Schwangere essen Regenbögen und pupsen Schmetterlinge – warten auf Godot oder: Ent-Bindung oder: Last call

Ich hoffe, das wird der letzte Teil dieser Reihe mit Schwangerschaft – die Mutterschaft dürfte zumindest für den Anfang ebenfalls reichlich Inspirationsstoff liefern…

Wer die ersten Teile verpasst hat, kann hier gerne nachlesen:
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Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4
Teil 5

Ich habe kein Bock mehr! Das Baby kann jederzeit kommen, oder auch nicht – der Ehemann und ich sind unglaublich angespannt. Absehbar ist, dass unser Leben bald Kopf stehen wird. Dass wir es hin bekommen, okay, aber zwei sehr ungeduldige Kopfmenschen auf den letzten Metern so warten zu lassen? Lieber Sohnemann…!

Und was geht so?

-Solange ich noch kann, möchte ich einen Dank aussprechen:

An meine LeserInnen. Danke für Euren Feedback, fürs Mitfiebern, für die eine oder andere Mail, für den Spaß, den ich habe für Euch zu schreiben (ist ja doch nur für mich…).

An den Physiotherapeuten Axel Gosch, dem ich zu verdanken habe, dass ich mich noch bewegen kann.

An Bellybutton, die für viel Geld gute Kleidung machen, so dass frau nicht jeglichen Selbstrespekt verliert. Zu hoch ist das Risiko, in Schatzis Kleidung ungewaschen auf der Couch zu enden. Solange man sich aber noch etwas Nettes und vor allem Bequemes über den 114cm Bauchumfang ziehen kann, steht frau eben noch auf und geht auch noch raus.

An meine Frauenärztin, die zwar sehr tough tut, aber nicht nur wirklich fachkompetent ist, sondern auch ein Herzchen (von wegen weicher Kern…) mit sehr guter Menschenkenntnis.

An Ulrike Sinemus, die den Geburtsvorbereitungskurs geleitet hat (für Mit-Dörfler: http://www.ulrike-sinemus.de/ )

An den Bauckhof für die besten Demeter – Kartoffeln und – Eier dieser Welt. Die Ihr Euch teuer bezahlen lässt, wo ich aber als ehemalige Mitarbeiterin weiß, wo es herkommt. Und nicht nur, wie gut es schmeckt…

– an alle und überhaupt, an wen eigentlich nicht?

NICHT: An den deutschen Staat, der uns keine Kinderbetreuung anbietet, die Elternzeit mit dem Mutterschutz verrechnet, der klammheimlich Gesetze ändert, aber so, dass keiner davon profitiert, die Kinder zum Statussymbol oder Armutsrisiko machen, die Arbeitnehmer nicht in ihrer Familiengründung und -arbeit unterstützen, und so weiter und so fort.

Was bleibt noch zu sagen?

Ich habe eine gute Schwangerschaft gehabt. Hätte ich es für Euch nicht aufgeschrieben – es ist ALLES vergessen: Schmerzen, Stress und Übelkeit.
Sicher, das Übergewicht ist unlustig, hat mich aber Verständnis gegenüber Menschen mit Übergewicht und im Alter gelehrt.

Ich werde auf Händen getragen – wer so einen Partner hat wie ich, weiß warum er/sie das tut, nämlich etwas auf sich nehmen, was so nachhaltig das Leben verändert. Leider weiß man so etwas nicht vorher, aber wer sich seiner Beziehung sicher sein kann im Sinne von Rückhalt, kann eine Familiengründung durchaus in Betracht ziehen. Familie geht zwar auch zu zweit, aber je mehr, desto einfacher (übrigens kann man Familie auch aus Nicht-Blutsverwandschaft erhalten! Wo wäre ich ohne meine Freunde!)

Ich wünschte, ich könnte jetzt Witze machen…

Kann ich!

Wisst Ihr, warum eine Schwangerschaft neun Monate dauert?
Damit frau am Ende froh über die Geburtsschmerzen ist…
Nach neun Monaten willst Du nur noch Deinen Körper wiederhaben, träumst nachts davon, eine Jeans und ein T-Shirt getragen zu haben, und du konntest Dich nach etwas auf den Fußboden bücken… Hach, das waren noch Zeiten!!

