Ethische Nicht-Monogamie-der Alptraum der Scheidungsgerichte

Die Inflation ist angeblich gekennzeichnet durch einen erhöhten Verkauf roter Lippenstift. Kann sein, ich habe neulich einen gekauft, fällt mir ein.
Aber vielmehr ist die Inflation gekennzeichnet vom Mangel bezahlbaren Wohnraum und Datingprofilen mit dem Zusatz: Ethische Nicht-Monogamie. Was das ist, lässt sich nicht abschließend feststellen, denn Beziehungen sind komplex.

Und weil ich manchmal sehr pragmatisch und nüchtern auf die Welt blicke, habe ich überlegt, dass es womöglich ein seriöses Anzeichen für eine Kapitalismuskrise sein könnte!
Nun, angenommen, mensch hat keinen Bock mehr auf seine jeweils bessere Hälfte, möchte aber den OBACHT sozio-ökonomischen Status behalten. Lohnsteuerklasse, das dicke Haus, und außerdem jemand, der den Müll runter bringt (okay, hier habe ich eventuell projiziert, ich hasse Müll runter bringen und für mich ist der perfekte Partner willens, dies zu übernehmen). Für alle, ob Männlein oder Weiblein, aber natürlich insbesondere für Weiblein, ist der Status “Ring am Finger” gesellschaftlich hoch angesehen. Und obwohl ein Ring weder Hochzeitsurkunde noch tatsächliche Partnerschaft bedeutet, steht es nach wie vor symbolisch für “Guck mal, ich bin zu zweit” und damit für eine Aufwertung der Person, weil wir nun mal so sozialisiert sind.

Bösartigerweise ließe sich weiterhin behaupten, dass manche Frauen vielleicht einfach keinen Bock mehr auf den Typen haben, und die sogenannte Öffnung der Beziehung in erster Linie ihnen die Möglichkeit einer heißen Liaison gibt. Jüngere Männer, schönere Männer, der heiße Kollege. Endlich mal ein wenig Gerechtigkeit in dieser Welt! *kicher*

Auf der anderen Seite ist es natürlich so, dass die Gefahr einer solche Abmachung darin besteht, dass sich der eine oder andere dann tatsächlich entschließt, diese Abmachung zu verlassen und sich komplett zu trennen. Einnahmen für das Scheidungsgericht! Für die Anwälte! Rosenkrieg bedeutet GELD!! Außer für die Beteiligten, die zahlen es bloß nur.
Ist nun eine der Personen tatsächlich auf dieses Arrangement sozio-ökonomisch angewiesen, dann wird es wieder kompliziert, denn es war okay auswärts zu essen, aber nicht komplett das Restaurant wechseln zu wollen, if you get the idea. Zumal dann die ethische “lass uns frei sein!” auf einmal “backfires”, also zurück schießt. Zurückschlägt?? Wie auch immer. Die Situation gestaltet sich dann komplett neu, erst recht wenn die dritte Person ebenfalls ein erhöhtes Interesse an den sozio-ökonomischen Status der eigentlich nicht verfügbaren, potentiellen Partnerperson hat.

Monogamie ist natürlich Unsinn und ein patriarchalisches und mittlerweile auch kapitalistisches Konstrukt, das der Kontrolle dient. Was mich an dieser Stelle interessieren würde: Sind die Scheidungsraten zurück gegangen? Den manch einer kann es sich nicht leisten, sich zu trennen, umzuziehen, all das. Da greift vielleicht doch die Pragmatik im Tarnumhang des ENM durch.

Disclaimer: Meine persönliche Ansicht, natürlich sozialisationbedingt: Reicht doch einer, wer hat den Zeit für so viele Menners?? Ist zumindest serielle Monogamie okay? Oder bin ich einfach altmodisch? Ach, jedeR doch wie sie/er will!

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