Die Überschrift klingt eigentlich total einleuchtend, oder?
Der Mensch trifft aufgrund vergangener Erfahrungen Entscheidungen für die Zukunft. Rückschlüsse für Beschlüsse.
Schön wär’s!
Ich nehme mich da nicht aus, und fairerweise sollte ich dann auch hier von mir erzählen, als exemplarisches Beispiel. Mein altes Ich war immer “irgendwie”, wenn ich ehrlich bin. Ja, man hat mir Intellekt und Stil zugesprochen, aber ich wusste gar nicht, wer ich bin, weil ich durchs Leben raste, und das ist ganz normal. Sämtliche tiefer gehende Einschnitte im Leben trug ich auch nach außen, stilistisch insbesondere, und nur mein guter Geschmack (wenn auch unsicherer Geschmack) rettete mich davor, wie eine teure Version einer Altkleider-Sammlung herumzulaufen, sprich zusammengewürfelt und unpassend.
Die Änderungen im Leben waren krass: Führungsposition. Mutterschaft. Selbstständigkeit.
Ich habe stets imaginiert, wer ich sein will, nicht wer ich bin. Häufig mit dem Blick in den Rückspiegel – ich wollte Ernst genommen werden, wenn man es schon längst tat. Ich wollte femininer wirken, während ich nicht raffte, dass die “Café trinken” Einladungen nicht dem Netzwerken dienen, und ich wollte als intellektuell wahrgenommen werden, während ich… ja, während ich das einfach bin.
Man trägt so etwas immer nach außen, das kann mir keiner sagen, oder?!
Es läuft unter dem Begriff (bitte Kotztüte bereit halten): Authentizität.
Ich persönlich habe das erstmalig verstanden, als ich jemanden eine Beurteilung zukommen lassen musste, und nichts wusste, was genau da nicht stimmt – toller Mensch, tolle Kleidung, aber irgendwie… unrund.
Authentisch sein klingt voll einfach. Voll. Ich meine, ehrlich, wir leben in einer Sozialisation, wo genau das nicht erlaubt ist. Authentisch sein ist ein Luxus und einigen wenigen vorbehalten, alle anderen müssen unausgesprochenen Codes folgen.
Man kann einen Mittelweg gehen, wie die tätowierten Arme unter dem Banker-Hemd es bezeugen. Aber bei alle dem muss man sich irgendwann einer Sache stellen: Man ist vielleicht vielschichtig, aber man ist nicht mehr die Version von gestern, von vor zehn Jahren, und schon gar nicht die aus der Schule/Ausbildung/Uni/erste Ehe (LOL).
Es ist viel Introspektion nötig, um genau das zu verstehen und zu sehen. Und auch hier gibt es eine Abkürzung, und zwar holt man sich einen Spiegel von außen. Ich habe dafür zwei, drei Leute, die mir knallhart ins Gesicht sagen, was Sache ist.
Das lässt sich definitiv leichter verdauen, wenn man begreift, dass man in einem Prozess der Entwicklung ist. Philosophen sagen dazu “dem Streben nach Vervollkommnung” und ich finde das hört sich wesentlich besser an als einfach nur [hier Adjektiv deiner Wahl einfügen].
Level Up ist ein Anglizismus, das ich auch für mein Angebot verwendet habe, und er ist bei Stylist*innen auch gängig. Natürlich geht das nicht so zu wie in diesen Hollywood-Filmen, wo man in einem Bootcamp zur königlichen Hoheit umgewandelt wird.
Der erste Schritt ist sich davon zu trennen, wer man früher mal war und zu schauen, wie geil man jetzt ist und wieviel Potential für die Zukunft steckt!
tl;dr (Zusammenfassung): Veränderung ist ein Prozess, bei dem man sein Vergangenheits-Ich dankbar zurück lässt, sein Gegenwarts-Ich voll gut findet und eine geile Zukunft antizipiert.
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Persönliche Notiz: Ich habe am Wochenende das Outfit eines Teenagers angehabt und es war okay; das bin aber nicht ich und lustigerweise haben mich viele Menschen gar nicht erkannt, weil ich so ungewohnt gekleidet war. Diese alte Facette ist cool, die neuere Version besser, und die nächste… 🙂