Willkommen auf dem ersten Beautyblog weltweit – seit 2005

Der Blog ist seit 2005 meine Referenz im Bereich Beauty & Fashion.
Smart Skills wie Humor, kultureller Kontext und eine intellektuelle, reflektierte Haltung ergänzen mein Fachwissen als Stilberaterin.
Ich schreibe aus und über meinem Alltag und Wissen: Als Frau, als politische Person, als Stilberaterin, als Social Media Forschende, als Image-Expertin und als Unternehmerin.

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Hamburger Staatsoper: Maria Stuarda

Diese sehr klassische Oper mit historischen Hintergrund ist eigentlich ein feministisches Stück, da es um zwei starke Frauenfiguren geht. Ja, irgendein Typ kommt auch drin vor, sogar mehrere, in diesem Fall ist es ein chinesischer Tenor namens Long Long, den ich gut fand (let the Dauerwelle rock) und honorable mention Alexander Roslavets, der auch in Onegin sehr sehr schön gesungen hat. Muss dazu sagen, dass ich keine Ahnung von Gesangstechnik habe, aber zwei empfindliche Ohren und einen Dachschaden vom Musikgymnasium. Mein Respekt vor allen Künstler*innen, die singen, schminken oder im Orchestergraben sitzen, lässt keine Kritik zu. Und bei dem Kultur Gender Pay Gap – girl, shut the f*** up.

Die Hauptfiguren waren wie immer toll – die körperliche Leistung, das Schauspiel, dann im Liegen singen (warum nur!) und hier kommen wir auch schon zum eigentlichen Punkt: Es ist eine klassische Oper, italienisch, irgendwie ein wenig langweilig?! und dann hat man sich wohl gedacht, wir reißen es mit der Inszenierung und dem Bühnenbild raus.

Ja. Lol.

Wobei ich es gut fand – tolle Bilder, props an Maske und Gewandmeisterin dazu, aber: Ich fand es sehr bemüht. Sehr offensichtlich.
Tierkadaver – wir haben eine Jagdszene. Oh wow. Gähn.
Es wurde mit Farbe geworfen. …schockierend! Scherz.
In einer Szene hält einer der Herrschaften ein Kreuz der Hauptfigur entgegen und das Ganze erinnerte mich dann von der Gestik arg an schlechte Vampirfilme. Fehlte der Knoblauch und der Holzpfahl, für mich als gebürtige Transsylvanin sicherlich eine verzeihliche Assoziation.
Ich bin fast erstickt als ich mein Lachen unterdrückt habe – Hotel Transylvania anyone?!
Dann das Blut. Mit Blut lockt man mich nicht mehr hinter dem Ofen hervorlocken, das sehe ich jeden Monat… also das war auch sehr offensichtlich, wobei man Maria Stuard nicht mit Maria “bloody Mary” Tudor verwechseln sollte, was historisch betrachtet gar nicht so leicht auseinanderzutüddeln ist, wie die geneigte Hamburgerin sagt.
Eine Anspielung auf McBeth oder auf die vorweggenommene Hinrichtung kann es auch sein, wie meine belesene Freundin mir just von der Seite zuflüstert.
Das Blut als Symbol für… Blut ist ja gar nicht “on the nose”, nicht wahr. Hier bitte Augen rollen einfügen.

Trotzdem war es eine sehr schöne Darstellung, obwohl ich sie als unpassend empfand, wie das Ganze überhaupt ein ziemlicher Clash war. Wer im Deutschen Schauspielhaus ist, wird viele, ZU viele bekannte Elemente erkennen; alle anderen werden es gut oder schlecht finden.
Was mir persönlich da gefehlt hat: Wenn man zwei sehr unterschiedliche Dinge zusammen bringt, wird herausgefordert diese zu verbinden.
Diese Verbindung hat sich mir nicht erschlossen,- und ich wäre regulär bescheiden und würde sagen: Ich habe es halt nicht gerafft. Da mein Metier allerdings Zeichentheorie ist und ich das Dechiffrieren von Symbolen und Erkennen von Mustern an allem durchdeklinieren kann, traue ich mich hier zu sagen: Nope. Keinerlei Verbindung bis auf die Tatsache, dass es da zusammen gelegt wurde: Wie ein Gurkensandwich, von der die eine Hälfte aus einer Bouillabaisse besteht, beides etwas zu essen, aber grundverschieden und von der Konsistenz nicht zusammen passend. Ein besseres Bild ist mir gerade nicht eingefallen, vielleicht habe ich auch einfach nur gerade Hunger.

