Ich mache es kurz: Mein Leben, beschrieben in zwei Büchern. Klar, einige Unterschiede gibt es schon, aber GEFÜHLT habe ich alles genau das. Wer wissen will, wie es ist Kinder zu haben, möge die paar Euronen investieren und feststellen, dass alle Frauen lügen: Nichts ist nur eitel Sonnenschein!
Also die Rike nicht, nee, die hat hier scho die Wahrheit gesagt. Das auch sehr witzig, ist sie nämlich von Beruf Autorin. Wer Kinderbücher liebt, kann ihr Instagram KINSTABUCH gucken, auch wenn das teuer wird: Ihre Buchempfehlungen sind klasse!
Der eitle Sonnenschein ist ein minuten basiertes Einzahlsystem der Kinder: Alle drei bis vier Tage sind sie einfach Zucker. Drei Minuten lang. Damit vernebeln sie uns das Gehirn für eine ausreichend lange Zeit, den Scheiß zu ertragen, der sich Alltag mit Kindern nennt. Sobald das aufgebraucht ist, werden Eltern aggro, schreien rum, wollen schlafen(!!) und gehen nicht dreimal in die Küche und acht verschiedene Teller, Bestecksorten und noch Nachtisch zu holen. Der Sklave wird unwillig.
Dann kommt wieder ein bisschen Kinderkoks und die Eltern funktionieren wieder.
Die kindliche Kokainzufuhr sieht so aus: Mama, ich will mit Dir kuscheln! Man bekommt das müffelnde Kissen und ein wahlweise eiskalter oder kochendheißer kleiner Körper schmiegt sich an einem. Dazu kommen spitze Gelenke, wahlweise in allen Organen oder Unterleib. Nach etwas zweieinhalb Minuten heißt es dann: Mama, ich habe genug gekuschelt. Und weg ist er.
Die Kokainzufuhr des Babymädchens ist zwar kürzer, die Dosis aber höher: Man bekommt einen feuchten Kuss, das Kuscheltier und den Schnuller in den Mund oder wahlweise ins Auge gesteckt. Die Liebe hält hier weniger als zwei Sekunden an, das Kuscheltier und der Schnuller werden wieder mitgenommen und das Babymädchen haut lachend ab, nicht selten eine Duftwolke hinterlassend, die auf die Nutzung der Wickelablage hindeutet.
Schlafentzug ist das probate Mittel, um Eltern gefügig zu machen. Wer wissen will, wie man foltert, braucht kleine oder große Kinder. Nach tagelangem nächtlichen Gewecktwerden, schlafen wir alle vier in einem winzigen Raum. Nicht durch, aber so gut wie. Bis andere Zeiten kommen… wir hätten also noch zwei Zimmer zur Untermiete, falls jemand will. Allerdings ist hier jeden Tag ab sechs Alarm!
Eltern sind die, die jede Krisensituation meistern können. Die, die Schlafmangel exerzieren und trotzdem funktionieren. Die Soldaten des Alltags. Die Einkäufe, Geschenke, Geburtstage, Wäsche, Kochen, mit drei Knopfdrücken erledigen. Übrigens können das auch Männer, liebe Frauen, und der Beweis dafür ist mein Ehemann. Liebe hin und her, er musste lernen, alles zu organisieren. Immerhin gebe ich Hinweise wie Zahnpasta ist alle, mehr Hilfe gibt es aber nicht. Der Haushalt muss nun ohne mich laufen, ich frage was ich kochen soll, und mehr mache ich nicht. Nennt sich mental load delegieren. Ich brauche mein Hirnschmalz woanders.
Ach ja, Muttergefühle. Ich bin Mutter… ok, ich stehe dazu, aber haut mir ab mit Smalltalk über Kinder. Ich will über den heißen Scheiß aus der Vogue reden, Haarschnitte und wo man weiße Blusen kaufen kann. Gerne auch Kocherezepte, gerne über Arbeit. Ach, da war ja noch was-zwei Jahre aus meinem Job war ich jetzt raus. Stellt sich heraus, es gibt eine neue Aufgabe, die mir inhaltlich entgegenkommt, aber noch weiß ich nicht, wie man das im Alltag bewältigt. Und was soll ich sagen: man bewältigt es, und alles andere sehe ich entspannt. Gefühle habe ich einzig meiner Gehaltszahlung gegenüber, was Arbeit betrifft. So sollte es auch sein.
Muttergefühle… schon schräg, wenn man sieht dass das zweite Kind rasend schnell sich entwickelt. Es kann Kita sagen, obwohl es offiziell noch in der Eingewöhnung ist. Auch kann sie sagen und schreien, bis sie bekommt was sie will. Wir müssen entgegensteuern, jetzt.
Ich bin verwirrt, dass hier zwei Kinder herumlaufen, und die Frau mit dem Bauch, der über die Hose hängt, das bin dann ich. Ich bin auch die Frau, nach der sich Männer in der Stadt umdrehen. Ich bin die Frau, die ein Coaching macht und daraus schon sehr viel gelernt hat. Und ich bin diejenige, die das Geld ihrer Kinder gelegentlich für Luxusartikel ausgibt und es nicht bereut.
Muttergefühle sind aber auch, und wir wollen nicht lügen, Frust und Müdigkeit. Und das Gefühl, keine Zeit zu haben, während man in Wirklichkeit ganz viel Zeit vertrödelt. Die Organisation des Selbst, das würde natürlich richtig was bringen: Wie ein Roboter getaktet würde frau alles schaffen: Sport, eincremen, Sex, Gesellschaftsleben, etc etc etc. Dagegen wehre ich mich, denn es beraubt mich meiner Kreativität. Ich versuche aktiv, Zeit zu verschwenden. Ich lese aber auch wieder, um gegen die Müdigkeit meines Gehirns anzugehen. Es gibt keine Stilldemenz, es ist schlicht und einfach Müdigkeit und das Nachlassen einer intellektuellen Betätigung. Sprich: Wer keine Elternzeit nimmt, ist definitiv im Vorteil. Auch das kann man getrost an den Mann delegieren, der Mix aus Stillen und Flasche tagsüber ist praktikabel und wird auch den Muttergefühlen gerecht.
Muttergefühle… sie wandeln sich. Ich freue mich schon auf Rikes Buch, die diese Gefühle zur Zeiten der Pubertät schreiben wird. Bis dahin wünsche ich uns allen Frauen, Gefühle zuzulassen, sie in Worte zu kleiden und damit zu schießen. PENG!
Muttergefühle? PENG PENG PENG!
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