Stylingtipps für den Roten Teppich und “Anlässe”

Zugegebenermaßen heißt mein persönlicher Red Carpet Edeka und ich trage dabei Maske, was mir natürlich ein perfektes Make-up madig macht, aber ich bin auf der anderen Seite auch einfach ein unglaubliches Red Carpet, Celebrity und Event Opfer und habe sicherlich mehr Zeit damit verbracht, solche Auftritte zu analysieren als… was wäre ein passender Vergleich? ZU VIEL ZEIT jedenfalls.

Regel Nummer eins, die einzig in Deutschland nicht eingehalten wird:
KEINE HANDTASCHE MIT RIEMEN!!! ÜBERHAUPT KEINE HANDTASCHE AUSSER EINER CLUTCH!
Bist Du auf dem roten Teppich oder stehst vor der Kita Deines Kindes? Nimm doch gleich einen Rucksack… Musst Du Dir Notessen mitnehmen? Ohhh, Du weißt nicht wohin mit dem Haustürschlüssel, dem Bügelbrett und dem Hamsterfutter??? Bitte, meine Dame, bitte – heute Abend bist Du die Königin und Du lässt Dir Dinge hinterher tragen. In Deiner Clutch ist Puder, Lippenfarbe, Cash und die Karte fürs Hotel.

UNTERWÄSCHE
Zugegebenermßen, in Deutschland ist nicht ganz so viel Silikon unterwegs wie woanders, da kann es durchaus passieren, dass Frauen tatsächlich einen BH tragen. Sichtbar ist kein Problem, aber dann bitte in der richtigen Größe und Passform. Wenn das schwierig ist, dann bitte das einfachste der Welt tun und tunen – Klebeband und Kissen sind Deine Freundinnen. Auf einmal sitzt die Naht des Kleides an der richtige Stelle! Yay! Die Brustwarzen on display? Voll okay, dann kann frau sich den BH auch sparen. Sollen die besser nicht in der Zeitung erscheinen, zumindest nicht ohne dafür eine müde Mark zu sehen – es gibt Cover.

STRIKE A POSE
Körperhaltung sticht Outfit – Du kannst noch so gut aussehen, stehst Du da wie in Schluck Wasser in der Kurve, stehst Du da wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Das ist schade! Du bist auf einem fucking Roten Teppich? Dann hast Du etwas richtig gemacht, gib Gas! Selbst zwei Tage ungeduscht und in Pyjama wirst Du lächelnd, aufrecht und selbstbewusst darüber laufen, Dich fotografieren lassen und am nächsten Tag würde Pyjama als der neueste, heiße Shit ausgerufen werden. Mark my words. Müsste ich jetzt sofort über einen Roten Teppich laufen, wäre tatsächlich mein einziges Outfit ein Pyjama und ich wette, niemand würde darauf kommen, dass ich das Teil für einen zweistelligen Betrag in einem Nobelkaufhaus ergattert habe. Highheels/Ballerinas und Clutch, los geht’s. Das schlimme daran ist ehrlich gesagt, dass ich, zumindest in Deutschland, damit nicht negativ auffallen würde. Wäre mir zu wenig Glam, aber ich könnte in 30 Minuten los, davon 20 fürs Make-up, weil ich sonst kein Glam hätte, aber wer muss spontan auf einen Roten Teppich und weiß das nicht wenigstens einen Tag zuvor?!

GLAM
Wer sich keinen Schmuck bei Bvlgari leihen kann, Wempe anrufen. Oder bei BijouBrigitte einen dicken Haufen Accessoires kaufen, zum Beispiel alles, was sich als Armband umfunktionieren lässt, je mehr, desto besser. Ist der Schmuck unecht, dann Finger weg von farbigen Steinen, das sieht schnell blöd aus. Selbst echte Rubinen sehen zum Teil nicht schön aus, da muss alles stimmen – vertraue nicht Deinem Geschmack, mach Fotos und guck es Dir an oder frage jemand, die sich damit auskennt. Zarte Schmuckstücke sind schön, aber eventuell zu wenig, es muss zur Person schon sehr gut passen. Der billigste Glam ist immer noch Highlighter, Schultern, Schienbeine, immer rauf damit. Eine glitzernde Clutch aus Pailetten? Lässt sich für ein Appel und Ei vom netten Schneider um die Ecke nähen. Bottega Veneta ist nicht alles.