Es war nicht gut, aber es war auch gut – weil es mich zumindest so beschäftigt hat, dass ich mich dazu aufgerafft habe, diesen Eindruck niederzuschreiben (und das während einer Klavierstunde 😵‍💫 auf der Gästebank gefangen…). Also – der Kitt, der Kunst zusammen hält, ist… Kritik! Nein, ich liebe lediglich Alliterationen.
Und ich kann nur sagen: Geht hin, zu gucken gibt es was, und vielleicht sagt mir jemand, was ich übersehen oder überhört habe.

Disclaimer again: Absolut null Kritik an die Künstler*innen (inkl der Bühnentechniker*innen, die sind absolut mitgemeint!) und der Umsetzung. Ich bin mir auch sehr bewusst, dass die Zielgruppe der Staatsoper angesprochen werden muss, dass ökonomische Zwänge existieren, etc.

Ich habe jedenfalls noch etwas dazu gelernt und hatte einen wunderbaren Abend, wobei ich bislang ausgerechnet eine konzertante Vorstellung in der Hamburger Oper am besten fand.
Vielleicht ist es ja für mich als neurodivergente Person auch zu viel Eindruck – ich sehe alles (der lose Faden am Kleid), ich höre alles (das Orchester eine Millisekunde langsamer als der etwas hektische Dirigent), ich rieche leider auch alles (mein Sitznachbar trug Byredo Pulp, toller Duft, aber bitte etwas weniger das nächste Mal) und die Zuschauer, die eine Übersetzung für den englischen Schriftzug brauchten.

Maria Stuarda und ihr Battle mit der englischen Königin ist bis zum 2. April ab sofort in Hamburg zu sehen. Toitoitoi und hoffentlich werde ich beim nächsten Besuch nicht rausgeschmissen 😂

Das erste mal: Alleine in der Oper

Ich möchte mich darüber auslassen, dass das Humboldtsche Bildungsideal davon sprach, Kultur im Original “allen” zugänglich zu machen, denn der Eindruck und das Gefühl seien maßgebend dabei – okay, das weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr, ob das in seinem Pamphlet drin stand, es ist unter Umständen von mir hinzugedichtet worden.
Die guten Tickets im Parkett kosten zwischen 60 und 200 Euro und das ist harsch – sagen wir es mal so.
Schwieriges Thema.

Anyway, so kam es, dass ich meinen billigen Platz im Parkett zwischen lauter älteren Herrschaften einnahm, sowie einer handvoll Studentinnen und kulturell interessierte in jeglichem Alter. Ich bin ja nicht jung, aber ich sehe jung aus – sind es die Klamotten? Ja. Wenn ich ältere Herrschaften sage, meine ich durchaus über 70.

Nun möchte ich die Perspektive aus der Fun-Seite beschreiben, denn ich bin natürlich, komplett medioker angezogen weil super spontan, trotzdem sehr interessiert an den Outfits der anderen Herrschaften gewesen. Stellte sich heraus, das Outfit, mit dem ich sonst einkaufen und arbeiten gehe, taugt auch für die Hamburger Oper in der Woche, ich fiel gar nicht auf. Aufgrund der Kälte trug ich zwei Kilogramm Kaschmir: Der etwas zerfledderte Pullover hatte den Tag schon seinen Kücheneinsatz hinter sich, ein Stück, das ich so nicht anziehen würde. Eine billige Hose von Hasi und Mausi, die aufgrund ihres Stretchanteils den Weg in meinem Kleiderschrank fand, sowie ungeputzte dicke Stiefel. Alles schwarz. Darunter mehrere Schichten Wolle/Seide. Als Accessoire hatte ich lackierte Fingernägel, ein buntes Hermès-Tuch, einen bunten Hermès Armreif, und meine Clutch, das einzige was tatsächlich in die Oper gehört.
Was ich lieber getragen hätte: Ordentliche Schuhe, und etwas mehr Glanz und Gloria aka Farbe und mehr Schmuck, am liebsten etwas für die Haare oder grundsätzlich etwas mit mehr Glitzer um den Hals, zum Beispiel einen Schal oder Tuch mit feinen Pailletten (Brunello Cuccinelli Style).