Angst vor der Geburt? Hatte ich auch, aber jetzt – bloss raus damit. Es gibt gar keinen Grund dafür, Angst zu haben, schlimmstenfalls wird das Kind uter Vollnarkose rausgeschnitzt, kann ich nur sagen, aber ich wiederhole: Man sitzt rum, wartet und ist dankbar für jeden Schmerz, der darauf hindeutet, dass sich was tut. Beide Eltern wollen endlich sehen, was sie da neun Monate durchgebracht haben und was sie die nächste Zeit nicht schlafen lassen wird (Schlafentzug ist übrigens eine alte Foltermethode…)

Hinzu kommt eine gewisse Bräsigkeit, die aufgrund der körperlichen Belastung eintritt, und mir leider sämtliche ehrgeizigen Pläne zunichte gemacht hat. Die Scheissegal-was-wann-wieso Haltung kann verheerende Folgen haben (im Bürokratie-Krieg zumindest), ist aber ein guter und notwendiger Schutz für die Frau. Hätte ich meinem Plan nach rumgerödelt, würde ich jetzt mit einer Frühgeburt und einer massiven Depression irgendwo in der Ecke liegen.

Was ich also für 2013 lernen muss? Immer noch: Mich zu entspannen.

Was ich 2014 vorhabe? Den Staat auf Betreuung zu verklagen (geht ja leider erst für Kinder ab einem Jahr). Die Herdprämie von hundert Euro bekäme ich übrigens auch erst dann, was ich natürlich ernsthaft in Betracht ziehe. Schließlich habe ich mit Ausbildung und Studium so gar kein Bock auf Arbeit und möchte lieber Zuhause verdummen, zwischen Windeleimer und Wischmop. Außerdem denke ich, dass ich als Kauffrau und Geisteswissenschaftlerin eh am besten weiß, wie man kleine Kinder erzieht und ersetze dem einen gerne sein komplettes soziales Umfeld. Am meisten freue ich mich dann eh, dass ich abends dem Ehemann von meinen spannenden Bastel-Kursen erzählen kann (falls er da ist, aber er wird wohl mehr arbeiten müssen, wo er jetzt für mehr Geld den Job wechseln musste und pendelt). Die monatlichen hundert Euro gebe ich dann für Kosmetik und Friseur aus, denn schließlich muss ich attraktiv bleiben.
Vorher habe ich mindestens ein Jahr voll gestillt, weil es “so schön” ist. Natürlich kann ich mich dann um nichts anderes kümmern als um das Kind, ich bitte Euch! Sex mit dem Ehemann muss da noch warten, obwohl frau da zum Ende der Elternzeit sicher wieder ran muss… die nächste Elternzeit wartet schon. Immerhin weiß er klar, was Sache ist – Fresse halten, Kind bespaßen, Geld ranschaffen. Amen.

HA!
So schon mal zwar nicht, aber was man vorhat und wie es dann tatsächlich abläuft – werdet Ihr hier lesen.
Bleibt Euch eben nichts erspart…

15 Gedanken zu „Schwangere essen Regenbögen und pupsen Schmetterlinge – warten auf Godot oder: Ent-Bindung oder: Last call

  1. Ich wünsche euch ganz viel Glück – der Kleine scheint termintechnisch seinen eigenen Kopf zu haben. Wahrscheinlich hat er das von mindestens einem Elternteil 🙂

  2. Ich wünsche euch auch ganz viel Glück und ich muss sagen ich habe diese Reihe eifrig verfolgt(obwohl ich mit meinen 15 noch weit vom kinderkriegen entfernt bin) und fands immer schön wie du geschrieben hast und deine Eindrücke festgehalten hast 🙂
    Viel Erfolg noch mit dem Baby 🙂

    Lg Jacqueline
    Jacqueline kürzlich veröffentlicht..24; 2012My Profile

    1. Liebe Jaqueline, lass Dir ja bloss Zeit damit 🙂 natürlich ist Kinderkriegen nicht so schlimm wie es anmutet (ich hoffe es…) denn es gehört zum Leben dazu – und passen tut es eh nie. Aber ich hoffe dass wenn es eines Tage für Dich soweit ist und du Beschwerden hast, sich niemand dran stört und du Hilfe bekommst, ein geduldiges Ohr und keinen Spruch a la “stell dich nicht so an”. Du bist die nächste Generation, die es besser haben soll, sich für oder gegen Karriere und/oder Kind entscheiden önnen soll, genug Geld haben soll und unabnhängig sein kann.
      Schau es Dir ausserdem an, wie man es nicht macht 😉

  3. Auch von mir ALLES erdenklich gute und gaaaaaaaaaaaaaaanz viel Geduld zumindest die nächsten 18 Jahre bis das Kindelein aus dem Hause ist oder eben nicht.Mutter bleibt man ja ein Leben lang mit all den Sorgen und Problemen aber überwiegend schönen Seiten .ihr werdet das sehr gut meistern davon bin ich überzeugt. Dann drücke ich mal beide Daumen dass die Geburt ohne Komplikationen verläuft und der Ehemann nicht umkippt ;D.