DAS GESICHT
Egal wie sehr Du Make-up hasst: Ein leichtes chemisches Peeling vorweg für einen glatten Teint unter der Foundation, ordentlich betonte Augenbrauen und etwas Farbe, ob als Rouge und/oder Lippenstift, müssen sein. Das Blitzlicht schluckt einiges an Farbe und Kontur, also nicht so schüchtern. Bis auf Tilda Swinton und Vampire ist das als Tipp das A und O, und es macht immer Sinn, in den Farbtopf zu fallen. Ist ja nicht der Edeka. Auf keinen Fall auf die Idee kommen, dass eine dunklere Foundation frisch macht! Vade retro. Und Puder, Puder ist Deine Freundin. Loser Puder for the win.

DIE FARBEN
Ich liebe Schwarz und “fühle” es, aber wenn ich etwas NICHT auf dem sogenannten Roten Teppich anziehen würde, dann Schwarz. Schwarze Spitze und Transparenz als Teil von Schwarz gehen gut, alles andere sieht schnell scheiße aus, außer es ist wirklich hochwertig aka Samt und Seide. Denn man sieht bei Schwarz einfach alles, jeden Fusel und jede Knitterfalte. Besser sind helle Stoffe, gerne groß gemustert, das macht sie elegant, Glanz und Glitzer sind immer super, gerade wenn man für einen Abend das Budget nicht sprengen möchte. Pailettengedöns gibt es auch günstig und würde aus der Entfernung gut aussehen. Polyesterkram geht auch, bitte gut anpassen lassen. Nobody’s gonna know. Es muss sitzen, darf nicht fuseln und nicht knittern; niemand wird nach dem Etikett im Innern des Kleides nachsehen. Im Zweifel ist es Vintage XYZ von der Mutter.

SCHUHE
Ja, hier muss ich selbst ein bisschen weinen, denn ich kann nicht in High-Heels laufen. Wobei, auf einen Teppich ginge es, Hauptsache ich komme da irgendwie hin ohne auszurutschen. Ich würde es, denke ich, riskieren. Die Sohle mit einem transparenten Antirutsch Gedöns bekleben wäre mein Tipp, und wirklich langsam gehen. Ansonsten bin ich Team Kitten Heels, als Sandale, und zwar egal wie kalt es ist. Flache Schuhe ja, wenn sie mit dem Outfit harmonieren oder es aber als Kontrast nutzen, wie ein puffiges, kitschiges Coktailkleid mit derben Boots. Überhaupt wären Schuhe das einzige, wofür ich ohne zu zögern ein Vermögen ausgeben würde. Roger Vivier statt Louboutin, Salvatore Ferragamo für uns ältere Damen und Aquazurra in erträgliche Höhe wären meine erste Wahl.

…wie immer gilt, wir sind alle Fashion Victims und leben im Kapitalismus, machen wir das Beste draus und sind nicht zu judgemental anderen gegenüber! Außer deutschen Frauen auf deutsche Rote Teppiche, das ist immer wieder erstaunlich unelegant und behäbig.

Klamotten für Nasskalt – norddeutsche Edition

Kurz die Nase rausgesteckt, den Inhalt des Kühlschranks evaluiert und beschlossen, heute im Bett zu arbeiten – der Rechner wärmt so schön, und ich kann meine Shoppingpflichten online absolvieren. Apropos Shopping, für alle die sich den Arm abfieren bei diesem Wetter, sich aber noch nicht in die Winterjacke werfen wolllen – just do it.

Ich liebe den Winter, den wir mal vor der Klimakrise hatten, jetzt ist es halt nicht kalt, sondern nass UND kalt, und das ist grauenhaft. Spätestens jetzt ist es hoffentlich jedem kalr, dass warm und bequem stets wichtiger ist als schick, es heißt jedoch nicht “stattdessen” sondern: AUCH! Warm, bequem und schick sind machbar. Das ist meine Kernkomptenez, denn ich friere immer. Ich würde jeden Lottogewinn für ein Leben mit immer warmen Füßen eintauschen, schnieff.

Hier sind meine Survival-Tipps

– 1-2 dünne, körpernahe Schichten sind wärmer als eine dicke, ergo ein Unterhemd und ein Langarmunterhemd drüber sind Trumpf, dann gerne Wolle oder Kaschmir. Fleece? MMhhh nein. Kunstfaser stinkt schneller, muss also öfter gewaschen werden, erzeugt Mikroplastik inder Herstellung und sind wir ehrlich, das eine Prozent auf dem Markt, das aus recycelten Plastik besteht, macht den Kohl nicht fett: 1%.
Wolle und Kaschmir lassen sich besser pflegen und sind langlebiger: Lüften statt waschen, und stopfen/flicken statt wegwerfen.

– Wolle(/Seide) ist teuer, aber das Beste als erste Schicht – Calida hat was mit Spitze, COS hat gute Merino-Shirts, Hanro ist besonders fein, und die Sporthersteller sind dafür auch keine schlechte Adresse. Man kann alles bei 30 Grad in der Buntwäsche waschen. Noch besser ist es, so lange es geht diese nur aus zu lüften. Die Sachen gehören nicht in den Trockner, sind aber schnell trocken.

– eine dünne Wolle/Seide lange Unterhose wirkt Wunder, man braucht dann obenrum weniger und schwitzt entsprechend weniger. Ja, ist unsexy, aber frieren ist unsexier. Geht auch unter einer Leggings, die allerdings nicht knackig eng sitzen sollte, sondern noch ein bisschen Platz hat. Calidas Leggings sind sehr kurz und daher nicht empfehlenswert. Kunert hat schön dünne Wollleggings, Soft Wool Cotton ca. 32 Euro, und von C&A bis Odlo gibt es Skiwäsche je nach Geldbeutel und Gusto. Falke hat dünne Merinoleggings oder dicke Sportswear, ab ca. 45 Euro.

– Thermoleggings für Schwangere. Japp, die sind hochgeschnitten, wer viel sitzt, wer im Rolli sitzt, sollte das ausprobieren!

– Mütze und Schal und wisst ihr noch, Masken? Die halten auch warm!

– bei Socken schwöre ich auf Laufsocken plus Wollsocken. Die Laufsocken isolieren, die Wollsocken wärmen; meine Go-to Kombi sind Wrightsocks doppellagige Laufsocken plus Falke. Was auch immer ihr nehmt, die Strümpfe dürfen nicht einschnüren und auch die Schuhe dürfen dann nicht knackeng werden, dann lieber zwei paar dünnere Socken auswählen. Thermosocken sind auch top, allerdings idR reines Kunstfaser, da ist eine dünne Baumwollschicht drunter nicht verkehrt.

– zwischendurch bewegen, auch wenn einem nicht danach ist, um den Kreislauf aufrechterhalten (mache ich natürlich auch nicht, aber ich weiß, wie es geht, haha…)Kniebeugen oder wird tanzen, kommt im shared office besonders gut…

– bes. für die ADHS Crew: Wenn Dir kalt ist, ist Dir kalt, egal wie die anderen gucken.

Office wear heißt ja Kragen. Unter Bluse/Button-Down-Hemd passt immer etwas warmes, dünnes mit Langarm und darüber ein dünner Merinopullover (MÄnner: Maerz München!) unterm Jackett. Kleider und Röcke sind völlig unterschätzte Lagenlook-Heldinnen, die wirklich warm halten und schick aussehen.

