2025 bringt uns Faschismus und Anorexie

Und diese hängen auch noch zusammen.

Letztes Jahr bereits fiel mir zunehmend auf, dass ich immer mehr arg abgemagerte junge Menschen sah. Die Fashionindustrie, die ein Weile, eine kurze Weile aber auch nur, einige normal gewichtige Frauen als Plus Size deklarierte, hat das alles schon vergessen und es klappern höchst fragwürdige Menschen über den Laufsteg. Manche sind schlank, viel zu viele sind offensichtlich anorektisch.

Und was haben Orban, Trump, Musk und Weidler damit zu tun? Twitter, nun X, und TikiToki nochmals reingeworfen, und der Kreis schließt sich.

Es gibt tatsächlich beunruhigende Zahlen bezüglich der Zunahme der Krankheitsfälle in diesem bereich (https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/150967/Zahl-der-Essstoerungen-bei-Maedchen-stark-angestiegen und man sollte diesen Bericht unbedingt kritisch lesen, denn dort fehlt der Hinweis, dass es sich dabei um eine psychische Erkrankung handelt, dazu mit dem meisten Todesfällen. Eine Korrelation zur Pandemie zu ziehen kann richtig oder falsch sein, eine Korrelation zur Social Media Nutzung hingegen kann als gesichert betrachtet werden.

Die Pandemie hat faschistischen Politikern Tür und Tor geöffnet, und das ist der Grund, warum junge Menschen keinen Bock mehr haben. Denn sie sehen und begreifen intuitiv, dass man auf sie scheißt, auf uns alle, machen wir uns nichts vor, dass Rechte abgeschafft werden und die soziale und ökonomische Ungerechtigkeit wächst; dazu die nicht mehr ignorierbare Klimakrise, vor der die Wissenschaft seit zig Jahren warnt. Wenn alles, alles außer Kontrolle gerät, ist etwas, was man kontrollieren kann, sich selbst. Als neurodivergente Person habe ich “selbstverständlich” eine latente Essstörung, die in Zeiten von extremen Stress ausbricht. Füge ich die Nutzung von Social Media hinzu, und das permanente zugebombt werden von vermeintlich perfekten Menschen und Dingen und damit der Vergleich, den mensch automatisch zieht, dann ist das Ergebnis genau das: Esstörungen.

Auch wenn der Faschismus, genau wie alle anderen extremen Positionen, die Frau als Inkubator für Arbeitskräfte und Kanonfutter benötigt und somit sie eigentlich, eigentlich gesund haben will, fürchten diese Menschen, überwiegend Männer, Weidel als pick-me-Frau bestätigt dies, nichtsdestotrotz die Macht der Frauen.

Frauen, die selbstsicher sind, die gesund sind, deren Hirn sich nicht darum dreht, Anerkennung der Männer zu bekommen sondern sich selbst zu gefallen; erfolgreiche Frauen und glückliche Frauen sind potentiell die Hälfte dieser Weltbevölkerung, die dazu Macht über die Reproduktion haben. Wenn die auf die Idee kommen, dass sie keinen Bock mehr auf dieses System haben – oh lala! Aber sie kommen spät drauf, zu spät, oder gar nicht – und diejenige, die es rechtzeitig tun, … ich weiß nicht. Ich weiß nicht, was sie tun.

In einem kapitalistischen System, das längst in Faschismus gekippt ist, gibt es viele Anzeichen und Kriterien. Natürlich ist Anorexie nur ein Zeichen davon, das in dem Wechselspiel Mode und Marketing, Jugend, Medien, und Politik hinein gewebt ist.

Und so weit das Feld vermeintlich aufgespannt ist, dazwischen passen bedauerlicherweise noch sehr viele negative Dinge. In einer Welt, in der eine Creme 700 Euro kostet, aber Kinder im Bürgergeldbezug keine vier Euro am Tag zum Essen haben (betrifft viele Familien mit einem einzelnen Elternteil), und das ist ein Beispiel aus Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt mit einem halbwegs passablen Sozialsystem, wird diese Diskrepanz durch Social Media einfach stärker sichtbar. The rich getting richer ist nichts Neues, dass man sie nun dabei quasi den ganzen Tag beobachten kann: Das ist neu. Und natürlich ist es auch nicht neu, dass sie ökonomische schwache Menschen benötigen, um ihren Reichtum zu vermehren – früher Leibeigene, heute Angestellte; und dass sie alle Hebel nutzen, exakt dieser Gruppe ein bestimmtes Feindbild zu präsentieren: “Die anderen” – die Ausländer, die Alten, die Schwarzen, die Frauen, die Zugewanderten, die Behinderten, die Staatsschnorrer aka Leistungsempfänger (warum sind Steuerbetrüger eigentlich keine Staatsschnorrer?!).

Ja, so viele Politik auf den nüchternen Magen, unschön.

