Tja, leider tat ich es doch, und widmete der Zeitschrift sogar geschlagene 20 Minuten meines Lebens. Irgendwo in der Mitte wurde mir allerdings schlecht – Schmuck liebe ich, und gucken reicht mir, aber Fleischbeschau auf der gefühlten Ebene eines Pornos aus der Schmuddelecke einer VIdeothek (oder wie heißt das heutzutage?) ist auch mir zu viel. Viel mehr war die Schmuckstrecke nicht, die Zeitschrift hatte ich jedoch just aus diesem Grund gekauft.
Dazu ständig unterbrochene Artikel, die auf Seite XY weiter zu lesen sind; ich kenne das als jahrzehntelange Leserin zwar, aber diesmal waren es alle Beiträge (zumindest waren es diesmal, meine ich, glatt vier Artikel, die Text und keine Produktwerbung waren.)
Wie schlecht es der Zeitschrift geht ist nur zu bedauern, schließlich ist es eine Institution; die Chefredakteurin Christiane Arp sicherlich eine gute und erfahrene Journalistin. Die Zeiten sind jedoch hart – für ein Printprodukt 6 Euro auszugeben, das die kompletten Inhalte kostenlos ins Web stellt? Tja. Und dann wird man von Werbung belästigt, die früher in eine Vogue niemals platziert worden wäre (und da ist H&M noch das geringste Übel). Jede Seite ist faktisch Werbung – der Schmuck der Firma XY wird vorgestellt, die ein paar Seiten vorher oder nachher eine Printkampagne fährt oder wie es so schön heißt: Eine Anzeige geschaltet hat.
Das fällt mir jedoch sicherlich einfach nur mehr auf als früher, als ich nicht wußte wie der harte $$$-Hase läuft, und meine Konsum-Träume sich aus der Vogue speisten.
Die Zeiten sind vorbei, ich bin abgeklärt – oder bin ich konsummüde?
Sind wir aufgeklärter, was diese Dinge betrifft dank Internet und Konsorten, ist es eine natürliche Entwicklung des Alters (mit 20, 25 ist man noch so naiv und glaubt, Kleidung kauft einem eine Identität, was auch die Fülle an Fashion-Blogs sicherlich erklärt…) oder ist es schlichtweg eine Tatsache, dass es selbst DEM Print-Medium schlechthin der arrivierten Frau, der Vogue, schlecht geht?
Ich bedauere diese Entwicklung sehr, ich hätte fast ein Abo abgeschlossen, als in einer Ausgabe die Vogue sich explizit gegen Magermodels und minder-minderjährige Kindermodels aussprach. Leider sprachen sie sich nicht gegen den Fleischverkauf unter dem Deckmantel der Kunst (ich habe etliche Kunstkurse hinter mir, ich würde Kunst erkennnen wenn ich sie spüre…).
Um es auf Twitterdeutsch zu sagen: #ichkaufdasnicht.
Ich habe mir die septemberausgabe gekauft… und bin bekehrt. Muss ich nicht mehr haben. Stattdessen gönne ich mir die deutsche Ausgabe von Le Monde Diplomatique und lese jeden, ja wirklich jeden Artikel. Modekram etc schaue ich mir im internet an – es gibt ja tolle Blogs 😉
Vor Jahren habe ich die Vogue noch gekauft. Da hatte ich viel weniger Geld als jetzt, habe ich aber immer ein paar Kröten für ein damals noch tolles Magazin zusammengesammelt.
Nun bin ich schon lange durch mit ihr. Mich nervte auch die Werbung und die immer inhaltsloseren Texte.
Schade eigentlich.
Ich vermisse immer noch schmerzlich die Vanity Fair.
Dafür habe ich mir die Harper’s Bazaar gekauft. Halbwegs nett anzuschauen, ein paar nicht zu blöde Artikel. Ob ich sie noch mal kaufe, ist noch fraglich.
