Meine Kollegen sind schwanger, und das erinnerte mich daran, dass ich lange nicht mehr aus der Mutterperspektive geschrieben habe. Die habe ich einfach nicht, ich bin keine Vollblutmutter, sondern einfach auch Mutter. Während es jetzt modern ist, sich in seinen Social Media Profilen als “Vater” zu outen, ist es leider für die Frauen immer noch die Krux. Auf der einen Seite können sie hier oder da die Karte ziehen (Termin vormittags bitte, muss um drei in der Kita sein – klappt immer, muss auch…)aber in 80% der Fälle heißt das ehrlich gesagt: Hast Du Kinder, hast Du Pech.
Und weil Teddy so wahnsinnig pflegeleicht ist, wollte ich es mal austesten wie es für die “richtigen” Mütter ist, die mit zwei oder drei Kindern rumkutschieren, dazu arbeiten, und weder Ehemann noch Putzfrau als Entlastung haben. Ich lieh also ein Kind aus.
Eine durchaus übliche Praxis in Kitas – die Kinder fangen an, sich zu verabreden und wollen den Nachmittag miteinander verbringen. Spontan. Mein Sohn hat bereits schon eine Freundin, und die kleine Jutta ist blond, goldig und ging bereitwillig ohne die Mutter zu uns mit.
Zwei Stunden. In diesen zwei Stunden habe ich keine Sekunde gesessen oder geatmet. Ich sprang rum, schnitt Äpfel und Käse, las vor, schob zwei Kinder auf zwei Knien (was machen Eltern mit drei und mehr Kindern? Passen nicht alle auf den Schoß!), ging aufs Klo mit dem einen, wickelte die andere, musste trösten weil Teddy eifersüchtig war, musste pusten, musste die zum Wasser trinken bringen, und nebenbei versuchte ich noch eine vorgekochte Suppe aus dem Tiefkühler als Abendbrot vorzubereiten (Organisation ist alles: Vorkochen und einfrieren rettet Leben!).
Als der Ehemann am Abend ankam und verliebt die zwei Monster anschaute, raunzte ich ihm nur zu: “Sie wird gleich abgeholt, du bringst ihn ins Bett. Wo ist der Rotwein?”
Trotzdem, wir wiederholten das Ganze, nur diesmal war ich entspannter. Ich ließ die Kids alleine oder schickte sie weg, während ich aufräumte, in der Küche manövrierte und eine Ladung Wäsche anschmiß. Keine Tränen, keine Toten, keine Verletzten – läuft.
Und dann kam ein Junge zu Besuch. Wieder schmiß sich mein Sohn, der diesen besagten kleinen Kollegen angeschleppt selbst hatte, eifersüchtig tobend auf den Boden. Aufmerksamkeit teilen, das geht ja mal nun gar nicht; aber diesmal blieb ich cool. Trösten und wegschicken und schwupps, finde ich die zwei Knalltüten am Fenster hängen, wo sie public viewing machten. Meine Ängste, dass Blut fließen würde, blieben unbegründet. Der kleine K genoss es sichtlich bei uns zu sein, spielte mit dem Spielzeug, dass Teddy ignoriert, und gehorchte mir aufs Wort. Check. Und das alles bei seinem ersten Ausflug ohne Eltern! Doublecheck.
Die helle Freude, so ein Leihkind: Es geht wieder nach Hause (YAY) und man kann seins auch mal woanders abstellen. Sport nicht notwendig, und am Abend schläft man um zehn wie ein alter, abgeholzter Baumstamm. Läuft.
Im Ernst – wenn ich König wäre, ich würde Hausfrauen abschaffen. Damit würde ich jedoch auch Familienarbeit als solche anerkennen und bezahlen lassen: Was Eltern leisten, wenn sie sich kümmern, ist unvorstellbar. Es wird zwar leichter, wenn die Kinder größer werden, aber das heißt nur, dass man Schlafmangel gegen Schlaflosigkeit eintauscht. Also – ich empfehle Leihkinder sehr, muss aber feststellen, so gerne ich beide behalten hätte, sind ja aus dem Gröbsten raus, das eigene ist dann doch… es ist politisch unkorrekt, ich weiß, aber: AM TOLLSTEN.