  4. Ach, Du bist die Beste! Ich liebe Deine Meckereien, einfach weil Du soooo Recht hast!

    Unser Kleiner kam erst nach 11 Tagen nach dem errechneten Termin…per Einleitung. War ich froh als die Geburt endlich hinter mir lag. Nichts war schön daran und Stillen lief auch nicht. Aber die Gutmuttis werden ja nicht müde, zu erzählen, wie romantisch die Geburt und wie wunderschön die Stillzeit war.

    Du wirst das alles gut machen und bleib bitte so wie Du bist 🙂

    1. Rubenia: Hui, du bist dann ja eine schlechte Mutter *ironie* – ich finde es ja toll, wenn es alles läuft, ich galube das will man niemanden madig machen. Allerdings scheint der Wahrheitsgehlat solcher Aussagen prozentual doch recht niedrig, wenn man das mal euphemistisch sagen darf. Und warum soll frau nicht meckern? Alles raus, was keine Miete zahlt – zumal es der Unterhaltung dient, aber auch einem gewissen Tabubruch. Wer sich mitteilt, leidet meist weniger, kann Hilfe in Anspruch nehmen, oder fühlt sich nicht mehr ausgegrenzt.

  5. Liebe Andreea,

    Dir, euch alles Gute. Und danke, dass ich durch Deine sehr unterhaltsamen und sehr reflektierten Wortbeiträge an der Schwangerschaft teilhaben durfte. Das klingt jetzt _sehr_ merkwürdig, kommt aber aus tiefstem Herzen.

    Du hast übrigens bei der Schilderung Deines Herdprämienglücks den täglichen Austausch mit anderen Vollzeitmamis bei Latte Macchiato über Babybrei und Windeln vergessen. Sowie die sprachliche Frühförderung des Nachwuchses in Duztidutzieiei-Manier.

    😉

    1. Liebe Ann!! Ich glaube ich kann das erste Mal verstehen, dass man das tut. Wir werden es tun, wie Millionen Eltern zuvor, wie Du, und ich bin sehr glücklich, dass Du heute so stolz auf Dein Kind sein kannst und wünsche das jedem Elternteil!

  6. Auch ich wünsche euch viel viel Glück!
    Habe keine Kinder und bekomme auch keine mehr, aber ich habe deine Regenbogen&Schmetterlinge-Serie mit Wonne gelesen.
    Ich freu mich schon auf deine Geschichten rund um die Mutterschaft.
    Ich hoffe Euer Sohn lässt euch nicht mehr allzu lange warten!

  7. Liebe Andreea, das kriegt Ihr schon alles hin! Bestimmt werdet Ihr für den Lütten dann und wann flexibel reagieren müssen: Bei der Jobaufteilung, bei der Erziehung, bei der Schul- und Wohnortwahl, bei der Beantwortung schwieriger Kinderfragen. Das alles habt Ihr schon geübt während der Schwangerschaft und das bleibt jetzt so. Alles Geschick ist gefragt bei der Kinderaufzucht. Und das ist das Schönste was es gibt, glaub mir. als Mama eines fast 22jährigen Sohnes (mein Beeebi, insgeheim), weiß ich wovon ich rede. Ich hab ihn ein Jahr lang gestillt, zwei Jahre fast immer auf dem Arm getragen, hab ihm alles beigebracht, laufen, reden, teilen, Geige spielen, hab seine Hockeytorwarttasche geschleppt, bei den Abi-Klausuren und Partynächten in abgelegenen Sceunen und auf der Reeperbahn gebibbert, und bin mit ihm zu Ikea, Sachen für die erste Studi-Bude einkaufen. Nun wird er Lehrer. Mein Kind ist das Beste, was ich je gemacht hab. Ich wünsch dir herzlich ebensoviel Glück!!!!!

  8. Finde ich gut, dass uns nichts erspart bleibt :-):
    Ich lese so gerne mit. Von allem Guten und allem schlechten ;-).
    Da kann Frau au jefen Fall noch was lernen :-D.
    Viel Glück und Erfolg 🙂 !

    Alles Liebe!

  9. Liebe Andreea,

    auch wenn ich sehr, sehr selten mich schriftlich äußere, lese ich doch immer mich und erwische mich bei einer geistigen Rückschau. Unser Sohn ist nun fast 10 Wochen alt. Doch so mutig wie du bin ich nicht! Ich habe diese Gedankengänge mit meinem Mann und höchstens noch einmal mit guten Freunden ausgetauscht – wie recht du hast!!!
    Bitte erhalte dir deine Bissigkeit und denke (ernsthaft) über einen Gang in die Politik nach!!!

    Als kleine Anmerkung: Der Vorgang einer Geburt ist etwas, was man mit keinem einzigen Wort beschreiben kann… und das Ergebnis ist einfach WUNDERBAR und EINZIGARTIG!

    Alles Liebe und pass´ weiterhin gut auf dich/euch auf!
    tilka

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