Interessante Düfte – kleine Liste

Ich habe ewig kein Parfüm mehr gekauft, denn ich suche stets etwas besonderes. Es soll angenehm sein, aber nicht zu aufdringlich, kein Vermögen kosten, aber auch nicht allzu gängig sein, und dann muss es mich über einen längeren Zeitraum überzeugen. Ja, so ähnlich wie mit Menners, aber dazu an anderer Stelle mehr.

– Jo Malone London Dark Amber & Ginger Lily ist herb, holzig, zitronig, unisex, und sanft dabei, ohne sofort weg zu sein. Er gehört zu den wenigen Jo Malone Düften, die recht lange halten, ohne penetrant zu sein.

– Byredo Super Cedar ist eher unbekannt und richtig gut. Stark, klar, nicht zu laut. Zedernholz, aber in einer unmuffgen, kristallig-rosigen Version.

– Penhaligon’s Halfeti – haut rein, hat aber was, und zwar von allem alles, trotzdem elegant und sexy.

– Diptique Olène ist ein Klassiker für einen fast erstickenden, grünen, sexy Jasmin, gleichzeitig französisch elegant und sparsam verwendet fast dezent.

– Einer meiner absoluten Favoriten, romantisch, super feminin, leise und ein wenig herb: L’Artisan Parfumeur La chasse aux papillons, sommerlich-romantische Lindenblüten. Mittlerweile keine hippe Marke mehr, so daß man es wieder tragen kann.

– Parfum D’Empire Equistrius ist ein schokoladig, karamelliger, sanfter und edler Duft. Auch wenn man keine süßen Düfte mag, bzw. erst recht dann genau richtig. Old money? Auf alle Fälle!

Wer mir jetzt mit Chanel und Tom Ford kommt, den haue ich. Jeder Bahnsteig, jeder Bus, ich frage mittlerweile belustigt nach den Düften und höre immer ein erstauntes “Ja, es ist *****”

JA ACH WAS, kauf doch mal für das viele Geld mal etwas, was nicht alle haben.
Oder spar das Geld, waschen reicht.

Ich trage immer noch am liebsten Hermessence Rose Ikebana oder, wie man es auch sagen könnte: Zu viel Geld, in Alkohol konserviert.

Life is cheap, it’s the accessoires that kill you.💋

BYREDO Desert Down – die zahme Version von Fucking Fabulous

Der spontane Trip nach Hamburg war, trotz der Kälte ein voller Erfolg – ich habe meinen gewünschten Tom Ford Lippenstift ergattert und konnte am BYREDO Counter rumstalken.

Aufgrund der Duftbeschreibung laut Press release hatte ich etwas anderes erwartet, etwas wärmeres und weicheres – apropos Neuigkeiten, es gibt eine neue Version von Mojave Ghost geben, deren Bestseller, und zwar als alkoholfreie, milchige, schimmernde und beduftete Lotion, für schlappe 240Euro, tatsächlich nicht uninteressant im Sommer. Wer Mojave Ghost grundsätzlich gut findet, aber zu teuer, kann sich alternativ mal den Chanel Chance Eau Tendre als Eau de Toilette (nicht als Eau de Parfum!) anschauen, man hat einen sehr ähnlichen Duft, der weniger als die Hälfte kostet.

BYREDO kann Sillage – der aufgesprühte Desert Dawn ist immer noch in meinem Pullover und auch auf der Haut. Es ist im Grunde reichlich Zeder, Vetiver und ein Hauch Sandelholz, mit Zitrus in der Herznote und auch noch reichlich in der Basis. Die patchoulig-rosige Kopfnote war bei mir sofort weg. Karotte und Konsorten, Papyrus, joa, könnte man sicherlich daraus entnehmen, es wird aber alles erstickt durch die kräftigen, klaren aber auch künstlichen Holznoten. Das macht es durchaus interessant, und es hat mich sofort an Tom Fords Fucking Fabulous erinnert, der allerdings wesentlich rauchiger ist und dominiert von meiner persönlichen Assoziation “verbrannte Gummireifen”, aber irgendwie in gut.

Mit der Gefahr der Wiederholung: Byredo hat zwei Sorten Duft, die erfolgreichen Trends kopierenden, verbesserten Düfte, sowie die etwas experimentelleren Sachen, wie Mixed Emotions und Eyes Closed.

Desert Dawn ist recht gefällig, eher maskulin, super Sillage – hat mich etwas genervt zum Ende, weil der penetrant wurde. Für mich kein Kaufkandidat, obwohl ich den als bessere Alternative zu Fucking Fabulous empfinde, der mir einfach zu “laut” ist. Ich bleibe bei meinem Black Saffron und meiner Wiederentdeckung von Blanche, dem anderen Bestseller, und erwäge tatsächlich keinen neuen Duft dieses Jahr zu kaufen, weil mich nichts so recht vom Hocker gehauen hat. Den guten alten Rose Ikebana zähle ich als Nachkauf nicht, der haut mich immer wieder vom Hocker, hach!

