Modern und altmodisch – wie Stift und Papier ein Anachronismus und Trend zugleich.
Chanels No. 5 ist sicherlich berühmt berüchtigt, eine Marke von deren Ausstrahlungskraft Chanel bis heute zehrt. Alles dreht sich um die zwei Cs und um No. 5, dessen Aldehyde schlichtweg stinken. Für jede und jeden unter Ende 30 zumindest.
Ich bin nun 29 (Hust!) und ändere meine Meinung. Offensichtlich braucht es eine gewisse Stumpfsinnigikeit der Nasepersönliche Reife um diesen Duft wert zu schätzen. Frau kann, muss es aber nicht. Ich nähere mich diesem Duft seit den 90er Jahren an, denn meine Mutter liebt Chanel No 5. Nachdem ich einmal mit ihr im Auto saß und den “Gestank” nicht ertrug, verbot ich ihr regelrecht den Duft. Natürlich bekam sie etwas anders stattdessen geschenkt. Mn aknn es mögen, man kann dazu kommen, es zu mögen, aber man muss es de-fi-ni-tiv nicht.
Beim ersten Erscheinen in 2007 ?! gefiel mit der Duft bereits ganz gut. Die Kopfnote, diese leicht pieksende und spitzige, hochgeputschte Seife oder gar scharfe Aldehyde: Das gefiel mir. Danach wurde der Duft platt und verschwand. Die große Flasche war mir zu groß, und angesichts der Auswahl an “nett!” Düften war mir das Geld zu schade. Weihnachten 2015 wurde der Duft reformuliert und mit großem Brimborium lanciert. Als Eau de Parfum bekam der Duft klassischen Flakon gesponsert und es wurden endlich auch 35 ml angeboten.
Während ich gegen das klassische Chanel No. 5 Eau de Parfum allergisch bin, jedoch nicht gegen das reine Parfum bzw Extrait, habe ich hiermit keine Probleme.
Nach der Eröffnung mit der stechenden und von mir geliebten Kopfnote (ähnlich bei Byredos Blanche zu finden), wird der Duft warm und weich und leider synthetisch. Nicht billig-plastik-synthetisch, aber eher wie eine Kunststoff-Abbildung von Vanille. Nicht unangenehm, da der Duft nicht mal versucht, so zu tun als ob. Es erinnert mich an eine bestimmte Ästhetik, die sehr zeitgemäß ist: Glatt-digitalisierte Gesichter und Oberflächen, die nicht mal versuchen zu leugnen, dass Bildbearbeitung und Filter die eigentliche Aussage sind.
Eau Première ist ein warmer und kuscheliger Duft, dessen seifige Kopfnoten immer wieder auftauchen. Die Haltbarkeit ist gut, wenn der Duft großzügig auf die Kleidung aufgesprüht wird.
Ein Kopfkissen-Duft, der Sauberkeit und Wärme ausstrahlt, allerdings nicht besonders viel Charakter hat. Dafür aber eben auch nicht anstrengend oder anspruchsvoll.
Für mich ist es ein absoluter Mami-Duft. Es klingt schrecklich, aber es ist dieses saubere und dieses weiche und etwas ruhige, altmodische, das der Duft ausstrahlt.
Weder wirkt es elegant noch edel, und es passt eigentlich nicht zu der Geschichte des Parfums, zu der Geschichte einer Frau (Nazi!), die zudem nie Mutter wurde. Eigentlich ist Chanel, wie so viele Marken, durch und durch nicht politically correct, gerade wenn ich mir heute die Pariser Schauen angucke, bei denen wieder hungrige und untergewichtige Gesichter über den Kleidern schweben.
Anyway, es wäre ermüdend alle Aspekte, die es gibt, in jede (Kauf-)Entscheidung einfließen zu lassen und manchmal ist es eben nur das – ein gemütlicher, runder Duft, der einem das Gefühl gibt, die softe Seite einer Mutter ausleben zu können.
Mein Fazit: Das perfekte Geschenk für Fashionistas jenseits von 25 😉 für Mütter und für die Oma. Aber auch für jemand, den man eher nicht gut kennt – die Marke stimmt und der Duft könnte ziemlich jedem gefallen.
Er gehört zu meinen absoluten Lieblings-Düften 🙂
Top!
ich bin vielleicht noch nicht reif dafür. bei anderen mag ich es, an mir geht die n° 5 leider voll nach hinten los.
Bärbel ☼ kürzlich veröffentlicht..REKLAME für Fitbit Charge HR und die Qual der Wahl
Ich mochte den super gern so mit 17/18 🙂 und dann ab ca. 25 gar nicht mehr. Auch heute (noch) nicht, dabei bin ich ü30.
Die Geschmäcker sind sind halt doch so verschieden, aktuell zieht es mich zu süßen und foodigen Düften hin: Guerlain Petite Robe Noire, Mugler Angel und Rabanne Olympéa, Prada Candy ist mir aber schon wieder zu süß. Mit allem aldehydischen kann man mich meilenweit weg jagen.
Ich bin gespannt, wann sich mein Geschmack wieder ändert, es heißt doch alle 7 Jahre ändert sich der Mensch… 🙂
Sonnige Grüße, Eva
tinted ivory kürzlich veröffentlicht..N°1/2016 Luxury Box | unboxing der Luxury Box N°7
hm.
nummer 5, die große 5. die hab ich mir als jugendliche ganzganz doll gewünscht (und aus mir heute unerfindlichen gründen nie getestet). chanel no. 5 war für mich der inbegriff des eleganten luxus. so lange, bis mein damaliger freund mir eine flasche auf einen gabentisch legte. ich war beGEIStert! bis ich den duft aufsprühte. peng. passte nicht zu mir (ossi-kleinstadtgöre ohne jedweden stil, dafür mit neigung zum gruftig-punkigen), roch komisch an mir. aber da ich nun mal wild entschlossen war, auch den duft zu lieben und nicht nur das bild, das ich mir davon gemacht hatte, trug ich den duft zu besonderen anlässen. die damit durchaus in bleibender erinnerung sind, weil der duft auch heute noch assoziationen auslöst.
irgendwann hab ich es dann aber kapiert und den flacon einfach in der parfumschublade stehen lassen und nicht mehr angerührt. symbol eines unerreichten traums, ausgeträumt.
das mit dem stil habe ich inzwischen gelernt (zumindest rede ich mir das ein *lach*), bevorzuge jetzt aber eine total andere richtung, in der mein geliebter punk-/rock-/gruftie auch zum spielen rauskommen darf *hehe*, john richmond sei dank! – und auch die parfums spiegeln das wider. io von etro – ich LIEBE ihn! mit etwas verveine von l’occitane akzentuiert, oder mit dem ikonischen la pantère, zack, passt.
der langen rede gar kein sinn: ich finde es toll, dass es so ikonische düfte gibt, schon allein der erinnerungen wegen, die sie auslösen können.
herzliche grüße ausm finsteren osten (heute wenigstens sonnig)!
[…] – ich liebe den Duft. Er ist wirklich gut gemacht und gefällt mir wesentlich besser als Eau Première, wo die Herznote plastik-vanillig wurde und so flach verblieb wie eine flatline beim […]