig, denn Armut ist nicht sexy. Die Folgen des 1. Weltkriegs führten zur Weltwirtschaftkrise und zum 2. Weltkrieg. Was danach kam, ist hinlänglich bekannt – sollte man meinen. Dem Ganzen ging ja auch tatsächlich eine Pandemie voraus, ist das nicht witzig? Die Spanische Grippe!
NICHTS davon ist witzig und ich will auf zwei Sachen hinaus:
– Die Spaltung der Gesellschaft, die gerade vor unserem Augen passiert und die medial begleitet wird, was in DE beispielsweise auch der Fall war. Diesmal ist es allerdings weltweit rezipierbar, hallo WWW. Milliardäre und Multi-Millionäre versus Hartz4.
– Die politisch rechtsextremen Parteien sind keine Tendenz mehr, sondern sitzen in der Regierung. In Europa sind Länder wie Ungarn und Polen, die Türkei(sic!) bereits als rechtsextrem hinsichtlich der Regierung einzustufen, Frankreich, Österreich und Deutschland befinden sich auf dem Weg dorthin, und zwar nicht am Anfang des Wegs, sondern am Ende.
Wie wird es also? Die Pandemie geht Weltkriegen voraus, wobei es diesmal vielleicht keine territorialen Kriege sein werden, sondern welche, die wirtschaftlich ausgetragen werden. Die Geschwindigkeit gesellschaftlicher Veränderung ist stark erhöht und somit auch die Wahrscheinlichkeit, dass wir nicht in 10 Jahren in einer weltweiten Krise seien werden, sondern eben eher in fünf bis sechs Jahren oder schneller.
Social Media ist ein erstaunlicher Spiegel des gesellschaftlichen Wandels, der gerne ignoriert wird. Historiker:innen und Wirtschaftswissenschaftler:innen können zudem sicherlich passgenaue Voraussagen treffen, die wir gekonnt ignorieren. YAY!
Ich bin mit meinen bisherigen Voraussagen bislang richtig gefahren, und muss nun überlegen, welche Konsequenz das für die nächsten zehn bis zwanzig Jahre hat, in meinem persönlichen Universum. Derzeit kann man mit Sicherheit nur die Pandemie für weitere anderthalb bis zwei Jahre einplanen.
Was wir heute jedenfalls schon tun können: