Okay, ich besitze zu viele Lippenstifte. Ich benutze sie auch! Und ich habe auch ausgemistet, wenn ich die auch nicht losgeworden bin. In meinem privaten Umfeld ist schminken das, was bei mir als Rest nach dem Abschminken zurückbleibt, und so kann ich auch als schlechtes Vorbild nicht ausreichend dazu inspirieren, diese drei anderthalb Minuten in sich selbst zu investieren. Zeit ist ein Faktor und sich den Kopf darüber zerbrechen ebenfalls.
Machen wir es doch einfach – ein Lippenstift, der immer passt und immer geht, der gepflegt wirkt aber nicht aufdringlich und der zaubern kann. Ein No-Brainer. Was ist das Stichwort?
Nein, nicht nude. Nein, nicht Lipgloss! Wollt ihr mich veräppeln? Nein, auch kein getönter Labello. Jetzt mal im Ernst.
ROSENHOLZ! Rosenholz kann zaubern! Diese eierlegende Wollmilchsau kommt in den unterschiedlichsten Ausprägungen daher (ähnlich wie Meisenvögel LOL) und kann daher, richtig ausgesucht, zaubern.
Der richtige Unterton – sei es rosa, rot oder braun oder gar violett! zaubert sofort einen klaren Teint und macht frisch. Gut aussehen, das will ich mit Make-up, und zwar nach meinem Gusto. Und wenn es manchmal genau das ist: Frisch und frei, dann eben Rosenholz. Nicht weil es “soll”, sondern weil es so schnell so viel kann und natürlich weil ich Lippenstift liebe!
Hat das eigentlich mit Emanzipation zu tun? Während manche Frauen natürliche Schönheit bevorzugen, hört man auf Nachfrage am häufigsten “keine Zeit” und am zweithäufigsten “mein Partner/Ehemann/Bettgefährte mag es nicht”. Ähm, joa.
Finden wir also hier die Fehler:
1. Keine Zeit. Ich weiß. Wenn ich etwas kann, dann ist es innerhalb von sechzig Sekunden jemand zu schminken. So dass man besser aussieht, aber nicht angemalt, und so, dass man lernen kann es ebenfalls in 60 Sekunden hinzubekommen. Dafür muss man einfach mal zwei Wochen durchhalten und das Ganze jeden Tag durchziehen. Nun kommen wir zur Ursache dessen, warum frau keine 60 Sekunden in sich selbst investiert: Faulheit, Arbeit, Kinder. In der Regel alles zusammen. Erstere ist entschuldigt, was soll ich sagen. Arbeit, wie immer knapp dran und vorher die Kinder wegbringen und noch die Wäsche in/aus dem Trockner und Frühstück für alle und… Viele Frauen sind in der Woche faktisch alleinerziehend, da wird duschen zum Luxus und eincremen kommt gar nicht in Frage. Oder man will sich wenigstens bei der ersten Tasse Tee nicht stressen. Daher muss frau auf die Idee kommen, überhaupt diese Zeit für sich einzufordern von sich und anderen. DAS ist der Knackpunkt! Wo ist eigentlich der Erzeuger der Blagen, was macht der denn? Ach, der ist arbeiten und dann muss er sich erholen… Kein Kommentar.
Und – was wäre so verwerflich, im Büro sich auf dem Klo schnell einen Lippenstift draufzuknallen, oder bevor man aus dem Auto aussteigt, oder in der Bahn…? Zähne putzen, anmalen, raus? Die Kita verlassen, anmalen, weiter?
Wenn ich alleine bin und um acht das Kind und anschließend mich pünktlich ins Meeting bringen muss, setze ich mich auf die Kita-bank hin und male mir die Lippen an, bevor ich weitergehe. Das dauert etwa 10 Sekunden wenn es hochkommt. Durchatmen. Und dann geht es weiter. Ein paar belustigte oder erstaunte Blicke habe ich einkassiert, aber hey. Der Lippenstift ist eben nicht angewachsen, sondern draufgemalt.
2. Der Mann mag es nicht. Seufz. Ich habe tatsächlich beim Schreiben laut ausgeatmet…!
Auch das kann ich nachvollziehen: Parfum das er nicht mag, kaufe ich nicht. Lippenstift den er naja findet, kommt in die Ecke. Es geht aber grundsätzlich nicht, dass ich ob meines Parfums oder meiner Schminke, Bekleidung oder sonstiges in Frage gestellt werde, und das vom Partner! Das ist kein Charakterzug, sicher, sondern nur ein… Hobby? Aber vielmehr als das, es ist meine eigene Entscheidung und mein Körper, mein Gesicht, mein Geld. Wem ich auch immer Macht darüber gebe durch eine etwaige Entscheidungshoheit, will gut überlegt werden. Mein Kind mag kein Lippenstift? Würde ich ihm als einziger durchgehen lassen. Weil es da nicht um Macht geht, sondern um “es klebt”.