Und weil frau alleine war, hielt ich mich an meiner Clutch fest – denn das ist auch Sinn und Zweck der Übung mit der Clutch, die übrigens eigentlich auch zur Kontaktaufnahme dient, da sie sehr “interessant” ist, spazierte umher und schaute mir, freundlich lächelnd, die Menschen an. Zwei Damen, ebenfalls in Schwarz und mit schönem Schmuck, ein Pärchen mit Anzug, Abendkleid, und eine weitere Dame, hell gekleidet (ich lieb’s, weiß man ja!) mit moderaten High-Heels, einem Hauch Pelz, damit schon eindeutig keine Hamburgerin, und einer Arbeitstasche, also eine Opernkennerin, die sich solche Veranstaltungen statt Netflix gönnt. Da strebe ich auch hin, habe eh kein Netflix. Einem Herren, der ebenfalls alleine war und irgendwann in meine Richtung navigierte, konnte ich gerade noch so entkommen. Eine Brezel, ein Wasser und eine Spende für einen Obdachlosen später gab es eine zweite Pause, wo ich mich mit der hell angezogenen Dame unterhielt – und zu einem wesentlich besseren Platz manövriert wurde. Umsetzen ist kein Thema in der Oper, kräht kein Hand nach – und wer wie ich große Menschenansammlungen eher nicht goutiert, freut sich über eine leere Reihe. Die Unternehmerin hatte einige lustige Dinge zu erzählen und bewegte sich sehr selbstsicher über das Parkett, ich finde mich dabei immer wieder etwas linkisch; muss ich mehr üben. Netzwerken ist natürlich für uns Unternehmerinnen das A und O und ja, das tun wir nur mit sympathischen Leuten.

Damit war mein Abend gerettet.

Tatsächlich gibt es zum Thema Bekleidung in diesem Bereich auch noch eine andere Perspektive: Kultur zu solchen Preisen ist klassistisch (Klassismus: Diskrimierung durch soziale und wirtschaftliche Klasse) und schließt finanziell schwache bzw.arme Menschen aus. Wiederum gibt es vergünstigte Ticktes und durch die mangelnde, auch nur inoffizielle, Kleiderordnung, wird der Zugang vereinfacht. Hat auch etwas Gutes!
Für mich persönlich kann es gar nicht genug Gelegenheiten geben mich aufzubrezeln, Aldi, Edeka, Oper, I do not care: Ich bin lieber overdressed und werde angestarrt – werde ich sowieso, aber ich verstehe mich als Künstlerin und Kunstwerk, da kann ich eben auch inszenieren, denn das tun wir im Alltag eh permanent.

Also, sobald das Wetter über zehn Grad sein wird, werde ich versuchen, over dressed (also auf Hamburgsich!) in die Oper zu gehen. Ich habe von Oper ohnehin keine Ahnung, aber immerhin ausreichend musikalische Bildung um zu merken wenn der Dirigent zu schnell ist; ich genieße die Bühnenbilder und hebe oft genug eine Augenbraue über die Symbole, die man da nutzt. Der intellektuelle Zugang ist jedenfalls niedrigschwellig, und das ist auch gut so. Die Übersetzungen bzw. eingeblendeten Texte zum Stück sind grauenhaft, wenn man etwas verstehen möchte, ist man gut beraten sich ein Libretto zu besorgen (danke Internet!). Ich verstehe leider auch gerade genug Italienisch und Französisch, um die Übersetzung zu bemängeln, aber eigentlich soll sich einem das Ganze auch so erschließen. Mit ein bisschen Glück gibt es noch eine russische Oper, wo ich absolut gar nix checke, da ich exakt zwei Wörter Russisch kann; das wird dann die Gegenprobe.