Ich habe aber auch eine nicht so kleine Sammlung, hust hust, wo ich neuerdings in irgendwelchen Schubläden alte Preziosen entdecke… und entweder brauche ich die auf, oder ich habe sehr teures Desinfektionsmittel *stinkt in discontinued Tom Ford*

Preis: 165 Euro. Es gibt auch Reisegrößen zum auswählen, allerdings nur von den Beststellern, 3x10ml 129Euro.

La Découverte sur mesure ist ansonsten auch eine gute Sache, um in Ruhe was auszusuchen – man bestellt seine Favoriten und bekommt der Wert der Proben gutgeschrieben, wenn man innerhalb von vier Wochen eine Fullsize kauft.

BYREDO Eyes Closed

Und wieder ein Volltreffer aus dem Hause BYREDO, diesmal sogar mit dem Namen des Parfumeurs, Jérôme Epinette. Der Hat den Duft von Daniela Katzenberger gemacht. LOL. Im Ernst, er ist ein Industrie-Parfumeur und dazu ein erfolgreicher, und zeichnet sich für ein paar andere kommerzielle Erfolge aus, wie Ariana Grande aber auch Byredos Bal d’Afrique. Er war auch bei Vilhem Parfumerie dran mit vielen Düften, falls jemand den sündteuren Kram kennt (gelbes Etikett??).

Eyes Closed wird wieder als romantischer Duft vermarktet, und ich frage mich langsam, ob Kokain zu billig ist oder was zur Hölle nehmen die Kreativen in solchen Texterbuden? Und sollte ich dort nicht auch arbeiten?! Ich kokse nicht, mit einer Flasche Cola laufe ich bereits zur Höchstleistung auf und wenn ich genug Zucker intus habe, halluziniere ich auch solche Textpassagen… bitte sehr:

Die Kopfnoten Zimt und Kardamom, zwei der ältesten Düfte der Menschheit, verströmen eine elementare Unmittelbarkeit, die Männern wie Frauen ein Gefühl der Geborgenheit und Wärme vermittelt. Karotte, Irisbutter und Ingwer ergänzen die Kopfnote in unaufdringlicher Frische – und stehen im Grunde für eine zeitgemäße Beziehung unter Gleichen. Eine mystische Kombination aus Papyrus und Patschuli bildet die Basis, die in ähnlicher Weise ursprünglich und doch unerwartet und modern in ihrer Komplexität ist. Verankert ist die Komposition mit einer Gemessenheit von fesselnder und umhüllender Wirkung. 

Zeitgemäße Beziehung unter Gleichen, mystisch, fesselnd, modern – das ist die Streuobstwiese der Adjektive.

Anyway, der Duft öffnet mit einer stechenden Note nach Gewürzen und ist sofort wunderbar und anders, pfeffrig und zimtig, herb und süß, und zeitgleich ist der Duft eher kühl in der Wahrnehmung. Die Gewürze haben keinerlei Küchen-Note, es gibt keine Gourmet Komponente, und ich hätte den Duft fast sofort gekauft. Er ist herb, ohne männlich zu sein, und ledrig meines Erachtens. Der/die/das Patchouli ist dominant im Auftakt und dadurch schon recht speziell. Das organische des Papyrus kommt irgendwann auch durch und die Karotte/Iris Kombo ist für meine Nase eher süßlich butterig als Pferdestall, woran mich Irisdüfte immer erinnern. Stabilisiert werden die ja eh gerne mit Leder.
Toll!

But wait… in der langen Phase wird der Duft platt wie ein Kürbisschnitzel aus dem Backofen und duftet auch ungefähr so. Zum einen ist der Anfangs viel zu intensiv,und dann ist er viel zu sehr “Drogerie-Parfum” but make it zimtig-teuer.
Sarkastisch würde ich sagen: Kommt bestimmt gut in feuchter Hitze, genial in der Weihnachtssauna als Duftaufguß… obwohl die Patchouli Note schon arg an Batiktüchern erinnert.

Allerdings gebe ich sehr ungerne zu, dass der Duft bei mir irgendeinen Nerv trifft. Patchouli??
Die Beschreibung als Unisex Duft trifft auf alle Fälle zu und ich würde ihn tragen und teilen. Komischerweise sind solche Düfte für mich viel interessanter im Sommer, obwohl die Gewürzmelange jetzt gut unter dem Tannenbaum passt. Einfallsloser geht es kaum zu Weihnachten, würde ich aber definitiv als Geschenk nehmen… ich trage und liebe nach wie vor Black Saffron, der schon halb leer ist und tja – ich bekomme dafür übrigens keine Komplimente weil ich sehr wenigen Menschen so nah auf die Pelle rücke!! CORONA PANDEMIE!