Es geht also nicht einfach um Lippenstift, sondern tatsächlich um Emanzipation und um Freiheit und Selbstbestimmung. Es ist ein als lächerlich empfundener Ausdruck dafür, weil alles, was Frauen machen, als latent lächerlich betrachtet wird – aber hey. Auch das ist ein Kampf, der jedoch innerhalb von 5 Sekunden mit dem richtigen Lippenstift gewonnen ist.
Hoppla. Wie kann ein Lippenstift Vergleich in feministische Kampfesrede ausarten? ich weiß auch nicht.
Also. Hier sind sie, die unterschiedlichsten Töne, die man am besten nach Bauchgefühl aussucht bei Blindbestellung oder vor Ort ungeschminkt (!!) mit einer guten Beraterin.
– Chanel Mademoiselle – der Klassiker. Eher neutral bis warm, leicht rosig bis pfirsich, schön cremig und deckend, und eben Chanel.
– Der luxuriöse Tom Ford in der Farbe Indian Rose ist pflegend, rosig-kühl und eher sophisticated. Auf der kühlen Seite angesiedelt, passt er nicht zu warmen, gebräunten Hauttönen, aber zu allem in Spektrum hell und aschigblond.
– Brownie von Bobbi Brown ist zurecht ein Klassiker, der allerdings auch auf der kühlen Seite angesiedelt ist. Er sieht mit rosigem Blush am besten aus, und verträgt sich gut mit lila Lidschatten. Die Konsistenz ist fein und trocken, die Farbe hellt dafür die Zähne auf und ist ein sofortiger, unkomplizierter Frischmacher.
– Raisin von Bobbi Brown ist schon recht dunkel und rötlich braun, kurz davor die Rosenholz-Ecke zu verlassen. Wer einen herbstlichen Ton sucht, etwas mehr Kontrast, oder generell neutral-warme Töne, kann sich den hier anschauen. Bei mir ist die Wirkung fantastisch, ich sehe damit total frisch aus, obwohl der Ton nicht gerade hell ist.
Generell gilt – der Lippenstift sollte die Farbe des Zahnfleisches in dunkel haben. Auftragen, ordentlich grinsen, und schauen ob es harmoniert.
Rosenholztöne gibt es wie Sand am Meer, in jeder Preisklasse und jeder Richtung. Ausprobieren! Ich rate gerne von metallischem Glanz ab, das sieht nach 80er Jahre Solarium-Uschi aus, und das kann nicht mal Tom Ford ändern. Schimmerpartikel können sich generell unschön absetzen, also Finger weg.
Lieber mehrmals in die Parfümerie gehen bis man etwas kauft, und dann nicht auf den Preis schauen.
Was einem gefällt, wird nämlich auch wirklich getragen, und darauf kommt es an.
Oh Gott…Raisin! Kommt auf die Liste! Und ja, Feminismus und Lippenstift passen super zusammen, genauso wie Feminismus ohne Lippenstift (wenn frau keinen Lippenstift mag, egal was andere dazu meinen).
(Ich schminke mich übrigens im Bus, weil ich zu unchristlichen Uhrzeiten raus muss. Kenne ich so aus England und mir is es egal, ob hier einer komisch schaut…meine 60 Sekunden verteilen sich oft auf Haltestellen, ansonsten sehe ich schnell nach Panda aus. )
Haha, das mache ich auch gelegentlich , man darf sich nicht auf die Reifen setzen… Eine Herausforderung ist sicher der rote Lippenstift. Da braucht Frau eine ruhige Hand 😂
Als generell etwas jünger aussehende Frau hat Lippenstift immer den Vorteil dass es erwachsen aussieht. Manchmal ist es wichtig gesiezt zu werden und so gerne ich locker bin, merke ich dass es für Frauen erhebliche Nachteile hat. Und Mädchen tragen kein Lippenstift Punkt aus! 👻
Andreea kürzlich veröffentlicht..Bitte spenden
das kenne ich…ich regel das mit Brille. Plus – ich bin groß, das hilft auch.
Rosenholz geht immer. Charlotte Tilbury Bitch Perfect ist so ein Ton! Oder burberry Nr. 11 ( Name ?). Trotz meiner Unzahl v Lippenstiften haben diese beiden die sichtbarsten Abnutzungserscheinungen. Ich benutze dann häufig noch ein gloss drüber, nur so ein paar Tupfer.
Die 11 ist Antique Rose, ein rosa Klassiker. Ein bisschen heller, eher rosig. Schöner Ton! Die neuen CT Lippenstifte habe ich nicht weiter beachtet, ich habe ja zwei und trage sie beide nicht. Nice, not good enough 😉 bei Lippenstiften bleibt mein Herz bei TF und Chanel und mein Geld… das viele Geld… leider auch.
Andreea kürzlich veröffentlicht..Rote Lippenstifte mit gelbem Unterton