Michelin-Männchen Alarm gibt es bei dicken Daunenwesten: Hallo Moncler! Sehr beliebt bei Jugendlichen derzeit übrigens, über einen fetten weiten Kapuzenpulli. An Erwachsenen leider ziemlich cringe (sagt man auch nicht mehr, nur dass Ihr das wisst). Ich besitze selbst eine, und kann dazu nur sagen: Für mich kompletter Unsinn, man wird darin sehr warm am Rücken, friert aber trotzdem an den Armen. Optik ist eben nicht alles.

Ach, und weil Ballerinas wieder im Trend sind: Bitte nicht. Frieren ist so 2009!


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MIU MIU ist wieder in – für wen?

So ziemlich haargenau vor 15 Jahren habe ich an einem nicht besonders hellen Punkt meines Lebens mein Konto leergeräumt und eine Designer-Handtasche gekauft. Die Schweinegrippe hatte mich erwischt – kein Scherz, Notarzt, vierzig Fieber, alles ungeil und dazu eine Trennung.
Doch ich hatte ein Vogue-Abo, und da war sie drin: Die schönste Tasche, die ich je gesehen hatte! Keine Ahnung was in mich gefahren ist, ich rief jedenfalls die Zentrale von MIU MIU Deutschland an und erfuhr, wo sich die drei Handtaschen im gesamten Deutschland befanden. Wie der Zufall es so will – eine Coffer Bag in Hannover, eine Kreditkarte, und eine direkte Verbindung nach Hannover später…

Tagelang stand die Tasche neben dem Bett und ich schlug morgens die Augen auf, fragte mich wie bescheuert ich eigentlich gewesen sein muss neulich?! und freute mich und erfand Ausreden, die den kauft rechtfertigte. 990 Euro, die rein rechnerisch sich ausgezahlt haben, denn die Tasche kostet jetzt 1.500 Euro und ich kann sie immer noch für ein paar Hunderter loswerden. Ja, ich rechtfertige de Kauf immer noch, so will es das deutsche Gesetz von “Schaffe schaffe Häsule bauen, Du darfst Dir kein Luxus gönnen”.

MIU MIU ist momentan wieder in Trend. Ist es die günstigere Linie von Prada, wie früher? beileibe nicht – die Ausrichtung ist zwar vermeintlich auf ein jüngeres Publikum, aber die Preise sind stabil hoch. Wie konnte die Marke wieder hip werden und an ihrem früheren Erfolg anknüpfen? Und wer ist eigentlich die eigentliche Zielgruppe?

MIU MIU hat erstmal Strumpfhosen mit Logo und mit Pailleten bestickte Slips als Hose salonfähig gemacht. Wer also seinen modisch anorektischen Körper zur Schau stellen wollte und nochmal die Kaufkraft demonstrieren zur gleichen Zeit: Perfekt. Vermeintlich!
Tatsächlich ist eine gute Marketing Strategie dahinter gewesen und die Tabloids waren voll von Models, die dieses Outfit trugen und damit wieder Publicity bekamen. Natürlich kaufen sie den Kram nicht, sondern bekommen ihn geschenkt, ufff. Die dazugehörige Stylistin Lotta Volkova hat die Ästhetik von MIU MIU ganz wunderbar wiederbelebt. Eine schräge Ästhetik! Einen Gegen-Ästhetik eigentlich, denn alles sieht zusammengewürfelt aus und nichts entspricht dem klassischen Mode-Ideal, ist aber trotzdem nicht crazy, sondern grad’ noch tragbar. Sehr girly, sehr “rotzfrech”, eine moderne Pippi Langstrumpf, sowas in der Richtung. Jung und jugendlich.

