Es gibt einiges für uns zu lernen, liebe LeserInnen, und ich fürchte es wird uns allen wenig gefallen.
1. Glasverpackungen sind leider nicht umweltfreundlich, sondern eine ziemliche Sauerei und werden aus Image-Gründen verwendet.
2. Das NaTrue Siegel ist zurückgerudert und hat nicht mehr die Kennzeichnung 1, 2 oder 3 Sterne für die jeweilige Qualität des Produktes. Es gibt zwar Gründe weshalb solche Siegel in der Praxis schlecht umsetzbar, allerdings hat der Siegel nun gar keine Transparenz mehr.
3. Leider ist ein Produkt mit ökologischen Inhaltsstoffen nicht unbedingt ein umweltfreundliches. Es spielen viel mehr Aspekte hinein wie Fertigung, Verpackung und Transport sowie Recycling.
So, dann versuche ich das mal aufzudröseln…
1. Glas ist im Recycling ein Energiefresser. Und da Glasflakons nicht einfach gereinigt werden, sondern geschmolzen und wiederaufbereitet, ist der Energieverbrauch horrend. Hinzu kommt ein eklatant höherer Kraftstoff-Verbrauch in der Logistik, sprich das Zeug wird mittels vielen Abgasen durch die Gegend gekarrt.
In Japan erzählte mir ein Konferenz-Teilnehmer, der vor zehn Jahren in der Verpackungsindustrie gearbeitet hat, dass WELEDA rein aus Imagegründen die Glasflakons behält. An sich sind die billig wirkenden Kunstoffverpackungen eine umweltfreundlichere Alternative (derzeit) weil sie sich recyceln lassen und auch in der Herstellung bei weitem nicht so energieaufwendig sind. Tut mir ein gefallen und fragt die Unternehmen eurer Wahl nach einem Carbon-Footprint für deren Produkte.
Die Unternehmen alleine kann man schwerlich belasten, denn auch der Konsument ist am Zug. Während das Unternehmen eigentlich in der Hinsicht für Transparenz und Aufklärung des Kunden sorgen müsste und der auch mal zuhören könnte!, haben beide Parteien einiges versäumt.
2. Das NATRUE Siegel ist eine Non-Profit-Organisation. Aus dem Geld der Industrie natürlich. Der Hersteller.
Was liegt also näher, dass diese deren Interessen bedient? Das muss nicht zwangsläufig mit den Interessen des Verbrauchers kollidieren (und wer daran glaubt, wird selig, schließlich heißt Verbraucher Konsument bzw. laufende Brieftasche). Kurzsichtig.
Korrekt ist dass sich die Produkte nicht alle mit gleichen Kriterien messen lassen. Man kann kein Öko-Rasierschaum machen, der schäumt einfach nicht. Man kann ihn aber aus überwiegend natürlichen Inhaltsstoffen herstellen.
Die Shampoos? Auch eine andere Geschichte als zum Beispiel ein Körperöl.
Bislang konnte man anhand der Sternchen zumindest einigermassen erkennen auf welchem Level sich die Produkte befinden. Das scheint es nun nicht mehr zu geben. Der Verbraucher muss nun entweder die Homepage besuchen und sich erkundigen oder aber auf das Image der Firmen vertrauen und auf die üblichen Schlagworte. Transparenz war gestern, heute ist mit einem Siegel ganz viel Geld machen angesagt.
3. Siehe 1 zum Thema Glasverpackung. Es bleibt dabei dass ökologisch hergestellte Ingredienzen für Kosmetik (aber auch Lebensmittel etc.) eine niedrigere Umweltbelastung darstellen. Wie werden diese jedoch transportiert und verarbeitet? Wie energieaufwendig sind die Prozesse von Reinigung und Mischen der jeweiligen Formeln? Ist ein Öl besser als eine Bodylotion, die sehr energieaufwendig als Emulsion hergestellt werden muss? Immerhin bedeutet jeder Verarbeitungsschritt Energieaufwand. Wie sind die Transportwege? Hier hergestellt, drüben etikettiert, dann dort abgefüllt und dahin gekarrt?
Die Unternehmen wissen ganz genau wie sich das im Ganzen abspielt und lassen sich die Energiekosten beim Produkt natürlich mitbezahlen.
