Zu den beliebtesten Beiträgen meines Blogs gehören übrigens die Duftrezensionen – umso verwunderlicher, dass ich nicht mehr davon habe. Düfte zu beschreiben bedeutet auch einen intimen Moment seiner Empfindungen zu teilen, die weitaus über Duftnoten hinaus geht.
Empfindungen und Bilder, gemeinhin das Werk eines Parfümeurs genauso wie das eines Malers oder Schriftstellers, bleiben zwar der Neu-Interpretation des Interpretierenden überlassen, eröffnen jedoch auch ein Blick auf die “Seele” des Dinges.
Sehr selten schreibe ich also auch mal eine rasche Rezension, in der Regel jedoch beschäftige ich mich mit Düften mindestens so intensiv wie… mit meinen Rezepten, die ich wochenlang zu Tode perfektioniere.
Natürlich ist ein Duft aus meinem Lieblingshaus und von meinem Lieblingsparfümeur ein Ereignis, immer wieder, und ich freue mich wenn ich erriechen kann, wie er bestimmte Sujets immer wieder aufnimmt, neu interpretiert und aus einer Duftsammlung eine Kunstreihe zu erstellen vermag. Alle Düfte des Parfümeurs Jean-Claude Ellean haben eine Verbindung zueinander… hier ist es der Ingwer. Und ein Hauch Ambra.
Nicht nur der Ingwer…
Natürlich muss man sofort den Vergleich zur leichteren Version heranziehen – oder auch nicht. Die Ähnlichkeit ist vorhanden, doch unterscheiden sie sich ausreichend, und für das Parfum habe ich deutlich mehr Komplimente bekommen.
Der Duft ist rund und ausgereift, er schneidet ab wie ein Jahrgans-Champagner gegenüber einem deutschen, hochwertigen Riesling-Sekt- Auf der einen Seite Tiefe, reife Noten, auf der anderen Seite Spritzigkeit, Frische und Aufregung. Es ist wie fliegen in Business oder das erste Mal in Economy über einen der großen Teiche.
Es ist wie ein Urlaub in einem 6-Sterne-Hotel am Gardasee gegenüber einem Backpacker-Trip nach Japan.
Edit: Es ist der Unterschied zwischen einem feinen, weichen und warmen Kaschmir-Seidenmix und kalter Batist-Baumwolle.
Beides also tolle Düfte, doch unterschiedlich im Konzept.
Beim Parfum gibt es eine deutlich bessere Silage, und auch ein längere Haltbarkeit. Champagner, Ingwer, Amber ( den man bei der Merveilles-Linie wiederfindet) und ein Hauch Schwermut runden diesen edlen Unisex-Duft ab.
Natürlich habe ich ihn an meinen Ehemann getestet, denn manche Düfte scheinen mir passender auf männlicher Haut. Es gefiel mir nicht gut – dieser dunkle Flakon, dieser tiefere Duft passt deutlich besser zu einer “dunkleren” Person.
Jean-Claude Ellena bleibt seinem Credo treu, auf höchstem Level ein Gesamtoeuvre zu schaffen, das zugänglich bleibt. Kunst braucht gutes Handwerk keine Frage, doch auch ein Hauch Synästhetik, Irrsinn und Bescheidenheit.
In den Duftnoten kommt übrigens ganz kurz Rose durch. Fantastisch!
Weitere Noten laut Interview mit Ellena:
Hölzer, Amber, Blüten, Kardamom, Wacholder.
Nachfüllbar. 35 ml ca. 70 Euro im Flakon.
P.S. Wenn ich als Schwangere mit überempfindlicher Nase diesen Duft als einen von wenigen ertrage, spricht es Bände. Qualität, Rafinesse, Komplettheit.
den MUSS ich haben !!! ich bin der ” leichteren ” Version verfallen auf immer und ewig
Hihi! Der ist anders, und ich mag den sogar lieber.
Eine schöne Rezension, da riecht und fühlt man den Duft schon beim lesen.
Viele Grüße
Martina