Das wiederum hat den großen Vorteil, dass man herrlich viel ausprobieren kann, was sonst seinen Mitmenschen nicht zumutbar wäre, den kleinen Duftbanausen.

tl;dr Ein zum Ende etwas flacher und nerviger Duft, daher erstmal testen; für Liebhaber*innen von Unisexdüften, Gewürzkuchen und von Patcohuli.

VAN CLEEF & ARPELS California Rêverie Eau de Parfum

Von Kalifornien habe ich nie geträumt, aber von Sonne träume ich derzeit sehr viel. Auf der Suche nach zumindest einer olfaktorischen Entsprechung gibt es viele Möglichkeiten, von “cheap thrills” wie ein Duschgel über ein Guerlain Aqua D’Allegoria wie Mandarin Basilic bis hin zu den durchdachten Kompositionen von Cartiers Eau der Cartier Zeste de Soleil oder diesem hier.

Ich liebe diesen Duft! Weiterlesen…

FLORAïKU Enigmatic Flowers Kollektion I see the clouds go by

Es ist passiert-ich habe etwas aus Versehen gekauft, per Apple Pay. Und ich war zu faul, es zu stornieren oder vielleicht war der Betrag zu gering LOL – so kam ich zu einer Kiste mit Floraïku-Samples und werde die Düfte nun vorstellen.

Floraïku gehört zu Memo Paris, und ich würde sie fast der cultural appropriation beschuldigen, aber who am I to judge. Das Konzept sieht Düfte als Gedichte vor, die Flakons sind japanisch angehaucht, Ikebana, das übliche.
Die Parfümeurin ist Alienor Massenet. Sie mag Rhabarber in Parfüms. Das ist kein Scherz, das hat sie neulich selbst auf Instagram gepostet. Und sie mag es, Freude in Duft umzuwandeln!

Der Duft zaubert mir zumindest instantan ein Lächeln auf den Lippen. Die Erinnerung an Un Jardin Sur Le Nil ist sofort da, aber trügt. Je nach Tagesform meiner Nase wechselt der Duft zwischen Reiniger und Maiglöckchen, wird aber dann raffinierter und weniger “spritzig”. Es soll ein Soliflore sein, und zwar schwarze Johannisbeere, meine momentane Obsession.

Nun, die Duftnoten und die Beschreibung auf deren Website haben nichts mit meiner Probe zu tun, es sei denn, sie ist falsch beschriftet. Moschus und Kirschblüte, Zedernholz?! Wo?! Bergamotte und Petit Grain kann ich definitiv detektieren, insbesondere die Bergamotte, die ja so schnell ins künstliche Kloreiniger-Aroma kippen kann.

Die Haltbarkeit ist “as the cluds go by” und trotzdem bleibt ein Hauch des Duftes auf der Haut stehen, mehr ein Eindruck als ein Parfüm. Zwischendurch scheint die Sonne, zaghaft, freundlich, lächelnd, und die Zitrus-Note wird weich und macht etwas Platz, was ich beim besten Willen nicht mit Johannisbeere in Verbindung bringen würde. Vielleicht unreife Früchte? Grüne Rhabarberstengel? Ja, das würde ich eher konnotieren. Davana soll drin sein, Artemisia Pallens, ein Korbblütler und Verwandter von Wermut und Estragon. Ungefähr da bin ich raus, nicht ob des Estragons, sondern Botanik, habe ich leider keinen Plan von. Wenn man es essen kann kenne ich es manchmal, ansonsten: Pflanze, Baum.

Tatsächlich ist das eine leichtfüßige, fröhliche und transparente Interpretation von Jardin Sur le Nil, wesentlich ausgereifter und schöner – die Kollektion heißt nicht umsonst “misteriöse Blumen”. Der Duft braucht und entwickelt sich, er gefällt mir zwar auf Anhieb, dennoch muss er entdeckt werden.

Den Preis für 255 Euro halte ich allerdings für latent übertrieben. Überhaupt schwanke ich zwischen “großartig!” und dem Gedanken, dass ich einen Lufterfrischer draufgeballert habe.

Insgesamt ist das Konzept schlüssig: Leichtigkeit, Transparenz und künstlerische Wirkung, trotzdem haut es mich einfach nicht um. Wer allerdings einen hochwertigen Ersatz für den Hermès Duft sucht, weil den einfach alle haben, könnte sich hier mal umtun.