Also: Nicht in schwarz gekleidet gehen (okay, wir Künstler*innen blabla), gerne mehr Frabe und mehr Glitzer, gerne schöne Schuhe statt Sneaker, und bitte keine hellbraunen Schuhe zum hellgrauen Anzug, die Herren, und wenn dann Oxfords, Wildleder in Dunkelbraun für Loafer als Ersatz für Opera-Pumps würde ich auch noch nehmen, ist ja schließlich nicht die Scala. Die Herren waren durchweg eine Katastrophe, bis auf zwei Männer, der eine in korrekter Abendgarderobe und der andere in der Uniform der Intellektuellen, Rolli, Jackett, alles schwarz und gut sitzend und sichtlich teuer. Und ich rede gar nicht von zur Oper passender Kleidung, sondern einfach passende Kleidung, rein nach dem Motto: Gab es das auch in Ihrer Größe??
…doch müsste ich mich da heuer mit einreihen, mit meinen ungeputzten derben Stiefeln. Unten pfui, oben hui, das Make-up hat es wieder gerettet, danke Chanel.
Übrigens trug die Dame neben mir Chanel No 5. – ich nicht, ich trug Paris Paris, passend zum Sück.

Review: Das COS Oversized T-Shirt aus Bio-Baumwolle

Ja Mensch, wenn man Düfte rezensiert, warum eigentlich nicht auch Klamotten? Zumindest so Basics, denn damit habe ich Alltag der Kundinnen schließlich die meiste Arbeit: Die richtig guten Basics finden, die einen erträglichen Preis-Leistungs-Verhältnis haben, gut aussehen, und nach Möglichkeit lange halten. Ewig bitte! Ich habe keine zeitlichen Ressourcen, ständig zu shoppen!
Ich will im Kleiderschrank Entscheidungsschwierigkeiten haben weil alles so geil ist! (Dafür bitte mich buchen.)

Und weil T-Shirts für 80 Euro keine echten Basics sind, und weil das T-Shirt rosa war, durfte dieses sehr schöne Exemplar in meinen Schrank wandern. Dicke Bio-Baumwolle, Pluspunkt, wenn der Hersteller auch Hase und Mausi Deluxe ist. COS stand für Collection of Style und wurde rebranded, wird übrigens NICHT wie die Insel Kos ausgesprochen und hat sehr gute Designs meiner Meinung nach, wobei die Qualität immer schlechter wird und die Preise auch höher. SHRINKFLATION!

Apropos shrinking – ich wusch das T-Shirt und tat es gnadenlos zum Antrocknen in den Trockner. Ist schließlich reine Baumwolle. Ja, ist es, und jetzt ist es eine Handbreit kürzer. Für mich mit 1.65 ist das T-Shirt in Größe XS eh ein Zelt, das eigentlich gekürzt werden müsste; nun hat es der Trockner erledigt, hurra. Die Ärmel krempele ich vermutlich, je nach Unterteil, hoch, denn die sind lang und weit. Ein XL würde es bei mir ein passables Nachthemd abgeben. Das Shirt fällt also wirklich groß aus, XS entspricht einer kleinen 38.
Aber:
Die vierzig Euro Unterschied zum geilen Luxus-Shirt machten sich beim zusammenlegen bemerkbar: Die Naht am Kragen ist schief, das Ganze wirkt nach der Wäsche etwas derangiert. Ist okay, würde ich das Shirt zum Sport tragen wollen, aber ich habe es als Kontrast zu einem edlen Rock gekauft, um damit ein Statement-Look mit Stilbruch zu bauen, bei dem man einen Gala-Rock und edle Schuhe mit einem sportlichen, matten, T-Shirt kombiniert. Trotzdem fancy Perlen und Clutch dazu.

Und: Das Luxus-T-Shirt für 80 Euro war auch aus Versehen im Trockner und sieht immer noch aus wie 80 Euro – ich hoffe dieses Jahr ergattere ich ein weiteres, die sind leider immer fix ausverkauft. In rosa bitte!

Fazit: Ich kann das COS Shirt empfehlen wegen de Stoff und dem Preis, aber bitte nicht allzuviel erwarten!