Übrigens fällt es mir seit diesem Jahr extrem negativ auf, wie manche Zeitschriten Anzeigen erlauben: man braucht oft einige Augenblicke, um das Ganze als Anzeige und nicht inhaltlichen Beitrag der Zeitschrift zu erkennen. Ganz übel bei Myself und ELTERN, aber viele andere machen das auch. Pfui.
beautyjungle kürzlich veröffentlicht..Mein Maybach unter den Lippenstiften: Burberry Lip Cover in English Rose [Review, Swatches]
Hey,
ja die Ausgabe habe ich auch daheim (noch aus einem Miniabo, da gibt es wenigstens einen 10er Gutschein für den türkisen Riesen dazu :))
Dieses pornöse Editorial ist mir auch missfallen. Ich habe aus Vogue, insbesondere den Anzeigen bereits während der Abizeit für den Kunstkurs diverse Kollagen gebastelt, die ich mir dann auch Tshirt gedruckt habe…ansonsten ist das echt viel Werbung für so wenig Lesen geworden, auch wenn manche Kampagnen sehr kunstvoll inszeniert sind.
Naja, bei manchen Praxen liegen noch Vogues rum, da muss man das nicht kaufen 🙂
Liebe Grüße aus München,
Sissi
Die Vogue gehört zu meinem Leben wie sonst kaum eine Zeitung – in ihr habe ich schon geblättert, bevor ich lesen konnte und ich bin mir sicher, dass dieses Magazin maßgeblich mein Stilbewusstsein mit geprägt hat.
Nach wie vor kaufe und lese ich sie gerne, auch, weil Print mir mehr Spaß macht als online lesen. In der angesprochenen Ausgabe habe ich wieder viel Schönes gesehen, auch die Schmuckstrecke hat mir gefallen, ich habe sie weder als schmuddelig noch “pornös” wahrgenommen.
Warum das so ist? Es geht bei Schmuck um Begierde und Verführung und wie könnte man das besser darstellen als mit einer ansonsten ungeschmückten Frau? Die Fotos an sich finde ich wahrlich sehr attraktiv, mich schockiert eine nackte Brust ganz und gar nicht. Ob diese formatfüllend wie auf Seite 214 dargestellt werden muss, kann man diskutieren, aber vollkommen falsch finde ich das nicht. Abgesehen davon ist diese Schmuckfotostrecke gerade mal 7 Seiten lang, im Vergleich dazu 33 satte Seiten Schmuck am Ende es Heftes ohne nackte Frauen.
“Inhaltlslos” finde ich weder diese noch sonstige Ausgaben, ich persönlich habe einiges Neues erfahren und vor allem die Artikel über die künstlerische Aufarbeitung von “Miss Dior” (Seite 149 ff) und Alexander Libermann (Seite 220 ff) finde ich sehr gelungen.
Die geteilten Artikel stören mich gar nicht, im Gesamtzusammenhang des Layouts macht es sogar Sinn, lange Textpassagen zu teilen – passiert so täglich bei vielen Tages- und Wochenzeitungen.
Thema Werbung: Auch die kann inspirierend und schön sein. Ich blättere auch hier gerne herum, auch, weil die Motive oftmals von von mir sehr verehrten Fotografen aufgenommen wurden. Zur Problematik der nicht direkt erkennbaren Werbung: in der oberen Ecke muss immer “Anzeige” stehen, wenn es sich um eine solche handelt und auch die Schriftart ist eine andere. Somit ist zumindest für mich klar zu erkennen, was editorialer und was gekaufter Inhalt ist.
Im Hochglanzsegment ist die Rechnung quer durch alle Sparten meines Wissens nach 50 % Werbung – 50 % editorialer Inhalt und mich stört das nicht. Irgendwie muss eine Redaktion sich schließlich finanzieren.
Wie auch immer, die Geschmäcker sind verschieden, ich mochte und mag die Vogue immer noch sehr, auch, weil hier in meinen Augen eine selbstbewusste und starke Frau als “role model” propagiert wird.
“Um es auf Twitterdeutsch zu sagen”: #ichkaufdasgerne.