Die Rose steht seit jeher im Mittelpunkt der Parfümeriekunst: Sie ist La Reine (die Königin), oder L’Imperatrice (die Kaiserin), sie ist die liebreizende, das ewig Weibliche, das Verlockende, zart, duftend, wunderschön – und je edler desto dorniger.
Rosen sind eine Tradition in England, in Südeuropa (Bulgarien), im Orient – und sie duften alle unterschiedlich. Es gibt tausende Düfte die behaupten, sie enthielten Rose, es gibt jedoch nur wenige Düfte, die ihr einzig und alleine huldigen.
Rosendüfte sind meist eine Komposition, in denen der Rosenduft durch andere Komponenten unterstützt wird. Hat der Duft den Namen “Rose blabla”, kann man jedoch zurecht einen Soliflore erwarten: Einen Duft, der von vorne bis hinten nach Rose duftet.
Zwei sehr unterschiedlich und doch sehr ähnliche Rosendüfte habe ich für Euch aufgetan – die englische Rose und die Rose aus dem Oman.
White Rose ist ein cremiger und sehr weiblicher Rosenduft. Die Rose ist gebettet auf bleiche Citrusnoten und persisitiert durch die Herz- und Basisnote, unterstützt von Nelke und sehr leisen Veilchen. Die Interpretation von “weiß” wird durch einen Hauch Amber und sanften Moschus kreiert.
Ein Duft der nach hauchzarten, geblümten Porzellantassen duftet, nach Gartenparty und Strohhüte mit Seidenbändern, nach heller Kinderhaut und Mürbeteigkeksen.
50ml Eau de Toilette mit mäßig guter Haltbarkeit, allerdings sehr nah an der Haut, kosten in Großbritannien 38 Pfund, in Deutschland leider erheblich mehr mit 56 Euro.
Das Haus FLORIS hat tatsächlich seit 1730 Bestand, nicht zuletzt durch die Unterstützung des englischen Königshauses. Eine weitere Duftempfehlung aus diesem Haus für weiße Düfte ist Night scented Jasmin sowie der herausragende Zitrusduft Cefiro.
Dia Rosé von AMOUAGE ist die andere Seite der Rose. Opulent und fast gewalttätig feminin, eine Walküre statt einer Dame – der Duft eröffnet mit cremigen Tönen. Von der Feige, die darin enthalten sein soll, nimmt bestenfalls die bittere, frische Haut wahr. Insgesamt schwebt hier eine Rose auf gewaltigen, kostbaren Bergen von schwerer Seide und Pelz. Der Duft gedenkt gar nicht seine Trägerin zur Geltung kommen zu lassen: Trag mich oder geh unter!
Die Herznote rutscht zwischendurch kurz ins animalische, was mir gar nicht gefällt. Die Zutat dafür lautet Zibet (engl.: civet) und riecht nach tierischem Sekret. Das ist sogar Absicht – das ist die “animalische” Zutat mancher Düfte. Ich kann es nicht ausstehen…
Doch davor und danach brüllt der Duft seine Cremigkeit mit Wucht – die gleiche Cremigkeit wie im White Rose, doch am anderen Ende des Skala. Estragon, Salbei und Iris bringen einen salzig-bitteren Ton in den Duft hinein, der hervorragend die Süße der Hölzer, der Vanille und des Moschus abdämpft.
Die Haltbarkeit ist bombastisch, ebenfalls sehr hautnah, was auch an den lauten Duft liegen mag. Hier ist nichts zartes – der Preis ist auch schon eine Aussage: 225 Euro für 50ml.
AMOUAGE als Marke stammt aus dem Oman und wurde zuerst durch die versalzenen Preise bekannt. Das mag den Duft für den einen oder anderen sogar attraktiver erscheinen, da man ist dieser Preisstuffe das Geld nicht so schnell locker hat.
Andere verrückte Rosendüfte sind ohne Zweifel Nahéma von Guerlain und in der ungewöhnlichen Kombi mit Leder Kelly Caléche als Eau de Toilette.
Für mich wandert allerdings FLORIS auf der Wunschliste – zart, unkompliziert und bezahlbar, dennoch besonders.
*Ich danke BONKERSaboutPerfume für das AMOUAGE Dia Rosé.