P.S. Ich habe übrigens ein Unterhemd der Schweizer Firma Hanro, das so zart ist, als ob es jeden Augenblick auseinanderfiele, aber es hält ungelogen seit mehr als zehn Jahren. Vielleicht muss man wirklich so tief in die Tasche greifen, und ja, die haben auch T-Shirts. Aber in dem Preisbereich gibt es viel Ware, der Clou ist ja, etwas zu finden, was weniger kostet und trotzdem lange hält und schön bleibt, denn teuer kann ja jede*r.

Das erste Mal: Chanel No 5 mögen und benutzen

Das ist ungefähr das fünfte Mal, dass ich eine Flasche Chanel No 5 gekauft habe und die letzten zwei Male fand ich den Duft ganz gut – ein deutliches Zeichen für Reife (geistige!! HUST), aber mein allergiegeplagter Körper wehrte sich gegen die Kopfnote dermaßen, dass ich den Flakon jede Mal weiter verschenken musste.

Die Flanker Eau Premiere und L’Eau kamen ebenfalls – und gingen, dankbare Abnehmerin war immer wieder meine Mutter, die diesen Gruselkram schon seit… immer benutzt? Natürlich das wesentlich schlimmere Eau de Toilette, das so mottenkugelig riecht, das einem ganz schwindelig wird. Versuche, sie auf das Parfum umzustellen, gelangen zwar, aber ihre feine Nase entdeckte auch, dass der Duft alljährlich reformiert wird. Ich fand ihre Kritik undankbar, wenn man bedenkt wieviel das Parfum mich als Schenkende kostete, aber sie hatte recht: Regelmäßig riecht dieses Parfum gleich, jedoch sind einzelne Noten immer wieder anders.

Diese Reformulierungen sind zum Teil irgendwelchen Regelungen geschuldet, die die Verbraucherin und die Umwelt schützen sollen, zum anderen sind die den Unternehmen geschuldet, die Wege finden, Dinge noch billiger zu produzieren. Und in diesem Falle mit noch kürzerer Haltbarkeit. Dieses Eau de Parfum hält von der Wand bis zur Tapete, und bei diesem Duft sollte man sich auf gar keinen Fall eindieseln. Da macht der neue Reiseflakon schon irgendwie Sinn – der übrigens weniger enthält und mehr kostet, gel, so ist das! SHRINKFLATION!

Dieses Mal allerdings geht die Reformulierung zu meinen Gunsten: Entweder diese macht den Duft jetzt für mich erträglich, oder meine Allergie spinnt herum. Wir werden es nie erfahren.

Dieser Duft gibt tatsächlich alles her, was die Beschreibung verspricht. Und ich bin so begeistert! Es ist unglaublich elegant, voluminös, interessant in der Komposition – um dann nach 10 Stunden leider komplett abzuflachen und zu verschwinden. Passt für mich ganz gut, denn die letzten Noten, also der dry down, ist eine unglaublich enervierende, falsche, billige Vanille-Pressspan-Note. I don’t need that.

Aber die Aldehyde!

Ich liebe die Aldehyde Noten, die man auch in No.22 und in Le Lion richtig großartig findet, die „weißen Blüten“ sind keine, sondern eher ein expressionistisches Gemälde weißer Blüten, und deshalb umso spannender, und der dry down – wenn es der Rahmen des Gemäldes wäre… nun, lassen wir es, das Bild ist halt nicht gut gerahmt. Aber, und das ist ein absoluter Pro-Tipp: Parfüms reifen (und manchmal kippen sie auch…) und daher kann so eine Flasche Chanel, dunkel und kühl aufbewahrt, nach einigen jähren tatsächlich richtig gut werden. Das ist mir mit Coco Mademoiselle zumindest passiert. Die Flüssigkeit ist etwas dunkler, der Duft fabelhafter und nicht zu vergleichen mit dem Original. Allerdings stand die Flasche wirklich ein ganzes Weilchen herum. Das ist nicht wirklich praktikabel, es sei denn man hat keine so große Kollektion, dann würde sich dieses Experiment lohnen.

Nun ist es so, dass Chanel No5 in der Öffentlichkeit sicherlich keinen besonders großen Freundeskreis hat. Ich habe es bislang super selten an jemanden gerochen, und genau so wie die roten Lippenstifte frage ich mich, wer das Zeug kauft und vor allem benutzt? Männer kaufen und verschenken es, ja, aber wer zum Teufel benutzt es?!

