Das erste Mal: Wissenschaftlerin

Been there, done that.

Endlich habe ich meinen ersten wissenschaftlichen Aufsatz geschrieben und auch auf einer internationalen Konferenz vorgestellt.

Der Stresspegel war unsäglich: Als die Zusage kam, nach einer kurzen Skizze (abstract) auch einen kompletten Aufsatz schreiben “zu dürfen”, war die Deadline gerade mal ein paar Wochen. Berufstätig und mit kleinem Kind, zwischendurch “alleinerziehend” wenn der Ehemann unterwegs ist – hurra! Abends und am Wochenende schrieb ich mühselig Satz für Satz zusammen.

Die Präsentation wurde am Abend vorher fertiggestellt, ist ja klar. Ich kann mich kaum an die letzten Wochen erinnern, ich bin abends einfach umgefallen.

Und dann hinfahren, kurz eintauchen, Vortrag halten gegen die Zeit (20 Minuten Zeit), Diskussion, fertig. Tief durchatmen.

Am Ende des Tages war ich so müde, ich hätte weinen können. Aber auch erleichtert.
Eine tolle Erfahrung, zumal nur solche Auftritte dazu berechtigen, in dem Elfenbeinturm der Wissenschaft reingehen zu dürfen. Ich musste mir bestätigen lassen, dass ich ja nun auch eine Wissenschaftlerin sei, und überhaupt, der erste Vortrag gleich in so einem Rahmen, toll! Inhaltlich auch super, und überhaupt.

…und ich so? Ich fühle mich wie eine Betrügerin. Nicht nur blieb ich weit unter meinen Möglichkeiten, stets denke ich dass meine Inhalte total trivial sind. Und überhaupt sei das alles “gar nicht so was richtiges”.
Das, habe ich neulich erst irgendwo gelesen, sei mal wieder ein typisches Frauenproblem. Na super.
Doch was passiert, wenn Frau rumläuft und erzählt wie geil sie ist? Sie wird niedergemacht, belächelt, oder einfach ausgeschnitten. Unsichtbar gemacht.

Deshalb ist es wirklich, wirklich wichtig, dass wir etwas tun und: Sichtbar sind*.

Also, hier bin ich, ich bin Bloggerin, und ich bin Wissenschaftlerin. Jetzt aber richtig!

—-
*Es gibt Bilder von der Konferenz, diese sind bereits online. Es sind überall fast nur Männer drauf, dabei waren eindeutig reichlich Frauen dabei. Typisch. Typisch?!

7 Gedanken zu „Das erste Mal: Wissenschaftlerin

  1. Wow, gratuliere ganz herzlich! Du hast das geschafft, was ich mir eigentlich vorgenommen hatte (habe dann dieses Jahr mein Doktorat endlich abgebrochen, hat zu nichts geführt). Kann gut nachvollziehen, wie Du Dich fühlst, so von wegen Betrügerin… Habe einen neuen Job angefangen, bei dem ich das Gefühl habe, ich kann absolut nichts und mache alles falsch, aber letzte Woche bekam ich dann einige Komplimente zu meiner Arbeit von Leuten, die wirklich Ahnung haben, das hat bei mir zu demselben Gefühl geführt. Eigentlich sollten wir sowas doch dankend annehmen und uns denken: hey, eigentlich mache ich doch vieles richtig.

    Jaja, und dass nur Männer auf den Bildern abgebildet werden… Ich weiss ja nicht, in welchem Bereich Du forschst, aber wenn es da besonders viele Frauen gibt, wollten sie vielleicht darauf aufmerksam machen, dass an der Konferenz auch Männer vertreten waren. Und wenn nicht, dann haben die keine Ahnung von Gleichstellungsarbeit. Kannst sie ja darauf hinweisen, meistens ist es den Leuten gar nicht bewusst, dass sie diskriminieren (hab letztens einen Gender Bias Workshop besucht, da wurde auf genau solche Alltagsdiskriminierungen hingewiesen). Ich kann nur aus Erfahrung sagen (arbeite in der Gleichstellung meiner Uni), dass die meisten ganz gut darauf reagieren, wenn man sie auf solche Umstände hinweist.

    So, bevor ich jetzt anfange, Berufskrankheit zu schieben und über Gleichstellung zu dozieren, arbeite ich lieber ein bisschen weiter. 🙂 Nochmals herzliche Gratulation, und Du darfst wirklich stolz auf Dich sein, das geschafft zu haben!
    Elissar kürzlich veröffentlicht..… GeburtstagMy Profile

  2. Meinen herzlichsten Glückwunsch!

    Die Gedanken des nicht-gut-genug-gewesen-seins sind aber glaube ich geschlechtsunabhängig und haben einfach etwas mit dem Anspruch an die eigene Leistung zu tun.

    Ein bißchen besser geht eben immer, aber man sollte realistisch genug sein um zu begreifen was einem unter den gegebenen Umständen möglich ist. Hat man unter diesen Umständen sein Bestes gegeben? Lautet die Antwort “JA!” dann sollte man beruhigt in den Spiegel schauen und sich sagen “Du bist eben doch ne geile Sau, wa!”

  3. Ich bin begeistert. Obwohl ich ehrlich nichts anderes von dir erwarte 😉
    Darf man den Namen des Vortrags oder das Thema erfahren?

    Ich fühle mich übrigens seit meinem ersten laienhaften Vortrag im Studium (Ekektrosmog, haha) ähnlich, denke “diese Banalität, und die hören zu”. Dein Ding, klar ist es für dich was anderes.

    Weiter so und teile ruhig mit den Betreibern, dass mehr Frauen da waren.
    beautyjungle kürzlich veröffentlicht..Bin bald wieder da!My Profile

  4. Super! Herzlichen Glückwunsch! Wunderbar niedergeschriebene Gedanken…:) So selbst schon oft gedacht!
    Meine beste Freundin (Meeresbiologin, Gebiet Korallen) erzählt auch immer diese Geschichten von Konferenzen und Präsentationen und Schwitzattacken und doch besser sein können.. bei mir ist das noch nicht so weit. Aber: GUT!! Mehr Frauen an die Wissenschaft!!
    Sunnivah kürzlich veröffentlicht..Leerer wird’s nicht mehr!My Profile

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