Anyway:

Geht wählen, wählt nicht die CDU, im Ernst, die haben das gleiche vor wie die Afd, nur etwas hübscher verpackt.

Und esst. Und nehmt Raum ein. Und seid laut gegen den Onkel und dem Nachbar, der Afd Parolen schwingt. Und denkt dran, ihr gehört jetzt vielleicht nicht zu der Gruppe, gegen die gehetzt wird, aber bald. Wählt waise.

New year, no new me

…hat irgend jemand ein gutes Jahr 2024 gehabt? Ein gutes Jahr post Pandemie (haha, die Pandemie ist ja noch da)? Während Social Media Vorsätze und Listen für 2025 durch die Feeds spült, fallen mir zwei Dinge auf:

1. viele gehen in den “no buy” Modus – der Dry January und sonstiges scheinen nicht mehr zu schocken, oder aber es liegt an der Inflation. Wobei, ich habe eine Foundation für 160 Euro im Schrank – es gibt also immer noch eine Nachfrage für überteuerte Dinge: WELCHE INFLATION!

2. viele schreiben auf ihre Liste, dass sie sich nicht mehr selbst optimieren wollen bzw. keine Vorsätze mehr haben. Es ist ein bisschen merkwürdig, das auf einer Liste mit Vorsätzen zu schreiben, aber who am I to judge.

Der Grund, warum mir das auffällt, ist ganz klar: Diese Vorsätze sprechen auch mich an. Auf der Suche nach einer neuen Handtasche wurde ich zunehmend angepisst über die Preise, die der Qualität keineswegs mehr entsprechen. Dünne Riemchen, schiefe Nähte, urgs. Ich kaufe Dinge, um sie zu nutzen und zu behalten, und ich kaufe teuer, ja: Buy less, buy better. Vielleicht habe ich mich aber auch satt gesehen an den unzähligen Designer Items, vielleicht sind ein paar tausend Euro für ein Stück überdurchschnittlich interessant designtes Leder schlichtweg unbegründet, geschweige denn zehn (Tausend LOL)?! Und sind wir ehrlich – wenn will ich damit beeindrucken?
Wenn ich eines gelernt habe in meiner Tätigkeit als Personal Shopper, dann dass die Kaufkraft der Leute eventuell sichtbar ist, aber die Kaufbereitschaft nochmal eine ganz andere Nummer ist. Daher:
Never judge a book by its cover!
Übrigens, da gebe ich doch mal gerne eine Schulung an Brunello Cuccinelli Hamburg, wie Verkaufspersonal mit Kund*innen umgehen sollte. So bringt Man jedenfalls keine Ware an die Frau – ja, mit Absicht gegendert.

No new me ist aber auch cool, denn im Zuge der Selbstoptimierung, unter dessen Fuchtel auch ich immer noch stehe, wird gerne vergessen, zu leben. Bin ich schön genug, bin ich dünn genug – alles Instrumente der Unterdrückung. Klingt das drastisch? Ja. Ist es trotzdem die Wahrheit? Ich fürchte, auch ja. Eine hungrige und mit Yoga beschäftigte Person ist nun mal immer kurz davor, zu dissoziieren und bemerkt gar nicht, was um sie herum passiert. Und wenn man die Nachrichten sich anschaut, kann ich es niemanden übel nehmen, der sich auf seine Privilegien ausruht und allen anderen Dingen gegenüber die Schotten dicht macht.

No new me heißt am Ende des Tage so flexibel zu sein in seiner eigenen Wahrnehmung und stets die Deutungshoheit über seine eigene Identität zu behalten. Um mich mal wieder als Beispiel zu nehmen: Ich trage immer schwarz. Trage ich immer schwarz?! Nein! Regeln sind dazu da, um gebrochen zu werden: Make the rules, break the rules.

No new me heißt, sich immer wieder neu zu erfinden – oder eben nicht. Eines der gerade beliebten Memes im Internet dreht sich nämlich genau darum: Einfach mal nicht wachsen, mal sich nicht weiter entwickeln, mal eine Pause einlegen respektive den Ist – Zustand mal zu genießen. Sich NICHT neu erfinden ist kein Widerspruch zum Zugriff von außen, bei dem permanent über einen entschieden wird, oder bei dem man eben “erfunden” wird. Es ist tatsächlich eine durchaus interessante Facette, nämlich sich mal auszuhalten und sich dickfellig zufrieden mit sich selbst zu geben.

No new me heißt: Ein Wachsen nach innen!

…wer trägt hier immer schwarz?!

Der Pullover ist Weekend Max Mara und das Tuch Hermès – und ausnahmsweise trage ich eine Foundation: Chanel Sublimage L’Essence de Teint (ich teste gerade die gesamte Linie weil s.o. Punkt 1).

