Die Farborgel und das innere Leuchten

Jaaa… ich muss mal etwas thematisieren, was mir doch schwer auf dem Herzen liegt:

Ich habe keine Lust mehr zu bloggen.

Mir ist aufgrund persönlicher Unzufriedenheit (und dabei geht es mir gut, zu gut vielleicht?!) aufgefallen, dass die ganzen Schminktiegel und teuren Taschen, die “Schönfärberei” und auch der dritte Friseurbesuch mich nicht schöner, weil eben auch nicht zufriedener machen.

Okay, zählen wir mal auf weshalb ich keinen Grund habe unzufrieden zu sein:
– Ich habe richtig gute Freunde und einen Mann, der mich liebt und erträgt.
– Ich habe ein Bombenzeugnis und Doktoreltern, die für mich sorgen.
– Ich bekomme Anerkennung für das, was ich kann – außer von mir natürlich.
– Ich sehe gut aus, trotz Brille und Männerjeans drehen sich richtig nette Kerle nach mir um!
– Ich bin gesund und mein Konto ist bloß so rot weil ich weiß dass da ab und an was draufkommt 😉

UND?
Gestern traf ich eine ganz tolle Frau, und da traf es mich wie ein D-Zug. Die Erkenntnis natürlich.

Farborgeln, so haben meine beste Freundin und ich unsere Schminkpaletten getauft, sie machen Spaß, sie machen sogar hübsch weil sie ein wenig hier und da Licht reflektieren, glitzern, schummeln. Aber diese Farborgeln können nicht leuchten, sie können nur reflektieren, dann nämlich, wenn von außen Licht auf sie scheint.

Meine Freundin hingegen, die gestern kaum geschminkt im Café saß, hat mich so angestrahlt aus ihren großen Augen, mit so viel Energie, Lebensfreude, Mut und Motivation, daß es mich aus den Socken gehauen hat.
Ich konnte mich regelrecht darin sonnen und sie strahlte auf mich über, weil sie mir klar machte: Kind, mal Dich weniger an und kümmere Dich mal mehr um Dich.

Sie… bastelt viel und hat gerade renoviert, dazwischen hat sie geschrieben und recherchiert, und ganz viele Leute getroffen. Sie ist keine eierlegende Wollmilchsau, sondern einfach ausgeglichen und zielstrebig.
Sie geht ihren Weg.
Sie steckt doofe Sachen weg, manchmal leichter, manchmal nicht, sie verbeißt sich in ihren Projekten und macht sie dann aber auch, sie vertraut, sie geht mit Menschen um, und sie hat Spaß an ihrem Leben und mit sich selbst, egal wie sehr sie über ihre Haare meckert (wäre ja sonst keine Frau).

Also – es wird hier mehr über Farborgeln geben, es ist ja doch zu schön, aber vielleicht sollte es hier mehr geben über das Eigentliche. Quo vadis, frau von heute? Wo geht unser Leben hin, für uns die nahezu alles können und nahezu alles haben?

2 Gedanken zu „Die Farborgel und das innere Leuchten

  1. Hallo Andrea! Es geht uns wahrlich viel zu gut. Dieses riesengroße Angebot an allem möglichen und unmöglichen um uns herum, das ist ja schon fast pervers.
    Ich beschäftige mich mit dem Thema Beauty+Konsum erst seit ca. einem Jahr. Davor hatte ich keine Zeit dafür. Ich hatte in meinem Studium zu tun, hatte viel zu arbeiten (nebenjobmäßig), hatte an Schuhen, Bekleidung, Hygiene-und Kosmetikartikeln nur das notwendige gehabt, und vielleicht ein kleines bisschen mehr.
    Seit ich mich mit dem Thema Beauty beschäftige, habe ich unzählige Cremes, Tiegelchen, Schminksachen durchprobiert, und das in der kurzen Zeit. Als ich dass alles für mich entdeckt habe, habe ich gedacht, wow, wie geil ist das denn. Mittlerweile ist die Begeisterung ganz schön abgeklungen, eben weil das ganze keine richtige Befriedigung bringt.
    Ich überlege in letzter Zeit immer öfter, mich mal ehrenamtlich zu engagieren, wieder arbeiten gehen (bin zur Zeit im Erziehungsurlaub), und zwar so richtig, damit eben keine Zeit für unbegründete Unzufriedenheit bleibt.
    Wie du über deine Bekannte gesagt hast, sie geht ihren Weg, und sie investiert wohl sehr viel Energie darin, und bekommt wahrscheinlich was zurück. Deswegen strahlt sie wohl so, auch ungeschmikt.
    Ich persönlich weiß nicht mehr richtig, wann ich das letzte Mal ungeschminkt gestrahlt habe.
    Beauty ist aber trotzdem schön, vielleicht nur in kleinerem Maße.
    Deinen Blog lese ich übrigens immer wieder gern und werde es weiterhin tun, weil ich finde, du machst das Thema Beauty intelligent. Da merkt man nichts von der Oberflächlichkeit, mit der man meistens Beauty in Zusammenhang bringt.

    1. Du triffst das was ich denke und wie es mir und uns, anderen Leserinnen geht, auf den Punkt. Es ist ein Teilstück der Spass macht, aber mehr auch nicht. Und ja, es geht uns zu gut. Ich denke dass es auch für uns Frauen eine neue Herausforderung gibt, denn auch wenn man alles kann, weiss man ja nicht unbedingt wohin damit.

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