Wieviel Öko ist dann öko – es kann so nämlich sein dass ein FLORENA Produkt mit ein, zwei Inhalttsoffen aus Bio-Anbau aber mit besserer Verpackung und Logistik umweltfreundlicher ist als meine geliebte Öko-Bodylotion von WELEDA, die in einem winzigen Glasflakon daherkommt und dann noch nicht mal lange hält.
Fazit: Nicht alles ist grün, was grün glänzt.
Und leider bleibt uns nur eine Sache, die wir alle doof finden und aus der wir nicht herauskommen: Wir sollten einfach weniger verbrauchen*.
*sagte sie und zählte verschämt ihre Lippenstifte.
nö, das fazit finde ich nun alles andere als doof, weil es richtig ist.
man frage sich doch nur mal, ob man das, was man gerade kaufen möchte, wirklich braucht. nicht: macht es mich “happy”, sondern macht es mich glücklich? braucht man die 10. jeans? kosmetik in jeder nuance? ständig neue dekoteile? accessoires? neue handys, nur weil sie schick sind? wirklich jeden scheiß, der einem angeboten wird?
wenn man mal ne zeitlang mit sehr wenig ausgekommen ist, dann weiß man, in wieviel überfluss wir leben, ohne sich dessen bewußt zu sein.
eigentlich belastet das “mehr” nur und macht das leben weder schöner, leichter noch besser. und einen selbst auch nicht schöner.
weniger IST mehr. in vielerlei hinsicht!
ach so, und ‘öko’ ist in erster linie marketing, eine wundervolle cash cow und nicht eine bessere welt!
Ich liebe die Florena Aloe Vera Bodylotion!
Und ich habe nur… 9 Lippenstifte. Naja, nur ist gut…
Aber du hast schon Recht. Ich stelle mir auch manchmal solche Fragen. Wobei Weleda ja quasi bei mir um die Ecke hergestellt wird, von daher wäre der Transportaufwand nicht so erheblich. Aaaaber, ich bestelle meistens meine Weledaprodukte in der günstigsten Versandapotheke, und die sitzt bestimmt nicht am Ende meiner Straße…
Die Begriffe Öko und Naturkosmetik sollte man halt nicht über einen Kamm scheren ^^…
ich glaube das hat was damit zu tun, dass öko immer mehr mit guter qualität/luxus als mit nachhaltigkeit zu tun hat – wenn ich mir die käsetheke im bioladen so anschaue, dann ist das ist dekadenz pur…
trotzdem wird alverde auf facebook geflamed, weil sie keine glasverpackungen benutzen, das sei ja soo viel umweltfreundlicher… die einzig wahre nachhaltigkeit ist eben, den konsum zu minimieren, aber das will ja keiner hören 😉
die drei sterne vom natrue-siegel fand ich aber ohnehin quatsch, denn die sagen ja m.m.n. eh nicht viel über die produktqualität aus, nur über die herstellungsbedingungen. ich sag nur wässerchen, die zu 95 % aus (bio!)alkohol bestehen und drei sterne haben…
@Kaddi – aber sie sind dann ja dennoch aus kBa. Es sagt eh nichts über die Qualität aus, ob die einem zusagt ist ohnehin sehr subjektiv. Aber es ist gut zu wissen dass das Öl eben Demeter ist und nicht verseucht. Ich nehme das gerne als Entscheidungsgrundlage. Die einzelnen Produkte müssen dann bestehen, nicht alles was ein Siegel hat ist gut/lecker/ordentlich. Zum Teil ist es auch geldmacherei mit Siegel. Aber es ist transparenter und ich kann mich entscheiden ob so oder anders. Weißt Du was ich meine?
ja auf jeden fall 🙂 ich hab mich eig. auch nur darüber geärgert, dass die meisten leute (nicht du 😉 ) gar nicht so recht wissen, wofür dieses sternesystem steht und dann denken, 1 stern wäre minderwertig, obwohl das ungefähr dem bdih entspricht und dadurch konsumenten auch in die irre geführt werden. naja, so ganz glücklich bin ich mit natrue auch nicht, allein weil sulfate im shampoo erlaubt sind. auf die inci gucken werde ich also nach wie vor.
genau, auf die INCI gucken muss man, aber ich wüsste gerne ob das zeug dann jeweils aus kba ist oder nicht. es wird immer mühsamer. schade eigentlich. sulfate sind auf meiner kopfhaut der “burner” haha…