Die Kommentare dazu lauteten: „Du riechst wie Oma“, „Ja, ganz okay“, und: „Seife!“, begleitet vom belustigten Gelächter meines Partners angesichts meines Gesichtsausdrucks. Er war auch etwas beleidigt, dass ich mir das selbst gekauft habe. Pfft, es gibt ja noch das Extrait für fast drei tausend Euro! Wer kauft denn sowas, jetzt im Ernst?

Heute Abend in der Oper kann ich nur sagen: ICH. Passend zur französischen Oper werde ich Chanel tragen, zumindest Make-up und Parfüm, plus drei Schichten, denn schick ist bei vier Stunden rumsitzen nicht angesagt und als Dauergästin hat man ja keine Muße sich ständig aufzutakeln, n’est ce pas.
Tatsächlich warte ich auf etwas wärmere Tage und weiß ausserdem, dass man sich in Hamburg nicht auftakelt, weil man ja nicht nouveau riche ist, sondern diskret schweinereich.

In diesem Sinne, wenn ich #eattherich sage, meine ich nicht diejenigen, die in die Oper gehen, Chanel Extrait kaufen und Millionäre sind, ich meine diejenigen, die sich Opern kaufen.

Nicht nur teurer, sondern auch weniger drin

Mir ist eine Foundation gekippt, was völlig legitim ist nach 852639473525273 Jahren. Also habe ich sie nachgekauft, weil es ein gutes und günstiges Produkt ist, das ich sehr gut vertrage. Bei dem unsexy Produkt handelt es sich um die IT Cosmetics CC Cream mit matter Textur. Für ein vernünftiges Ergebnis nutze ich Armani Silk, aber die macht die Haut auf Dauer schlecht, weshalb sie nur für besondere Anlässe zum Einsatz kommt.
Ich finde übrigens, ein Nachkauf ist ein komplett unsexy Akt, so ähnlich wie Klopapier besorgen.

Zuhause packte ich die scheußliche, türkis und fleischfarbene Tube aus und runzelte die Stirn. Stirn runzeln soll mensch nicht machen, Zeit für Botox?! Irgendwie kam mir die Tube so klein vor! Zumal im Vergleich mit dem alten Produkt. Aha! Der Preis ist fast gleich geblieben, also knapp 10% gestiegen, was nicht so wahnsinnig viel ist angesichts der sonstigen Inflation bei Kosmetikprodukte; dafür ist die Menge aber auch deutlich kleiner!!

What
The
Fuck

…was man sonst aus der Lebensmittelindustrie kennt, weniger Inhalt, mehr Luft, gleicher oder höherer Preis, hat sich natürlich auch in andere Branchen ausgebreitet. Man darf nicht vergessen, dass IT Cosmetics zu L’Oréal gehört, die einen wahnsinnig kleinen Umsatz und Jahresgewinn eingefahren haben (Achtung Sarkasmus) und… haben die eigentlich alle mal was von zero growth, also Nullwachstum gehört?

Also, die Unternehmen machen schon die super super Sache mit der degrowth Strategie, allerdings am Kunden, und zwar in unserer Brieftasche.

Nun kann ich auf Foundation verzichten, und auf die Tüte Chips auch, aber eben nicht auf alle grundlegenden Dinge des Alltags, ob Lebensmittel oder Reinigungskram.

Interessanterweise gehen in der Luxusbranche die Preise ebenfalls weiterhin nach oben – was zumindest in Hamburg, eine der reichsten Städte Deutschlands, darin resultiert dass die Luxus-Shoppingmeile später öffnet und früher schließt. Angebot und Nachfrage.

Und was tut unsereiner nun, also der reguläre Mensch, der NICHT Privatier ist, und auch keinen zweistelligen Millionbetrag hat, der ihm den Alltag versüßt? Schlauer kaufen, weniger kaufen, die Superreichen verfluchen.
Was schwer fallen kann angesichts dessen, dass wir im Kapitalismus trotzdem etwas Konsum und Luxus frönen wollen; da muss mensch mit sich einen guten Mittelweg ausmachen.