Vor Weihnachten brummt es im Schmuckhandel – es ist die Zeit für Heiratsanträge unter dem Tannenbaum, für glitzernde Kleinigkeiten und für alle Partner, die das Jahr über nix springen lassen, mal ein bisschen den Haussegen wieder gerade zu richten. Auch ich shoppe jährlich ein Schmuckstück oder aber lasse umarbeiten, daher beschäftige ich mich immer sehr ausgiebig mit der leider großen und verwirrenden Auswahl bei Schmuckstücken.
Wer beim Verschenken auf Nummer Sicher gehen will, schenkt Kette und Anhänger, denn das passt immer. (Ich finde: Mitnichten, gibt es auch da sehr unterschiedliche Geschmäcker. Wenn mensch nie eine Kette trägt, bitte nicht Weihnachten mit so etwas um die Ecke kommen, es sei, es wurden deutliche Anspielungen gemacht.) Oh, und Ringe werden eher nicht verschenkt, sondern ausgesucht; meistens sind es Paare, wo sie findet und er zahlt. (Kann ich auch so jemanden haben??)
Da meine Leserschaft sich aber unter Umständen alleine in den Laden schwingt, so wie ich, kann es nicht schaden, ein paar Entscheidungshilfen hierzu zu bekommen. Laut einer kleinen Umfrage auf Instagram sind Farbsteine beliebter als Diamanten und ja, ich gebe zu, mich reizen Aquamarine, Saphire oder Smaragde auch sehr. Aber.
Farbsteine sind stets einmalig und besonders wenn sie hochpreisig sind, kann man kaum perfekt passende Stücke dazu erwerben. Wenn es also zu einem Set über die Zeit kommen soll, sind gängige Steine, die wenig Farbabweichungen haben, eine gute Wahl. Tansanit ist da eine gute Wahl, oder dunkelblaue Saphire.
Wichtig ist es zudem, wenn es ein Ring werden soll, auf die Härte des Steins zu achten. Saphire sind mit 9 Mohs, nach Diamanten mit 10 Mohs, hart genug für Bewegungslegastheniker. Danach ist es leider so, dass man aufpassen muss. Die Beryll-Gruppe, zu der Turmaline und Smaragde gehören, sind da eher empfindlich. Da sollte man Steine auswählen, die nicht zu sehr nach oben herausragen. Sind die Steine angeditscht, kann man sie nachschleifen, aber dabei verlieren sie eben von der Größe, dann meist auch von der Farbe und unter Umständen sind sie nicht mehr zu retten. Ruhe in Frieden, lieber Zuckerhut-Turmalin, der Du am Backofen zerdeppert wurdest.
Preislich sind Farbsteine natürlich irgendwo zwischen relativ günstig (plus Fassung und Arbeit) und völlig nicht nachvollziehbar, da die Juweliere/Goldschmiede zum Teil hanebüchene Margen haben. Das wird nun mal von Angebot und Nachfrage bestimmt, und auch von Trends. Tatsächlich seltene Steine wie nicht erhitzte, nicht bestrahlte Stücke, ob Rubin oder Paraiba, sind dabei besonders kostbar. Für den eigenen Schmuck sollte man sich überlegen, ob einem der Stein auch für längere Zeit zusagt und im Zweifel ob dieser umgearbeitet werden kann und so ein zweites Leben bekommt: Was groß genug ist für einen Ring, ist im Zweifel zu klein für einen Anhänger.
Für Diamanten spricht da wiederum genau das: Die sind wertstabiler und trotz der ebenfalls hanebüchenen Marge wird man sie immer los, wenn auch mit Verlust, und sie sind sehr viel leichter zu kombinieren oder zu ergänzen. Neutral, kostbar, zeitlos. Auch da sollte man etwas nüchterner rangehen und sich über die Qualität der Steine erkundigen und im Zweifel lieber kleiner, aber besser kaufen, da der Wert etwas stabiler ist. Bei Einzelanfertigungen zahlt man natürlich für die Arbeit und den Laden, was auch okay ist; auch da lohnt es sich dennoch ein wenig zu vergleichen.
Bei allem ist mir eine Sache ganz wichtig: Es gilt zu unterscheiden zwischen Schmuck, der industriell hergestellt wird, wobei da auch Menschen in der Fertigung arbeiten, und den lokalen Goldschmieden, die eine künstlerische Tätigkeit anbieten. Ich für meinen Teil würde bei Christ und Konsorten eher keinen Schmuck kaufen, da ich das Preis-Leistungsverhältnis ganz häufig nicht nachvollziehen kann.
tl;dr Einen Farbstein sollte man sich holen, wenn es ein richtig tolles Stück ist, bei dem man sich sicher ist, es sehr lange zu tragen. Diamanten sollte man fürs Leben kaufen und wissen, dass sie zwar weniger aufregend sind, aber dafür immer wieder umgearbeitet werden können.
Für beide Kategorien gibt es einen Wertverlust beim Wiederverkauf, wobei aufgrund der zusammengebrochenen Handelsketten besondere Farbsteine derzeit nachgefragter sind als Diamanten.