Chanel arbeitet nicht mit Bloggern zusammen. Das war die offizielle Aussage am 1. Juli 2010:
Wie Sie selbst ja schon ansprechen, verfolgt CHANEL strikte Richtlinien wenn es um die Aussendung von Pressematerialien geht.
Leider zählt hierzu, dass wir prinzipiell nicht mit Blogs zusammen arbeiten, weshalb ich Ihrer Anfrage nicht nachkommen kann.
Nun hat Chanel vor einiger Zeit ein Päckchen an InnenundAussen geschickt. Die Bloggerin wähnte sich im siebten Himmel und rezensierte was das Zeug hielt; währenddessen kochte die Beautyblogosphäre über. Zum einen Neid, zum anderen Hoffnung, und dann eh das übliche: Will.haben.alles.sofort.
Es startete etwas, was die PR Abteilung womöglich antizipiert hat (ich zumindest hätte es…) – die Social Media Dashboards quilten über mit Chanel Produkten, Vorstellungen und “so tun als ob man auch ein Päckchen bekommen” hätte. Alles marschierte los und kaufte ein, um zu zeigen, frau wäre des Presseverteilers würdig. Überhaupt steigerte sich das Interesse an ein neu lanciertes Produkt (ein Cremeblush, gähn, ich wollte das schon vor drei oder vier Jahren haben, wo wart ihr da?!) zu einer regelrechten Hysterie.
Auch ich pilgerte los um mir die neuen Lippenstifte anzuschauen, als treue Chanel Kundin, wurde aber herb enttäuscht: Nix zu sehen, nix zu kaufen. Ich kaufte trotzdem etwas, wo ich schon mal da war… Hat funktioniert!
Da ich einige PR Leute zu meinen LeserInnen zähle: Es hat funktioniert. Verrückt, oder? Hat mittlerweile jede schminkaffine Frau einen Blog? Stacheln wir uns nur noch gegenseitig zum Konsum auf?
Die Kollektion wird natürlich ausverkauft sein; die sehr guten Produkte aus der Frühlingskollektion hingegen sind immer noch zum größten Teil erhätlich. Das ist gut, schliesslich habe ich da noch zugeschlagen, zeigt aber auch, dass die Konsumentinnen dem Hype vertrauen und wir BeautybloggerInnen immer noch die wichtigsten Multiplikatorinnen sind. Die Frühlingskollektion fand kaum Anklang im Netz, während hier richtig was losbrach.
Ein Paket mit einem Verkaufswert unter zwei Hundert Euro an die richtige Stelle platziert, einen Millionenumsatz garantiert. So funktioniert das.
P.S. Ich habe einige sehr böse Stimmen zu dieser PR Aktion vernommen. Kundinnen, die Chanel lieben, fanden die Marke “falsch” platziert (InnenundAussen schaut sich alles an, ist jedoch hauptsächlich ein Drogerieblog) und wollen nun aus diesem Grunde die Produkte links liegen lassen. Ooops.
Verscherze es Dir nie mit der alten Stammkundschft, wenn Du neue Zielgruppen erschließen willst.
P.P.S. Meine Meinung zu den Produkten? Langweilige, aber schöne Lacke; eine schöne Palette, die jedoch wie immer krümelt mit Farben die ohnehin derzeit Trend sind, und viele tolle Lippenprodukte, die einen nicht vom Hocker hauen, aber tragbar sind. Creamblush – nun ja, muss frau mögen. Wert etwas davon zu jagen? Chanel macht es ganz gut mit der Limitierung und haut eine großzügige Menge auf dem Markt. Gucken, shoppen, freuen – oder auch nicht.