Die Zielgruppe? Natürlich nicht die Jenner und Kardashians und Hadids dieser Welt, sondern, viel einfacher: Der asiatische Markt. Und damit meine ich geographisch unsauber Japan und China, wo das Schönheitsideal ähhhh eine Mischung aus europäischen Standards und Comicfiguren ist. Also wie überall, sehr dünn, sehr groß und sehr operiert ab einem bestimmten Einkommenslevel. Dazu kommt eine “Kawaii” Ästhetik, die MIU MIU recht lasziv bedient.

Wie alle Marken machen sie mit Accessoires wie Schuhe und Handtaschen ordentlich Umsatz und ja, die Balettslipper aus Satin für schlappe 700 Euro sind wieder in! Das Original von repetto kostet übrigens nur ein Bruchteil (220 Euro) – hat das aufgestickte Logo jedoch nicht, quel dommage…

Wer kauft also wieder MIU MIU und wieso ist die Marke auf einmal wieder heißer als LOEWE und Valentino und Gucci und die ewigen Luigi Vuttong?? Nun, es ist der typische Zyklus, mit dem die Modeindustrie heizt: Die Kunden haben den Schrank voll von den oben genannten Marken, also muss jetzt ein neuer Hype her, um den Markt anzutreiben.
Natürlich hat es auch damit zu tun, dass man sich eine neue Ästhetik kauft, nachdem man das bemüht witzige oder wie man es nennen soll von LOEWE nicht mehr sehen kann und auch Logomania wie Balenciaga und Luigi Vuttong out sind, zugunsten dem in Krisenzeiten lieber gesehenen Superluxus von “Quitte Luxury“.

Die Frage lautet: Lohnt es sich, MIU MIU zu shoppen, zum Beispiel eine ikonische Matelasse Handtasche in eine der neuen Formen?

Entscheidungshilfe:
Kannst Du Dich mit der Marke assoziieren, zumindest ein bisschen?
Also mit 30 habe ich mich mit der Marke assoziieren können, mittlerweile nicht mehr, ich persönlich würde passen, trage meine Tasche aber noch, weil ich sie habe.

Passt sie zu Deinem Stil?
Ist es Liebe oder nur ein heißer Flirt, der bei der Ansicht einer anderen, teureren Tasche erlischt?
Dann pack das Geld beiseite und kauf Dir nix. Warte bis es DAS Teil ist. Ein Taschensparkonto? Ja klar!

Hat die Marke Investment-Potential?
Nein, also wenn Du was kaufst, dann um es zu lieben und zu tragen. Es ist keine stabile Kiste wie Hermès, I’m sorry!


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Was ist Eleganz?

Die Antwort hat jeder vor dem Auge parat, bei einer genauen Beschreibung wird es schwierig. Ich habe Stil, sagt man mir seit jeher nach, oder eher Stile, die waren immer unterschiedlich, aber tatsächlich war die häufigste Zuschreibung “elegant” – ja, auch schon mal altbacken, spießig und andere nicht nett gemeinte Umschreibungen LOL. Ich mag alles mögliche, trage aber tatsächlich zeitloses und kombiniere wenige teure Stücke mit einer günstigen Mischung, alles angelegt auf “soll ewig halten”.

Für diesen Beitrag habe ich aber mit einer ebenfalls sehr stilsicheren Dame geplaudert und gebrainstormt, denn manche Dinge sind im Team nun mal besser. Auch als Bloggerin, ergo subjektivste Person der Welt, sollte man Fakten einfließen lassen; und als Stilberaterin kann ich nur sagen, der Spiegel von außen ist das A und O. Auch für mich, ich hole mir auch Feedback von Fachleuten! Gesagt, getan, die Dame ist schon seit Schulzeiten im Bann von Eleganz und Stil durch eine ihrerseits sehr elegante Mentorin gewesen und ihr Input hat meine Ansichten definitiv erweitert.

Zunächst: Eleganz ist Haltung. Achtung – TEXT!! Weiterlesen…

Die Farbe Rosa – das Spiel um Bedeutungsmacht

Nach dem Barbie-Hype spätestens ist Rosa so normcore geworden wie Jeans und Turnschuhe, zumal die Farbe seit mehreren Jahren trendet (die Modeindustrie setzt es uns ja auch vor).

