Darf ich erst einmal die nackten Fakten abliefern? Der Flakon ist nachfüllbar, Preise variieren je nach Anbieter. Parfümeur ist der von mir verehrte Jean-Claude Ellena, Hausparfümeur von Hermès, dessen letzter Geniestreich meiner Meinung nach Un Jardin apres la mousson und Voyage d’Hermés waren.
Zunächst – nie, nie, nie im Leben würde ich deisen Duft dem Hause Hermès zuschreiben. Gut? Schlecht?
Der wundervolle Flakon erinnert sehr an einer Whiskyflasche, die einem kostbaren, guten Tropfen enthält. Blumen sollen jedoch diesen Duft bestimmen, lauter Blumen.
Doch ach! Als ersten Eindruck über mehrere Tage hatte ich nur eines: Honig. Die Honignote, seit Serge Lutens’ Duft Miel de Bois scheinbar eine in den Mainstream geratene Duftnote, bläst laut in den Horn.
Die Blüten habe ich viel, viel später erschnüffelt, und der Duft ist doch faszinierend, weil er etwas untypisch ist und weil er wirklich Zeit braucht. Drei oder vier Wochen schnuppere ich nun herum, und ich finde immer wieder neue Nuancen. So untypisch dieser Duft ist, schließt er doch an Ellenas Werk an durch die Duftnoten, die ineinander verlaufen, weniger verspielt als vielmehr verflochten.
Wie immer nicht sonderlich vorlaut, ist die Haltbarkeit gut und die Sillage schön (für die Kenner…) aber ich muss es ein wenig einschränken – momentan kan ich besonders gut riechen, weshalb mir der Duft sogar heftig vorkommt.
Wenn ich aber ganz ehrlich bin? Als ich den Duft ausgepackt habe (Scheiß auf die Pressemappe, Infos und sonst welchen anderen Rezensionen…) schoß mir sofort ein komplettes Gemälde vor dem Auge und die Verbalisierung dazu lautet:
Gott hat auf einer Blümchenwiese Sex.
Nun – problematisch, weil Gott? Männlich, weiblich, neutrum, hat mit wem? Sex und was ist mit denen, die nicht an Gott glauben?
Einzig die Blümchenwiese, einem Gemälde entsprungen, war sofort vor meinem inneren Auge. Bienen summen herum, die Wiese lebt und bebt, dazu die Ahnung von nackter, warmer Haut. Ein heller, träger Sommertag, noch nicht sehr warm, um die Mittagszeit.
Ich liebe den Duft noch nicht, ich muss ihn mir noch länger erschließen, aber ich finde ihn ungewöhnlich und auch entdeckenswert, vor allem anders. Ich könnte mosern, dass er ganz schön in die Mainstreamecke geht, aber das tat auch Un Jardin sur le Toit – nicht. Trotz der damals sehr hypen Note von Apfel und Birne hat Ellena aus dem modischen Noten etwas anderes gemacht.
Das ist eben der Unterschied zwischen “Mode” und “Stil” – sich dem Zeitgeist anpassen, aber immer die eigene Signatur sein.
Ich bedanke mich recht herzlich an die Öffentlichkeitsabteilung von Hermès, die mir diesen Duft lange vor Launch zur Verfügung gestellt hat,so dass ich ihn in Ruhe und sehr genussvoll kennenlernen konnte. Einfach großartig, da ich jedes Jahr vor Neugierde sterbe und es zu meinen persönlichen Highlights gehört. Fast hätte ich ja meinen Nachwuchs Jean-Claude getauft, wenn ich ehrlich bin.
Auf Euer Urteil bin ich sehr gespannt – wo sind die Ellena Fans und was sagt ihr dazu? ..ich merke, ich kann ihn nicht wegtun, obwohl er mir anfänglich bestenfalls ein Stirnrunzeln entlockte.
Wann soll der rauskommen? Ich hab in München alles abgesucht letzte Woche, kein Laden hatte ihn 🙁
Schnikki aus dem Beautydschungel kürzlich veröffentlicht..Die ganze Affenbande brüllt: Sisley Phyto-Ombre Éclat “banana”
Gott ich liebe diese Parfümbeschreibungen.
Ehrlich, meine liebsten Artikel bei Dir.
Besonders das Interesse an den “Background” Infos wer von wem.
Agata: My pleasure 😀
@Schnikki: Habe den Duft in der Parfümerie Wiedemann schon vor dem offiziellen Launch gekauft und in der Drogerie Müller im Tal gesehen.
Hasenkind, danke!
Bis ins Tal bin ich nicht gekommen 🙂 gehe nur zu dem am Bahnhof. Und Wiedemann-Parfümerien sind auch bisschen weiter weg, ich hatte nur bei den üblichen Verdächtigen im Zentrum geschaut.
Pilgere dann heute mal ins Tal!
Schnikki aus dem Beautydschungel kürzlich veröffentlicht..Die ganze Affenbande brüllt: Sisley Phyto-Ombre Éclat “banana”
ich habe ihn vorhin geschnuppert.
die verkäuferin sagte: ich bitte sie vom ganzen herzen, geben sie ihm zeit sich zu entwickeln. und sprühte ihn auf meinen arm.
mein erster gedanke war ebenso wie deiner: niemals is das hermès! der flakon ist auch recht untypisch, wie ich fand. aber gut, zurück zum duft: zuerst roch ich irgendwas zitrisches. war ganz okay. ich war noch ne halbe std im laden, aber der duft hat sich, für mich zumindestens, nicht weiter entwickelt.
er blieb so, wurde aber später noch extremer. hat mir nicht gefallen. deshalb habe ich den neuen von issey myake mitgenommen.
Anonymiss kürzlich veröffentlicht..Von neuesten Eroberungen und fantastischen Konzerten
[…] Frucht wäre geil, mehr Jasmin, auf GAR KEINEN FALL mehr Honig. Damit hat sich schon Ellena beim regulären Jour d’Hermes kein Gefallen […]