Save the planet – unsubscribe

…macht Ihr Euch gedanken wegen der Klimakrise? Ich hätte da ein Tipp für Euch, der ein paar Minuten Zeit kostet und gaaanz viel spart: Strom, Strom, Strom und materielle Ressourcen wie Edelmetalle und Plaste, und klimatisierte Schränke und ach…

Unsubscribe.

Jede versendete E-Mail verbraucht Ressourcen. Jeder Newsletter, jede Spammail, jeder Bit der über die Leitungen geht. Und jede Menge Zeit und Aufmerksamkeit, die Euch verloren geht beim aussortieren.
Dank dem nun streng durchgesetzten Datenschutzgesetz haben nun alle seriösen Anbieter einen meist am Ende der Mail versteckten Link um den Newsletter zu kündigen. Es istr echt nervig, aber es lohnt sich. Mein Posteingang ist so gut wie leer, wer was von mir will schickt ohnehin eine Brieftaube oder gar eine persönliche Nachricht bei Twitter.

Unsubscribe shopping, unsubscribe übermässigen Fleischkonsum, unsubscribe permanente technische Neukäufe.
Ja, doch, es ist zynisch auf einen Beautyblog, aber es zählt wirklich alles.

Lernen

Ich therapiere mich hier ein wenig selbst, so wie es so mancher Mensch auf Twitter tut. Und ich sitze hier und prokrastiniere “richtige” und wichtige Arbeit, und eigentlich bin ich müde, es ist zu heiß, aber es geht mir gut.

Stellt Dir vor, Du fährst Dein perfektes Leben gegen die Wand und auch wenn Du manchmal denkst, OH FUCK was tue ich hier, es fühlt sich richtig an und es tut Dir nicht leid. Ist es dann richtig?
Diese Frage muss man nicht mehr beantworten…!

Weil man sich in Krisensituationen sehr viel um sich selbst und in sich dreht, habe ich viel über mich gelernt, und das ist hoffentlich nicht nur für mich gut, sondern macht mich für meine Umwelt erträglicher. Interessant dabei war der Konsens von Menschen, die mich sehr gut kennen, dass ich brutal ehrlich mit mir bin. Das führt natürlich gewissermaßen zu einer gefühlten, also subjektiv empfundenen Rücksichtslosigkeit meiner Umwelt gegenüber. Aber wenn man ehrlich zu sich ist, was weh tut, ist man auch immer jemand der seine Mängel anerkennt und die Möglichkeit hat zu lernen. Zum Beispiel dass man brutale Ehrlichkeit nicht immer seiner Umwelt zumuten kann.

Das Angebot an Coachings und Zeug ist gefühlt so groß wie noch nie. Geht es um Selbstoptimierung? Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir genau das tun, etwas anstreben was keinen interessiert, denn wozu dieses ganze Wissen über sich selbst? Ich mag keinen Hering, na super, schöne Erkenntnis.

Glücklicherweise sprach ich darüber mit, na, wie sollte es sein, mit einer Coachin. Jemand, der richtig gut ist, so mein Eindruck, zwar eine völlig andere Einstellung zu Dingen hat, aber vielleicht umso mehr einen bereichert, weil die extrem entgegengesetzte Ansicht einfach Neues lehrt. Und wozu das ganze Lernen, fragte ich sie. Nun kenne ich meine Baustellen, weiß wer wo was falsch gebuddelt hat, aber wozu das Ganze?

Um zu lernen, sagte sie, und um besser zu leben. BAMM. So einfach ist es manchmal (sagte schon CharlottiKarotti).

Und weil die Nachfrage per Mail kam: diese wundervolle Coachin ist Julia Bamberg

https://juliabamberg.de/

Brainfuck

Okay, das hier ist ein Beautyblog.
Das hier ist aber auch ein Blog, der vor 15 Jahren anfing und nun aus Beauty eher in Richtung Brain wandeln muss, denn wir sind ja nun schön. Wir wissen welche Creme die beste ist, haben die perfekte Mascara gefunden (für diese Saison!) und kaufen den richtigen Lippenstift einfach nur nach.
Das hier ist auch ein Blog eines Nerds. Ich glaube fest an die Möglichkeiten, die uns Technologie bietet. Ich sehe natürlich auch die Scheiße drumherum.

Daher passt Brainfuck, eine Programmiersprache, gut als neue Kategorie des Blogs. Und es ist ein Begriff, den ich aus der feministischen Blase aufgenommen habe. Es ist ein brutales Buch (GRM Brainfuck von Sybille Berg), das ein säuretriefendes Messer in die bürgerliche Normalität rammt.
Es ist ein Begriff, der Technologie und Intersektionalität begrifflich umspannen kann und sehr deutlich auf etwas hinweist: Brainfuck geht nur mit Sprache. Brainfuck IST Sprache.

Brainfuck ist intersektionale Entwicklung computervermittelter Kommunikation. Amen.

Edit: Es passt gut auf einem Beautyblog. Ja, doch.