Während sowohl 6jährige als auch 86jährige die Farbe Rosa lieben, die gemeinhin mit Weiblichkeit und Verspieltheit assoziiert wird, ist es immer noch ein ziemliches No Go, in bestimmten Settings in Rosa gekleidet aufzuschlagen. Als Frau natürlich nur. Männer in rosa Hemden sind hingegen chic.

Erinnern wir uns doch mal daran, dass Make-up, Absatzschuhe und helle Farben bzw. Rosa genuin männlich konnotiert waren, und das über Jahrhunderte und Jahrtausende sogar, wenn man Make-up im Sinne von Gesichtsbemalung versteht.

Wie ist es dann heute, wenn eine Frau sich rosig anzieht? Und da kommt einfach der kulturelle Kontext im Spiel, denn die Farbe ist “girly” und aufmerksamkeitsheischend, manche sagen immer noch “schwul” (blöde Homophoben!) und auf alle Fälle unseriös. Diesen Kontext übernehmen immer mehr Frauen in männlich stark besetzten Positionen und spielen damit, konterkarieren ihn: Die Anwältin, die ihre gesamte Kanzlei und Mitarbeiterinnen in Rosa getaucht hat (findet man auf Instagram und TikTok und ja, es ist eine richtige Anwältin!) und die Wissenschaftlerin, die im rosa Kostüm einen Vortrag hält, Dr Anjana Khatwa auf der FindingADA Konferenz:

Damit spielt man den Ball der vermeintlich schwachen, femininen Person zurück ins Feld der Misogynie – fürs erste, knabbert zudem gleichzeitig an der ursprünglichen Bedeutung der Farbe für Männer aka Macht. Was ist männlich? Was ist weiblich? Was ist überhaupt Geschlecht und wer bestimmt darüber, in einer Zeit in der man (wieder, muss man sagen) aus Rollenkonstrukten rausbricht?

Doch es ist alles nicht so einfach, und ich will das Besipiel sein, warum das echt schwer ist, Symbole neu zu gestalten, denn die Saat der internalisierten Frauen- und Selbstfeindlichkeit sitzt so tief, wie es eben nur kann, egal wie wahnsinnig aufgeklärt und belesen man ist. Ich nämlich, und es ist mir unheimlich peinlich zuzugeben, ich liebe Rosa. Ich liebe auch Fuchsia, das allerdings nicht so eine “weiche” Konnotation hat, aber wirklich wirklich lieben tue ich das helle, rosige, fluffige, freundliche und heitere Kaugummirosa.
Und? Abgesehen davon, dass ich künstlerisches intelektuelles *augenrollen* Schwarz trage, ist es mir schier unmöglich, in Rosa zu kleiden, ohne mich seltsam zu fühlen.
Die Assoziationen sind folgende: Zu kindlich, zu kreischig, zu jung, zu unseriös. Unseriös!
Oh, und diese Gedanken sind leider völlig normal. Jede*r von uns denkt das. Bis auf Kita-Kinder, denen man noch eintrichtert, dass Farben und Kleidung für alle da sind, was sich aber ab der 2. Klasse spätestens auflöst.

Leider gibt es nur eine Möglichkeit der Veränderung: Man muss diese Veränderung sein und nicht nur predigen, sondern auch leben.

Da sollte ich vorgehen, aber in diesem Falle ziehe ich mir elegant raus: Ich bleibe im Hintergrund, schwarz, und “verkaufe” allen anderen Farbe. Tschakka.

P.S. Mir fällt ein, dass in Tokyo manche Bahnstationen in einem Rosa-Melba waren, während das blaustichige Rosa synonym zu Kawaii stand. Was die rosanen Bahnstationen bedeuten? Vermutlich nichts, es ist lediglich ästhetisch.


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